Pfützensegler

SALZWASSER ODER PFÜTZENSEGLER – SEGELN ALS SPASS ODER ERNST?
Also wie denn jetzt? Welche Schiffe sollen wir kaufen, um auf See oder sozial in keine Falle zu geraten? Um welche Schwäne oder Enten müssen – oder sollten? – wir einen Bogen machen, wenn wir uns auf die hohe See getrauen wollen? Sollen wir morgen überhaupt noch ruhig segeln, oder bereits gleitend fliegen oder gar schon auf breiten Schwingen foilen? Wer bitte sagt uns nun, wo der Weg ist zum Vergnügen, wenn Heute Morgen schon Gestern ist? Gibt es noch Instanzen oder nur Vakanzen und als Influencer getarnte Popanzen, derweil eine klare Meinung im Cross Over Informations Fegefeuer gründlich Schiffbruch erlitten, mit Mann und Maus bereits untergegangen ist? Ich bin verwirrt! Hat mein silbrig ergrauter Kopf einen Dachschaden oder habe ich verpasst, mich upzudaten? Immerhin geht’s in meiner Birne erheblich drunter und drüber, wenn ich in einschlägigen Periodika über den Stand der Dinge lese, welche Spielregeln neuerdings angedeutet oder sogar in Stein gemeisselt werden, wie Segeln in der Praxis heutzutage auszusehen habe! Ich helfe mir selbst beim Sezieren bzw. Sortieren! Das Gleichnis eines Eisbergs kommt dabei sofort in meinen Fokus, bei dem die Segler sichtbar sind, die bereits ihre Reise begonnen haben, von der unter Wasser fast alle anderen Segler noch träumen. Das zum Reisen geeignete Schiff liegt im Zentrum aller Überlegungen, und es erscheint offenbar verlockend, an dieser Stelle die Segler und Leser als Auditorium ein wenig zu beeinflussen, insbesondere wenn man dabei Pro und Kontra nicht deutlich genug benennt.
Mir ist schon klar, dass ich nicht alle Bereiche umgreifen kann, weil ich mich sofort verzetteln, den Faden und gar mein Gesicht verlieren würde! Ich beschränke mich daher auf den recht kleinen Bereich des Segelsports, bei dem die Schiffe geisterhaft hinter dem Horizont verschwinden – um an weit entfernten Gestaden oder Buchten frohgemut, und die Crew bestens erholt, wieder aufzutauchen. Mich interessieren segelnde Untersätze, die für diese Belange geeignet sind und mir ist klar, dass für Pfützensegler andere Spielregeln gelten können, weil dort im Notfall – also wenn das Bier zur Neige gehen sollte! – gelbe Ribs oder rote Helikopter schnell zur Stelle zu telefonieren sind. Mir macht Sorge, wie die Kontouren von für weite Reisen geeignete segelnde Untersätze diffus verschwimmen, und allen Ernstes einer nach Informations Futter schmachtenden Segler Gemeinde die alten Regeln als heute nicht mehr valide gepredigt werden. Unisono werden hier und dort in Print und Online Schiffe mit langem Kiel stigmatisiert, weil sie angeblich „über ihre Kiele stolpern können“ oder nicht in den “Southern Ocean“ gehören – wobei zeitgleich das Zauberwort solider Seemannschaft unterschlagen wird, das zur Grundausstattung eines Seglers gehören sollte.
Wenn also solide Kiele mit oder ohne direkt an deren Achterkante befestigte Ruder, die ansonsten zumindest an einem Skeg mit drittem Lager befestigt sein sollten, wenn Maschinen mit fester Welle anstelle von Saildrive Antrieben heute nicht mehr für die Sicherheit eines Schiffes als sinnvoll und in unschönen Wetterverhältnissen wichtig erachtet werden, dann in der Tat können Segler demnächst wirklich jedem Hochglanzprospekt Versprechen glauben, und sich in der Folge dann auf See wundern ob der Unterschiede zwischen Theorie und Praxis, um am Ende – pardautz! – zu erfahren, welche Denkfehler ihnen unterlaufen sind.

Generalismen helfen wenig, insbesondere wenn ein genauer Blick auf die Details nicht statt zu finden – oder unerwünscht? – scheint. Wenn nämlich sämtliche Schiffe aus heutigen Grossserien für eine Weltumsegelung als geeignet befunden werden, man lediglich hier und dort noch ein wenig Ausrüstung nachzurüsten habe, bekomme ich Juckreiz angesichts unzähliger Störfälle der Geschichte, die sich für manch unglückselige Segler zur Katastrophe entwickelt haben. Die See mag keine Balken haben, aber Container, schwimmende Ölfässer, schlafende Wale machen das Segeln zum aufregenden Roulette, das neuerdings durch Orcas noch ein wenig aufregender geworden ist.
Kaum eine Begebenheit könnte die Zusammenhänge, Gegensätze und Konsequenzen im praktischen Betrieb traditioneller und moderner Schiffsbauweisen auf See besser verdeutlichen, wie die Erfahrungen der Familie Woehl:

Ideal Schiff

Im Bermuda Dreieck kommerzieller Print und Online Magazine sollte man nicht aus den Augen verlieren, wer dort der Herr im Hause ist, wer die Zeche bezahlt und seine Hoheitsrechte vertreten sehen möchte. Dann wuerden subtile Zusammenhänge schnell entlarvt, weil allseits bekannt sein dürfte, dass sich die Gesetze auf See seit Jahrhunderten – eigentlich! – kaum verändert haben.

Quo vadis Bootsbau

Merke: wenn Spreu und Weizen einerlei, entscheidet am Ende allein das Glück, ob Segler unbeschadet den Hafen erreichen … wohingegen man jegliche Störfälle fortan als Pech zu bezeichnen hätte. Wie ich empfinde, wäre das zu schlicht gedacht, weil es den Tatsachen keineswegs entspricht.

Nur mal so dahin gedacht!

18.11.2020
Peter Foerthmann

Eine Antwort zu Pfützensegler

  1. Thomas sagt:

    Na ja… man begegnet immer wieder Menschen, die ihr Überleben beim Russisch Roulette spielen ihren „intellektuellen“ Fähigkeiten verdanken wollen. Kannste nicht dagegen machen. Ist einfach so?

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