Soziale Anerkennung

HIER: SOZIALE ANERKENNUNG
Als ich vor kurzem in alten Akten nach einer Postkarte suchte, die mir Gudrun Calligaro im Jahre 1989 aus New Zealand geschickt hatte, habe ich nolens volens in meiner Birne eine Tür aufgemacht, die nun weit offen steht – dass es zieht!

Denn plötzlich fühlte ich mich in alte Zeiten zurück versetzt, bei einer Lektüre, die mir der Briefträger damals stapelweise auf den Schreibtisch legte und mit fragendem Blick immer auf die exotischen Briefmarken schielte, die er für seinen Sohn einheimsen wollte. Ich bin allerdings hart wie Pudding geblieben, jedenfalls bei den Postkarten, die diesen Zweikampf unversehrt überstanden haben, samt der Marken.

Ich habe nur die Briefumschläge weggegeben, was ich als fairen Kompromiss gesehen, den ich heute fast bereue. Sentimental? Na klar – ein bisschen nachgedacht – abgewogen – kommen die alten Geschichten hoch, die vor so vielen Jahrzehnten geschehen sind. Weil es hier nämlich um Anerkennung geht, dem leistungsstärksten Motor, der einen Menschen morgens aus der Koje treibt, ihn sozial – oder auch dem Gegenteil davon – agieren lässt – der ihm klingende Münze auf´s Konto spült – der Neid und Missgunst provoziert und den Humus für aktive Missachtung generiert, in sozialer Interaktion einem der stärksten Waffensysteme, fast noch vor den sexuellen Fallen Systemen.

MAMA – ICH BIN FERTIG
Mit einem Lob fängt alles an, schon auf dem Topf, auf dem der Bubi sitzt, wo der Schiss ins Porzellan, anstatt in die Hose flitzt, weil die kleinen Herrschaften instinktiv kapieren, wie sie für Mief, bei ansonsten geringer Leistung, vom Muttertier ein „gut gemacht“ kassieren können, alternativ zur Erpressung: Bist Du nicht artig, bekommst Du es lose – in die Hose. Der Deal funzt lebenslang – jedenfalls, wenn das Licht in Hosenscheisser Birnen nicht irgendwann von selber blitzt, bzw. unvermittelt angeknipst, weil die Regierung das Spiel entlarvt und edukative Schlüsse zieht, jedenfalls, wenn sie das böse Spiel hinter der freundlichen Fassade am Ende nicht verlieren will. Das Spiel vom Schwarzen Peter ist ein familiäres Massen-Gesellschafts-Spiel, über das jeder lacht, solange er nicht in den Spiegel schielt. Wie eine lebenserfahrene Psychotherapeutin kürzlich so trocken vermerkte: familiäre Zusammenhänge gab es nie, gibt es nicht und wird es niemals geben, weil sich ein jeder selbst der nächste ist – Ausnahmen sind nur Ausrutscher der Geschichte – und platte Fernseh-Plots Gebühren finanzierten Staatsfernsehens nur verzweifelte Narkose Versuche, um Menschen ruhig zu halten, wenngleich vergeblich. Man könnte sich jedes Haar einzeln ausreissen!

INSTAGRAM – IST NIE FERTIG
Mit Eigenlob ist man nie allein, weil man sich selbst am besten kennt, dunkle Stellen in der Legende – oder an der bröckelnder Fassade – verbal oder dank Botox oder Photohop zu radieren weiss und sich den anonymen sozialen Ungeheuern vorzugsweise in hellstem Licht zur Schau vor die Augen schiebt, um den Neid zu erzeugen, den zu erreichen, man sich morgens aus der Koje quält, um Betrachter ins Nirvana zu expedieren, vorzugsweise massenweise, damit das Licht am Ende nur noch für das eigene Ego leuchten möge. So die Grundidee, die verwegene. Mein Haus, mein Auto, mein Schiff, meine Frau, meine Familie, meine Firma – egal in welcher Reihenfolge – Hauptsache alles meins – ergo sum – und Du bist dumm!

VERTIKALE INTERAKTION
Ist schwierig, soviel ist klar. Was im Tierreich als Unterwerfung funzt, macht beim Hund die Zeitung, mit der das Herrchen droht, um seine Macht zu zeigen, wissend, dass die Töle notfalls beisst, wenn sein Chef es zu dicke treibt, soziales Gleichgewicht gewissermassen. Auf Augenhöhe allerdings, also unter sogenannten Homo Sapiens wird’s vollends schwierig, weil Religion, Moral und Anstand, Recht und Gesetz, ach ja Gene, Sprache, Herkunft und Erziehung nur erfunden wurden, um die Chose vollends zu verkomplizieren, damit am Ende nix mehr klappt. Nur die Politik hat das noch nicht begriffen, betreibt Augenwischerei, damit das Karussell sich weiterdreht. Wir schaffen das – so nennt man das.

