Luisa + Matthias Werb

DREIECKSVERHÄLTNIS BEI WELTUMSEGELUNG
Es begann, wie es so häufig beginnt, wir hatten Mail Verkehr in Sachen Steuerbefreiung, meinem täglichen Brot, das mir immer noch nicht langweilig geworden, weil Menschen so unterschiedlich und meine Neugierde unerschöpflich, weshalb ich einfach immer weiter mache – nur eine Randbemerkung!

Allerdings lagen bei Luisa und Matthias die Dinge ein wenig präkär, denn der Erstkontakt wurde in Panama hergestellt, zwei Segler wollten tiefes Wasser überqueren, der weite Pazifik lag vor ihrer Schnüffelnase, der Bug der Sea Pearl war nach Westen ausgerichtet. Man wollte Redundanz in Bezug auf mögliche Steuerqualen, die man sich gern ersparen wollte, falls die Technik spinnt oder der Autopilot im Kreise fährt. Hier allerdings hatte ein Elektro Ingenieur bei Windpilot angebissen bzw. angefragt, was ja schon von einer gewissen Lebensweisheit zeugt! Oder waren hier ganz einfach die Hosen voll? Weiss man ja anfangs immer nicht: warum wieso, weshalb die Segler am Ende zu mir kommen, um um meinen Rat zu fragen! Gleichwohl allerdings sind es stets kluge Menschen, weil sie zumindest das komplizierte Wort Redundanz buchstabieren können, denn, nicht wahr, ein Autopilot ist ja fast auf jedem Schiff zuhause.
Luisa und Matthias wollten in ein System mit allen „bells and wistles“ investieren, mein bestes Pferd im Stall, das teuerste sowieso. Die Pacific Plus sollte es sein. Habe ich da ein Zweifeln im virtuellen Dialog gespürt, als ich statt dessen die Pacific als das besser geeignete System angeboten habe? Egal, wir haben das schnell geklärt, nur die Lieferung nach Panama bereitete noch Kopfzerbrechen, eine Destination mit Stolperfallen, wenn oder weil man offizielle Stempel einzuholen hatte, die dort viel zu kosten scheinen, alternativ ein Paket ja auch schon mal verloren gehen kann. Leidvolle Erfahrungen von meiner Seite, abgesehen von reinen Transportkosten, bei deren Höhe regelmässig Schnappatmung erfolgt … bevor man die Summe dann mental verdaut. Merke: der richtige Weg nach Panama führt über Miami, und von dort nahtlos ins Paradies nach Bocas del Toro in Panama, wo man sehnsüchtig auf die Heckverzierung wartete. Zwischen Angebot, über die Kaufentscheidung bis zur Ankunft in der Marina sind 4 Wochen vergangen. Der Beginn einer harmonischen Dreiecksbeziehung: einer Frau, die mit zwei Kerlen unterwegs, einer davon als Steuersklave mit bayrischem Namen s´Peterle … 

Dank Iridium entwickelte sich ein froehlicher Mail Wechsel:
Sent: Mon, 25 Jul 2022 10:40:56 -0600
Subject: Re: Windpilot auf der Sea Pearl / die ersten 2000 Meilen

Hallo Herr Foerthmann, 
Ihr/unser Windpilot Pazific spielt wunderbar. Wir kommen toll voran, bisher noch Leon Etmal unter 164 Seemeilen, und schauen entspannt aus dem Cockpit der Fahne bei der Arbeit zu. In Verbindung mit dem Schlaf von Panama auf die Galápagos Inseln haben wir inzwischen unsere ersten 2000 Meilen unter Windfahnensteuerung hinter uns. Wir fühlen uns immer sicherer in der Handhabung und wollen die jetzt schon nicht mehr missen. Nach der Lektüre Ihres Buches und den vorgestellten anderen Windsteuerungen konnten wir uns ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als ein amerikanisches Buddy-Boot (ausgestattet mit einer Sailomat, gerade ca. 70 Meilen vor uns) in den täglichen E-Mail Positions- und Statusupdates davon schrieb, dass man an einem Tag mit recht vielen Schauerwolken und entsprechend etwas unstetigem Wind alle “5-10 min the windvane adjusted”. 

Wie so viele wichtige Ausrüstungsgegenstände bei uns (aber vermutlich ja auch anderen Booten) hat die Windfahne inzwischen einen Spitznamen an Bord. Unser elektrischer Autopilot ist der “Johann” (von Johann, fahren Sie den Wagen vor) und die Pazific heißt in Anlehnung an Sie und abgewandelt durch unsere bayerische Herkunft an Bord “s’Peterle”. Nachdem wir das ja vermutlich auch ab und an in unseren Videos verwenden, wenn “s’Peterle” Wache hat und wir zB Karten spielen oder unten kochen, hiermit unsere Frage: 
Dürfen wir unsere Windfahne in Anlehnung an ihren “Erschaffer” mit der bayerischen Version ihres Vornamens als Spitznamen versehen und das dann in unseren Videos natürlich auch verwenden? 

