Albin Vega

EINE UNENDLICHE GESCHICHTE – NICHT KAPUTT ZU KRIEGEN
Immerhin ist hier die Rede von einem Pocketcruiser, dessen letzte Neubauten im Jahre 1979 gebaut, von dem in toto 3450 Exemplare „auf Kiel gelegt wurden“, die sich viral um den ganzen Globus ausgebreitet haben, im Rahmen von Weltumsegelungen oder auch ohne.

Sogar waaghalsige Törns ins südliche Eiswasser hat es gegeben. Jedenfalls war dies Schiff für Aufsteiger aus Folkebooten eine attraktive Option, bei der man die feminine Regierungszentrale schon mal mit einem Klo zum Segeln bringen konnte, denn das war bei 27 Fuss damals schon Standart. Die Lunte war gelegt, auch wenn mir damals die Verschraubung von Deck und Rumpf wenig behagte, einer der Gründe, warum ich in 1972 dann eine Bianca 27 gekauft und gebaut habe, bei der die Hochzeit von Rumpf und Deck durchgängig überlaminiert, ergo wasserdichter erschien. Jeder hat da seine ganz eigenen Prioritäten, warum sollte das damals bei mir anders sein? Immerhin ist die Geschichte über mich hinweggedonnert, fast alle Vegas sind heut noch lebendig und erfreuen sich als preiswerter wundervoll segelnder Langkieler Untersatz weltweiter Beliebtheit, sogar bei Hunden, wie das folgenden Video beweist:

Es gab ein weiteres Dilemma, das mich damals ungeheuer störte: der Propeller hatte seinen Platz oberhalb des am Kiel angehängten Ruders, was erhebliche Konsequenzen auf die Nerven eines Skippers hatte, weil eben das Ruder niemals im Propellerstrom, hingegen knapp darunter lag. Manöver konnten also nur nach dem Motto gefahren werden „kernig gerammt ist besser als lahm angelegt“, für den dummen Einzelfall, dass der Wendekreis eben nicht mit den technischen Gegebenheiten des schwimmenden Untersatzes kongruent, hingegen dann fehlerhaft geplante Manöver nur durch beherztes bremsen aus voller Fahrt zu beenden waren.

Ich habe schon damals in den 70ger Jahren erfahren, welch segensreihe Nebeneffekte dies für meine Windpilot Bilanzen haben sollte. Es hatte sich nämlich in der Vega Klassenvereinigung schnell herumgesprochen, dass man mit einer Windpilot Nordsee Hilfsruderanlage am Heck montiert, wunderbar im Hafen manövrieren, weil ja nun plötzlich ein Steuerruder im Propellerstrom seine Wirkung erzeugen konnte. Ich habe nicht mitgezählt, aber ich habe enorm viele VEGA beglückt, die sodann mir ihren Dank auf Schubkarren hinterhergetragen haben – okay joking! Immerhin habe ich einen Vortrag auf einer Klassenvereinigung von Vega Enthusiasten in Erinnerung, bei der ich anschliessend allein 7 Aufträge notieren musste. Word Of Mouth war schon damals ein schnittiges Messer.

SV Nightmare – Mark Lagerstrom SE


Aber, es kam noch schlimmer. Mit der Neueinführung der PACIFIC LIGHT ging der Virus weltweit rund. Plötzlich habe ich Aufträge aus Japan, Kanada und den USA bekommen, manche Geschäfte wurden in Kurzform abgewickelt: „Hi Peter, how much and when can you provide a Pacific Light for my Vega?“ Wenn man sich einig ist, braucht es wenige Worte.

Und so ergabe es sich, dass ich im Frühjahr 2022 in nur einer Woche weltweit allein 4 Vegas ausgerüstet habe. Die Gesamtzahl von Vegas innerhalb von nun 50 Jahren? Es müssen viele sein, mit noch mehr Geschichten über die man ein dickes Segelbuch verfassen könnte.

Besonderen Spass bereiten mir dann diese wunderschönen Berichte, wie mir ein lebenslanger Segler kürzlich berichtete, wie die Anschaffung eines Steuersklaven sein ganz persönliches Seglerleben verändert hat.

Die Geschichte der SV Vega von Andreas Nastke, der kürzlich eine ONE OFF Vega erworben hat, die in besonders liebevoller Weise ausgebaut und über die Jahrzehnte gepflegt wurde … nunmehr als Zweitschiff von Spanien aus ihre Runden im Mittelweer drehen wird.

