Reviews – Comments

Eine Segler-Autobiografie: Der Mann hat wirklich was erlebt, das kann man schon so sagen. Und er weiß, wie man das wortreich in Szene setzt, mit Biss und Humor, so dass daraus ein Buch wird, welches zu lesen sich lohnt. Vor allem, wenn man selbst in der Segelszene zu Hause ist, denn dann wird man immer wieder auf alte Bekannte stoßen im Text. Die Rede ist, natürlich, möchte ich hier fast sagen, von Peter Förthmann, Mr. Windpilot. Wer, aus der Segelbranche, kennt ihn nicht? Legendär die After-Boat-Show Partys während der Hamburger Bootsausstellung, habe ich jedenfalls gehört; ich selbst war allerdings nie dabei, weil zu der Zeit schon eher im Ausland unterwegs. Aber gerade dort, unter Liveaboards und Langzeitseglern aller Couleur, war (und ist, vermute ich) Peter sogar noch präsenter, als im heimatlichen Hamburg.

Der Grund dafür ist in seiner Art zu finden, sein Geschäft zu führen, was wiederum ganz und gar mit seiner ureigenen Persönlichkeit zusammenhängt. Der Inhaber von, wie er es gerne sagt, „einem der wohl kleinsten Industrieunternehmen der Welt“ – schon seit einiger Zeit erfolgreich betrieben von ihm und seiner Partnerin Marzena, ist so authentisch wie eine Atlantikwelle, die dir bei Sturm an Deck klatscht, so geradeaus wie die endlosen, in flirrendem Sonnenlicht am Horizont verschwimmenden Straßen des mittleren Westens der USA und so kompromisslos wie das ablaufende Wasser der Ebbe. So hat er sich einen großen Namen gemacht in der globalen Welt der OzeanseglerInnen, denn um „seine“ Leute, die mit einer Windpilot als „Heckverzierung“ sozusagen steuerfrei zur See fahren, kümmert er sich zuverlässig und persönlich, immer kompetent und hilfreich.

Aber halt, wir wollen hier über das Buch reden. Das bietet teils ziemlich persönliche Einblicke in ein bewegtes Leben, welches von einem roten Faden durchzogen wird: Dem Wunsch und Willen nach Geradlinigkeit und Unabhängigkeit. Und das an Land ebenso, wie, natürlich, auf See… Nach vielen zermürbenden Kämpfen, die wohl oftmals ans Eingemachte gingen, hat Peter ihn erreicht, den wohl verdienten „Fuck-You-Status“: „Alles erlebt, alles überlebt, vor allem in bester Laune! Es ist den Amerikanern vorbehalten, für diesen Lebensstatus drastisch und symbolisch den FYS erfunden zu haben. Ein Begriff, den ich kurzerhand für mich adaptiert habe und fortan ungeniert selbst verwende, weil es für gelebte Unabhängigkeit kaum eine bessere Vokabel gibt.“

Wer möchte nicht diesen Status erreichen! So manches in diesem Buch könnte vielleicht als Inspiration für den Weg dorthin dienen. Andererseits wird aber wohl auch deutlich, dass der „FYS“ eher eine Sache der Einstellung ist. Mit der Peter Förthmann, trotz so mancher Stürme, schon ziemlich lange und alles in allem doch sehr gut durchs Leben gesegelt ist…

Detlef Jens literaturboot.de

Leben im Kielwasser
Ein Buch das Freude erzeugt. Das Lesen macht einfach Spaß und gibt Mut, ein positives Lebensgefühl zu finden. In erfrischender Sprache und mit feinem Humor gibt´s authentische Lebenserfahrungen satt und zudem die Erkenntnis: die Pfade des Zeitgeistes zu Gunsten eigener Unabhängigkeit zu verlassen, kann eine neue Lebenslust hervorbringen. 
Deshalb sei das Buch nicht nur Wassersportlern empfohlen sondern allen die ein lebhaftes inspirierendes Lesevergnügen schätzen.
Gebhardt Müller, SY Quinta – 50er Seefahrt Kreuzer – der sein Segelvergnügen mit der Windpilot Pacific seit circa 20 Jahren perfekt gemacht hat.

Leben im Kielwasser
Nein, es sind nicht nur die Biographien von großen Künstlern, Politikern, Herrschern, Literaten…, die lesenswert sind. Wenn aus einem Bananenhändler im Stöpskealter in weniger als einem halben Jahrhundert ein rund um den Globus anerkannter Pilot-im-Wind wird, dann kann der was erzählen… etwas Lesenswertes schreiben.

