Peterisch

18 BÜCHER IN 24 MONATEN ! – WIE KONNTE DAS PASSIEREN?
Am 22.12.2020 habe ich meine Beweggründe aufgeschrieben, warum wieso weshalb ich mich aufgeschwungen habe, das Verfassen und Schreiben von Büchern, nun höchstselbst in die Hand zu nehmen. 24 Monate später kann ich jede Zeile davon unterschreiben.
Was damals noch im Bereich der Träume lag, hat nun Gestalt angenommen: vor wenigen Tagen wurde mein Buch #18 geboren, bzw. online gestellt. Ich habe meinen Lebenserfahrungen nun Flügel angeschraubt und meiner Meinung das Fliegen beigebracht, der Sinn vom Schreiben, wie ich es empfinde. Wer schreibt der bleibt, auch wenn man darüber wohlbeleibt, denn man kann nun haptisch oder auch virtuell nachverfolgen, was ich in meinem Leben alles angestellt, wie ich meine Lebenszeit verbracht, wer mir auf den Nerv gegangen ist, und wem ich meine Emphase auf dem Silbertablett nachgetragen habe. Denn, nicht wahr, wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt, jedes Leben hat Licht- und Schattenseiten, eine Binse … ich habe vor beiden Respekt gewonnen, sie stoisch hingenommen und habe nichts ausgelassen, selbst die Erfahrungen, die ich gern vermieden hätte. Alles gehört dazu: vom Fachbuch als Referenz über mein Tun und Treiben, über die Schlaglöcher meines Lebens, die meist in Fehlfunktionen meines sozialen Tiefolots ihren Ursprung hatten, bis hin zu den Feinheiten menschlichen Umgangs, die viel zu oft in Rangeleien endeten, unnötig, wie ich es empfinde. „Selbst Schuld“, das gehört zum Lieblingsvokabular vieler Menschen, weil man damit jegliche Verantwortung subito von sich schiebt und zeitgleich versucht, im Paternoster der Überlegenheit selbst nach oben zu fahren. Die Krankheit unserer Zeit: im Sozialgemetzel möchte jeder Sieger bleiben, Dank Insta + Co als Backstagsbrise haben sich die Grenzen verschieben können. Dumm gelaufen.
Hier also der Kurzbericht aus meinem Lebenskarussell, denn ohne Hilfe und Sachverstand von Menschen, die mir bei der Menschwerdung als Autor geholfen haben, wäre dies Pensum nicht zu bewältigen gewesen, denn: Alles hat geklappt, sogar besser als ich gedacht.

Zu allererst das Hauptproblem: meine Ausdrucksweise, mit der ich bereits als kleiner Bubi meiner Mutter jeglichen Nerv geraubt habe, die von meinem Freund Jens Lassen in Eckernförde kürzlich wie folgt beschrieben wurde: „schön Deine Bücher zu lesen, wenn man denn erst den Führerschein für Deinen Schreibstil gemacht hat“!

Nun, ich habe den Stil nicht erfunden, er wurde mir von meiner Mutter implementiert, vermutlich kurz bevor das Schwesternpersonal den Stöpsel gezogen, ich verbessere: die Nabelschnur abgeschnitten hat. Ich kann also gaanix dafür! Das hat mit der DNA zu tun, für die keiner was kann, gegen die Gegenwehr sinnlos ist, man muss da einfach nur tapfer sein!

Meine Mutter hat ihr ganzes Leben lang ihre Continental Schreibmaschine verhauen, hat ganze Leitz Ordner voller dünner Pergamente durchs Kohleband geschmettert, säuberlich abgeheftet, der Nachwelt hinterlassen. Das war mein Bruder, der beim Aufräumen der Hinterlassenschaften dies weitverzweigte Opus vivendi in seinem Keller versenkte, mich erst Jahrzehnten später fragte: „Hast Du Interesse, oder kann das weg?“ So kam es dann, dass ich vor ca 20 Jahren die Büchse der Pandora habe öffnen können. Seitdem bin ich ein anderer geworden, ehrlich aber ungefährlich!

Abgeschweift? Entschuldigung … es ging um den Schreibstil, ich weiss! Schon im Jahre 1996, dem Jahr der Geburt meines Fachbuches Autopiloten und Windsteuersystem mit dem Pietsch Verlag, fand der erste Ringkampf mit Astrid Breuer Greiff statt, die dort als Lektorin den eigenen Göttergatten Wilhelm Greiff und sodann auch mich ihrem Arbeitgeber Pietsch Verlag als Autorensklaven vor die Füsse legte. Ich war artig und habe gehorcht / geliefert, Wilhelm auch. Ich wurde auf 109 Seiten komprimiert bzw. herunter reduziert, das hat weh´getan, weil die Axt mein Wissen zweigeteilt, was bei einem Autor am Innersten nagt, was Lektoren so schwer verstehen können. Oder wollen die das nicht?

