Segel Foren – mit oder ohne Gesicht

Allgemein bekannt, dass in Segelforen in Deutschland mit der Tarnkappe gearbeitet wird, weil man unter Pseudonym giftige Pfeile setzen kann, sich tapfer im Rudel oder auch ganz allein gegen eine Meute blutrünstiger Widersacher zur Wehr zu setzen hat, die sich mit Wonne und mit großem Hallo auf jede weiche Flanke stürzen, gelte es doch nur, einen virtuellen Sieg zu erlangen, oder zumindest einen im Fokus eigener Widersprüchlichkeiten sich verteidigenden Foristen für eine Weile zum Schweigen zu verbringen – notfalls mit der Keule einer „ignore“ Liste, also der Strafversetzung. Foren Scharmützel geraten manchmal zum Krieg Ersatz für müde Sofa Kapitäne, die im virtuellen Leben das suchen und finden, was ihnen im wahren Leben selber fehlt.
Wohl dem, der sich im Stillen einen sorgsam gehüteten Schatz von Reserve Pseudonymen zugelegt – die er wie Soldaten des so verletzlichen Egos ins Schlachtgetümmel werfen kann. Ein Schelm, der es dabei nicht versteht, auch seine Sprache und Grammatik ggf. leicht entstellt, dem Reserve Ego anzupassen! Who is Who – das ist eine beliebte Foren Frage – wenn ansonsten nix Neues im Waldhagen Forum mehr zu finden ist.

Ich gestehe, bis vor einigen Jahren habe auch ich mich in Segelforen wie ein Lemming durchs Wasser bewegt, habe meine Anmerkungen hier und dort pointiert und mit Spass am Wortwitz gesetzt – und mir dabei selten Feinde gemacht. So weit so gut – aber eben auch so langweilig.

Es kam, wie es kommen mußte: ich schrieb eines Tages eine längere Kolumne zu einem ehedem hypergroßen Segelhelden, der allerdings die Lorbeeren ohne Schweiss, quasi – mit dem Finger auf der Landkarte seine übergroßen Qualen einer Seefahrtsreise dem andächtig ungläubigen Foren Publikum quasi als Winterverkürzungs Fortsetzungs Soap zu präsentieren versuchte. Mir war der Kragen geplatzt – und ich hatte meine Sicht der Dinge verfasst. Tags darauf erhielt ich einen gezielten Anruf von einem sehr bekannten Segelhelden mit der gezielten Frage: Gell, das hast doch DU geschrieben!?

Da reifte in meinem Kopf über Nacht der Entschluß, fortan auch in Deutschland nur noch mit meinem Namen zu posten, so wie ich es seit Jahren in internationalen Foren stets gehalten hatte.

Ich habe diesen Entschluss bis heute nicht bereut, denn plötzlich wurden viele Dinge einfacher, weil man eine Meinung authentisch erheblich besser vertreten konnte. Betraf dies zudem das Thema meines Herzens, habe ich viele nette Wortscharmützel erlebt, hier bei uns im Land, als auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – vor allem, wenn ich habe klarmachen können, dass auch dort die Regeln der Physik von Helden wie Siegfried und Roy nicht überrumpelt werden können.
In die Sprache meines Fachbereiches übertragen, können auch meine dortigen Marktbegleiter nicht einen physikalischen Umkehrschluss herleiten. Allein in den USA könnte ich von vielen netten Anekdoten berichten, deren jede für mich vor allem eines verursacht hat: einen übergroßen Spass – und manches mal ein zitronensaures Grinsen meiner Marktbegleiter. Sei´s drum. Wenn das Leben keinen Spass mehr machen würde, könnte man damit ja auch gleich aufhören…

Seit ein paar Tagen nun habe ich eine ganz neue Erfahrung gemacht: Eine Forengemeinschaft hat plötzlich Gesichter bekommen!

Vor ein paar Wochen erhielt ich eine ungewöhnliche Einladung zu einem Treffen von Foristen aus dem www.segeln-forum.de in Kappeln am 28.1.2012.

Ich war neugierig – und fuhr hin.

Kappeln im tiefen Winter, Samstag Abend ! Ohlala! Ein toter Ort, wie an beinahe jedem anderen Tag im Winter – man hätte blind mit dem Wagen quer über die Strassen fahren können – so breit und leer. Nur vor der Kneipe am Hafen standen die Autos in Rudeln vor der Tür. Drinnen traf ich auf eine quicklebendige Segler Schar von Foristen, die meist sogar im Forum mit Gesichts Erkennung unterwegs gewesen.

Einer der Besucher hatte sogar den kürzeren Seeweg gewählt – er war mit seiner TAYANA 37 direkt von Kiel bis vor die Kneipe gesegelt. Wie er lakonisch bemerkte, habe er im Sommer wg. seines Berufes als Hafenmeister in Düsternbrook wenig Zeit, weshalb er mehr im Winter auf dem Wasser unterwegs sei..

Damit kenne ich nun also zwei Segler, die ihre Schiff im Winter regelmässig bewegen.

Ich habe drei Stunden mit den Seglern verbracht, habe meinen Spass gehabt – und ganz vergessen, worum man mich gebeten hatte: einen Vortrag zu meinem Lieblingsthema zu halten …. Dazu sind wir irgendwie gar nicht mehr gekommen….

Immerhin habe ich nun einmal gesehen, dass in Deutschland Foristen auch ohne Kettenhemd ihr Hobby mit Spass, Witz und Leidenschaft pflegen und einander zugetan sind – ganz ohne Vereins Gedöhns oder sonstige starren Regeln oder Mützen, an denen man die Jungs als stramme Seglerfritzen hätte erkennen müssen…

Keiner hatte eine Mütze auf!

Für die Gastfreundschaft sagt Vielen Dank

Peter Förthmann

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5 Antworten zu Segel Foren – mit oder ohne Gesicht

  1. Niels Bruhn sagt:

    Hallo Peter,
    wir waren da , haben aber leider (anderer Tisch) nix von Deinen spannenden Stories mitbekommen, und schon gar nicht etwas über Windsteueranlagen .. buhu!

    Könntest Du erwägen, beim nächsten Termin nochmal zu kommen und Deinen Vortrag nachzuholen? Schnack`doch mal mit Sven oder Frank.

    Gruß Niels

  2. peter sagt:

    Klar, schaun wir mal! Dumm gelaufen! Gruss Peter

  3. Sven sagt:

    Moin Peter,

    im März bekommste Du eine zweite Chance 🙂 , die Thematik ist völlig untergegangen.
    Hauptsache die Hast Dirk angerufen damit er eine vernünftige WSA an sein tolles Boot bekommt.

    der Rest der Truppe ist beim Theorie Studium Deines Buches……………………..

    grüße Sven

  4. peter sagt:

    Die Chance geht dann an Euch: schafft Ruhe – und schon gehts los
    beste Gruesse Peter

  5. Dieter Norf sagt:

    Ohje, im Winter würde ich nicht freiwillig segeln wollen *frost*. Aber was tut man nicht alles für sein geliebtes Hobby ;).

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