In unkonventionellem Stil, mit viel Wortwitz und Ironie, aber ebenso mit Hintergründigkeit eintauchend in die oft turbulenten Tidengewässer der „Menschlichkeit“ beschreibt Peter Foerthmann sein Leben, dass mit Windpilot zweifellos ehrenwert und zugleich doppeldeutig etikettiert werden kann.

Die Beschreibung seiner Kinderjahre im Hamburger Hafen in der Sterbestunde der segelnden Handelschiffe – Pamir und Peking bleiben nicht unerwähnt – ist ebenso ein für Segler historischer Leckerbissen wie das lesende Miterleben der rastlosen Suche eines nach neuen Horizonten suchenden Jünglings an Deck eines Bananenfrachters.

Wie aus dem Sohn einer vielseitig begabten Heilpraktikerin und eines für seinen kritischen Geist bekannten Professors der Hamburger Seefahrtsschule via Bananenverkauf, Pferdekutschenhandel und Wirtschaftsstudium schließlich ein weltweit erfolgreicher Entwickler, Hersteller und Vermarkter von metallenen Steuermännern wird, ist sicherlich nicht nur für Windpilot-Kunden, sondern auch und gerade für junge Leute interessant, die heutzutage – vielleicht mehr als früher – nach einem eigenen Lebensweg suchen.

Dass Frauen in Peters Leben lange ein Wind-gegen-Strom-Phänomen waren, wird in mehreren Passagen des Buches deutlich. Doch beschreibt er auch mit verblüffender Offenheit wie er schließlich den richtigen Kurs gefunden hat.

Wer Windpilot kennt, kennt auch Bernard Moitessier, sollte er jedenfalls…
Peter Foerthmann weist darauf hin, dass Bernard als er im Golden Globe-Einhand-Weltumsegelungsrennen 1969, östlich Kap Hoorn in Führungsposition segelnd, das Rennen abbrach, um dann ganz befreit vom Rennzirkus weiter nach Polynesien zu segeln und Kartoffeln anzubauen, „mit einer unkonventionellen Entscheidung am Ende glücklich geworden ist“… Es ist ein Grundgedanke des Buches…

Wer das Zusammenspiel zwischen dem Entdecken neuer Horizonte, kritischem Denken, Zielstrebigkeit, Humor, Aufrichtigkeit, Resilienz und wirtschaftlichem Erfolg als Self-Made-Man unter dem unheilbaren Einfluss des Segelvirus verstehen will, der muss dieses Buch lesen.
Wilfried Krusekopf

Mit grossem Vergnügen habe ich Peters „Leben im Kielwasser“ gelesen.
 
Das Buch teilt die Geschichte eines in gut neu-Deutsch „self-made man who lives on his own terms“, der sich von einem aufgeweckten Knaben im Nachkriegs-Hamburg zu einem erfolgreichen Unternehmer entwickelt hat, der ein Produkt mit viel Geschick und Mühe zuerst zur Serienreife und dann zu nahezu-Perfektion gehegt und gepflegt hat, und der sich über die Jahrzehnte immer wieder neu erfunden hat. Den Mut und die Energie zu solch einem Leben haben nur wenige. Daher mag man Peters Perspektiven gelegentlich nicht teilen, aber man lernt immer etwas von ihnen.

Das Buch beschreibt auch Facetten der Seglergeschichte der letzten 6 bis 7 Jahrzehnte, sowohl die nord-deutsche als auch die internationale. Die Sicht ist von jemanden, der eine Unzahl von Seglern und Organisationen in dick und dünn erlebt hat, mit ihren schönen und ihren hässlichen Seiten und der sich auch nicht scheut, niederzuschreiben, was er denkt. Auch dazu hat kaum jemand den Mut. Für (angehende) Segler, die viel Geld und Zeit in einen Lebenstraum investieren, ist es extrem wertvoll, das Umfeld mit seinen Fallstricken besser zu verstehen, aber auch demonstriert zu bekommen, dass Segeln nicht unverschämt teuer zu sein braucht.

