EVOLUTION
Der rote Faden sozialen Miteinanders wird bereits in Kindsköpfen zart verknotet. Aaaatich sein – nicht Hauen oder Kneifen – Bonsche teilen – Helfen – Trösten – das Credo allen sozialen Verhaltens ist geprägt von Abläufen, die wir gemeinhin akzeptieren, denen wir uns – stillschweigend oder nicht – unterwerfen, und dessen wesentlicher Grundstein der Respekt sowie Emphase gegenüber unseren Mitmenschen ist.
Erziehung oder Nichterziehung, ein paar Gene, Schule, Ausbildung, Studium und vor allem persönliche Lebenserfahrungen im Umgang mit anderen Menschen lassen Persönlichkeiten unterschiedlichster Prägung entstehen, die ein jeder ihr ganz eigenes Lebens – oder Überlebenskonzept entwickeln, wie das Leben am besten – oder sogar für sich optimal – zu meistern ist.
Der Spannungsbogen sozialen Miteinanders reicht von Totalverweigerung jeglicher Verantwortung für das eigene Dasein, d.h. dauerhafter Forderungen / Vorwürfe gegenüber Partner / Gesellschaft / Politik – ergo Unzufriedenheit, die in so vielen Gesichtern abzulesen ist – bis zu den Menschen, die ihr Schicksal bereits früh in die eigenen Hände nehmen und gewohnt sind, sich Wünsche und Träume selber zu erfüllen, weil sie erkannt, dass das Leben ansonsten nicht weiter geht.
Es liegt im Wesen unseres schönen Sports, dass Segler eher der zweiten Gruppe zuzurechnen sind. Nicht wahr, wer würde sich schon auf See begeben, wenn er dauerhaft keinen Bock auf Segeln hat?
Wenn ich an dieser Stelle dann beiläufig erwähne, dass es viele Partner / Partnerinnen gibt, deren Lust keineswegs equivalent, gleichwohl, die ihrem Ehegesponst, Lover oder angehimmeltem Ausserirdischen zuliebe, sich dennoch – also nolens volens – aufs Wasser quälen, um Zuneigung / Aufmerksamkeit oder Treue zu erweisen – dann haben wir einen eleganten Einstieg ins Titel Thema hingelegt.
Es soll hier untersucht werden, welche besonderen Verhaltensweisen im sozialen Miteinander bei Seglern gemeinhin zu beobachten sind.
NATUR und MENSCH
Eine Nacht auf See, ein stürmischer Törn, sind meist ausreichend, um den Respekt vor den Naturgewalten ins Gleichgewicht zu bringen – zu erkennen, dass der Mensch nur ein Wurm, die Natur hingegen der Chef von´s Janze ist. The morning after the night before, werden auch menschliche Schwächen deutlich, die an Land leicht lebenslang zu verstecken sind. Wer durch schneidige Statements glaubt, diese Regeln ausser Kraft setzen zu können, entlarvt sich spätestens, wenn er seine massgeschneiderte Lektion auf See erfahren hat. Es liegt in der Natur der Menschen, dass sie Fehleinschätzungen unterliegen, entscheidend jedoch sind die Lernprozesse, die daraus resultieren – tröstlich immerhin: eine voll-geschissene Hose sieht man von aussen nicht.
Die See regelt und bügelt – sie verändert die Menschen – nicht immer zum Positiven, Der Klassiker: wenn erlittene Demütigungen auf See, später an Land zu Grosstaten avancieren / konvertieren.
SOZIAL IST HIP
Im Schlagschatten einer Gesellschaft, in der ein Wettrennen um soziale Verhaltensweisen stattzufinden scheint, in der Politik und Medien die Gesellschaft mit normierten Standarts berieseln, gerät das soziale Miteinander im kleinen Kreis einer Familie zunehmend aus dem Gleichgewicht. Wie eine mir bekannte Psychologin kürzlich trocken, gleichwohl ungemein präzise bemerkte: Soziales Miteinander in Familien gab es weder Früher oder Heute, noch wird es dies Morgen geben, weil der Volkssport stets immer nur um´s eigene Ego dreht. Das Mantra gleichgerichteter medialer Berichterstattung, die Home Stories und Gebühren-finanzierte-Wohlfühl-Suppe in Serien produziert, schwebt scheinbar losgelöst über den Gesetzen der Strasse, bei denen es regelmäßig drunter und drüber geht.
In einer Zeit, die nur das Ego kennt, geraten soziale Verhaltensweisen zu Metaphern, um Wahrheiten zu verschleiern. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft sowie die Medien bedienen sich dabei eines Geschäftsmodells, das wirtschaftlich Profit als Schattengewächs generiert. Soziale Netzwerke taugen nicht als Gegenbeweis, weil hier nur scheinbar Allianzen gebündelt, hingegen Schwarmbildung nur der Erhöhung irgendeines Ego´s – vornehmlich eins mit Wiedererkennung – dienen, wenn sie nicht gar zum Geschäftsmodell an sich gemacht, verbrämt. Soziales Engagement unter dem Label bekannter Namen ermöglicht Traum Renditen, weil Aufmerksamkeit und Neugierde des Volkes im Vorfeld träufelnd eingeschläfert, Nachfragen als ungehörig gelten und daher selten gewagt. Ein Schelm, der da wagt, etwas Böses zu denken, denn es zählt der Schein, derweil die Wahrheit bereits längst um die Ecke gebogen ist, und sich am Ende für Fakten ohnehin keiner mehr wirklich interessiert.
SEGLER UNTEREINANDER
Vor Gott und auf See sind alle Menschen gleich – allerdings bleiben die sozialen Verhaltensweisen der Menschen untereinander in ihren Grundzügen stets unverändert, nur werden auf See die Konturen schärfer – weil dort weniger Leute unterwegs – und man zudem mehr aufeinander angewiesen ist.
War ich früher stets der Meinung, dass ein gemeinsamer schöner Sport eine Grundübereinstimmung menschlicher Verhaltensweisen bedingte, so habe ich meine Meinung im Laufe einiger Jahrzehnte optimieren müssen – will sagen: meine Ideale sind gründlich Baden gegangen.
War Segeln damals gleichbedeutend mit gegenseitiger Hilfe und Unterstützung, so ist der Zusammenhalt heute ein anderer geworden, auch wenn in Vereinspostillen und Grundsatzreden immer noch das alte – scheinheilige – Hohelied von Kameradschaft gesungen wird. Die verheerenden Vorgänge in einem großen deutschen Blauwasser Segelverein in Cuxhaven, dessen Name mir neuerdings stets subito entfällt, belegen beispielhaft, welche Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit entsteht, wenn eine Vereinsführung dauerhaft den sozialen Kontakt zur Mitgliederschaft mit Füssen tritt, sprich: negiert. Ein Verein ohne Leben, der nur um die Achse weniger ewig Gestriger dreht, betreibt Sozialautismus in Reinkultur.
Am besten funktioniert das traditionelle Verständnis von Hilfsbereitschaft in Revieren, die anspruchsvoll und schwierig sind. In den Tidenrevieren der Welt gehört gegenseitige Hilfe zum stillschweigendes Selbstverständnis. Wer dort gegen die Gesetze guter Seemannschaft verstößt, kann eine Lektion erfahren, die er so schnell nicht mehr vergisst. Oder eine Nummer kleiner: wenn ein Segler im Hafen gern sein Beiboot längsseits nimmt, um Nebenlieger wortlos zu verhindern, funktioniert dieser Trick nur solange, bis ein Neuankömmling mit dicker Yacht, seine Fender tiefer hängt – und am Tender längsseits geht.
Das Funktionieren der Sozialgemeinschaft in der kommerziellen Seeschiffahrt im Seenot Fall zeigt beispielhaft, was menschlich und technisch machbar ist, wenn es gilt, das Leben von Menschen zu retten, wobei diese Grenzen heute manchmal einseitig überschritten werden, wenn z.B. ein Nonstop Solo Segler unter dem Peitschenknall seines Sponsors in südlichen Breiten schlafend zwischen Eisbergen unterwegs, dabei eine Kollision erleidet, und unter Millionen Aufwand fremder Staaten abgeborgen werden muss. Seemannschaft und Tollkühnheit können einander ausschließen, wenn die Sozialgemeinschaft – oder eine Versicherung – für Schäden zu haften hat. Doppel-Nonstop-Solo-Segler BERNT LUECHTENBORG hat eindrucksvoll belegt, wie man es nicht machen sollte, er hat sein Schiff unter den Augen und Kameras hunderter Kreuzfahrt Gästen verlassen, seinen Versicherungs Sponsor den Scheck für die Bergung zahlen lassen … um hernach zu entdecken, dass statt seines Schiffes, offenbar nur seine eigenen Nerven Schaden genommen hatten … aber da waren die Sponsoren der Versicherung und des Media Partner dann schnell weg. Die Geschichte wurde offiziell bis heute nie verlautbart, weil sie an Peinlichkeit und Blamage für alle Beteiligten kaum zu überbieten gewesen ist.
Sozialer Umgang wird durch äussere Bedingungen beeinflusst. So wie Familien in Kriegs- oder Krisenzeiten auf einander angewiesen waren, um zu überleben, so ergibt sich ein sozialeres Verhalten angesichts höherer Gewalten, Katastrophen und Stürme. Je besser es den Menschen geht, je sorgloser und sicherer ihr Lebensumfeld, desto mehr rückt der Egoismus ins Zentrum aller Verhaltensweisen, und leidet ihr Sozialverhalten. Es ist ein Kräftemessen der besonderen Art, an deren kurzem Ende egoistische Menschen zu Gange sind, die sich erst beugen, wenn höhere Mächte am längeren Hebel wirken und walten.
Unter Blauwasserseglern finden Kontakte häufig nur eingeschränkt statt, weil Segler unterwegs mit den eigenen Problemen vollauf beschäftigt sind. Langzeitsegler sind Puristen, deren Lebensinhalt auf See sich zu aller Erst zunächst um die unversehrte Ankunft im nächsten Hafen dreht. Dort angekommen, reduziert sich der Umgang mit anderen Ankerliegern dann vornehmlich auf die täglichen Fragen des Segler Lebens: Beschaffung und Versorgung – wo gibt es Proviant, Ersatzteile, günstiges Internet, und natürlich Liegeplätze, solide Mooring Tonnen oder sichere Ankergründe. Mir sind unendlich viele Segler bekannt, die im Verlaufe vieler Jahre nur streckenweise Bekanntschaften geschlossen haben, oder deren Verbindungen infolge – sagen wir es behutsam – unausgewogener Beziehungen, irgendwann zu Ende gegangen sind. Wobei es natürlich – ebenso wie an Land – auch unter Seglern lebenslang andauernde Freundschaften gibt, die zu finden, unser aller gemeinsamer Wunsch darstellt. Stand der Technik hingegen ist, dass wir zu entdecken haben, dass dies hehre Gut nur überaus selten selten zu finden ist.
In Häfen und an Ankerplätzen ist Yellow Press in Segler Kreisen Dauerthema, wenn Bordgemeinschaften aufgekündigt, zerbrechen oder sich ungalant verändern,, werden überall die Ohren aufgestellt. Denn, nicht nur an Land ist das Gras auf der anderen Seite vom Seezaun immer so lecker grün, und so es ist kein Geheimnis, dass manche weibliche Begleitung ihr Eiland wechselt, derweil der Skipper seinem Schiff zumindest treu. Herzensangelegenheiten finden überall ein weit offenes Ohr – wenn das dann an einem verheissungsvollen Kopf angewachsen ist, entsteht ein wenig tiefer, schnell eine eigentümliche Resonanz – und los geht der Tanz.
Einen Sonderstatus besitzen Segler mit handwerklichen oder anderen besonderen Fähigkeiten. Sie sind überall hoch willkommen, vor allem bei jenen, die handwerklich mit zwei falschen Händen ausgestattet sind und darum allzu gerne Zweck Freundschaften schliessen. Segler mit Spezialwissen ziehen wie Speck die Mäuse an und entdecken manchmal, dass ihr Einsatz für die Katz gewesen, weil der Speck weg und die soziale Balance gefehlt. Anerkennung und Respekt vor einander ist dann so selten wie blauer Enzian.
Als besonderes Beispiel für seinen sozialen Einsatz bei fernen Völkern ist für mich MICHAEL LEPPERT, SV MARIPOSA, der als Zahnarzt und Chirurg seinen enormen Kat zum Arbeitsplatz umfunktioniert und im Verlauf der vergangenen Jahre bereits tausend bedürftige Menschen mit Zahnproblemen operiert, kuriert und sich zu Freunden gemacht. Es ist bezeichnend für menschliche Verhaltensweisen, dass einem selbstlos arbeitendem Mann wie Michael, hier und dort von Inselverwaltungen immer wieder mal Steine in den Weg gelegt werden, die ihm seine Mission erschweren. Sogar eine Aufenthaltsgenehmigung wurde ihm bereits verweigert. Lobbyismus macht selbst beim Kampf um die Ärmsten der Armen nicht halt, wenn es gilt, Umsätze von Menschen zu generieren, die doch nur leere Taschen in den Hosen haben.
Die Gesetze zwischenmenschlicher Ausgewogenheit bekommen unterwegs eine besonderem Bedeutung, weil mangelnde Balance schneller offenkundig wird. Erst kürzlich wurde mir von den Schweizer Weltumseglern MONIKA + JOHAN GEISSMANN, SV BUDLUP berichtet, was sie in Südafrika erlebt. Nachdem bestimmte Yachten den Hafen verlassen hatten, fehlte hier und dort Zubehör auf einigen der anderen Yachten. Die Seglerschaft kam dann auf die schlaue Idee, im jeweils nächsten Hafen beim Hafenkapitän nachzufragen und ihn zu bitten, bei eintreffenden Yachten z.B. nach einem fehlenden Aussenborder zu sehen oder zu suchen. Mit durchschlagendem Erfolg, ein Aussenborder … war also voraus gereist und bereits angekommen, er wurde von den Behörden in Verwahrung genommen.
SILKE + DIETER BLASS, SV TAMORA berichteten kürzlich aus Fiji von einer radikal heimgesuchten – will sagen: leer geräumten – Yacht, deren Eigner in die Heimat geflogen ist. Seine Vermutungen sind deutlich und kein Kompliment für dem Umgang der Segler untereinander.
Auch Windsteueranlagen geraten immer mal wieder in den Fokus von Langfingern, vornehmlich Seglern, die den Tag der eigenen Abreise sehnlichst herbei gefiebert, aber bis zum Schluss vergessen, dass Steuerfreiheit auf See eben auch wichtig ist, weshalb sie lieber nehmen als zahlen. Mehr als einmal ist es vorgekommen, dass ich z.B. in den Kanaren Segler mit einer Anlage am Heck entdeckt, die mir kurz zuvor von anderen Seglern als gestohlen gemeldet war. Die Welt ist klein, die Routen ausgetreten und der Buschfunk arbeitet manchmal schneller wie der Wind.
Ohne den Hauch eines Vorurteils, aber es soll in einigen Gebieten unseres Planeten Ankerreeden geben, in denen die Nachbarschaft von Low Budget Seglern bestimmter Nationalitäten gemieden wird, weil man weiss, dass deren Nöte manchmal fast unerträglich sind … und dann eben zur Tat geschritten wird, um eine selbst konstatierte soziale Ungerechtigkeit unkonventionell und manchmal frech in Eigenhilfe zu beheben.
Neid und Missgunst ist Welt-Volks-Sport, die Gegensätze sind auf den Ankerreeden weltweit zu besichtigen, wobei die Spannungen auch gegenüber der Landbevölkerung beachtlich sind, weil das Erscheinungsbild einer Segelyacht das Vorhandensein finanzieller Unabhängigkeit schlechthin dokumentiert und als Stigma sogar ohne Worte funktioniert. Die Welt ist feindlich und es bedingt Feingefühl, vorhandene Spannungen zu erspüren und sich entsprechend sensibel zu verhalten, um am Ende dann eine besondere Gastfreundschaft zu erfahren – was zunehmend seltener geworden ist.
Flottillen Flotten leiden diesbezüglich unter einem besonderen Stigma, weil ihnen der Ruf vorauseilt, dass hier eine kapitalkräftige Gesellschaft unterwegs. BARBARA + HANS RAUERT, SV RESOLUTE berichten von ihrem Aufenthalt in LA REUNION, wo man versuchte, sie – wg. einer im Hafen erwarteten Flotte Oyster Seglern – des Hafens zu verweisen. Am Hafen befand sich ein Hinweisschild, dass die Marina mit aktiver Hilfe der EU renoviert worden sei, also wies Hans den Hafenkapitän trocken darauf hin, dass er sich als EU Bürger das Recht nehme, dort zu liegen. Was er dann auch tat, ohne weiter behelligt zu werden.
Seit dem Vorfall um die SV CATHERINE, deren deutsche Eigner in den Philippinen monatelang von Entführern in Gefangenschaft genommen worden sind, um Lösegeld zu erpressen, wissen wir, dass die Entführer wahrscheinlich in der Uniform von „Offiziellen“ an Bord gekommen sind, um sich hernach als Geiselnehmer zu offenbaren. Die Auswirkungen moderner Piraterie auf das Verhalten westlicher Fahrtensegler dürften sich weiter verschärfen, SIEHE
SOZIALE MEDIEN
Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen mit unterschiedlichem Aufenthaltsort ist ein LIKE. FAZZEBOCK und Co. lassen soziales Miteinander auf einen Mausklick schrumpfen, der als Trophäe gesammelt, das Absondern einer Botschaft honoriert, sei sie auch noch so banal. Sozialer Status mag steigen mit zunehmender Anzahl von FOLLOWERN, gerät bei Fahrtenseglern hingegen schnell zum Rohrkrepierer, weil ganz offen nachzulesen ist, wie gering der Kreis der Interessierten tatsächlich ist, zumal die Botschaften sich an Banalität gegenseitig übertrumpfen. Es zeugt von respektvollerem Umgang gegenüber seinen Blog Lesern, wenn man ihnen die Lektüre stillschweigend überlässt, ohne hier um Likes zu buhlen. Zeitgleich erhält dabei eine an den Autoren gerichtete Mail auch mehr Gewicht, weil der dazu notwendige Aufwand … eben nicht nur ein dahin geworfener Kommentar gewesen ist. Wenn soziale Netzwerke nur noch dem Absondern von Kurz Messages dienen, gerät jeder Umgang beliebig – und die geringste Form der Anerkennung des Gegenübers zum KLICK. Zumal wir heute alle wissen, dass hier eine Oberfläche angeboten wird, um in Lee Daten über das Gegenüber zu sammeln, der durch sein Klickverhalten zunehmend transparenter wird.
Es ist deutlich zu verzeichnen, dass FAZZEBOCK insbesondere unter jüngeren Seglern eine gewisse Attraktivität besitzt …. einer Gruppe, die häufig ein ausgeprägtes Bedürfnis nach öffentlicher Anteilnahme – oder Sucht zur Selbstdarstellung? – zu haben scheint, wohingegen die erwachseneren Segler diesem Medium weniger Beachtung schenken.
SEGELFOREN
Die ursprüngliche Idee zum Betrieb eines Forums war hehr und sinnvoll, allerdings erheblich zu idealistisch: Meinungsaustausch, Wissenvermittlung sowie gefällige ThemenHarke für die Betreiber – davon ist heute, zumindest in Deutschland, nur noch wenig übrig geblieben. In den einschlägigen Segelforen ist der Meinungsaustausch fast zum Erliegen gekommen, allerorten haben sich Foristen zurückgezogen, weil sie von rigiden Web Admins, Moderatoren und / oder aggressiven Multi Postern aus Kuschelsofas in ihrer freien Meinungsäusserung behindert, zensiert oder sogar beleidigt werden. Foren mutieren damit zu Kriegsschauplätzen, in denen private Siege oder Niederlagen zum Inhalt werden.
„MIT DIR SPIELEN WIR NICHT“ das ist der Tenor, der überall dort zu hören ist, wo Platzhirsche röhrend ihre vermeintliche Lichtung verteidigen, um missliebige Meinungen niederzubrüllen, zu behindern oder subtil zu unterdrücken. Eine Blamage in einem Land, dass sich seiner demokratischen Strukturen doch so sehr rühmt, hingegen offenbar ein Mainstream, die allerorten auch im politischen Betrieb und täglichen Leben sowie in den sozialen Medien zu bemerken ist.
Eine exemplarische Blamage wurde kürzlich dem Vereins Vorstand jenes Vereins in Cuxhaven zuteil, dessen Selbstverständnis in Bezug auf ein vermeintliches Hausrecht im Forum, von Gerichts wegen eine empfindliche Korrektur erfahren hat. ZUR LEKTÜRE
Die Frage nach dem Sozialverhalten von Seglern muss zusammenfassend wie folgt beantwortet werden: sie unterscheiden sich in nichts vom Verhalten gemeiner Menschen mit festem Boden unter den Füssen, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass Segler prägnanter von ihrem Umfeld zu unterscheiden sind, nicht nur auf Grund der Länge von Masten, sondern auch, weil es von diesen Menschen, in Zahlen ausgedrückt, nicht so viele gibt.
Es liegt im Wesen des älter Werdens, dass die Erkenntnis Prozesse prägnanter geraten. Je nach dem Grad der Individualität, sowie der ganz eigenen Lebenserfahrung – oder gar der Länge des Leidens – sind die Ergebnisse in den Gesichtszügen der Menschen recht einfach abzulesen. Meine ganz eigene Erfahrung hat mir gezeigt, dass es unter den Seglern erheblich mehr positive Menschen gibt, die die Lust am Leben nicht verlassen hat, oder die, qua Niederlagen, ihr Heil eben nicht in der Flasche oder anderen Süchten gesucht und gefunden haben. Mich verwundert hingegen immer wieder, dass Menschen, deren Leben so erkennbar voller schöner Erlebnisse gewesen ist – oder die dies zumindest so darzustellen versuchen – so viele Misanthropen zu finden sind, die sich sozialen Verhaltensweisen zunehmend entziehen, um den eigenen Nabel als das alleinige Ziel in den Fokus zu fassen und sich von der Aussenwelt fast vollständig zu isolieren. Dies empfinde ich als bedauerlich.
Darüber bin ich nachdenklich geworden, das gesteht
Peter Foerthmann
Hallo Peter
Wir freuen uns immer auf einen neuen Bericht von dir.
Der letzte hat es wieder mal genau auf den Punkt gebracht. Die schwimmende Klinik ist ein prächtiges Beispiel für die Hilfsbereitschaft, die es zum Glück noch gibt.auch Ingrid und Jürgen von der SV JOSI haben uns gestern Abend von einem Fall in Australien erzählt, als sie mit Motorschaden vor Anker lagen und nicht wussten, wie sie ohne Wind nach Cairns kommen. Eine französische Yacht hat sie dann abgeschleppt. Wir waren in der gleichen blöden Lage vor Labuhan Bajo Indonesien, als Fischer uns für 1 Paket Zigaretten 15 sm abschleppen.
Leider gibt’s halt auch die andere Seite. Hans von Resolute hat vergessen, zu erwähnen das er dasselbe auch in Mauritius erlebt hat und alle Segler den Hafen verlassen mussten. Uns beiden ( Resolute und uns von der Andori ) hat man unter Androhung von 500 € Strafe aus dem Hafen in Reunion gejagt und sogar aus der Kneipe am Abend, in der ein Konzert für die verehrten Oyster Fritzen statt gefunden hat!
Ganz anders in DURBAN SA, wo der Commander des Yachtclubs uns vom Schiff geholt und zum Bier eingeladen hat. Wie er lapidar sagte: Für diese Oyster Heinis werde kein Platz gemacht. Die sollen draußen ankern. Mit unserem kleinen Schiff erregten wir manchmal mehr Aufsehen als die 60 fuss Red Bull Oyster.
liebe Grüsse Andi und Doris, SY ANDORI
lesenswert
danke peter, das ist auf die Punkt geschrieben mit humor und tiefgang, ist vergnügen zum lesen
Hallo Peter,
der Zusammenhalt in der Seglerschaft mag ein anderer geworden sein, aber nicht, weil sich die Menschen geändert haben, sondern die Bedingungen, unter denen sie mit ihren Schiffen weltweit unterwegs sind.
Mehr Sicherheit durch Technik, die allerdings zu einem höheren Wartungsaufwand und zu neuen Themen im Erfahrungsaustausch führt.
Eine bessere maritime Logistik macht Ersatzteile weltweit verfügbar.
Ein erweitertes Netz an Marinas bietet Komfort und sicheres Liegen
Wetterbedingungen und politische Veränderungen hingegen setzen neue Maßstäbe für die Törnplanung.
Viel Platz also für die viel beschworene, und nach wie vor vorhandene Kameradschaft unter Seglern.
Diese jedoch in irgendeinen Zusammenhang zu dem von Dir angesprochenen Verein in Cuxhaven setzen zu wollen, trifft nicht die Realität.
Die Kameradschaft unter Seglern nährt sich aus der bekannten Mischung aus selbstlosem und zielgerichtetem Verhalten. Hilfe zu leisten verbindet sich im Allgemeinen mit dem Wunsch, dereinst auch selbst einmal Hilfe zu erhalten, sofern dies notwendig wird. Sie findet völlig ohne Anbindung an Revier, Nationalität oder Vereinszugehörigkeit statt.
Die Beschwörung der Kameradschaft durch den Verein in Cuxhaven ist lediglich ein unfruchtbarer, fast verzweifelter Versuch, der leeren Hülle einen Inhalt abzugewinnen. Genauso wie die Überbetonung der Bedeutung einer nie wirklich festgestellten Anzahl von Stützpunkten, über deren Arbeit im Detail nur wenig bekannt ist.
Zum Thema Sozialverhalten passt die Feststellung, dass es Menschen gibt, für die die Wahl in ein Amt gleichzusetzen ist, mit der Erreichung eines Ziels, während andere darin den Anfang des Weges dahin sehen.
Detlev Schmandt, Kira von Celle
Hi Peter
Sehr guter Aufsatz.
Besser hätte man die Situation nicht beschreiben können.
Bravo 🙂
Schöne Grüße aus Whangarei
Inge und Ernst
Peter, dieser Artikel passt gut in die gesamte Thematik
http://www.focus.de/politik/deutschland/fietz-am-freitag/fortschritt-gesucht-wir-duerfen-nicht-laenger-das-land-der-bedenkentraeger-sein_id_4274974.html
Gruss
Ernst