Das dann folgende zweite Buch Selfsteering under Sail mit Adlard Coles und International Marine US ging smooth, also glatt über die Bühne, was aber nicht an meinem Schreibstil gelegen haben kann. Denn in England wurden und werden meine Texte durch Chris Sandison, meinen englischen Übersetzer seit 26 Jahren gewaschen, gebügelt und gefönt, d.h. ziemlich elegant ins Englische transformiert. Der Verlag hatte nix zu meckern, das Buch ging in Druck, hätte alles so schick werden können. Es kam aber anders, ganz anders, denn es ereignete sich mein Waterloo, dass mir viele Jahre Zirkus am High Court, und sodann mein Konto in Seenot brachte.

Ich habe das überlebt, geschunden an Leib und Seele, habe tief Luft geholt und weitergemacht, als wäre nix gewesen. Aber ich war ein anderer geworden, was mir mein Spiegelbild bestätigt hat. Grauer, schlauer, selbstbewußter, alles selbst bezahlt, denn der Kläger in London hatte sich durch Bancrupcy seiner Pflichten entzogen – neudeutsch, mich um die Kompensation meiner Kosten betrogen. Ich habe mich danach entschlossen, mein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen: ich habe den Titel, dessen copyright bei mir lag, sodann in 5 Sprachen übersetzen lassen und als „free download“ für die internationale cruising community ins Netz gestellt. Der Titel wurde im Verlauf von 20 Jahren nahezu 3 Mio mal downgeloaded und hat in besonderer Weise damit vermutlich mein Wissen verbreitet, was ja der tiefere Sinn eines Buches ist.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurde mein französischen Titel Tout savoir sur le Pilotage automatique in La Rochelle geboren. Alles prima und ganz famos, allerdings habe ich dann 20 Jahre lang niemals eine Abrechnung gesehen. Verlage gingen Konkurs, das Buch überlebte wie von Geisterhand, meine Exemplare habe ich bei Amazon bestellt und bezahlt. Autor in Frankreich, Mon Dieux, wie konntest du so blauäugig sein? War ich aber nicht, denn mein Trost war sonnenklar: der Titel ist zum Leben erwacht und hat auch ohne Kleingeld für mich, einen ganz famosen Job gemacht, denn ich bin in Franzosenland durch die Hintertür in die Köpfe der richtigen Segler reingeschlüpft. Peter als Rumpelstielzchen – avec plaisir!

Im Jahre 2004 wurde ich dann von Delius Klasing entdeckt, sodann angelegentlich gebeten, doch bitte nochmal meine Schularbeiten neu zu machen. Selbststeuern unter Segeln ging in Druck, ich fühlte mich geehrt, denn ein Buch hebt immer, egal wie klein es ist. Dummerweise wurde der Titel bereits fünf Jahre später eingestellt, verramscht.

Sehr geehrter Herr Förthmann, bitte haben Sie Verständnis für diesem Entschluss!

Vier Monate Arbeit für den Orkus, das Buch wurde für € 1.00 / Stück verramscht. Wie soll man so als Autor berühmt werden? Der alte Sinnspruch von Bobby Schenk kam mir ins Ohr: einen guten Verleger erkannt man daran, dass er aus den Totenschädeln seiner Autoren Champagner schlürft. Bei mir hat das nicht geklappt, aber vermutlich habe ich da etwas nicht verstanden.

Die Zeit sauste weiter, Verlage sind mancherorts in schwere See geraten, manch einer war bereits auf Tiefe gegangen. Sie alle plagten die gleichen Sorgen: Druck und Lagerung von Büchern „auf Verdacht“ macht nur Sinn, wenn die Bücher wie die warmen Semmeln zu verkaufen sind. Aber wer ist der Guru, der hier die Ziele im Verlag zu bestimmen hat? Männer mit Übersinnlichkeit oder doch eher Überheblichkeit? Jedenfalls ein Schleudersitz der besonderen Art, bei dem manch ein Verleger am Ende auf Altpapier sitzen geblieben ist. Denn, nicht wahr, auch Dichterlesungen machen ja wenig Sinn, solange kein Superstar seine Bücher handsigniert, derweil der Kostenapparat stets im Wettlauf mit erträumten Gewinnen liegt, sodann Sieger bleibt, was Kaufleuten bekanntlich nicht gefallen kann.

Ich schweife schon wieder ab: denn es geht immer noch um meine Sprache. Die hat nämlich erst vor kurzem einen Namen bekommen, und das kam so:
Regina Derbolowsky war der erste Schwarm in meinen frühen Flegeljahren, damals in 1964, als ich mich in dies Mädchen verguckte, allerdings dennoch – oder trotzdem? – zur See entfleuchte. Jedenfalls bin ich erkennbar zu spät, wieder nach Hause gekommen. Regina war nämlich weg, sie hatte sich für ihren Udo entschieden, mit dem sie fortan ihr Leben verbrachte und mich für Monate ziemlich traurig machte. Schwamm´ drüber Boogie! Wir haben uns nie verloren, sind einander bis heute herzlich verbunden. Regina hat meinem Schreibstil kürzlich als „tyisch Peterisch“ beschrieben. Und damit den Nagel auf den Kopf getroffen, denn nun bin ich zufrieden, muss mir nicht weiter Gedanken darüber machen, warum wieso weshalb ich schreibe wie ich schreibe und kann in Ruhe weitermachen. Danke Regina!

Chris Sandison ist seit 1997 als mein englischer Übersetzer – und mein alter ego? – aktiv, ein Glücksfall, der meine Bücher und Blogs übersetzt und sogar meine Poems in seine Muttersprache konvertiert. Ein Sprachgenie, der meine Texte manchmal als Lockerungsübung für seine schon mal trockenen Übersetzungsarbeiten für deutsche Industrieunternehmen begreift.

In Frankreich habe ich das doppelte Glück gefunden. Christian Brugeron hat viele Bücher übersetzt, als Windpilot Segler ist er mit den Finessen der Materie glänzend vertraut.
Seit kurzem wurde das Team verstärkt:
Thérèse Collet ist die Frau an der Seite von meinem Freund Wilfried Krusekopf
, die sich als Universal Genies im Doppelpack in Sachen Segeln und Sprache meiner Autobiografie angenommen und sie bewältigt haben. Was wörtlich zu nehmen ist, denn zwischen der deutschen und der französischen Sprache liegt nicht nur der Rhein, sondern auch ein weiter Graben von Missverständnissen, die manch ein Übersetzer kaum ahnt, die bei späteren Leser allerdings Heiterkeit erzwingt.
Und all das wurde von Erik Kinting und Sabine Abelszu Büchern zusammengefügt, einer Lebensgemeinschaft, die im beruflichen und privaten die ideale Ergänzung gefunden hat. Erik Kinting ist erfahrener Lektor mit 1500 publizierten Büchern, unter denen auch Bestseller zu finden sind. Sabine Abels ist die Frau an seiner Seite, mit dem Blick für Grafik und Design, die den Büchern dann zu Glanz verhilft, damit der Autor und ggf. die Leser die Werke als Appetithappen empfinden und sodann verschlingen.

Windpilot Books werden mit BoD, epubli und tredition verlegt und sind auf allen Plattformen verfügbar. Alles in allem eine fruchtbare Zusammenarbeit, und Grund für diesen kleinen Bericht.

Ich habe nun Frieden geschlossen mit der Welt der Verlage, die ganz eigenen Regeln folgt, mit denen ich bis dato wenig klar gekommen bin, weil Verlage damals für mich als uneinnehmbare Festungen erschienen, derweil es nur Menschen gewesen sind, die ihre Arbeit mit besonderem Verständnis verrichtet haben. Diese Welt ist mir nun entgegen gekommen, denn sie funktioniert heute nach gänzlich anderen Regeln, in deren Leeseite auch das Odium hoheitlicher Verhaltensweisen von Verlagsgöttern verflogen ist. Nun kenne ich die Tricks, wie man Bücher macht. Und ich bedanke mich artig bei den Menschen, die mir zur Seite gestanden und mir versprochen haben, mir auch bei weiteren Ausflügen in die Welt der Bücher zu helfen.

Hamburg 13.02.2023
Peter Foerthmann

Eine Antwort zu Peterisch

  1. Lieber Peter. Nachdem ich das alles gelesen habe, bin ich sicher, dass Du meine Zeilen lesen solltest. Im Freundeskreis sind sie alle begeistert. Einfach Toll wie Du vorangegangen bist. Im Leben wie ich ohne mich mit Dir zu vergleichen. Fantastisch. Always with patience without expectation. Dann klappt es!
    Herzlichst
    Hari

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