Danke für die entsprechende Freigabe. 

Wir wünschen einen guten Start in die Woche aus dem Pazifik, gerade mit 6,5kn unterwegs Richtung Hiva Oa, Kurs 240 Grad. 
Luisa und Matthias Werb

Liebe Louisa und Matthias,
Guten Abend auf die schaukelnde Insel namens Sea Pearl … zunächst … versenken wir die Förmlichkeit im Kielwasser … dann taucht sie nämlich als s´Peterle wieder auf! Ich habe im Verlauf von bald einem halben Jahrhundert so viele Spitzname ( mein Weib nennt das Spritznamen ! ) erhalten, dass ich bereits wehrlos geschossen bin … kaum noch zucke oder mucke … und mich in mein Schicksal fuege.

Ein Tipp fuer die US Yacht mit dem „Schwedomat“ System, wie ich Stellan´s Anlage seit den verheerenden Vorgängen im vorigen Jahrhundert gern benenne: das System verfügt nicht über eine stufenlose Verstellmoeglichkeit am Radadapter, hingegen System ist FIX um den Radadapter gewickelt, kann nur ueber verkuerzen / verlaengern der Leinen justiert werde – eine doofe Arbeit, die wenig Spass bereitet. Ich koennte meine Hand ins Feuer legen, dass die Segler einfach nur die Windfahne nachjustieren … durch Verdrehen … weil sie den Sinne des System ggf. nicht verstanden haben, dass naemlich ein gewisser WINKEL am Hauptruder voreingestelt / justiert werden muss. Wer so zur See faehrt und das manual nicht genau lesen kann oder will … wird aus dem adjusten nicht mehr rauskommen, weil der STEUERFEHLER zwischen Steuersklaven und Hauptruder niemals behoben wird … durch FEINTRIMM am Hauptruder.

Eure Videos vermitteln Spass, weil dem Betrachter auf dem Sofa deutlich wird, wie wundervoll ein harmonischen Miteinander von frohen Menschen auf See zu machen ist … wenn man sich nur einig ist! Diese Harmonie ist Euch anzumerken … Glueckwunsch dazu … der das hier sagt ist ein schon ergrauter Knochen, der erst in seiner vierten Ehe diese Harmonie gefunden hat, nachdem er drei verheerende Scheidungen hat hinter sich bringen muessen. Seit 19 Jahren leben wir 24 / 365 nonstop ein schoenes Leben, ganz ohne Urlaub, weil uns jeder Tag wichtig ist.

Also: WEITERMACHEN!
herzlich
Peter

Hallo Peter, 
Oh danke dir!  Für die lieben Zeilen, die Freigabe, das “Du” und vor allem das Lob zu den Videos und unserer Art unsere Segelreise zu leben. 
Wir stellen dabei deutlich weniger Drama oder Krisen dar, als das einige der großen deutschsprachigen Kanäle machen, aber die gibts halt auch nicht und unser Zielpublikum für die Videos waren und sind die Omas, Onkel und Tanten und Freunde daheim, damit die sich (oft als Nichtsegler) überhaupt vorstellen können, was wir da so treiben. Und wenn unsere Art der Reisebegleitung dann inzwischen so vielen Anderen gefällt, tut das natürlich doppelt gut. 

Und dein Hinweis bzgl. Trimm beim Sailomat lassen wir vielleicht mal vorsichtig beim Bier oder Wein auf Hiva Oa fallen Die beiden Sehen sich selbst aber als mega erfahren und “harte Segler”, uns eher als Jungspunde. Wir sind deshalb mit gutgemeinten Hinweisen bei solchen Seglern oft sehr zurückhaltend. Uns Ziel ist es eher, die aktuell 105 Meilen Rückstand von uns, bedingt aus einem Start einen Tag vor uns von den Galápagos möglichst vor der Ankunft zu egalisieren. 

Wir machen mal weiter und wünschen dir und deiner Frau eine gute Woche
Luisa und Matthias 

und im September von Moorea dann diese mail:

Hallo Peter, 
Wir sind inzwischen mit der Sea Pearl auf Moorea und haben eine richtig gute Zeit. 
Weil auch du ja vermutlich oft nur was von den Kunden hörst, wenn etwas nicht läuft, von uns mal etwas anderes. 

Unser s‘Peterle hat wirklich wirklich gut und hart gearbeitet und uns wunderbar über den Pazifik und auch auf den längeren Passagen zwischen den Marquesas und den Tuamotus und innerhalb der Tuamotus gesteuert. Nach dem Einstellen sind wir immer noch ein wenig nervös wie es denn steuert, aber es macht einfach was es soll. 

Und im aktuellen YouTube Video über die Pazifiküberquerung sieht du s‘Peterle auch ganz viel in Aktion Ohne die gute Steuerleistung von s‘Peterle hätten wir wohl auch kaum die 18 Tage und 4 Stunden für 3100 Meilen gerockt. 