Social community ist eine glatte Lüge, die jeder kennt, sich ihr dennoch als zugehörig nennt, um in Lee eines Massenphänomens, still und leise, heimlich einen Vorteil zu akquirieren, ihn sodann subito zu privatisieren, ohne sich im Geringsten zu genieren, derweil die Unterlegenen sozialer Massenschlägerei, sich auf allen Vieren stumm von dannen schleichen, wenn sie Glück haben, nur als verbale Leichen. Es ist die Macht, die das macht, manchmal auch die Marktwirtschaft. Auf dem Markt, der Strasse, der Familie, in Bett oder in der Hose, kennen wir Sieger und Verlierer, aber wir streben alle – Motten gleich – zum Licht. Es ist die Zusammensetzung, die es macht und ich erkenne, dass ich nur ein kleines Körnchen von Grossen Ganzen bin. Ein Körnchen in einem Marktsegment, dass sich Marine Business benennt, in dem vornehmlich Menschen zirkulieren, die sich unter weissen Segeln fortbewegen, was sie im Bezug auf obige Faktoren, schon ein wenig besonders macht. Weil sie zumeist ihre Schiffe nicht durch Testament erworben, sondern schnöde mit den Händen oder dem Inhalt ihrer Birne sich zusammen gearbeitet haben. Das ist der Plot, der uns von Big Brother unterscheidet, weil die Zutaten sich hier different zusammen setzen, gleichwohl sind wir Menschen mit typischen Verhaltensweisen – dem langen Grund für diese kurze Eloge.

HORIZONTALE INTERAKTION
Ein Gruß als Anerkennung von Ebenbürtigkeit, ist die kurze Formel auf dem Wasser, wobei Motorbootfahrer schon mal ausgelassen werden, weil sie zwar im gleichen Wasser schwimmen, aber das wichtige Attribut von Kühnheit – den Mast mit Segeln – nicht auf´s Wasser mitgenommen haben, stattdessen schnöde einen Hebel legen, um sich vorwärts zu bewegen. Gruss-lose Missachtung als Interaktion, bei der man mit einem freundlichen Wink die Gegenseite verblüffen kann.

Ansonsten begegnen wir wasserseitig den üblichen Differenzen in Bezug auf Grösse des schwimmenden Untersatzes, seiner Modernität oder dem Gegenteil, einem Quentchen Schnelligkeit oder gekniffener Höhe bei Gegenwind, cooler Klamotten, schickerer Nixen, oder weiterer Alleinstellungsmerkmalen. Hauptsache different – zumindest das Hemd. Wichtig stets das ganz grosse Hafenkino, bei dem es einzig um die zentrale Frage geht, was denn wohl besser ist: kernig gerammt … oder lahm angelegt – auch in menschlichen Vorgehensweisen.

Nach härteren Étuden auf See, sind Segler mitunter mitteilungswütig, wobei dann auch schon mal die Bordbegleitung abhanden kommt, sich zu Airports, Busstationen oder neuen schwimmenden Untersätzen flüchtet, um unter vielleicht anderer Flagge – also Skipper – ein neues Glück zu versuchen, und sich am Morgen danach in der „same procedure“, wiederzufinden, weil man vielleicht nicht erkennen wollte, dass es sich um einen „Bot“ in der eigenen Software handelt? Oder weil Entscheidungen, falls falsch, auf See gerne über Nacht getroffen werden? Oder weil fehlerhafte Charaktere auf See schneller in Unterhosen stehen? Nicht wahr, die See ist schon erschreckend differenzierend, was vielleicht daran liegen mag, dass das Eiland zu klein und die Ausflüchte durch beängstigende Fremdgeräusche im Rigg unhörbar werden? Alles Einstellungssache!

ALLEIN ODER ZU ZWEIT
Zu zweit sind Segler halb so einsam, was sie über Einhandsegler erhebt, die ihr doppeltes Manko manchmal zur Show umzufunktionieren pflegen, um Respekt als Zwangsgeld einzutreiben, derweil sie tief im Inneren den Wunsch nach Zweisamkeit artikulieren. Ein Paradoxon im Umkehrschluss, jedenfalls, wenn man in der Lage ist, zwischen den Botschaften Wahrheiten herauszufischen.

