SV Faith – Ursula + Alexander Münchinger GER

UNTERWEGS MIT EINEM SEGELNDEN BACKSTEIN

Um bloß keinen falschen Eindruck zu erwecken: diese Bezeichnung kommt aus der Feder der Eigner, was auf eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Selbstkritik schliessen lässt – oder Sarkasmus? – wo wir doch ansonsten alle wissen, dass die eigene Frau ebenso wie das geliebte Schiff zumindest heilig – also generell immer die oder das Schönste ist – was unsere Augen je gesehen haben! Wer gegen diese eiserne Regeln verstösst, muss tapfer sein und Sturm erprobt, wenn er mit dem Bumerang fertig werden will.

Ich berichte hier im Stakkato von einem Schriftwechsel mit bemerkenswert klugen Menschen, die mir im Verlauf weniger Mails enorm viel näher gekommen sind. Achtung, dies ist keine Schleimspur, hingegen eher ein Kompliment und Anerkennung für die Art und Weise, wie hier ein Seglerpaar, dass bereits durch dick und dünn gezwungen worden sind, mit Schicksalsschlägen umzugehen in der Lage ist. Zum Beispiel dem Totalausfall des eisernen Gustafs, der infolge von Karies und Bewegungs Starre nicht mehr zu gebrauchen war.

Es begann an einem Tag im April

Sehr geehrter Herr Förthmann.
Herr Heinrich von WindGear hat uns geraten, dass wir uns an Sie wenden und Ihnen unser Problem schildern. Er meinte, Sie könnten uns evtl. weiterhelfen.
Zusätzlich bat er uns, Sie herzlich von ihm zu grüßen was wir hiermit tun wollen.
Zitat: „Grüßen Sie bitte Peter Förthmann herzlich von mir, wenn Sie ihn kontaktieren.“
Meine Frau und ich (Alex & Ursula) sind mit unserer 10m, 10t schweren Stahlyacht auf Langfahrt. Wir haben eine Aries Selbststeueranlage der 3. Generation, die unseren Plattgatter zu unserer vollsten Zufriedenheit gesteuert hat. Nach 6 Monaten Marina Aufenthalt in Portimao haben wir nun feststellen müssen, dass der Ruderschaft trotz Schmierung vor dem Werftaufenthalt, fest sitzt. Offenbar haben Spannungen Haarrisse hervorgerufen, die einen Bruch verursacht haben. Da wir mit der Anlage sehr zufrieden waren und vor allem auch wissen, dass diese mit unserem segelnden Backstein funktioniert, war der erste Gedanke natürlich, das defekte Bauteil zu ersetzten. Dieses Teil wird leider nicht mehr als Ersatz angeboten. Daraufhin haben wir uns in die aktuellen Systeme eingelesen, mit dem Gedanken eine neue Anlage zu erwerben. Leider wurde uns schnell klar, dass wir dies Budgettechnisch nicht realisieren können.

Darum unsere Anfrage, ob Sie vielleicht wissen, wo ein solches Ersatzteil zu besorgen wäre, bzw. ob Sie evtl. eine gebrauchte Aries Anlage vorrätig haben oder als 3. Alternative eine gebrauchte und bezahlbare Windpilot Anlage? Eine gebrauchte Aries Ersatzanlage wäre für uns interessant, da wir bereits wissen, dass dieses System mit unserem Boot funktioniert und da die Befestigungteile bereits vorhanden sind. Wir sind auch bereit, eine andere Anlage zu montieren, falls nötig, da eines ganz klar ist für uns – Langfahrt ohne Selbststeueranlage ist keine Option.

Ich bedanke mich bereits im Voraus recht herzlich für Ihre Bemühungen (und Ihre Zeit unsere ganze Leidensgeschichte und Fragen zu lesen).
Mit freundlichen Grüßen
Alexander & Ursula

Meine Antwort: Guten Morgen nach Portugal,
Oster Samstags Morgen … nichts ahnend ein kurzer Blick durch die tägliche Email Flut … da faellt Ihre Mail sofort ins Auge, weil hier ein Dauerthema adressiert wird, das mich seit Jahrzehnten begleitet. Bevor ich hier nun dezidiert auf die Situation eingehe, gebe ich Ihnen ein paar Links zur Thematik Windsteuersysteme und dem Markt … nach deren Lesen Sie ein wenig schlauer geworden sein werden … wie ich zumindest optimistisch hoffe.