Ganz liebe Grüße in die Heimat 
Luisa und Matthias 

Ich hege und pflege unzählige Kontakte zu den Seglern rund um den Spielball, der auch zu meiner Spielwiese geworden ist. Die Besonderheit des Umgangs mit Luisa und Matthias ist in den sonntäglichen Videobotschaften regelmässiger Berichterstattung ihrer Weltumsegelung ausgedrückt. Hier wird die Weltreise eines in Harmonie und innig einander verbundenen jungen Paares reflektiert, die nicht nur den daheimgebliebenen Omas, Opas und treu sorgenden Verwandten eine Teilhabe an dieser Reise ermöglicht, hier wird einer Unzahl von Menschen mit Sehnsucht nach den Palmen vorgelebt, wie einfach so eine Reise zu realisieren ist, wenn man doch nur loszufahren bereit und in der Lage ist. Ein Video Kanal, der keinesfalls Sensationen und gefährliche Herausforderungen dazustellen sucht, hingegen in ruhigen Bildern das Segeln in seiner schönsten Form darstellt, explizit, wenn oder weil hier zwei jungen Menschen unterwegs, die ihr Berufsleben für einen Zeitraum von zwei vollen Jahren unterbrochen haben, um hernach, mit einem ganzen Seesack voller Erlebnisse, vermutlich breit grinsend, wieder in den beruflichen Alltag einzutauchen. Wohlgemerkt, beide besitzen die volle Wertschätzung ihrer Arbeitgeber, die sich vermutlich, wenngleich auch aus leicht anderen Motiven, auf den beruflichen Wiedereinstieg dieser Beiden freuen. Eine bessere Bestätigung und Motivation zu weiterer Zusammenarbeit erscheint kaum denkbar. Und einen besseren Wiedereinstieg auch nicht!

Tja, und im Verlauf der Berichte der Sea Pearl als Wüstenschiff, kam mir der Gedanke, die Beiden zu fragen, wie das Leben denn weitergeht … wie der Wechsel von schaukelnden Planken in ein lautes Leben an Land, mitten im Bayernland, denn wohl praktisch zu bewerkstelligen sein wird. Gerade lief das Video vom Suezkanal, derweil die Beiden bereits in der Ägäis Rezina, Feta Käse und Giros genossen haben, also bereits Richtung der letzen Kurve  zur Zielgeraden einer langen Adria vor der Nase haben. Sollte die Sea Pearl am Ende das Schicksal vieler deutscher Schiffe in mediterranen Gewässern teilen? Langes Warten auf ihren Chef und Muscheln am Saildrive kultivieren, derweil die Liegeplatzkosten die Konten ruinieren? Irgendwo habe ich erfahren, dass es ein Ende mit Schrecken werden könnte: der Verkauf der Yacht … und nahtloser Übergang zu Dirndl und Lederhosen?

Bingo, die Sea Pearl wird am Ende der Reise im Juni 2023 verkauft. Was liegt da näher, als den Beiden anzubieten, dies Schiff auf dem Windpilot Blog zum Kauf anzubieten? Immerhin eine unerschöpfliche Quelle von Informationen rund um das Segeln zu den Palmen, inclusive fahrbarer Untersätze, um dort hin zu segeln? Praktischerweise wäre diese Dufour 455 ein Schiff, auf dem potentielle Segelaspiranten nur noch die Zahnbürste, eine Flasche voll Sonnenöl sowie einen Satz woker Badewäsche mitzunehmen hätte, denn alles andere – wirklich! – ist bereits in den Schapps erstaut. Nach der Weltumsegelung ist vor der Weltumsegelung, die Reise könnte bereits am nächsten Morgen erfolgen … okay, überspitzt gesagt!

Dufour 455 Grand Large – SOLD

Dies ist ein kostenloser long term Service des Herstellers von Heckverzierungen, der viele Segler in Bezug auf schwimmende Schwäne berät, der sodann sein stilles Leben als Steuersklave im Kielwasser fröhnt und ihnen am Ende sogar schwimmende Lasten von der Schultern hat nehmen können. Es ist mir eine Ehre … ehrlich und ungefährlich!

Jedenfalls GOOD LUCK Ihr Zwei, aber das habt Ihr bereits, wenn Ihr einander in die Augen seht!

Allerbest aus Hamburg 28.05.2023
s´Peterle

Eine Antwort zu Luisa + Matthias Werb

  1. J. Borner sagt:

    Das zeichnet ihn aus, den Peter.
    Da möchte ich mal grundsätzlich öffentlich Danke sagen, vom Rand der Seglerschaft.
    Ehrliche Hilfsbereitschaft für Freund, aber auch Wenigerfreund, scheint nicht nur Altersmilde, sondern Lebenselixier zu sein.

    Jens

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