Segeln und Menschen #1


Humorvolle Betrachtungen über das Segeln.

Segler betreiben einen schönen Sport, weil träumen ihr Leben in weiten Bereichen positiv bereichert. Denn Träume erhalten die Arbeitskraft, schweben wolkengleich immer dicht über unseren Gedanken und helfen uns, mühsame Lebensqualen und graue Tage ein wenig freundlicher auszuhalten. Segler haben im Leben immer mehr zu lachen, weil der Gedanke, dem Alltag in Richtung Horizont zu entfliehen ja schon geschmiedet ist. Das Schiff wartet schon! Bildschirmschoner mit spritzigen Yachtmotiven können so verräterisch sein!

Der Traum vom Segeln kann uns lebenslang begleiten, die Umsetzung ins wahre Leben allerdings erfordert sorgfältige Planung, Ausdauer, Schweiß und manchmal auch ein wenig List. Zuviele Lebens-Aufgaben gilt es, am liebsten zeitgleich, zu erledigen: Ausbildung, Beruf, Karriere, Familie, Haus und Hof, ein Schiff gebaut, gekauft, vergrößert und segelklar gemacht werden – egal in welcher Reihenfolge. Fertig ist man im Leben – eigentlich – nie! Und das Leben erfüllter Menschen rast bekannterweise auch viel schneller, weil Initiative ein schneller Motor ist. Manchmal durchaus hinderlich, denn die Lebens-Zeituhr beruhigt uns nicht, eher im Gegenteil! Eigentlich merkwürdig, daß unser Zeitgefühl auf See so aprupt völlig anders funktioniert, fast wie in Zeitlupe, weil Empfindungen und Sinne uns durcheinanderbringen, die Natur uns andere Verhaltensweisen abverlangt als das Leben auf dem vollen lauten und so bequemen Land. Wer die Regeln auf See nicht verstanden hat, den wird Segeln irgendwann ganz unverhofft unangenehm überraschen und der wird sich in respektvoller Größe am Ende ganz klein kaum noch im Spiegel wiederfinden. Erfahrung macht Meister.

Das Leben ist zwar lang, aber Menschen sind ungeduldige Wesen und Zeit ist relativ, aber immer knapp. Die Wahl eines Partners, für jeden Erdenbürger von elementarer Bedeutung, gerät für einen Segler zur Schicksalsfrage, weil sie darüber entscheidet, wieviel, oder wie wenig, im weiteren Leben gesegelt werden wird, kann oder darf. Und: segeln ist meist von Männern dominiert, dem so genannt starken Geschlecht, das bei näherem Hinsehen so häufig schwächelt. Eine symbiotisch passende Verbindung ist für Segler der Traum der Träume. Ein Glückspilz, wem es gelingt, sein Lebensschiff zu Zweit auf Kurs zu bringen, denn dieser Sport formt und fordert in einer Weise, daß partnerschaftliche Kongruenz oder Ergänzung als sine qua non ganz oben auf unserer Wunschliste stehen, wenn wir gewünschte Eigenschaften von Mrs Right in den Block diktieren. Wir wissen alle, daß das Leben dies Spiel so häufig anders spielt. Und wir kennen die Gründe! Die allergrößte Hürde ist stets im Zwischenmenschlichen begründet, oder schärfer: wir legen uns die Bäume erst sorgfältig selber in den Weg, um dann erschreckt über sie zu stolpern. Beschweren tun wir uns anschließend sowieso!

Ob eigene Unzulänglichkeiten oder Passungenauigkeit einer Partnerschaft, das Fahrwasser zwischenmenschlicher Zusammenhänge ist mit Klippen gespickt, eigentlich lauern die Untiefen überall. Sie zu erkennen, zu umschiffen, ohne das Boot oder die eigene Seele zu zerkratzen, erfordert Geschick, damit Zusammensein an Bord nicht zur Hölle auf See gerät.

Wer an Land zur Konflikvermeidung geschickt und elegant auszuweichen gewohnt, und in der Lage ist, sein zwischenmenschliches Verhaltensmuster je nach Geschlechterzugehörigkeit geschärft mutiert und psychologisch optimiert, dem harten Leben angepaßt hat, wird auf See leicht Schiffbruch erleiden, weil dort andere, meist härtere Spielregeln gelten, und menschliche Verhaltensmuster ( oder Unarten! ) schon mal ins Leere laufen, zumeist jedoch gehörig Fahrt aufnehmen, aber rückwärts. Manchmal kommt man nur bis zu nächsten Hafenmole.

Überspitzt gesagt, leben wahrscheinlich viele Menschen mit einem Partner unter einem Dach, dessen Vertrauen nur oberflächlich belastbar ist. Zusammenleben gerät dabei leicht zu einem Gang über dünnes Eis. Das ist ein Balancezustand, der durch Unachtsamkeit, Dummheit oder Mutwilligkeit sehr schnell außer Rand und Band geraten kann, auch Sex ( Donnerwetter, wirklich? ) spielt dabei eine große Rolle. Auf See schlägt die Stunde der Wahrheit im Zwischenmenschlichen, wobei egal ist, ob man sich kennt, liebt, haßt oder einander fremd gewesen ist. Die Spielregeln sind schärfer, weil verstecken an Bord nicht funktioniert und ein Notausgang nicht vorhanden ist. Dumm gelaufen, wer dies unterschätzt!

Authentizität, Respekt, Vertrauen und gegenseitige Ergänzung, so heißen die Zauberworte im menschlichen Miteinander, die ein Vertrauenspolster schaffen, das ein Schiff wunderbar weich im Seegang wiegt. Die See läßt Großmäuler kleiner werden, Hasenfüße unter Deck verschwinden, unsichere Bäuche Würfelhusten bekommen und Gäste im nächsten Hafen still das Taxi suchen, flutsch – sind sie weg!

Der Balanceakt zweier Menschen an Bord, von denen nur der Eine wirklich mit Lust dabei ist, erfordert Feingefühl und Toleranz, damit die Situation auf Dauer nicht aus dem Ruder läuft. Dies offen zu besprechen, ist nicht jedem gegeben und gerät für viele Segler zur Kraftprobe, die aus ganz menschlichen Gründen gern mal nach ganz hinten geschoben oder gar komplett verdrängt wird. Das nennt man Güterabwägung, denn die finanzielle Auswirkungen eines Kurswechsels einst gemeinsam geplanter Segelträume sind durchaus in der Lage, das Traumschloß der Harmonie zum Einsturz zu bringen. Die Vorstellung, im weiteren Leben als Einhandsegler sein Schiff bewegen zu müssen, mag für einen Segler sicher gut für Image und Außenwirkung sein, wird hingegen von vielen eher als harte Lebensstrafe empfunden. Wenn die Partnerin aussteigt, sich outet oder anderweitig das Weite sucht, ist für manchen Segler der Spaß zuende, einschlägigen stets verlockenden Bekannschaftsinseraten von kernigen Seglern und zierlich, attraktiv sowie alterslosen Wassernixen, zum Trotz.

Wir wissen und akzeptieren, daß Partnerschaften auch manchmal aus praktischen Erwägungen weitergelebt werden, und Arrangements im stillen oder offen gelebt und erduldet werden. Das Leben schreibt seine eigenen Geschichten, und skurril ist natürlich immer nur, was der jeweils andere erlebt. Das Fernsehen füllt damit ganze Formate und Segelvereine sind wie Kleingartenvereine, eine Quelle ewig paarungswilliger Veränderungen.

Auf der anderen Seite hingegen, ist Segeln ein wundervoller Klebstoff, Zusammengehörigkeit, Aufgabenteilung Ergänzung und Vertrauen zu bilden, um mit einem geliebtem Menschen auch an Land um jede Lebensklippe sauber herumzukurven. Wer beim Segeln miteinander klarkommt, hat im Landleben Backstags Brise, kann Bäume ausreißen und ein Lebenshaus auf solide Fundamente stellen – kurz, er weiß, daß er die richtigen Kreuze auf dem Lottoschein gemacht hat.

Umgekehrt ist diese Regel weniger häufig anwendbar.

Segeln verbindet, oder trennt! Heikles Thema, untersuchen wir es weiter?

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