Ein grossartiges und einmaliges Buch für jeden Segler, den das Thema Windselbststeuerungsanlagen interessiert, beziehungsweise am Herzen liegt. Denn dieses Buch ist nicht nur hoch sachlich, sondern darüber hinaus hoch emotional: jede Seite verdeutlicht die Verbundenheit zwischen Peter Förthmann und den windbetriebenen Steuersystemen, erklärt den Perfektionismus, der seinen Anlagen zugrundeliegt, und vermittelt die Enttäuschung, wenn Kommerz vor Seemannschaft gestellt wird.
Absolut lesenswert!
Nik Suermann

YACHTING MONTHLY Book review
Julia Jones, Yachting Monthly’s literary reviewer discusses Boatbuilding Yesterday and Today by Peter Foerthmann, an ode to more traditional values.
It’s with something of a shock, when first reading the sailing book Boatbuilding Yesterday and Today, that I realise the author, Peter Foerthmann’s notion of ‘yesterday’ is the 1970s.
His modern classic yachts are products of the c20th gold rush when mass production techniques began revolutionising boat-building but when solidity of material was still expected and yachts were still finished by craftsmen.

He sees a robustness in the older hull forms which more recent emphasis on modular construction and gluing has weakened.

Today, he contends, the ‘performance cruiser’ has suffered from pressure to maximise interior space and sacrifice underwater shape for manoeuvrability and speed …. continue reading

Boatbuilding Yesterday and Today: Book review

23.05.2021 Stephan Cramer, Hamburg sagt
Eine kurze Rückmeldung zu Ihrem „Mythos Weltumsegelung“: Ich habe es in einem Rutsch mit großer Genugtuung gelesen! Danke! Vielfältige sehr differenzierte, wortspielerische Formulierungen machen einfach Spaß. Mit viel Humor wird Ernstes bewegt. Auch ohne irgendeine Erfahrung in Sachen Weltumsegelung teile ich dennoch Ihre Einschätzungen, Bewertungen, Relativierungen bzw. kann sie gut nachvollziehen. Ich habe die Lektüre vom ersten bis zum letzten Wort genossen und gleichzeitig viele Eindrücke „aus aller Welt“ – insbesondere der Segler-Welt – bekommen. Ihre ungeheure Kompetenz wird erlebbar. Also: Danke! –
Stephan Cramer, Hamburg

DETLEF JENS / Literaturboot.de kommentiert:

Windsteueranlagen: Selbststeuern unter Segeln



Lieber Peter
Als wir 2015 los segelten, waren uns Freunde aus Bordeaux ein paar Wochen voraus. Sie schafften es, die Welt in drei Jahren zu umrunden, auf der nicht ganz klassischen Route, über Patagonien und rund ums Kap der Guten Hoffnung nach Brasilien und wieder über den Atlantik zurück nach Frankreich. Eine beachtliche Leistung, aber er hat als Ingenieur alles gut durchgeplant, da blieb kaum Platz für Spontanität. Wir haben ja auch unsere Routenpläne gemacht mit ungefähren Daten, wann wir wo sein wollten. Ziemlich schnell merkten wir aber, dass das so mit uns nicht funktioniert. Wir wurden nicht mit dem Pazifik mit seinen vielen Inseln und Atollen beschenkt, dafür tat sich uns eine Fülle von anderen Erlebnissen auf. 

Es ist so, wie du schreibst. Unsere seglerischen Sehnsüchte wurden geweckt von Autoren, selten Autorinnen, die vor 40, 50, 60 ja über hundert Jahren unterwegs waren. Die Einheimischen stehen zwar immer noch am Strand und winken, aber nicht mehr um uns mit Früchten zu beschenken. Heutzutage wollen sie Dollars, was ich ihnen auch nicht vergönnen mag.

Im Atlantik sind viel Segler unterwegs, die Einsamkeit ist möglich, muss sich aber erarbeitet werden. Ich ziehe da Vergleiche mit dem Tourismus im 19. Jahrhundert in der Schweiz. Die grandiose Bergwelt lockte, aber die Unterkunft musste ein Grand Hotel sein. Eine heutige Fahrtenyacht ist meistens um die 45 Fuss lang, hat Entsalzer, Waschmaschine, Klimaanlage , Fernseher, Tiefkühltruhe und natürlich einen Generator an Bord, mit dem Resultat, dass man viel häufiger als gewollt in Häfen festsitzt, weil wieder irgend etwas kaputt gegangen ist. Erst im Norden der USA, nördlich der Chesapeake Bay, trifft man auf einen anderen Schlag Segler. Uns kam es zugute, dass wir gerne campieren und mit wenig zufrieden sind. 

