Logistik unterwegs

BESCHAFFUNG UND VERSORGUNG WIRD KOMPLIZIERT

Sind saubere Socken und ein frisches Hemd im Kleiderschrank? Haben wir Shampoo, Kartoffeln und frisches Obst im Haus? Falls irgend etwas ausgegangen ist, wäre das kein Problem! Ein Klick, ein Schrei und der UPS Mann fliegt vorbei, klingelt devot an Vorder- oder Hintertür und liefert gegen Krickelkrakel jede Ware hübsch verpackt im Plastiksack.

Logistik sei Dank, hängt heute stets ein sauberes Hemd im Schrank, notfalls mit Prime Now vorbeigefliegt, falls der Galan das fehlende Shampoo erst bemerkt, wenn er bereits unter der Dusche steht und der UPS Mann dann im Badezimmer zu klingeln hat, natürlich ohne sein nacktes Gegenüber genauer zu betrachten, weil er sich ja schämt, wenngleich er trotzdem schielt.

Dies immerhin ist die Botschaft in einer modernen Zeit, in der manch einer kaum noch daran denkt, die Kartoffeln selber heim zu schleppen. Zumal heute sowieso jeder unter Ba-Bu zu leiden scheint, wobei Bandscheibe und Burnout heute den Mode Erscheinungen zugerechnet wird.

Der kurzen Einleitung noch kürzerer Sinn: Dank Logistik haben wir ungeahnt Speicherplatz in der Birne für die so wichtigen anderen Zeitvertreibe frei schaufeln können, weil unser Alltag heute per Mausklick zu organisieren ist und wir nur die rollenden Kurier Karawanen in unseren Strassen zu ertragen haben. Funzt alles und überall, jedenfalls, solange wir nicht segelnd den Hafen verlassen und dem Service Karussell das Hinterteil zukehren – Kreuzfahrer natürlich eingeschlossen!

Das Leben an Land ist so wundervoll praktikabel und bequem, jedenfalls solange wir brav für Liquidität auf den Konten sorgen, die Raten pünktlich leisten und – als Hamster verkleidet – atemlos weiter die Rolle drehen, die wir so sehr zu lieben scheinen – weshalb sie sich schließlich weiter dreht. Bis es quietscht und wir uns nach einem anderen Alltag sehnen, wir hinter dem Horizont zu verschwinden planen, weil wir uns dort ein besseres Leben erhoffen, ohne zu ahnen, dass wir uns am Ende in einer ganz anderen Hamsterrolle wieder finden. Einem Leben, in dem Logistik sodann eine völlig andere Rolle spielt, weil sie zum Flaschenhals werden kann, zumindest wenn man einige Spielregeln mißachtet, oder seine Erwartungen von der Landversorgung im Hinterkopf hat. Der Grund für diesen Blog.

LOGISTIK UND SEGLER – DER SPAGAT VON THEORIE UND PRAXIS
Am Anfang der Nahrungskette gab es die gelbe Bundespest, die – ob mit Postkutsche oder als Schnecke – bis hinter jede Hecke, genormte Sendungen als Staats Versprechen transportierte, jedenfalls solange akkurate Formate durch genormte Schlitze, Gramm genau vorgegebene Transport Bedingungen – ergo Normen – konform, abgegeben wurden. Danach hilft der Nation nur devot banges Hoffen, ggf. die Bereitschaft, Nachforschungsanträge auszufüllen und sodann monatelange Warteschleifen mit am Ende mageren Entschädigungsversprechen zu ertragen, derweil das Paket u.U. bereits anderweitig versteigert bzw. ausgepackt worden ist. Hinweis: dies ist eine wiederholte, mit Verzweiflung gewürzte persönliche Lebenserfahrung: also der praktischen Seite von blumigen Werbeversprechen, zum Beispiel hier:


KEVIN GROH – SV DULCINEA – NEWPORT US wartet seit Wochen auf eine DHL Lieferung von Kleinteilen berichtet gestern von seinen Nachforschungen in den US:

This is hilarious! They gave me the direct line to Deutsche Post and I don’t speak German. lol, this is funny. I’ll try emailing them.

Ein Transportversprechen als Hoffnung – ist ein seidener Faden, an dem ein Segler unterwegs verzweifeln kann, derweil ihm Medizin oder Ersatzteile fehlen und er darum seine Reise zu unterbrechen hat. Logistik bekommt für Segler einen gänzlich anderen Stellenwert, als für den verwöhnten Homunkulus an Land, bei dem der Mausklick mit der Türklingel schon bald verwechselt werden kann.