Sailomat

Insider – Gedanken

Aries

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Ich habe im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte insbesondere in UK eine Unzahl von Schiffen mit meiner Pacific ausgeruestet, auf denen vormals Aries Systeme verwendet worden sind. Die Unterschiede sind erheblich, denn die Zeit ist weitergegangen, jedenfalls bei Windpilot. Mein dezidierter Rat: wenn Sie eine Weltreise unternehmen wollen, bitte keine Kompromisse, auch wenn dies aus Gruenden des Budgets zunaechst der einzige Weg zu sein scheint. Auf längere Sicht wird Ihnen jeder Kompromiss in die Situation bringen, dass Sie sich selbst an der Pinne wiederfinden werden = keine wünschenswerte Option!

Hallo Herr Förthmann,
vielen Dank für Ihre ausführliche und schnelle Antwort, vor allem in Anbetracht der Feiertage. Wir wissen das sehr zu schätzen. Mit großem Interesse haben wir Ihre verlinkten Artikel gelesen. Wir mögen Ihre Art zu schreiben sehr. Es ist schön zu sehen, dass Sie diverse negative Lebenserfahrungen nach wie vor mit einer guten Brise
(schwarzen) Humors sehen können.

Wir haben hier in Portimao bei einem ausgiebigem Spaziergang über unseren Boatyard herausgefunden, dass sich hier Boote mit 4 Hydrovane, 3 Aries (inkl. unserer), 2 Sailomat, 2 Windpilot befinden. Interessanterweise ist die Hydrovane, bei den Booten hier vor Ort, ausschließlich heckseitiger Zierschmuck. Auf Nachfrage teilten uns die Eigner mit, dass sie die Anlagen entweder gar nicht benutzen, sondern nur mit dem elektrischen Autopiloten steuern oder, dass es versucht wurde, man nicht zurecht kam und es seither nicht mehr probiert hat. Das fand ich äußerst interessant, vor allem, wenn man den Anschaffungspreis der Anlage in Betracht zieht. Die dazugehörigen Boote spielen natürlich ebenfalls im oberen Preisbereich mit. Sollten diese Statements auf die breite Masse ebenfalls zutreffen kann man dem Unternehmen Hydrovane nur herzlich zu ihrem Marketing gratulieren.

Wie Sie schön geschrieben haben, reihen wir uns in die Gruppe der Segler ein, die eine Windpilot Anlage am liebsten neu, mit lebenslanger Garantie und weltweiter Ersatzteilversorgung und selbstverständlich umsonst haben wollen 😉 da sind wir mal ganz ehrlich. Man muss ja Wünsche haben im Leben, also neben den sonstigen, wie z.B. Millionenvermögen auf dem Konto, eiserner Gesundheit, stählerner Potenz und wenn wir gerade dabei sind, hätte wir noch gern einen Flugzeugträger… Spaß beiseite. Wir benötigen Ersatz, da sind wir uns einig. Die nochmalige und ausführlichere Studie Ihrer Website hat eine interessante Erkenntnis zu Tage gefördert, die wir bislang wohl schlicht überlesen haben – den Aries Adapter für die Pacific Anlage. Das kommt uns natürlich sehr entgegen. Das löst das Problem des Umbaus der kompletten Befestigung am Schiff. Auch wir bilden hier keine Ausnahme zu den auf Ihrer Seite beschriebenen Aries Besitzern: Bohren verursacht Schmerzen an den Zähnen wie am Heck eines Schiffes.

Lange Rede kurzer Sinn: wir sind interessiert, eine Pacific bei Ihnen zu erstehen.

Herzliche und sonnige Grüße
Alex & Ursula

Nach kurzer Sendepause kam der Startschuss und die Pacific wurde am gleichenTage an UPS übergeben, 48 Std später an Bord angeliefert. Der Aries Adapter wurde vor Ort selbst hergestellt, das Ergebnis wurde heute früh übermittelt. Morgen soll das Schiff wieder zu Wasser gehen und ich wünsche den beiden Eignern, dass sie nunmehr mit Rückenwind und Sonne von früh bis spät, dorthin segeln, wo die Sonne länger zu Hause ist, als auf der bisherigen Reise vom Rhein bis nach Portugal.

Beste Grüße aus der kalten Heimat
Peter Foerthmann WEITERLESEN

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