Segeln ist viel einfacher geworden, mit all den Hilfsmitteln, die heute zur Verfügung stehen. Wir haben uns mit Seglern unterhalten, die meinten, wenn die Pfeile der Grib files grün seinen, würden sie los, bei gelb nur im Notfall und sicher nicht bei orange oder rot. Sowieso wird nur noch von Knoten gesprochen, von der Beaufort Skala  und wie man die Windstärke von den Wellenkämmen ablesen kann, haben immer weniger eine Ahnung. 

Wenn es um die Wahl Schiffes geht, bin ich anderer Meinung als du. Im Jahre  2001 war ich für sechs Woche in Djibouti auf einer 41″ Stahlyacht, 18 Tonnen schwer, mit Twin Dieseln. Beide waren defekt. Mein Vorschlag, einfach weg zu segeln, wurde vehement abgelehnt. Nach sechs Wochen musste ich zurück in die Schweiz, ohne einen Meter gesegelt zu sein. Eigentlich wollt ich in Kenia aussteigen. Von da an war mir klar, sollte ich einmal ein eigenes Schiff haben, dann eines, mit dem ich überall segelnd hinkomme. Es muss einigermassen leicht sein, um auch bei leichten Winden noch Fahrt zu machen und Höhe laufen. Die schweren Stahlschiffe brauchen ein grosses Rigg und viel Segelfläche. Das ist ok für junge, kräftige Leute. Maselles Gross reffen Gabrielle und ich in vier, fünf Minuten, schlimmstenfalls ginge es auch alleine. Zudem brauchen Stahlschiffe ziemlich viel Pflege, sonst sehen sie schnell übel aus. 

Aluschiffe sind teuer und nichts für Chaoten wie wir es sind. Verschwindet mal eine Unterlagsscheibe in der Bilge, dann muss sofort gesucht werden. Die oben erwähnten Freunde haben eine Ovni 36. Wir haben sie mit unserer alten GatorRali auf der Kreuz schwer abgehängt. Für Gabrielle und mich ist ein Plastikschiff ideal. Wir sind beide keine Handwerker und mit Epoxi lässt sich viel machen, auch von Laien. Wir sprechen hier aber von einem älteren Modell, wo noch im Handverfahren die Glasfasermatten Zentimeter dick aufgelegt wurden.

Wenns ums Geldverdienen unterwegs geht, bin ich ganz deiner Meinung. Besser in Deutschland oder der Schweiz den Groschen auf die Seite legen, als sich im Ausland für eine Apfel und ein Ei zu schinden. Ich bin eine paar Törns für eine Segelschule im Mittelmeer gefahren und weiss, wie ein Haufen zufällig zusammengewürfelter Menschen an Bord sich und dem Skipper auf den Geist gehen können. Gabrielle und ich hatten unglaubliches Glück, konnten wir für Shane Boote überführen. 
Damit sind wir bei der Crew. Sie ist das A und O des ganzen Unternehmens. Das führst du zur Genüge aus, dem habe ich nichts beizufügen.

Ich denke, dein Buch gehört zur Vorbereitungslektüre all derjenigen, die auf längere Fahrt gehen wollen. Es braucht die kritische Stimme, denn die frohen Videobotschaften der Vlogers würden nicht mehr angesehen, wenn gezeigt würde, wie sich die Paare in den Haaren liegen, was schon wieder den Geist aufgegeben hat. Sich mit allen Aspekten des Lebens an Bord vor der Abreise auseinander zu setzten garantiert noch keinen Erfolg, aber es erhöht die Erfolgschancen.
Ganz zum Schluss: Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit helfen auch.

Herzlichst aus der kalten Schweiz
Thomas SV Maselle

BOOTSBAU- GESTERN UND HEUTE

DETLEF JENS / Literaturboot.de kommentiert:
Ja, damals – da war ja immer alles besser! Könnte man denken, dass dies gemeint sei, angesichts des Titels und auch angesichts der Thematik des Buches, dass tatsächlich der „Fortschritt“ im Bootsbau nicht unbedingt ein solcher sein muss. Was ja, nebenbei, nicht nur für den Bootsbau gilt, aber das lassen wir hier und heute mal außer Acht.
WEITERLESEN – Fortschritt im Bootsbau?