Immerhin eint die See sämtliche Kreaturen, wenn es darum geht, sich bei wachsenden Gefahren gemeinsam gegen einen Feind in Sicherheit zu bringen. Seevögel sitzen dann schon mal still im Kockpit rum und auch der Mensch wird stumm, angesichts tobender Gewalten, die ihn minimal kleiner, kleinlaut oder gar devot werden lassen? Wie die Zeitung für den Hund? Alles Papperlapapp! Angekommen im Hafen, kurz geschüttelt, den Drink gerührt, ist Hein Segler schnell wieder ungeniert, verdichtet die Geschichte oder schreibt sie um, schmiedet den Helden von der eigenen Unüberheblichkeit, weil ihm ja gerade gelungen ist, dass er dem Seeteufel von der Schippe gesprungen ist.

Mit zunehmendem Meilenkonto, gern in vollen Zehn- oder Hunderttausendern gerechnet, entstehen Heroen, die manchmal selbst nicht glauben, was sie hinterher erzählen – oder in die Bücher schreiben – um in Erinnerung zu bleiben – um sich in der Geschichte unsterblicher zu machen? Respekt als Tribut, der dem Leser – gegen Entgelt? – abverlangt, obgleich der vielleicht sogar unsicher ist, ob er ihn denn zu leisten hat? Denn hier geht Legendenbildung an den Start, oder anfängliches Klittern? Eine soziale Interaktion als Mittel zum Gelderwerb? Eine überaus elegante Alternative. Achtung: Sarkasmus ist ein Assistenzsystem, um in der Lebensspur zu bleiben, ohne dass die Lenkung rüttelt.

SEGLER UND HERSTELLER
Meine Show, weil Umgang auf Augenhöhe besonderes Spassvergnügen bereitet, was ich als Salz in meiner Lebenssuppe bezeichne. Weil ich von Menschen umlebt werde, die mich – auch wenn erst mit zeitlicher Verspätung, im Herbst meines Lebens, kurz bevor die Blätter fallen – kennen zu lernen lernen, die mir den Respekt zollen, den ich mir vermutlich selbst verdient habe, wenngleich unter Mühen. Unter deren Augen ich mich Jahrzehnte abgerackert, mich zur Wehr gesetzt und nicht untergegangen bin, obwohl dies hier und dort – wenn auch natürlich nur unterschwellig – gehofft oder erbetet wurde, dass ich endlich endlich mal kleinlaut werde, und mich den mannigfaltigen Versuchen, mich final zu sozialisieren – oder räsonieren, im Sinne von Unterordnung – mich füge? Tu´ ich aber nicht! Weil ich mit mir im Reinen bin, weil ich wage, mich zu artikulieren, weil ich mich wehre, wenn ich Unrecht erkenne! Nein, ich esse meine Suppe nicht, wenn ich soziale oder unsoziale Interaktionen sehe, die mir nicht gefallen. Weil ich unabhängig bin. Aber: bin ich darum schon unbequem, oder unsozial? Eine Fangfrage ohne Netz, die den Fragesteller selbst in den Regen stellt.

UNVERHOFFTER QUERSCHLÄGER
Nur weil ich hier schreibe, ohne das Karussell der Monetarisierung zu betreten? Weil ich als Quereinsteiger unterwegs und dies mit meinem Side Business refinanziere? Weil ich als Schreiber unter Schreiberlingen ein Alien bin, weil ich Geschriebenes nicht an der Kasse zu verkaufen pflege?
Ist es eine Macke, die mich treibt? Ist es der Bock, der mich rückwärts reitet? Allesamt negativ!

Ich füge meine Gedanken zu Wortranken, weil ich eine dezidierte Meinung habe, an die ich Flügel ran montiere, damit sie Flugversuche machen können, was mir Höhenflüge verschafft, weil ich sehe, dass ich in offene Türen und Köpfe hineinfliege, ganz ohne Schaden zu verursachen. Weil in meinem sozialen Network eine differente Software läuft, die auf Austausch und Ebenbürtigkeit basiert, anstatt vertikale Abläufe zu favorisieren, die nur Sieger und Verlierer sucht, oder nur Käufer?

