Windpilot Ökobilanz

SCHNELLE GEDANKENSPRITZER

Die ganze Welt schwadroniert über Nachhaltigkeit, Ökobilanz, Sparsamkeit im Umgang mit wertvollen Ressourcen, Recycling bzw. Wiederverwendbarkeit, kurz: Life span steht im Fokus!

Mein schlechtes Gewissen drückt mich, hier ein paar entschuldigende Bemerkungen zu verlieren. Darum in Kürze: Mit 72 Jahren habe ich in meinem Umfeld schon viele Freunde oder Bekannte zu Grabe getragen, Windpilot Systeme hingegen selten, es sei denn, sie wurden durch kernige Rammings achteraus, oder Rangeleien an der Pier um beste Liegeplätze, mutwillig an weiterer Arbeit gehindert. Ein wenig Attention in Bezug auf die Bereitschaft, den stillen Steuermann auch schon mal zu waschen, zu fönen, ihm das Salz hinter den Ohren abzukratzen … und er wird endlos stur seine gerade Furche ziehen … Sie brauchen eigentlich gar nicht mehr an Bord zu sein … das Ding steuert von alleine! Keine Ahnung, wie das funktioniert! Macht aber nix, es gibt eine Bedienungsanleitung für Leute, die Lesen können – die anderen machen es nach Gefühl – beide kommen an!

Bei Tapio habe ich vor dem Start zum Golden Globe Race die Windfahne persönlich in Les Sables aufgesteckt – und nach 350 Tagen in Rendsburg wieder abgenommen – Hersteller Service! Der Steuersklave hat funktioniert, der Skipper hat sich die Zeit vertrieben, gelesen, gegessen, sich mit Fischen unterhalten und das Jahr genossen. Sogar Muscheln haben die Fahrt genossen, sie wurden allerdings am Ende aufgegessen. Mehr Öko geht nicht!

Wie bei uns in der Werkstatt: wir produzieren fast für die Ewigkeit, denn Wiederholungskäufe finden nur selten statt, weil fast jeder Segler begriffen hat, dass er beim Schiffswechsel zu allererst die Heckverzierung in Keller oder Garage zu verstecken hat, damit er sie bei der folgenden schwimmenden Geliebten wieder, als wäre nix geschehen … weiter verwenden kann … so geht das on and on … manchmal werden die Systeme nach 25 Jahren dann zum Neupreis angeboten und auch schon mal gekauft. Ich kann nix dagegen machen, da muss ich einfach tapfer sein, keine Chance für Wiederholungsverkäufe! Also weiter arbeiten, bis es reicht … aber es reicht nie … in meinem Leben ist einfach zu viel passiert … meistens an der Kasse … mein Schicksal – aber warum sollte ich mich beschweren! Ich bin doch eh´an allem Schuld!

Wir fahren Roller und kleine Autos, jedenfalls auf dem Hof, denn draussen ist es uns sowieso zu gefährlich … weil man uns dort überrollen würde bei dem heutigen Verkehrsgetümmel, das nix für schwache Nerven ist, z.B. für die Nerven meiner bezaubernden weiblichen Regierungszentrale, die zwar über die amtliche Fahrerlaubnis verfügt, aber infolge frühkindlicher Erfahrungen als Beifahrer im elterlichen Fahrmobil traumatische Erfahrungen hat machen müssen, weil damals im Polski Fiat 500 generell nur schreiend geredet worden ist, was in der Seele des sensiblen Töchterleins bis heute exorbitante Furchen hinterlassen hat.

Ich hatte schon daran gedacht, zur Verbesserung der Situation, bzw. Erwerb einer gewissen Praxis im Nahverkehr, zunächst ein Papp Lenkrad auf den Handschuhkasten anzuschrauben … ich kann nur hoffen, dass meine Frau diese Zeilen nicht lesen wird, weil ich die Konsequenzen dann zu fürchten hätte. Also: Pssst – Geheimnis! Nicht weiter sagen!

Dann zum Trinkwasser. Wir verwenden es sparsam … wissen, dass es ein kostbares Nass ist! Darum spülen wir damit nie unser Klo, weil wir Regenwasser auffangen und zuerst durchs Klo schicken, bevor wir es der Kanalisation – leicht angereichert – anvertrauen.

Hat vor 30 Jahren Ärger mit den Wasserwerken gegeben, weil diese Leute damals Angst um ihre Arbeitsplätze – oder vor der Pleite? – hatten, wegen stagnierender Wasserverkäufe bei uns, was der Staatsapparat natürlich nicht akzeptieren wollte. Der goldene Mittelweg von behördlichen Denkapparaten ausgetüftelt:


für die Co-Nutzung städtischer Rohrnetze für das Einleiten unvorschriftsmäßig vom Himmel gefallener Fremdflüssigkeiten – also Regen! – wird ein Obolus entrichtet, den ich bis heute nicht verstanden habe – aber das juckt mich nicht. Das gehört zu jenen Lebenserfahrungen, die intellektuell schwer zu greifen sind – aber muss ja nicht! Gehört zu meinen resilienten Lebenserfahrungen.

Dann die Schuhe: die tragen wir, bis es Durchzug gibt, vorn und achtern, was man ja im Sommer als angenehm empfindet, denn wer hat schon Klimaanlage in den Schuhen? Aber im Winter geht das nach hinten los, weil kalte Füsse unerträglich sind, nicht nur für Damen mit kurzen Harnrohrleitungssystemen.

Darum hat hier nach 16 Jahren kürzlich ein Schuhwechsel stattgefunden, mit Folge Blasen, wie sie bei Damen mit Gucci Schuhen zur Mode gehören, wie ich mir habe sagen lassen.

Dann der Arbeitspullover: ein dreifaches Hoch auf meinen Helly Hansen Troyer, er befindet sich seit 40 Jahren im Dauertesteinsatz, die wichtigen Bauteile sind auch nach hunderten Wäschen immer noch allerbest, an den Manschetten however schwächelt die Gewebestruktur, weshalb ich mir schon mal einen anderen Pullover zur Redundanz bereit gelegt habe … Mein Lebensplan ist diesbezüglich also leider nicht aufgegangen, denn eigentlich wollte ich es in Helly Hansen Klamotte bis zur Rente schaffen! Dumm gelaufen … Rente bekomme ich seit 7 Jahren … Helly Hansen ist immer noch bei der Arbeit.

Lebensmittel. Ja, wir kaufen entweder frisch, oder holen die Pilze aus dem Wald, wenn die Jahreszeit passend und wir gerade in Polen sind. Polnische Pilze auf dem hamburger Wochenmarkt sind nämlich ein Widerspruch in sich, denn sie haben dann eine lange Reise hinter sich, die nicht jeder Pilz verträgt, wenn er nicht einem Lifting unterzogen wird.


Abgesehen davon, dass Steinpilze in Hamburg als Delikatesse, Gramm weise abgewogen werden, braucht man für 2 Kilo im Wald nur ca eine halbe Stunde, vorausgesetzt, man kennt die verborgenen Stellen und ist morgens um 04:00 aus der Koje, damit man die Schätze noch alleine findet.

Verpackungen, Altpapier: ja, hier sind wir erfinderisch, denn wir schreddern Altpapier und Zeitungen brutal in kleine Streifen, verwenden das Ergebnis zum verpacken von windigen Piloten, die wir hernach weltweit verschicken. Unser globaler Beitrag zu einer gerechten Verteilung von Papier Ressourcen. Dazu ein Kompliment, das uns vor wenigen Tagen aus Colorado erreichte:

Hello Peter! Windpilot has arrived!  An observation and a question:
I have ordered a LOT of equipment for this boat.  I completely rebuilt it and had to do everything via mail order because there are no places to buy boat parts in Colorado!  It’s like rebuilding a sailboat in the Alps!  This is the best-packed item I have ever received.  You did an amazing job.
Best regards,
Marcus Ward WEITERLESEN


Sogar eine weitere Nutzung der Windpilot Boxen ist möglich, wie ich vor einigen Tagen erfahren habe. Die Boxen sind derart stabil, dass sie noch ein Leben nach dem UPS Transport erfahren können, wenn man es schlau anstellt. Aus Leros Greece erreicht uns diese Variante: ein zunächst kleines Katzen Zuhause, wurde kürzlich ausgeweitet:

Im Windpilot Karton hausen nun 15 Katzen. Stolzer Erfinder: Luis Ferrer Gurt, private skipper einer grossen Yacht im Mallorca, der für seine Cape Dory 33 eine Windpilot Anlage geordert hat.

Ein Thema, das nach Fortsetzung schreit … aber jetzt steht das Essen auf dem Tisch … eine Zäsur, die man begreifen muss, weil man sich manchmal widerspruchslos hierarchischen Strukturen zu unterwerfen hat. Darum bin ich … weg!

Samstag 07.03.2020
Peter Foerthmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert