Dies ist die Geschichte eines amerikanisch – gualtemaltekischen Pärchens Gory und Ovi Sacasan, die sich vor 5 Jahren entschlossen hatten, ihren Träume ein Zuhause zu verschaffen. Sie kauften ein solides älteres Schiff, eine PEARSON 40 Kompositbau und machten sich an die Arbeit, das Schiff für die Reise vorzubereiten. Das Geld dafür haben sie vor Ort in Texas verdient: Gory, ehemals Lehrerin in Guatelama arbeitete als Persenningmacherin und Lackiererin, Ovi als Bootsbauer, machte Rigging – gemeinsam arbeiteten sie als Profi Skipper und überführten Schiffe.
Drei Jahre Arbeit in Texas – das Schiff war zu einem wohnliches Zuhause geworden – eigentlich klar für die Reise zu den Träumen.
Hurrikane gehören im Golf von Mexiko zum Leben wie Ebbe und Flut, ein ausgeklügeltes Warnsystem versetzt jeden Skipper in die Lage, sich und sein Schiff entsprechend vorzubereiten – oder der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Gory und Ovi haben viele Hurrikans erlebt und Schäden stets vermeiden können.
Dann stand IKE vor der Tür – am 13. Dezember 2008 wurde es ernst.
Payco Marina in Galveston Texas schien der wohl sicherste und am besten geschützte Hafen zu sein, perfekt geschützt – bis auf exakt westliche WInd Richtung – hätte alles klappen können! Der Hafen hatte zuvor viele Hurrikans nahezu unbeschädigt überstanden.
Das schwimmende Zuhause wurde sturmfest gemacht, Rigg und Decks Ausrüstung erleichtert, demontiert und an Land gebracht, das Schiff mit insgesamt 15 Leinen sicher vertäut, an den Dalben oben Quereisen angebracht, damit bei steigendem Wasserstand die Leinen nicht nach oben wegrutschen konnten. Last not least wurden sämtliche Leinen grossflächig gegen Schamfielen geschützt, Feuerlöschschläuche zerschnitten und überall eingepasst.
Fast alle Bootseigner hatten sich entschlossen, ihre Schiffe an Land zu verholen und zu sichern – in der Marina war also genuegend Platz, sich einen sicheren Liegeplatz ohne Nachbarschiffe zu suchen.
Der Pick-Up wurde in Sicherheit gebracht, auf einer Strassenbrücke geparkt – man entschloss sich, den Sturm an Bord zu verbringen – wie sich herausstellte, die richtige Entscheidung.
Ike brachte 95+ knots – volle 12 Beaufort über einen Zeitraum von 20 Stunden – das Wasser stieg schnell, hingegen war der Hafen gegen brechende See immer noch gut schützt. Dann im Auge plötzliche Stille – und die Hoffnung, dass sich auf der anderen Seite des Sturms, der Wind zur noch sichereren Seite drehen würde.
Das Gegenteil war der Fall: der Wind drehte direkt auf West – der einzig ungeschützten Richtung – und legte auf 107 knots zu. Schnell bauten sich 4 m brechende Seen auf, die im Hafen Chaos anrichteten, einen benachbarten Schoner zum Sinken brachten. Ovi und Cory waren atemlos beschäftigt, durchgescheuerte Leinen erneut gegen Schamfilen schützen – am Ende halfen nur noch 2 zusätzlicher Anker – und das Slippen aller Landleinen um den Bug in den Wind zu bringen und den Druck auf das Schiff zu verringern.
Zum Glück hielten die Anker, sie hatten am Grund an Betonklötzen Halt gefunden.
Der wilde Ritt am Anker hingegen hatte zur Folge, dass SILVER CLOUD nun von treibenden Yachten gerammt wurde – die nun den groessten Schaden anrichteten – nachdem bislang das Schiff nahezu unbeschädigt geblieben war. Der Druck auf den Kettenstopper wurde zu gross – zum Glück hatte Ovi gerade rechtzeitig genug die Winsch entlastet, bevor die Ketten Nuss brach und die Winsch sich in ihre Einzelteile zerlegte.
Das Schiff wurde langsam Richtung Strasse vertrieben und landete am Ende in einem Haufen Treibgut, dass sich auf der Strasse an einer Stelle angesammelt hatte. Zum Glück befanden sich an dieser Stelle keine Dalben oder Stahlpfeiler, die das Schiff hätten durchlöchern können.
Glück gehabt – das Schiff war vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Ein Lock in der Bordwand, erhebliche Schäden im Rigg und der Decksausrüstung – das war´s.
Tragisch, dass die meisten an Land abgeparkten Schiffe bis auf den Interstate Highway vertrieben wurden, wo sie sich fast alle nahezu unbeschädigt zur Seite gelegt hatten. Diese Schiffe wurden sämtlich komplett zerstört als die Bergungs Bagger der Strassen Räumkommandos sie brutal zur Seite schoben, bevor Bergungskräne sie haben sichern können.
Good Luck – Bad Luck – Cory und Ovi hatten keinerlei Versicherung, was in den USA nicht sehr ungewöhnlich ist. Und so begannen die beiden, ihr geliebtes Schiff und Zuhause ein weiteres Mal zu restaurieren, eine Arbeit, die Zwei volle Jahre gedauert hat. Das notwendige Kleingeld haben sie sich verdient, indem sie für andere Yachties deren Schiffe repariert und wieder schwimmfähig gemacht haben.
Das Leben nach IKE war beschwerlich, der Hafen war ohne Strom und Wasser, Leben und Arbeiten aus einem Container in der Sommerhitze eine Herausforderung.
Nun ist die SV Silver Cloud wieder fertig und klar für das Abenteuer einer Weltumsegelung, von der zwei Menschen nun bereits seit 15 Jahren geträumt haben…..