EIN LEBENSLANGER LERNPROZESS
Der Umgang mit Segler Kunden ist national enorm verschieden. Während der Holländer gern seinen Vornamen verschweigt, ist es mit englischen Seglern eher umgekehrt. Spanier kann man vielfach nur durch Sprache identifizieren, wenn dann allerdings Namen genannt werden, sind es derart viele, dass man Vor- von Nachnamen nur schwer differenzieren kann, weil die Ahnengalerie in der Namensgebung Platz zu nehmen pflegt. In Japan bin ich generell verwirrt, weshalb ich dies regelmässig gesondert kläre, zumal auch die korrekte Nennung der Adresse zum Hindernis Parcours geraten kann. In den USA ist die Sache solange einfach, wie es eine korrekte Adress Bezeichnung inklusive des Bundesstaates gibt, weil Namens gleiche Städte in vielen Bundesstaaten ebenfalls zuhause sind. Ach ja: während bei uns Fragen gern um die Ecke gestellt gestellt werden, weil der Deutsche dies als höflich empfindet, ist der Amerikaner sehr viel direkter: please tell me, why should I buy a windpilot? Ich nenne dies eine Steilvorlage, mit der man schnell zur Sache kommen kann. Bei russischen Anfragen ist alles anders, weil der Russe gern zunächst von seinen Taten zu berichten pflegt, ehe er dann, um viele Ecken, anfängt von seinen Plänen zu erzählen, von seinen Träumen, die am liebsten das Gesprächs Gegenüber – meint er mich? – zu bezahlen hätte, weil man in der eigenen Heimat vom System gebeutelt wurde. Tante Google hilft hier wenig, besser ist dann schon die eigene Frau, zumindest, wenn sie des Russischen flüssig mächtig ist – wie die meine.
Ach ja, und Brasilien, eine enorme Nation, jedenfalls in Bezug auf die geografische Ausdehnung, in Bezug auf Segeln erheblich System gebeutelt, weil dieser Sport dort unter Luxus fällt, für den die Menschen zu bezahlen haben, egal an welcher Kasse, fängt beim Flughafen beim Zoll an, und ist in keinem Hafen je zu Ende. Weshalb brasilianische Segler erfinderisch werden und sich an ihre Nachbarländer erinnern, die für Kurzbesuche attraktiv genug, sich dort z.B. windige Piloten abzuholen.

All dies ist schnell gelernt. Ein wenig länger kann es dauern, sich mit dem besonderen Verständnis von Service Erwartungen zu akklimatisieren. So erhalte ich schon mal Mails mit Fragen, ohne Absender, ohne ein betreffendes System oder Angaben zum Schiff zu nennen – was dann zum Ratespiel werden kann, wenn die Gegenseite sich unwillig zeigt, und mit gleichen Fragen auch mein Office in Los Angeles bombardiert. Nicht wahr, die Welt ist gross und um eine offer zu erstellen, sollte man schon wissen, in welche Ecke der Welt ein Flugzeug mit Kartons denn fliegen soll.

DAS GLOBALE KONZEPT
Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Anerkennung gibt es rund um den Globus, wenngleich sich die Form enorm verändert hat. Wenn ich die Postkarten und Briefe von früher lese, sind dort regelrecht Liebeserklärungen nachzulesen, die man hätte rahmen und an die Wände hängen können. Die Mails und jpg´s von heute sind zwar inhaltlich identisch, was sie unterscheidet: sie finden zeitnah statt, was eben auch für Fragen und Erwartungen gilt, die Antworten verlangen, weil man ja nur „um die Ecke“ sitzt – just a mouse click away – vom Segler, der sich weltweit unterwegs bewegt.

Die Basis meines Geschäfts ist in physikalischen Gesetzen verankert, sodass man generell sagen kann, dass bei korrekter Installation und Leinenübertragung, für ein jeweiliges Schiff, so ein Wunderwerk der Physik, eben dann auch sauber funktioniert, es sei denn, es wurden dabei Fehler gemacht, wie:
inkorrekte Installation und Ausrichtung der Bauteile
falsche oder fehlerhafter Leinenübertragung
oder eben eine verkehrte Auffassung vom Trimm von Schiff und Segeln, was bei Neulingen schon mal zu überraschenden Effekten führen kann.

In aller Regel kann man Differenzen im Verständnis der Regeln und Wichtigkeiten durch den Austausch von Fotos und Infos recht schnell klären, aber es hat auch schon so kuriose Fälle gegeben, wo dann benachbarte Segler im Ankerfeld, durch das richtige Anziehen einer zuvor „vergessenen“ Inbusschraube, ein plötzliches Aha-Erlebnis verursacht haben, weil man eben nicht in jedes Gehirn wirklich reinblicken kann … um dortige falsch verknüpfte Synapsen mal schnell wieder korrekt zu verdrahten.

Zum grossen Glück gehört regelmässig, das die Spielregeln von Windsteuersystemen von Seglern leicht verstanden werden, weil sie den gleichen Regeln folgen, die gelten, um ein Schiff mit dem Wind vorwärts zu bewegen … weil man sich ja ansonsten schon mal nach einem Motorboot umzusehen hätte … was man ja vermeiden möchte, solange es geräuschlos vorwärts geht.

Vorerst fertig!
Peter Foerthmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert