Hans-Peter Deichgräber 20.06.1939 – 24.08.2016

NACHRUF AUF EINEN UNGEWÖHNLICHEN MANN MIT CHARISMA

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Mein erstes Treffen mit Karin und Peter Deichgräber fand im Jahre 1973 statt. Ich lag mit meiner Yawl LILOFEE am Masten Kran in Wedel und war beim Aufriggen – allein. Damit hatte ich die neugierige Aufmerksamkeit von Peter geweckt, der mich sogleich fragte, ob ich denn auf seiner FISHER Yacht, diese Arbeit wohl auch erledigen könnte. Er sei knapp an Zeit und müsse zudem nach England fahren, daher gleich die Frage, ob ich mich ggf. auch um den Verkauf seines Schiffes kümmern könnte. Ob ernst gemeint oder nicht, als Peter zwei Wochen später wieder nach Hamburg zurückkehrte, war der Job getan und das Schiff, aufgeriggt, geputzt und blitzblank, verkauft, das Geld lag auf dem Tisch … und ich hatte das Angebot für einen Job als Freelancer, der Stunden weise mit 25 DM abgerechnet wurde. Für mich ein toller Start bei voller Freiheit ins Lebensabenteuer, für eine Arbeit, die ich nicht als schwer empfand, weil sie meiner Vorstellung von Arbeit in idealer Weise entsprach. Ein Glückspilz hat wohl ähnlich ausgesehen.

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Karin + Peter Deichgräber hatten kurz zuvor die deutsche Werftvertretung für FAIRWAYS MARINE übernommen, deren charaktervolle FISHER Yachten bis heute in fast jedem Hafen zu sehen sind. Auch die Vertretung von CORNISH CRABBER wurde wenig später übernommen und ich sollte – und wollte – die praktische rechte Hand der Werftvertretung werden. Ein Bingo mit Echo sah ähnlich aus. Meine Arbeit bei war mein erster solider Job, ein idealer Einstieg zur Selbstständigkeit. Für etliche Jahre haben wir die Marken FISHER, CORNISH CRABBER, sowie TAYLORS Kocher und Heizungen vertreten und betreut, haben gemeinsam Bootsausstellungen mit unseren Schiffen bevölkert und einander bestens verstanden, weil gegenseitiger Respekt unsere gemeinsame Basis gewesen ist. Das förmliche „Sie“ haben wir uns jahrzehntelang erhalten, wenn gleich wir uns da bereits wie die Westentasche kannten.

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Unvergessen unsere gemeinsamen Touren in Richtung Süden, um auf der Bootsmesse in Friedrichshafen unsere Flotten Kontingente feil zu bieten.

Unvergessen auch unsere Zeiten auf dem Ponyhof von Ailingen, wo ich auf die harte Tour Skat spielen habe lernen müssen, können und dürfen… und mein Lehrgeld bezahlen sowieso. Unsere Skatrunde wurde ergänzt durch
PETER SCHMIDT, seinerzeit mit der SIRIUS 26 im Handgepäck unterwegs, jederzeit aller bestens gelaunt, weil er dort seine Schiffe stets zweistellig verkaufen konnte.
DETLEF LANGE und DIRK LAMPE, beide für die Marke BUHK engagiert, zudem begnadete Skatspieler, denen ich meinen Obolus zu entrichten hatte.

Unvergessen meine atemlosen Touren mit 60 tapferen PS meines altersschwachen Wehrmachts Opel Blitz Oldies, der mit 3 Schiffen mehr als genug beladen, die Fuhre nur im 1.Gang die Kasseler Berge hinauf geastet ist. Zum Glück ging´s ich mit leerer Fuhre wieder heim, weil wir in Friedrichshafen restlos leergekauft worden sind.

Unsere gemeinsamen Messen haben mir Ehrfurcht in´s Gesicht gezaubert, jedenfalls zumindest wenn ich Peter angesehen habe, stets korrekt mit Einsteck Tuch und tadellosem Outfit English style, leicht gequält – distinguiert – also säuerlichem Gesicht, zu viele unwillkommene Besucher Horden über die Schiffe im Galopp erduldend… die, unter Mitnahme teurer Prospekte, zudemmanchmal Hinterlassung unschöner Spuren, die Schiffe verlassen haben. Unser gemeinsames Negativ Highlight: Ein Besucher hatte die versiegelte Bordtoilette gewaltsam entjungfert und uns sein dickes Ding darin hinterlassen.

