Martin Trockels

MIT EINEM KOMMENTAR FING ES AN – ABER DANN GING ES WEITER
Lieber Herr Förthmann, mit viel Sympathie denke ich an unseren Austausch und Ihre Sicht der Dinge zum Thema „Monetarisierung des Segelsports“ – es wird immer schlimmer. Meine Frau ist häufiger digital unterwegs und verfolgt auch gelegentlich Ihren Blog.

Monetarisierung

War bereits die Anfrage der SY Blue Horizon, sagen wir mal „keck“, so entwickelt sich die Geschichte dann erwartungsgemäß. Sie, lieber Herr Förthmann, haben vermutlich die größten finanziellen Sorgen hinter sich und sicher haben Sie ein großes Herz für Segler. Auch für Segler und Seglerinnen mit eingeschränktem Budget. Auch für Anfängerinnen und Anfänger. Viele „große“ Segler haben so angefangen, Lehrgeld bezahlt und nun eine eindrucksvolle seglerische Vita. Wenn sich aber dumm zu dreist gesellt, so können einem diese Menschen eigentlich nur Leid tun – nein, auch das nicht. Und diese Tendenzen treten ja nicht nur bei YouTube auf, wir sprachen auch über bekanntere Personen, Organisationen und Verlage. Diese Tendenzen mehren sich überall.

Hier handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem und ich finde es wohltuend, dass Menschen wie Sie aus einer souveränen Position heraus eine klare Meinung dazu positionieren.

In die allgemeine Kommunikation im Rahmen der YT Kommentare möchte ich mich nicht einbringen, dazu ist mein Leben zu kurz. Mein Vater sagte immer „Versuch nicht einem Doofen zu erklären, dass er doof ist“ – das hilft mir noch oft.

Ich möchte einfach die Gelegenheit nutzen, um mich nach nunmehr einem halben Jahr bei Ihnen zu bedanken. Sie haben mit Ihrem Unternehmen sicher keine „Billigbude“. Wir sind jedoch mit Preis und Leistung zufrieden und uns im Fall der Fälle Ihrer Hilfe gewiß. Vielleicht wende ich mich auch mal mit Bitten um diesen oder jenen Tip an Sie, mag schon passieren. Ansonsten denke ich, dass es läuft, oft hilft auch gucken und denken….

Ihnen und Ihrer Frau beste Grüße und do widzenia, bald auch wieder von Bord. Dann, nach dem vergangenen Jahr in Dänemark, Schweden und Polen, hoffentlich endlich auf Kurs Süd

Helena und Martin Trockels

DIESER KOMMENTAR HATTE FOLGEN


Moin liebe Familie Trockels,
es sind diese Mails und Briefe, die mir die Lust am Weitermachen erhalten, selbst nach bald 50 jähriger Arbeit in immer der gleichen Furche … im Dienst der Segler, denen ich Steuerfreiheit verschaffe, die mir im Gegenzug ihre Referenz erweisen … eine ausgewogene Balance, die mir Atemluft garantiert! Mein herzliches Dankeschön!

Ich mache hier einfach immer weiter, obwohl bald 74, aber es hat sich hier noch keine sinnvolle Perspektive ergeben, bzw. Lösung einer Nachfolge / Übernahme oder anderweitiger Wege …

Warum ich also weitermache? Das Leben ist bunt, aufregend, kraftzehrend und teuer … und wenn derartige Ansätze dann auch einen verantwortungsvollen Mann treffen, der die Niederlagen seines Lebens an jeder Lebenskasse zu bezahlen pflegt … dauert die Berufstätigkeit eben ein wenig länger. Ich beschwere mich hier NICHT!

Mein Leben und mein Weg hat sich gelohnt: alles nachzulesen:

4 Beine in 2 Ländern

Hauptgewinn

Corona hat uns nicht aufgefressen … hat mir ein wenig Zeit beschert, die ich wundervoll umgesetzt habe:

Peter Foerthmann

Bei allem Verständnis für das Bestreben eine Mannes in Ihrer beruflichen Position, würde es mir dennoch enorm gefallen – besser: es juckt mich in den Fingern! – ihren bezaubernden Brief als Kommentar, ggf. nur als Martin T. anonymisiert auch anderen Bloglesern zur Lektüre vorzulegen … denn mein Medium richtet sich an eine zunehmende gewaltige Fraktion von Seglern, die vom Mainstream unbeeindruckt … ihre besonderen Sicht- und Vorgehendweisen im Netz … gefunden haben und dem folgen. Wenn darüber mein Blog nun für einige Medien ungeliebt geworden scheint … bitte sehr, dann haette sich die Arbeit ja wunderbar gelohnt !

Allerbest aus dem Norden
Peter Foerthmann
Marzena Wiska …. meiner bezaubernden femininen Regierungszentrale


Ach herrjemine, guter Herr Förthmann, jetzt kommen wir doch ganz vom
Thema ab … Habe ich allerdings bereits vermutet, dass Windpilot sicher nicht DAS große Lebenswerk des Herrn Förthmann ist, so wird es nun doch schon fast philosophisch. Nebenbei bewundere ich Ihr schriftstellerisches Talent, hier sozusagen von Kollegen zu Kollegen. Und Blogger sind sie auch noch – ein Teufelskerl wie eine Freundin stets sagte.

Ich bin nämlich auch Schriftsteller, nur bleiben meine Werke
unveröffentlicht. Ich mache nie Fotos, höchstens mal von der Pacific
Plus wenn ich‘s nicht gebastelt kriege…, aber sonst nie. Meine Frau
hingegen macht gern Fotos, plant gar einen Blog unserer Reise. Schön!
Nur habe ich früh erkannt, dass meine Werke meine Mitmenschen kaum
interessieren, erst recht keine Mark einspielen. Ich schreibe nur für
mich, bzw. uns und ich genieße es, am Abend beim Wein über das Erlebte
zu sinnieren. Wie praktisch, dass ich nie die Aufmerksamkeit suchte,
schon gar nicht Ruhm und Reichtum. Aber Helena gefällt‘s 🙂

Nun las ich Mythos Weltumsegelung – Lebensziel oder Sackgasse. Sie haben mir damit große Freude bereitet, ein eindrucksvolles Werk! Insbesondere Inga’s Cartoons sind so großartig, dass der geneigte Leser schnell das literarischen Meisterwerk würdigt. Ein Guide durch die Klippen der Seefahrt, aber auch eine Zusammenfassung der Lehren eines erfahrenen Mannes. Geeignet, um anderen Segelfreunden Lehren zu ersparen. Ich erlaube mir, meine Frau an Ihrem Werk teilhaben zu lassen. Gleichfalls habe ich eine gedruckte Ausgabe bei Tredition bestellt, bereitet doch ein Buch in der Hand – zumindest mir – mehr Freude.

In jedem Fall hätte das Studium oftmals geholfen: Denke ich an so manche Profis, mögen sie auch bereits etliche Seemeilen im Kielwasser haben, die nun unter die „Berater“ gegangen sind, so frage ich mich doch, was die denn da so beraten. Referenzen finden sich zumindest nicht, was aber nichts heißen muss!
Da stecken junge Paare, haben sie auch erste Chartererfahrungen und Segelscheine im Rucksack, zehntausende Euros in die Ausrüstung und hunderttausende Euros in 46 Füße, um nun auf „eine Segelreise um die Welt“ aufzubrechen. Da fällt mir ein Zitat des „Segler‘s Gustav“ ein, der sagte: „Mut ist oft nur ein Mangel an Umsicht, während Feigheit nicht selten auf guten Information beruht“. Leider verlegt Delius Klasing die Geschichten des Seglers Gustav heute nicht mehr. Nun, man muß Objektiv bleiben, zumindest wurde hier nicht mit letztem Geld ein schwimmender Schrotthaufen erworben. Und Planung gab‘s auch. Gut, dass sich dann besagte Profis finden. Deren Beratung und Dienste, wie auch die Geschichte, lassen sich wiederum prima medial vermarkten. Manus manum lavat, aber das wäre eine Unterstellung. Ebenso wenig sollte man unterstellen, dass 46 Füße einen nebst Haut und Haaren auffressen können. Gar, im „totalen Zustand“, wie obiger Gustav das Chaos an Bord gern betitelte, für zwei Segler nur schwer beherrschbar sind. Aber lassen wir das. Die Videos fanden durchaus Anklang, eine Leistung die Respekt verdient und insgesamt klappte auch alles. Dass nun Corona die Spielregeln ändert, geplante Einnahmen zahlender Gäste ausblieben, wer sollte sowas ahnen. Wer weiß‘ wie es sonst gekommen wäre….? Nun droht man, Sklave seiner selbst zu werden. Der Entschluss, jetzt einen Skipper zu engagieren, um den Ballast nach Europa zu segeln und dort abzuwerfen, zeugt von Klugheit! Hätt‘ der Berater es wissen können….?

Die Welt des Wetters bückt sich ebenso mal gern für eine entsprechend große digitale Aufmerksamkeit und vermittelt, dass eine professionelle
Wetterberatung auf der Barfußroute ein „must have“ und das Geld wert
ist. Entsprechende Resonanz führt zu entsprechenden Einnahmen. Und der
Aufwand dieser „individuellen Beratung“ von den Kanaren bis in die Karibik hält sich in Grenzen. Das geht natürlich auch mit US-Anbietern, IridiumGo macht’s möglich. Euch gilt unsere volle Unterstützung. Zahl’ und wir machen Dir das Wetter – oder so ähnlich. Dieser Auftrag ist insbesondere dann ohne Risiko und schnell erledigt, wenn man doch plötzlich auf Capo Verde zusteuert.
Damit führen mich meine Gedanken zu meinen liebsten Zeitgenossen auf See, den Kreuzfahrern. Jaja, die Kreuzfahrt “industrie“. DAS erstrebenswerte Ziel ist heute eine Kreuzfahrt. Gesellschaftlich anerkannt, nein bewundert, wer sich sowas leisten kann. Irgendwann wird das Fernsehen uns berichten, dass die neusten Schiffe 10.000 Gäste transportieren und in einer Schicht 3.000 Schokoladentorten produzieren können. Die kann man dann gemütlich verspeisen, während Costa Cordalis – posthum möge er mir die Verwendung seines Namens in diesem Zusammenhang verzeihen – winkend im „Giglionischen“ Meer auf den Felsen dampft.
Wieso dies, an einem Januartag im mare nostrum, nicht zu einer ebenso großen Katastrophe führte wie einst bei der Titanic? Die Schiffe sind heute eben sicherer! Ein außergewöhnlicher Einzelfall – weiter geht die Reise! Wie sicher Kreuzfahrten sind, zeigte 2019 auch das Beispiel die „VikingStar“. In Seenot soll das Schiff gewesen sein. Mit Feststoff-Westen stand man geordnet auf Deck und wartete auf die Evakuierung durch den Hubschrauber. Alles klar auf der Brücke und längst vergessen. Wann gibt Corona uns endlich die Freiheit zurück und wir dürfen wieder reisen? Und die ganzen Arbeitsplätze an Bord, hoffentlich geht es den Menschen gut…
Nie waren die Rahmenbedingungen für Wachstum so gut. Die Medien verkaufen dem Verbraucher alles, werben mit dem neuen Framstag und wenn wir es dann bis zur Kreuzfahrt schaffen, dann ist der Gipfel des Strebens erreicht. Mein Chef sagte bei solchen Gelegenheiten: „Der ist so doof, den müssten den ganzen Tag die kleinen Schweine beißen“. Aber letztlich muss es weitergehen, die Wirtschaft braucht Wachstum. Kein Elefant hört auf zu wachsen und die Bäume bekanntlich in den Himmel … Erst wenn der letzt Fluß vergiftet…

So, jetzt bin ich selbst etwas über mich erschrocken. Nichts spricht doch dagegen, dass jemand etwas verkauft, dass man für sich und sein
Produkt wirbt, dass man mit ehrlicher Arbeit und Dienstleistung Geld verdient. Auch viel und gutes Geld! Das ist die Grundlage für unsere
Gesellschaft. Aber immer mal nachdenken wo der Weg denn so hinführt,
nicht nur der eigene … Doch wer frei von Sünde ist…., den Stein
schmeiße ich nicht … Aber morgens im Spiegel gehts noch …

Zurück zur Gemeinde der Segler. Der TO hat mit seinen Seminaren
überwältigenden Erfolg. Auch ich folge dem Geschehen. Lauter neue
(möglicherweise gar potentielle Weltum-)Segler. Es lebe die Digitalisierung, es lebe Corona. Was Trans-Ocean da macht ist schon
gut, nicht dass hier der falsche Eindruck entsteht. Und das geliebte
System wird gefüttert … Zuhören ist kurzweilig, die Winterabende sind
lang und auch wird man da nicht dümmer von. Vorausgesetzt, man ist
nicht ganz dumm! Die künftigen Segler nehmen das Angebot gern auf.
„Das wichtigste ist das Losfahren“, endet die Veranstaltung dann.

So hatte ich Austausch mit einem zukünftigen Weltumseglerpaar und man
hofft noch 2021 loszukommen. Das richtige Schiff wurde gefunden, alles
wird akribisch geplant, aber u.a. die Waschmaschine muss noch eingebaut werden. Der Rest der Liste, unvorstellbar … Zum Glück ist man in den besten Jahren, Geld und Zeit sind nicht das Problem. Einige Törns im Erfahrungsschatz und ganz sicher mit klugen und erfolgreichen Lebensläufen!

Als ich das Thema der Windsteuerung ansprach, selbst wenn meine
Erfahrungen auf dem Atlantik nur wenige tausend Meilen betragen, so erfuhr ich, dass man darüber auch nachgedacht habe. Am Heck seien jedoch so richtig „fette geile Davids“ angebracht und man käme so bequem in das ebenfalls massive Beiboot, da ist eine Windfahne immer im Weg. Aber mit einem zweiten Autopiloten im Rucksack und keinesfalls ungeschickt, sei man sicher besser unterwegs.

Dazu kam noch die Story von einem Oliver Lieske und seiner Hanse 388 dessen Geschichte Sie, Herr Förthmann, vermutlich kennen? Ich habe in
meinem kurzen Leben für eine weitere Recherche des Vorgangs keine Zeit
gefunden. Mögen sich Pantaenius o.a. damit beschäftigen.

In einer Sache bedauere ich allerdings diese „neue“ Segler-Community.
Egal wo die hinkommen mit ihrem Blog, die kennt doch schon jeder. Da
trifft man dann Seglerinnen und Segler, die einen digital bereits kennen. Nebenbei brauchen diese Videos doch richtig Zeit und machen Arbeit. Mein Respekt vor dieser Leistung, aber wieder mache ich mich zum
Sklaven damit YT damit Kohle verdient. Da kommen sie wieder, die
kleinen Schweine …
Welch Luxus, wenn ich mit meinem Wein hoffentlich nicht zuviel davon, um eine der Gefahren des Cartoons aufzugreifen – vor meinem Schreibblock sitze und mit der Feder in der Hand vor Anker den Tag ausklingen lasse. Das ist Luxus, wenn alle mal ganz gern an mich
denken können … Wenn man niemandem gefallen muss, außer seiner Frau.
Und mit bescheiden Mitteln zufrieden ist, sein muss. Zeitmillionär –
hoffentlich …

So schließe ich mit der Erkenntnis „lucky wife, lucky life“ und danke
Peter Förthmann für seine Aufmerksamkeit.

Alles Gute!
Martin Trockels & Helena

PS: Jetzt doch etwas mehr geworden und ich bin wahrlich kein
Kommunist, der Banker in mir ist durchaus noch lebendig. Doch es ist
interessant, mit zunehmendem Alter die eine oder andere Erkenntnis in
sich reifen zu sehen. So tat es gut sich mal auszutauschen 😉

Sie würden jetzt vermutlich sagen

AMEN!

Eine Antwort zu Martin Trockels

  1. Thomas SV Carmina sagt:

    Dem ist nun wirklich, aber echt nichts mehr anzufügen. Es ist wie es ist.

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