SV Kira von Celle – Beate+Detlev Schmandt GER

Detlev2WINSCHLOS UNGLÜCKLICH – EINE ODYSSEE
Ein Wortspiel, dass nur schwer zu verstehen ist, wenn man die Geschichte dahinter nicht entschlüsseln kann, z.B. diese:
Für Menschen an Land mag es viele Wichtigkeiten im Leben geben, die jede für sich, oder alle zusammen, einem Menschen helfen können, sein Leben zu meistern. Für Segler auf den Weltmeeren liegt die Gemengelage anders, denn dort gibt es Prioritäten, denen man sich fügen muss, will man nicht, im wahrsten Sinne des Wortes, untergehen.

Seventy IslandsKörperliche und geistige Gesundheit sowie ein soliden Schiff vorausgesetzt, bekommen Zusammenhänge auf See plötzlich Wichtigkeiten, die an Land vollkommen nebensächlich sind. Das Wetter zum Beispiel, vor dem man sich an Land verstecken kann oder das Bett garnicht erst verläßt, wenn es draussen pisst.

Das Leben auf See unterliegt Naturgesetzen, die ebenso zu befolgen sind, wie die Spielregeln für die Zeiten, wenn die Gardinen unten sind, ich meine natürlich die Segel. Denn Blauwasserseglers Hafen ist meist der Ankerplatz, der im Verlauf der Jahre nur von Zeit zu Zeit gewechselt wird.

So wird dann schnell verständlich, warum ein solides Ankergeschirr für jede Fahrtenyacht von so elementarer Bedeutung ist.

Was also tun, wenn das Ankergeschirr kaputt? Eine veritable Katastrophe – so geschehen Anfang Februar 2014 auf der SV Kira von Celle in Palau Micronesien.

Seventy Islands1
WAS IST ÜBERHAUPT PASSIERT?
SV Kira von Celle, eine HR42 aus Baujahr 1983, grundlegend überholt durch seine jetzigen Eigner Beate und Detlev Schmandt und seit 9 Jahren weltweit unterwegs, konnte plötzlich den Anker nicht mehr aus dem Grund bekommen. Die Ankerwinsch hatte Getriebeschaden. Nun sind Ankermanöver von Hand bei Schiffen dieser Gewichtsklasse schlicht unmöglich. Örtliche Reparaturversuche erwiesen sich als undurchführbar. Die weltweite Suche nach einer identischen, gebrauchten Winsch verlief erfolglos. Der Italienische Hersteller LOFRANS hatte neuere Typen mit differentem Lochmuster im Programm. Was also tun, denn die Zeit drängte, die Cyclon Saison in Micronesien rückte bedrohlich nahe, der sichere Zielort LANKAWI Malaysia war noch in weiter Ferne. Ohne funktionierendes Ankergeschirr „ geiht dat nich“. Eine Yacht ohne Ankergeschirr inmitten eines Seegebiets voller Riffe und Atolle, das ist wie Autofahren ohne Lenkrad und Bremse inmitten des Pariser Stadtverkehrs: da kann Segeln schon mal tödlich enden.

Auch die Alternativen allerdings waren wenig Hoffnung erweckend:
– die Bitte um technisches Asyl beim Insel Kommandanten, verbunden mit monatelanger Wartezeit inmitten der Cyclon Zone an kommunaler Mooringtonne, dessen Grund Geschirr man sein Schicksal anzuvertrauen hätte.
– Transport als Decksfracht nach Singapore, für Liveaboards gleichbedeutend mit einem veritablen Schwund des Jahres Budgets.

Die Lösung: eine neue Winsch sollte es also sein, möglichst aus dem gleichen Stall, damit die Umbauarbeiten auf dem Vorschiff im Rahmen bleiben. Gesagt getan: SVB in Bremen, als Vertreter der italienischen Firma LOFRANS erwies sich als kundiger Berater, eine LOFRANS TIGRIS wurde prädestiniert, eine schnelle Flugreise nach Mikronesien zu unternehmen.

Den Unterschied zwischen Theorie und Praxis however, sollten wir alsbald kennen lernen:

Als Versender wurde DHL vorgeschlagen, wahrscheinlich für SVB ein Standard Versender. WORLD PREMIUM PAKET 30 kg für € 250,00, Laufzeit 10-12 Tage, so das Versprechen. Geflügelte Vorschläge, die das zeitliche Problem zu lösen schienen, denn die SV Kira sollte Palau zwingend im Februar verlassen. Der Startschuss zur Bestellung wurde am 7.2.2014 gegeben. Der DHL tracking Report meldet am 13.2.2014: Im Zielland eingetroffen. Was der Track allerdings nicht vermerkte: das Paket war lediglich in NEW YORK eingetroffen, wo es im Zoll schlafen gegangen ist und nicht weiter expediert wurde. Beschwichtigungsversuche hören sich überall ähnlich an: Laut Auskunft der Fachleute sollten 4 Wochen Wartezeit im Zoll plötzlich durchaus normal sein. Wie bitte? Jedenfalls offenbarte sich damit eine mittlere Katastrophe für die Familie Schmandt, denen die Zeit, wie heiser Sand unter den Fusssohlen brannte.

Detlev1Die Praxis zwang uns, eine zweite Winsch zu ordern, und zu expedieren, diesmal mit der Firma RED-LINE International in Hamburg, dem Versender Partner der Firma WINDPILOT. Das Paket wurde innerhalb von 4 Tagen in Palau zugestellt, der Preis für den Transport betrug € 580,00. Ein teurer Spass, aber die Kostendifferenz ist zu relativieren, wenn man die teuren Alternativen vor Augen hat: Seetransport oder langes Verbleiben bis zur nächsten Saison. Zudem war der Transport nur € 330,00 teurer als ein Paket, dass nie angekommen ist…. So kann man die Relativitätstheorie erklären und sich selbst überlisten.

Detlev3So liegt nun seit 4.März die Winsch an Deck, wo sie in den vergangenen Tagen zügig angeschraubt. Der Eigner schläft nicht mehr winschlos unglücklich, hingegen nun bereit, am heutigen Montag den 10.März auszuklarieren. Langkawi ist die nächsten Etappe, ein Ziel, das man innerhalb von 2 Monaten erreichen will.

Epilog: die Firma SVB wurde gebeten, die in New York verstaubende Winsch „heim ins SVB Reich“ zurückzuholen, weil der US Zoll damit sicher nix anfangen kann. Alle gemeinsam wissen wir nun, quasi als HAND-ON-INFO, was die Lieferzusage DHL PREMIUM WELTPAKET eben auch bedeuten kann: ein blumiges Versandversprechen, das trotz happiger Preise eine vorgegaukelte Leistung mitnichten garantiert. Besonders ärgerlich für Segler, denen es besonders pressiert. Eine Lehre, die wir uns hinter die Ohren tätowiert.

Peter Foerthmann

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Eine Antwort zu SV Kira von Celle – Beate+Detlev Schmandt GER

  1. Hallo Detlev,
    da hat es mit meiner Einspritzpumpe und DHL Express in die BVI’s besser geklappt. Die Pumpe war nach 7 Tagen vor Ort und konnte gleich eingebaut werden. Habe aber auch mit dem DHL Premium Paket schlechte Erfahrungen nach Liberia gemacht. Ich hatte meinem Sohn Medikamente geschickt, die sind auch nie angekommen. Er konnte die Mediztiun dann allerdings in der Apotheke in Monrovia kaufen. Thats live. Ende gut alles gut. Wünschen noch eine gute Weiterfahrt.

    de
    Ferdinand aus der Dominikanischen Republik

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