Thomas SV Carmina sagt:
28. Januar 2021 um 20:36 Uhr

Es gibt einfach Fakten die unwiderruflich gültig sind. Peter Förthmann kennt sie alle und beschreibt eindrücklich, was die Qualität und die Anforderungen an ein seegängiges Schiff sein müssten. Erfahrungen bedeuten eben „Er-Fahren“.
Gnadenlos, aber voll berechtigt, geisselt er die „modernen“ Trends, die mehr durch die Marketingabteilungen, Innenarchitekten der Werften und Mainstream-Medien gefördert werden. Seegängig hat was mit Sicherheit, mit wohlbehaltenem Ankommen am Ziel zu tun. Was heute angeboten wird, ist mehr und mehr geeignet die Ferinenwohnung aufs Wasser zu verlegen. Bei schwierigen Wetterlagen bleiben dann die dann auch im Hafen.

Wilfried Krusekopf SV Gwenavel sagt:
29.Januar 2021 um 23:21 Uhr

Moin Peter,
Dein Buch hat mir eine angenehme Bettlektüre ermöglicht. Danke!
Mir gefällt dieser freie Seeluft atmende Stil gut, bei dem Du kein Blatt vor den Mund nimmst, aber auch betonst, dass es eben „nur“ DEINE Meinung ist. Auch inhaltlich – und das wird Dich kaum wundern – kann ich (fast) alles voll unterschreiben. Du siehst es ja auch in den Parallelen zu meinem Buch „Einfach segeln“. „Fast“, denn beim Geräteträger am Heck bin ich anderer Meinung: Auch bei OVNI und BOREAL, ALLURES und GARCIA finde ich diesen „Überrollbügel“ einfach hässlich und auch überflüssig. Dass er praktisch ist, steht außer Frage.

Wenn ich mir noch eine kleine kritische Bemerkung erlauben darf: Zwar finde ich Deine allgemeine Kritik an der Entwicklung in den Bereichen Medien, Messen, Verlagen, Seminaren… überzeugend, notwendig und erfrischend zu lesen, doch der Buchtitel lässt nicht vermuten, dass Du diese Bereiche in solcher Breite ansprichst. Das Buch hätte es aber verdient, im Titel auch dies anzukündigen. (??)
 
Über den guten Text hinaus noch ein Kompliment zu den Zeichnungen: Vieles erinnert an Mike Peyton’s brillant dargestellten Humor.

Lieber Peter,

inzwischen habe ich Dein Bootsbau Büchlein (nicht negativ gemeint, nur wg. der Kürze) gelesen. Mein Urteil: Es ist unbedingt lesenswert für Yachties aller Art, besonders für angehende Blauwasserweitwegsegler und Liebhaber (belegbarer) spitzer Bemerkungen.

Was den historischen Teil der Yachtbau Entwicklung angeht und in der Beschreibung unserer schönen neuen Yachtwelt hast Du aus meiner Sicht meistes Recht. Aber in drei anderen Punkten möchte ich Dir, mit der geziemenden Achtung, widersprechen:

Sind aus GFK gefertigte Schiffe, verglichen mit Metallbooten, doch nur Joghurtbecher und wegen fehlender Eisklasse und geringerer Beulen Steifigkeit ungeeignet für Blauwasserreisen? Nein, wenn auch die „Massenwerften“ konstruktiv ihre Schularbeiten gemacht haben, was sie aus meiner Sicht schon aus Haftungsgründen genauso häufig tun, wie „Edelwerften“. Sind sie sicherer? An keiner der Korallen bewehrten Küsten unserer Weltumsegelung möchte ich stranden! Da nicht das Bootsbau Material, sondern Wind und Welle entscheiden ob es noch irgendwie gut geht oder Sondermüll bzw. Metallschrott zurückbleibt. (Auf unserer Weltumsegelung (1999-2011) waren geschätzt ungefähr 70% aller Blauwasserboote aus GFK.)

Wehe dem untergebolzten Kiel und Spatenruder? Wir sind wegen falscher Seezeichen (nicht gelöschtes Feuer in Linie) unmittelbar vor der Hafeneinfahrt von Moloolaba (Ostaustralien) auf eine nicht mehr frische Sandbank gelaufen und beinahe gestrandet. SUBEKI wurde durch die Welle immer weiter auf die Bank geschoben. Dabei setzten wir mit Kiel und Spatenruder mehrfach hart auf, aber irgendwie gelang es uns, das Boot zu drehen und von der Bank herunter zu rutschen. Unser Ruder blieb ohne Einschränkung voll funktionsfähig und auch Rumpf sowie der untergebolzte Kiel blieben außen wie innen unbeschädigt wie eine genaue Untersuchung später in einer Werft an Land zeigte. Nur der Ruderkopf war leicht beschädigt, der Rumpf darüber nicht. Beim Aufsetzen war das Spatenruder nach oben gedrückt worden und ist gegen den Rumpf geschlagen. Die beiden (nach oben offenen) soliden Ruderlager haben diese Bewegung des Ruderschaftes zugelassen, ohne die Funktionsfähigkeit der Ruderanlage im Geringsten einzuschränken. WAS wäre mit einem fest gelagertem Skeg- oder Kielruder beim Rückwärtsaufsetzen passiert? Die Befestigungen wären vermutlich abgeschert.

Insbesondere Dein „Bashing“ der Großwerften finde ich nicht ganz fair. Wie schon erwähnt, werden schon aus Haftungsgründen Materialstärken und grundlegende Bootseigenschaften z. B. Kentersicherheit entsprechend gewählt. Wenn fehlerhafte Produktteile vorkommen wie überall, werden diese schnell vom aufmerksamen Markt bestraft und abgestellt. Von den während unserer 12-jährigen Weltumsegelung getroffenen Blauwasser GFK Booten entstammten mehr als 80% den geschmähten Großwerften, weil diese auch für Nichtmillionäre, zumindest gebraucht, bezahlbar sind und weil für das Blauwasser ja nicht nur eine Heckverzierung angeschafft werden muss, sondern vieles mehr. Richtig auf Blauwasserleben optimiert und voll geeignet wird ein Boot, egal ob Einzelbau, Edelwerft oder Massenwerft, ob Metall, Holz oder GFK, ob Lang- oder Kurzkiel, ob Spatenruder oder angehängt, erst bei erfolgreicher Rückkehr nach mehreren Jahren im Blauwassereinsatz sein.

Lieber Leser, wenn Sie nicht durch Peters Buch Mythos Weltumsegelung abgeschreckt sind und Ihre Weltumsegelung auch nicht fünf Jahre heraus schieben wollen, um ein holländische Alu Boot mit Langkiel in Auftrag geben zu können, oder Eisklasse für die Nordwest-Passage alternativ Antarktika benötigen, sollten Sie ruhig zu einem renommierten GFK Boot mit untergebolztem Kurzkiel und Spatenruder greifen und Ihr Geld besser in notwendiger und geeigneter Ausrüstung anlegen.

Mit unserer Jeanneau Sun Odyssey 42.2 SUBEKI haben wir es gewagt und genossen. Es war das Beste was wir je unternommen haben!

Trotzdem sollten Sie Bootsbau Gestern und Heute aufmerksam lesen, man kann viel lernen und auch mit Ihrem Joghurtbecher losfahren, wenn die Zeit gekommen ist.

Herzliche Grüße

Sybille und Christian Uehr
SY Subeki

Liebe Sybille, lieber Christian,
vielen Dank für Eure Gedanken, die sich um mein Büchlein ranken, ganz ohne zu zanken. Denn, nicht wahr, mir geht es keineswegs darum, als Besserwisser unter Wegerechtzylinder Vorfahrtsrechte oder gar eine Lufthoheit zu reklamieren, zumal ich natürlich weiss, in welch turbulentem Haifischbecken ich mich hier bewege. Hier geht es um die generellen Zusammenhänge, von denen ich in den einschlägigen Büchern nur wenig aufgefunden habe. Darum habe ich kurz und präzise artikuliert, logisch wissend, dass ich als kleines Sandkorn im Getriebe eines Mainstreams allenfalls Synapsen in Bewegung setzen kann … wenn das denn tatsächlich klappt!

Ich habe Euch dies Buch zur frühen Lektüre gegeben, und mich auf die Mauer auf die Lauer hingelegt. Wie ich sehe, mit durchschlagendem Erfolg, denn unsere Ansätze sind nur wenig verschieden … mit dem Unterschied, dass ich hier eine Runde über ca 50 Jahre drehe, derweil Ihr mit der Subeki eine tolle Reise hinter Euch gebracht und die wundervolle Zeit genossen habt. Aber, ob das denn meine Ansätze widerlegt?

An eine Art Selbstheilungskraft von Grosswerften vermag ich kaum zu glauben, meinen Hinweis auf Owners Associations hielte ich für die bessere Alternative, weil sie früher greift, weil dort eben Erfahrungen vieler Eigner abzufragen sind.

Der Begriff von Massenwerften allerdings führt zu falschen Schlussfolgerungen, weil die im Bootsbau gängigen Produktionszahlen niemals mit dem Begriff Masse zu umfassen sind. So wurden von der HR Monsun 31 gerade einmal 904 Einheiten fertiggestellt. Manufaktur wäre für mich der bessere Begriff, auch wenn durch ein Sortiment umfangreicher Innenschalen, Sektionen, Ruder etc.dann eher der Begriff Baukasten Fertigung zutreffen würde.

Wenn allerdings eine Aufzählung wichtiger konstruktiver Gegebenheiten heutiger „Joghurtbecher“ ( Euer Begriff! ) nun als „Bashing“ umgedeutet wird, bin ich keineswegs d´accord, weil ein solches Buch dann nicht mehr hätte geschrieben werden dürfen.

Denn, nicht wahr, als Alternative zu einem Grossserienschiff mit besagten Baudetails bietet der Markt eine Fülle von Optionen, auch jenseits der Beauftragung eines Neubaus bei unseren westlichen Nachbarn, zumal der Übergang von Modern Classics zu Heute ja ein anfangs schleichender, später zunehmend rasanter Prozess gewesen ist, bei dem die SUBEKI mit 25 Jahren ja auch schon dazu zählen könnte, denn immerhin wurde die Dame damals ja noch mit einen konventionellem Wellenantrieb vom Stapel gelassen.

Mein Buch MYTHOS WELTUMSEGELUNG als Abschreckung?

Ich habe von Euch damals zu eben diesem Thema jenen wundervollen Kommentar erhalten, der heute noch nachzulesen ist:

Sybille Uehr sagt:
Januar 19, 2015 um 2:03 am
Lieber Peter,
das beste Weltumsegler-wiederkehr-Essay, das ich je gelesen habe! Du hast ja so recht! Man macht eine solche Reise ja auch nicht für andere, sondern nur für sich selber und sollte froh sein, wenn wenigstens die Frage nach dem Wetter kommt. Antwort: Auf Mallorca hatten wir auch tolles Wetter. Jeder möchte nur von seinen Erlebnissen erzählen, weil sie ja die spannendsten sind, sind sie ja auch! In diesem Sinne, Weltumseglergrüße, Sybille

Ich empfinde mein Buch als Starthilfe für Gedanken, um in den Köpfen der Segler mit grossen Plänen, einfach mal den Finger in die Wunden zu legen, die zwar jeder kennt, aber nicht jeder auszusprechen wagt. Diesen Punkt habe ich hinter mir, denn meine Gedanken sind nun nachzulesen.

Alles Gute Euch Beiden
Peter

Mythos Weltumsegelung

Moin Peter, na da hast Du ja was recht hochprozentiges zu Papier gebracht. Dein in Foerthmann-Tradition hochkonzentriert und ehrlich geschriebenes Buch ist in meinem Kopf angekommen. DANKE! Eine geballte Ladung Seglererfahrung, geschrieben für den durch Segelzeitschriften verführten Blauwasserträumer, der hoffentlich nicht erst auf der Couch eines Psychotherapeuten aufwachen wird…
Es ehrt Dich, dass Du nicht zur Steigerung der Windpilot-Verkaufszahlen die Schönfärberei des Segelns mitbetreibst, sondern Klartext schreibst.

Die Frage, die ich mir stelle, ist allerdings, ob wir uns nicht wie ein Sisyphus gegen diese Tendenzen anstemmen. Aber egal, zumindest haben wir uns das Ventil gebaut, mit dem wir unseren Druck ablassen können.

Und vielleicht hat ja sogar der ganze Covid-19 Zirkus einen kleinen heilenden Nebeneffekt im Hinblick auf etwas mehr Vernunft-gesteuertes Denken der Menschen. Doch ich befürchte, da bin ich jetzt wohl selbst der Blauäugige.

Zum Glück bleibt uns zwischen Farö, St. Kilda, Tresco, Flores, El Hierro, Cadix, Fisterra, Ouessant und Alderney immer noch eine höchst reizvolle Spielwiese, wo wir uns noch eine Zeitlang wohlfühlen können.