SV VEGA – ANMDREAS NASTKE GER
Lieber Herr Förthmann,
hier nun wie versprochen, ein paar Eckpunkte meiner Segelei
Im Frühling 2017 beschlossen mein damals 12jähriger Sohn Eliah und ich, für ein Jahr mit unserem Hund Buddy auf unser ALBIN VEGA von Südfrankreich um die iberische Halbinsel nach London zu segeln. Schulauszeit wurde vom Direktor gegen Vorlage eines glaubhaften Homeschooling – Konzepts mit Leidenschaft unterstützt.
Der DEAL: 1 Jahr Auszeit gegen 5 x 30 Minuten Unterricht. Daran hielten wir uns wirklich gewissenhaft. Haben wir wegen den Segelbedingungen mal eine Einheit nicht machen können, wurde diese am Wochenende nachgeholt. Nach 6 Monaten wurde dadurch aus einem schlechten ein guter Schüler, vor allem aber ein wunderbarer Segelgefährte mit stabilen Seebeinen und Spaß an Wellen.
Monotonie in der Abwechselung.
Um meinem Sohn Stabilität und die Struktur eines Alltages zu ermöglichen, der ihm Sicherheit so weit weg von zuhause gibt, empfand ich es als wichtig, trotz wechselnder Szenarien dennoch gleichbleibende Abläufe zu schaffen:
Morgens gegen 7.30 Uhr aufstehen und erste Lerneinheit im Rahmen eines Spazierganges mit unserem Hund, gegen 9 Uhr ablegen und weitere Einheiten in der Regel auf See unter Autopilot. Einlaufen am Nachmittag, Erkundungsrunde mit Scooter (nicht Elektro) Einkaufen, gemeinsames Kochen und meist einen Film auf dem Laptop. Eigentlich langweilig.
Wir waren nachts fast immer im Hafen, weil es zu mühsam war, dem Hund vor Anker gerecht zu werden. Außerdem habe ich als 50Jähriger Vater den Komfort sehr geschätzt, nach einem nicht selten angespannten Tag auf See mit der Verantwortung für mein Kind, ohne Ankerwache sicher vertäut schlafen zu können.

War die VEGA mit etwas über 8m Länge für diese Reise geeignet?100% JA Platz war ausreichend vor allem , weil wir fast durchgehend gutes Wetter hatten, auch an der bretonischen Küste, auf den Kanalinseln und die letzten Wochen um die Isle of Wight herum. Ich glaube 2018 war in England ein Jahrhundertsommer.
Lediglich der obligatorische Raymarine Pinnenpilot beeinträchtige den Segelspaß wegen des nervenden Geräusches und der Limits ab einer gewissen Wellenhöhe. Deshalb gab es nach 3 Monaten zu Weihnachten eine Pacific Light die den Segelspaß aus meiner Sicht um 100% erhöhte. 
 
Ich habe auf der Isle of Wight das Gezeitensegeln kennen und lieben gelernt und kaufte deshalb im Oktober 2020 eine Southerly Yacht it variablem Kiel und habe die VEGA in Alicante erst mal geparkt, um sie dann im Dezember 2020 aus Vernunftgründen zu verkaufen. Ein Verkauf, den ich  schon innerhalb weniger Tage bereute. Einmal wegen der schönen Erinnerungen aber auch wegen dem unglaublichen Gefühl,  dass dieser kleine Langkieler mit dem Windpilot bei mir erzeugt. 
Das Dahingleiten des Bootes in der gleissenden Mittelmehrsonne bei 2 Meter nachlaufender Welle und 4 Windstärken ist so tief in mir verwurzelt, dass ich nach 6-monatiger Suche im August eine fantastische neue alte VEGA unbesehen übers Internet gekauft habe.  Am Freitag gekauft, am Sonntag nach Kopenhagen geflogen und am Montag direkt nach Kiel gebrettert. Von dort per Yachttransport nach Alicante wo Sie jetzt viel Liebe und ein paar technische Upgrades bekommt. Wichtigstes Upgrade: Natürlich wieder eine Pacific light.  Ich verbringe ca. 10 Tage eines jeden Monats auf meinen 2 Booten. Im Sommer auf einer Southerly 115, die in Chichester (Südengland) einen Liegeplatz hat und im Winter genieße ich das milde Klima des südlichen Mittelmehrs, Ausgangsbasis aktuell: Alicante.
Ich werde oft gefragt, ob ich nicht mal in die Karibik oder noch weiter will. Klare Antwort NEIN. Nach vielen Jahren als Kanulehrer in Kanada und USA habe ich Europa schätzen und lieben gelernt.
Sehnsuchtsort Süd: Rio Guadiana und die portugiesischen Rias zwischen Faro und Spanien.
Sehnsuchtsort Nord: Nordbretagne und Isles of Scilly in Süd-West-England.
 
Größter Segeltraum: Jester Challenge nach New York.  Dafür rüste ich meine neue VEGA gerade aus.
 
Liebe Grüße aus Freiburg,
Ihr Andreas Nastke

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