DAS NADELÖHR – DER ZOLL
Steuern sollen bezahlt und im Wirtschaftsraum verbraten werden, dies zu gewährleisten, ist Aufgabe von Politik, die vermeintlich garantiert, dass die Haupt Einnahmequelle des Staates nie versiegt, ergo Steuern nicht vermieden, hingegen willig und vor Freude transpirierend, geleistet werden. Darum sind Aussengrenzen durch imaginären Stacheldraht geschützt, der nur gegen Stempel – oder mit Chuzpe – zu überwinden ist.

Segler sind als Norm manchmal erschreckend gering konform, zumindest wenn es um die Bereitschaft geht, den Steuer Obolus freiwillig – wenngleich bockig – zu bezahlen. Wenn noch vor einigen Jahren ganze Flottenverbände in südlichen Gewässern im steten Transit ihre Runden drehten, hat sich die Geschichte herumgesprochen, dass dieser Trick heute nicht mehr funzt, zumal hier und da auch schon mal veritable Schiffe von Zöllnern an Ketten verhaftet wurden, was in der Folge Schwarzfahrer enorm stigmatisierte und die Bereitschaft zur Versteuerung kolossal akzelerierte. Auch wenn in der EU ansonsten Streit zum Massenphänomen geworden scheint, so haben die Finanzminister sich still und effektiv auf einen modus vivendi geeinigt, einmal eingenommene Steuern – nach Möglichkeit – nicht wieder aus der Hand zu geben. Allerorten wurden in Harmonie virtuelle Stacheldrahtzäune errichtet, ganz ohne einen Meter Draht zu spannen. Die Anzahl der Schlupflöcher wurde, ganz im Stillen, radikal eingedämmt. Dreimal Hoch auf die Schengen Zone. Sarkasmus Knopf aus!

In Bezug auf mein Marktnischen Dasein als Hersteller von Heckverzierungen für die internationale Community, möchte ich die Situation ein wenig differenzieren.

STRASSEN OHNE ENDE BIS ZUR WASSERKANTE
Innerhalb der EU Grenzen flutscht Güterverkehr flott und flink, nachdem mir durch Erfahrungen mit Logistikern jeder Couleur ganze Büschel von grauen Haare ausgegangen sind. Auch der Umgang mit dem gelben Riesen hat Schnappatmung verursacht, weil Transportversprechungen schneller wie der Wind um jede Ecke verschwunden sind. Und so bin ich mit den Jahren und verlorenen Haaren, am Ende dann, mit einem guten Vertrag im Rücken, bei den UPS-BOYS im Nest gelandet, fühle mich seither im Paradies angekommen, weil Logistik Theorie nun plötzlich auch in der Praxis klappt. Und wenn´s mal daneben geht, werden die Scherben innerhalb von Stunden zur Seite geräumt, ganz ohne Warteschleifen, Diskussionen oder Extragebühren.

Ein Service, der mir gefällt, zumal graue Haare nun auch nachgewachsen sind, abgesehen davon, dass der Gang zum Postschalter zunehmend nur unter vorheriger Einnahme von Valium zu ertragen gewesen ist. Ein Gang, den man zeitlich sorgfältig zu planen hatte, weil man ansonsten in langen Schlangen viele Menschen kennenzulernen hatte – und am Ende auch die gelbe Farbe nix mehr bringt, weil ein staatstragender Verein eben anders funzt, was in umfangreichen Gebühren Nachschlagewerken zwischen unzähligen Zeilen nachzulesen ist. Behörden eben, die langsam mahlen, weil sie sich zu allererst selbst zu versorgen haben, wobei der Kunde dann schon mal verloren gehen kann.

AM DEM WASSER HÖRT ALLES AUF
Ausserhalb der EU Grenzen kommt man an den grünen, bzw. Schlüpfer beigen Kolonnen vom Zoll nicht vorbei, je nachdem, ob man die Farbe der Uniformen oder die der Hemden zur Kennzeichnung verwendet. Ein Stempel mindestens muss es sein, je nach dem Wert der Ware – derzeit ist TEU 3 die magische Grenze – wandert nur ein Papier oder aber die ganze Ware zur Fleischbeschau vor die Augen der staatstragenden Uniformen, um dort kollateral für die Aussendarstellung erfolgreicher Politik, Aussenhandels Statistiken anzufertigen, unter Sozialisierung der Kosten, das versteht sich!

