Gebrauchtpreise und der Keller

Windpilot - 017 KopieWas ist nur mit den Gebraucht Preisen los?
Die kurze Antwort: das gleiche wie bei allen anderen Marken! Der Markt regelt sich über die Preise – oder über die Zeitläufte – bis ein Verkäufer weiche Knie bekommt – er von seinem Weib Kloppe angedroht erhält – und er am Ende jeden Preis akzeptiert – solange sein Ego, sein Image oder gar der Stolz ohne Beulen an der Seele oder dem Konto, seinen sozialen Lebensbegleitern den Schiffs Wechsel noch als positiv verkaufen kann!
SCHMERZEN wird heute jeder Schiffsverkauf verursachen, auch wenn sie hernach gern als Phantom Schmerz verniedlicht werden.

Bei der Vernichtung geschlossener schwimmender Fonds – genannt Yachten – werden seit Jahren riesige Vermögen vernichtet – ohne Aussicht, dies dem Steuerzahler jemals zur Rettung unterschieben zu können, weil derartige Vermögen stets individualisiert vernichtet werden – und die Scham im übrigen hilft – die wahren Vermögensschäden frei und offen zu kolportieren.

Unwiderruflich vorbei die Chance, beim Segeln sogar Geld zu verdienen, weil man sein Schiff jahrzehntelang hatte mit erklecklichem Gewinn verkaufen können.

Eine Entscheidung für das „falsche“ Schiff – gerät heute schicksalshaft, weil das Schiff hernach seinen Besitzer fortan lebenslang in Haft zu nehmen in der Lage ist!

Drum prüfe, wer sich ewig bindet – das gilt bei Frauen ebenso wie bei Schiffen – denn das dicke Ende – die Registrierkasse – lauert bereits hinter der übernächsten Ecke! Falsche Entscheidungen werden stets und überall teuer bezahlt – bei der lebendigen und der schwimmenden Geliebten!

Der Markt verändert sich rasant, nicht nur Werften reduzieren ihr Stammpersonal im Sauseschritt, um der Insolvenz durch Kosten Klemme zu entfliehen, zu entrücken – auch das maritime Service Fussvolk hat an den Veränderungen schwer zu schlucken: Delivery Skipper finden weniger Arbeit, selbst HR hat für seinen jahrelang tätigen Profi Skipper kaum noch Verwendung, der Mann geht nun segeln auf eigene Rechnung.

Undenkbar heute, was noch vor wenigen Jahren für segelnde Familien das Highlight gewesen ist: ein Schiff beim Segeln von A nach B zu refitten … und am Zielort den frisch lackierten Schwan …. mit Gewinn weiter zu verkaufen.

Der Markt steht …. beinahe …. und es mutet nahezu unglaublich an, dass die maritime Fachpresse mit steter Schreibe und großformatigen Inseraten weitere neue Schiffe in den bereits übervollen Markt hinein zu promoten versucht! Da hilft es wenig, wenn man sich vergegenwärtigt, dass auch Fachzeitschriften nur ein Glied in der Nahrungskette sind – Fressen oder gefressen werden – jeder hängt an seinem Job!

Überdeutlich ist, daß
– sehr grosse Yachten kaum noch zu verkaufen sind
– Grossserienschiffe nur mit enormen Preisabschlägen gehandelt werden
– international tätige Broker immer größere Flotten anbieten
– Neukauf zunehmend nur gegen Inzahlungnahme funktioniert
– Finanzierungen in Anspruch genommen werden, um neue Träume zu realisieren
– finale Kaufpreise zunehmend zum Trostpflaster geraten – Hauptsache verkauft!

Es schält sich am Ende folgende Situation heraus: potentielle Schiffskäufer sondieren den Markt sorgfältig – werden dabei fachkundiger – und geraten in die Lage, die angebotene Ware, z.B. schöne alte Schiffe und ihre Bauqualität zu schätzen! Es zeigt sich heute bereits deutlich, dass nicht nur Klassiker zu stabilen – sogar steigenden – Preisen gehandelt werden, sondern auch die modern Classics häufig schneller neue Liebhaber finden!

So ergibt sich heute eine merkwürdige Situation am Markt der Eitelkeiten: die Neuinvestition in einen neuen Mast, eine neue Maschine oder elektronischen Equipment kann u.U. höher geraten, als der Kauf einen kompletten gebrauchten Schiffes.

Drum prüfe stets sorgfältig, wer sich ein Schiff ans Bein bindet…. denn die Folgekosten… können einen Käufer rechts überholen!

Allein in den vergangenen 12 Monaten bin ich Zeuge von Verkaufspreisen geworden, die ich früher für undenkbar gehalten hätte …. Vega im Bereich TEU 8, Cumulant 36 TEU 26, Koopmans 41 TEU 140, Koopmans 43 TEU 180, OVNI 43 TEU 120, vandeStadt 44 TEU 170, um nur ein paar zu benennen – die letzten 4 Schiffe sämtlich in Alu.