Mit herzlichem Seglergruß vom Golfe du Morbihan
Wilfried Krusekopf WEITERLESEN

Uli Hering sagt:
Dezember 6, 2020 um 10:10 am
Wenn man das schmale Büchlein über den Mythos Weltumsegelung in die Hand bekommt, denkt man unweigerlich: ‚Schon wieder…es ist doch schon alles gesagt…die Druckwerke sind schier endlos.‘
Hier liegt man aber falsch. Es ist nicht direkt Neuland, das der Autor betritt – er tritt einfach anders. Und das ist wohltuend. Es ist, als hätte man ein Fenster geöffnet, um wahrhaftige Frischluft hereinzulassen. Der Traum wird mit der Realität konfrontiert, für manchen Leser erweist sich das als bitter(böse). Und der Spaß kommt bei der bierernsten Veranstaltung ’schöner-größer-weiter mit der Nummer EINS‘ auch nicht zu kurz. Humor und Ironie sind die Würze in einer Schilderung, die die feine Demarkationslinie zur Satire nicht überschreitet. Dass der Autor das Seglerleben nicht nur mit guten Selbststeueranlagen erleichtert, ist bekannt. Aber er erleichtert auch des Seglers Befindlichkeit mit den mit trefflichen Bildchen garnierten Buchseiten. Ernüchternd – erheiternd – empfehlenswert.

Armin Horn sagt:
Dezember 6, 2020 um 7:08 am
Lieber Peter,
ein herrliches Büchlein vollen Lebenserfahrung und Weisheiten für die Seglergemeinde, so manches kritisch betrachtet, was man zwar weiß, wenn man es wissen will, aber oft nicht wahrhaben will, wie so oft erlebt in unserer Gesellschaft.
Jedenfalls ein Genuss, mit den von Dir gewohnt gehobenen Formulierungskünsten, amüsant zu lesen und mit viel zu schauen und zu entdecken in den beigefügten Bildern, passend zum Thema.
Also weiter so!
Liebe Grüße Armin

Thomas Rettenmund sagt:
Mythos Weltumsegelung
Als ich dieses Buch gelesen hatte, kam mir unweigerlich ein weiser Rat eines älteren Freundes in den Sinn. „Wenn die Distanz zwischen Realität und Vision zu gross ist, dann nenne ich das Illusion“. Oder die Gegenfrage „wenn Du nicht sicher bist ob Du einer Illusion erlegen bist, dann frage Dich ob Du nicht schon mal in einer vergleichbaren Situation auf die Schnauze gefallen bist.“

Man braucht keine dicken Fachbücher über Psychologie, Sozialverhalten, Crewmanagement und Lackmustests für Partnerschaftsbeziehungen zu lesen. Mit scharfem Verstand, basierend auf umfangreichen Erfahrungen beschreibt Peter Foerthman solche Situationen und sprachlich eindrücklich wie immer. Mythos, Illusionen oder Visionen hin oder her.
Nein, es ist kein dickes Buch, aber knallvoll mit weisen Lebenserfahrung und einer sehr realen Beschreibung, wie sich die ursprünglich mal echt abenteuerliche Weltumsegelung heute präsentiert. Beim Lesen fragt man sich immer wieder, ob denn etwas vom Charme eines solchen Vorhabens nicht doch noch zu finden sei?

Die Antwort, typisch Peter, findet man in den letzten Seiten, knapp und kurz ausgeführt. Und; es ist eine sehr versöhnliche Aussicht auf Abenteuer, Erlebnisse auf und um das Wasser und Seglerträume die realistisch sind. Peter Foerthman ist kein Romantiker, oder etwa doch? Er geht jedenfalls damit sehr sparsam um. Doch hin und wieder packt ihn der Dichter und seine pfiffigen Reime zeigen dann doch etwas von seiner Seele.

Dieses Buch ist allen sehr zu empfehlen welche sich die Frage „Vision oder Illusion“ ehrlich stellen wollen, oder auch nur für Paare, die den absoluten Beziehungstest noch vor sich haben.

Thomas Rettenmund 6.11.2020


Christian Uehr sagt:
Oktober 31, 2020 um 1:15 am
Lieber Peter,
also erstmal, das Büchlein sprüht Geist, Witz und bis auf den „Hühnerfurz“ profunde Sachkenntnis! Die Einzelessays – unverwechselhaft in Deiner besonderen Schreibe und Illustration – treffen die Seglerseele an ihren empfindlichen Stellen, aber verletzen sie nicht. Ein sehr lesenswertes, genussreiches und viele kleine, aber nicht unwichtige Wahrheiten enthaltenes Buch und damit lesenswert für angehende, praktizierende, gescheiterte, erfolgreiche und auch emeritierte Weltumsegler wie wir.
Zum guten Schluss unsere SUBEKI Erfahrungen: „Ohne zu träumen erreicht man nichts (Größeres) in seinem Leben“ und „Unsere Weltumsegelung war das Beste, was wir je unternommen haben!“.

Sybille und Christian
SV SUBEKI

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