SV Rio – Andreas Müller GER

SV Rio FarewellHOEK VAN HOLLAND – DIE ZWEITE
Der erste Versuch im Jahre 2011 hatte vor Hoek van Holland ein unvorteilhaftes Ende genommen. Einhand Segler Andreas Müller war im November bei frischer Brise vor der Küste von Holland mit einem 5.000 Tonnen Saugbagger aneinander geraten, dessen Kapitän unter Deck und dessen Brückenpersonal irgendwie die Augen hatten nicht mit dem Hirn in Verbindung halten können. Jedenfalls war Andreas weit ausserhalb des Fahrwassers, noch weiter vom Verkehrstrennungsgebiet, mit braven Kreuzschlägen des nachts nach Westen unterwegs und hatte das Baggerungetüm klar im Fokus, was aber leider nicht für die Gegenseite gegolten hatte, denn im letzten Moment wurde dort der Kurs ungünstig geändert, mit der Folge, dass der Baggerausleger das Want erfasste, den Mast rasierte und der Yacht einige kernige Beulen im Blech bescherte. Feltz Werft sei Dank, war das Schiff schwimmfähig geblieben.

Das Rigg achteraus, das Schiff voller Wasser, kein Segler empfindet so eine Situation als besonderes Vergnügen. Helfer waren schnell zur Stelle, Leeschutz wurde vom Bagger gegeben, Andreas konnte den Mast kappen und wurde des Nachts von der Küstenwache mit Sausefahrt in den Hafen von Rotterdam eingeschleppt.

P1000547Die Klärung der Kollisionsdetails von offizieller Seite, in deren Verlauf sogar die Plotterdaten beider Kontrahenten ausgewertet wurden, die menschlichen Begegnungen bis hin zu finalen Arrangements geriet zu einer schier unglaublichen Geschichte, bei der eine konzertierte Aktion vom Hafenkommandanten, der örtlichen Wasserschutzpolizei, neuen Freunden in der Hafenverwaltung und der Reedereien, den nationalen Zeitungen sowie dem TV, ein jeder seinen Anteil hatten, um einem Einhandsegler aus Deutschland am Ende zu seinem Recht zu verhelfen.

Es hat am Ende alles wunderbar geklappt, Andreas hat Freunde fürs Leben gewonnen und motorte hernach im Dezember ohne Rigg wieder nach Hamburg zurück. Reparatur des Schiffes und Neubau eines Masts haben fast 2 Jahre in Anspruch genommen, das Schiff ist erst vor wenigen Tagen fertig geworden. Und so entschloss sich Andreas, dem nahenden Winter noch einmal die Nase zu drehen: am Montag den 23.9.2013 ist er zum zweiten Mal ausgelaufen. Sein Ziel ist – wiederum – die Karibik, im kommenden Sommer will er wieder in der Heimat sein – wenn das Schicksal es diesmal besser mit ihm meint und sich weitere Überraschungen erspart.

Andreas hat ein aufregendes Leben geführt, war viel im Nahen Osten unterwegs, hat mit Jassir Arafat Geschäfte gemacht… und hat Geschichten zu erzählen, die ganze Bücher füllen könnten – aber dazu ist keine Zeit – solange der Wind aus Osten weht – und er erstmal der Sonne entgegen segelt. England hat er bereits erreicht, er ist gerade in den Solent eingelaufen. Andreas wird an dieser Stelle weiter berichten – verspricht Peter Foerthmann

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