Der Markt für Segel Einsteiger könnte fertiler nicht geraten, denn ein Käufer ist heute König und Kaiser zugleich – wenn die weibliche Regierungszentrale die Ampel auf grün gestellt – das Konto flüssig oder nicht – und die Lust auf das Segeln auch vom Wetter nicht unterzukriegen ist.

Peter Foerthmann

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3 Antworten zu Gebrauchtpreise und der Keller

  1. Je länger der Suchende sich informiert, umso klarer wird der Wahrheitsgehalt der oben stehenden Zeilen! Sicherlich, unsere Marktwirtschaft lebt davon, Dinge zu Markte zu tragen, die die Welt eigentlich nicht braucht. Ich hoffe als Einzelhändler, mir die Mittel für meine Träume zusammen zu handeln, …aber: privat vergeht einem die noch vor Jahren vorhandene fast erotische Lust, neue Segelschiffe anzusehen, zu besteigen, zu riechen, irgendwann zu besitzen und damit loszuswegeln. Die alten, das sagt mir mittlerweile die Erfahrung, waren und sind, nun erst recht, einfach besser! Der Schiffs-Suchende mag sich einmal vor Augen führen: Eine Amel, Huismann, Ovni, Rassy u.a. günstig zu „schießen“, sie komplett zu entkernen, vom Seeventil bis zur Antenne einmal zu erneuern…., wenn man das alles einigermassen günstig installieren lässt, selbst Hand anlegt oder in Etappen restauriert, kann ein heutiger auf den Messeständen glänzender „Daysailing- Luxury- Equipred- Pörformäns- Krühser“ da in irgendeiner Disziplin mithalten? Und die Kosten? Ein vergleichbar ausgerüstetes neues Schiff (z.B. der selben Werft) wäre immer noch deutlich teurer! Incl. mitgekaufter Verschlimmbesserungen…. Die Verweigerung, einen Neukauf betreffend, stützt in gleicher Größenordnung die Zubehörindustrie, das Handwerk und die gesamte Ausrüstungsbranche.
    Bei Autos verweigere ich mich mit wirtschaftlichem Erfolg und Spass dabei seit 10 Jahren schon jedem Neukauf. Seglerisch bin ich seit 3 Jahren zufrieden mit meinem High- Endprodukt aus den Achtzigern, auch wenn es für uns bis heute eher ein „Projekt“ ist. Gesegelt sind wir trotzdem. Aber die Ruhe im Schiff bei 30kn. Wind, das Vertrauen, das zwischen uns in diesen Momenten herrscht, könnte mir eine dieser neuen Konstrukte niemals vermitteln. Klar …extrem subjektiv. Aber eben eine Meinung 😉
    Und man frage mich nicht, was aus meinem tollen Urlaubsrenner (Anachronistisch?!) schwedischer Werftbaukunst geworden ist und wie das „Geschäft“ letztendlich abgewickelt wurde. Grausamste Demütigung!
    Da erholt sich auch nichts mehr. Es bleibt so, weil es keine Abwrackprämie für alte Boote geben wird!

  2. Stephan Hamann sagt:

    Hallo Peter,
    wie recht Du mit Deinen Zeilen hier hattest kann ich bestätigen, der kundige Käufer kann den Preis zum großen Teil bestimmen. Wir haben eine ungepflegte Ovni 445 gekauft, die seit zwei Jahrn zu einem utopischen Preis angeboten war und der Eigner einsehen mußte, dass er sie so nicht loskriegt. Mit Hilfe eines Gutachters habe ich ein Angebot gemacht das noch unter der Hälfte des Preises lag, aber mit vielen guten und fundieren Gründen. Danach waren die Verhandlung zäh aber erfolgreich zu einem Preis den wir uns fast nicht hätten träumen lassen und der uns nun in die schöne Lage versetzte spontan viel Arbeit zu haben. Nun brauchen wir noch ein paar Teile vom (vielleicht) Gebrauchtmarkt und das Sabbathjahr kann los gehen.

  3. Joerg sagt:

    Ich kann das oben stehende Thema nur bestätigen. Ich habe nach einem Jahr suche eine Yeanneau Voyage 12,5 um € 40.000,– erstanden. Hätte auch eine First 405 um 26.000,– haben können, oder eine halbe Sun Magic 44 um € 30.000,–
    Bei Liegegebühren von € 8.500,– und mehr als 1.000,– Permitkosten verstehe ich auch dass man den Kostenverursacher wieder los haben muss wenn der Spaß an der Freud verloren gegangen ist.

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