Wir haben auch das überstanden.

Die schönen Zeiten nahmen eine Wende, sie gingen für mich zu Ende, als ich im Jahre 1976 meine Yawl gegen die „Schlosserei“ Windpilot eintauschte, und Anfang der 80ger Jahre dann auch für Karin + Peter Deichgräber, die sich Richtung Immobilien Branche absetzten. Ich habe das damals voll verstanden, denn ich habe die Sorgen und Nöte eines Yachtimporteurs, der seinen Schiffs Fuhrpark zur Messe stets aus der eigenen Tasche zu bezahlen hatte, dem die Werft mit stetigem Druck auf Abnahme weiterer Yachten auf den Fersen gesessen, aus der ersten Reihe miterleben dürfen. Nur zur Erinnerung: wir haben damals an unsere Banken jeden KKK Kredit zum Kauf von Yachten, im Bereich von 7 – 10% vergolden dürfen, es war eine Hatz, bei der manch Gewinn für die Katz, weil er am Ende kaum noch auszumachen gewesen ist. Ein Nervenkrieg mit Ansage und manchmal unendlicher Länge, weil unverkaufte Schiffe verdientes Geld von hinten aufgefressen haben. Ein Spiessrutenlauf der besonderen Art.

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Unvergessen, wie wir uns dann etwas später im Leben, nun ganz ohne jeden Business Plan, näher haben kennen lernen dürfen. Mein Eindruck von Peter´s in Stein gehauenem solidem Geschäftsgebaren hat meine früheren Gefühle bestätigt: Peter ist seiner Zeit für mich der Meilenstein seriösen Geschäftsverhaltens gewesen: ungemein zuverlässig, mit sparsamen Worten agierend, stets überpünktlich jede Rechnung bezahlend. Schon damals eine überaus seltene Pflanze.

Unvergessen die Abende in Arnis auf dem Achterdeck der überdachten Lust Yacht, auf alten Campingstühlen, durch die ich – trotz aller Befürchtungen – dennoch niemals durchgefallen bin. Peter war ein begnadeter Minimalist, der seine Segelschuhe und seinem Klappfahrrad einen lebenslangen Dauertest zu unterziehen plante.

Karin und Peter Deichgräbern haben in meinem Herzen einen besonderen Platz im Leben eingenommen, ihre Verbindung war für mich vorbildhaft für eine lebenslange Partnerschaft zweier Menschen, die durch dick und dünn zusammen gehalten haben.

Nach 46 Jahren wurde diese Harmonie jäh unterbrochen, Peter ist nach schwerer Krankheit am 24.August 2016 verstorben.

Wann immer ich an Peter denke, sind es die witzigen, teils skurrilen, humorvollen Bilder in meinem Kopf, die ihre Farbe für immer behalten werden.

In Erinnerung aufgeschrieben im September 2016
Peter Foerthmann

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Eine Antwort zu Hans-Peter Deichgräber 20.06.1939 – 24.08.2016

  1. Jochen Bartz sagt:

    Hallo Peter,
    mit großer Aufmerksamkeit habe ich den schönen und interessanten Bericht gelesen .
    Ich hatte das große Glück einige Wochen mit Peter einen Törn auf der Ostsee zu genießen . Ein Freund, Günter Altendorf, der ebenfalls einen Segler in Travemünde liegen hatte . Karin war zu der Zeit Stewardess bei LH. Ich hatte schweres zu verdauen
    und sehr schweigsam . Jedenfalls war es eine wunderschöne Zeit . Peter habe ich in sehr schöner Erinnerung . In Abständen schaue ich mir die Dias dieser Reise an ,so kam es dazu Ihre schöne Seite anzuschauen und Peter zu finden. Ich lebte damals in Goslar ,inzwischen bin ich wieder in meiner alten Heimat Baden Württemberg Süd.
    Viele Grüße aus dem Süden und weiterhin wünsche ich viele Glückliche Erlebnisse.
    Ihr Jochen Bartz

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