Mit dem Stempel ist die Ware hernach vogelfrei … d.h. kann in silberne Vögel verladen werden – Mwst befreit und sicherheitshalber durch X-Ray beleuchtet ( € 30,00 ). Bei Ausfuhr einer vom Versender Zollamt „vorabgefertigten“ Ware ( Achtung: kostet extra! ) über eine andere, entferntere Landesgrenze, oder Lufthafen, geraten ggf. die Nerven eines Delinquenten – Flug- oder Autoreisenden – ins Schwingen, weil zeitliche Fristen ( max. zeitlicher Abstand zwischen Vorabfertigung und finaler Ausfuhr ) zu bedenken sind, oder aber an Aussengrenzen die zwangsweise Hilfe ( freundlich: Unterstützung ) eines Ausfuhrspediteurs oder fremdsprachigen Zöllners erforderlich wird – was nochmal Zeit, Geld und Nerven kostet und keineswegs zwingend von Erfolg gekrönt sein muss, weil hier Auslegungen von Zollvorschriften schon mal besonders interpretiert werden – was der Segler dann als „Sturheit von Zollpersonal“ empfindet.

Ich kürze hier mal ab und empfehle bei Ausfuhr den direkten Weg über den Flughafen Hamburg „only“, weil jeder andere Weg in einen Nervenkrieg ausarten kann. Denn, nicht wahr, hier in Hamburg bin ich der Kapitän und gegenüber den Zollbehörden ein sog. bekannter Versender, insbesondere unproblematisch, weil ich stets nur ein und dasselbe Produkt vor- und ausführe, mit der immer gleichen statistischen Warennummer. Ich verursache hier also keinen Ärger, weil Zöllner die Unterlagen sogar im Schlaf stempeln können, derweil ich den amtlichen Obolus natürlich trotzdem zu bezahlen habe

SONDERFALL SCHWEIZ
In der Schweiz – wollen wir uns hier wundern?- sind viele veritable Segelyachten beheimatet, die sich nach einer Heckverzierung sehnen, die am Ende dann einen Windpilot erhalten. Nun liegt die Schweiz, wir nennen sie neutral, verzwackt zwischen EU Ländern eingeklemmt, was den zolltechnischen Umgang mit der Aussenwelt kolossal verkompliziert, weil es eine Unzahl von Vorschriften und Spielregeln zu bedenken gibt, die natürlich allesamt mit der Absicht erlassen wurden, die Schweizer Bürger dezidiert zu ärgern. Hier und dort habe ich schon mal vom Vergleich mit dem Status einer Bananen Republik gehört. Nun trifft es sich gut, dass die meisten Schiffe mit dem schicken roten Wimpel eben nicht zwischen den Bergen, hingegen an den EU Aussengrenzen in Marinas parken, unter Aufsicht dortiger Zöllner Argus Augen. Es hat sich immer wieder als der Weg des geringsten Widerstandes ergeben, dass die Schweizer die EU Steuern stillschweigend bezahlen und dafür reich belohnt werden, weil Transportkosten eben nur Bruchteile einer Lieferung in die Berge kosten, wo zudem sogar eine Luxus Steuer lauert. Im Resümee wird so eine Kosten Balance möglich, unter Vermeidung unnötiger Aufregung für den arg strapazierten Schweizer Skipper Mann.

ZASTER ZÄHLT
Grenzverkehr paradox: kürzlich hat mir ein Schweizer Segler ein Bauteil zur Überholung geschickt. Es wurde als Muster ohne Wert im Umschlag ( Gewicht 200 Gramm ) mit einem veranschlagtem Wert ( for customs purpose only ) von € 20,00 am deutschen Zollamt Post in Hamburg hinterlegt. Ich erhielt von dort eine 3-seitige Zahlungsaufforderung über € 28, 50 für Zollgebühren, die ich vorab per Bankeinzug zu leisten habe, bevor ich dann zur persönlichen Abholung innerhalb der Dienstzeiten am anderen Ende der Stadt aufgefordert wurde. Haare, die bis dahin gerade nachgewachsen sind… fallen vor Schreck wieder von alleine aus… Es ist der Wahnsinn einer Bürokratie, die eine Eigendynamik entwickelt hat, bei der nur noch Valium helfen kann.

SONDERFÄLLE ÜBERALL
Mich beschleicht mehr als ein Gefühl, wenn ich auf bestimmte Destinationen schiele, die Segler mit Hunger nach Umsatzsteuer freier Lieferung so gern nachfragen. CHANNEL ISLANDS und GIBRALTAR geht nur mit Luftfracht über London zu „besonderen“ Tarifen … billig ist da nix. Wobei es auch Tage gibt, an denen British Airways GIB nicht bedient … was allerdings manchmal erst nachträglich kommuniziert wird, wenn eine Lieferung bereits eingebucht und dann einsame Runden in London Stansted dreht. Die erhöhten Luftfracht Raten zzgl. geforderter handling charge fressen dabei einen veritablen Happen der so sehr ersehnten EU steuerfreien Lieferung wieder auf. Unnötig zu erwähnen: seit MALTA der EU beigetreten ist, ist ein sonniges Ziel steuerbefreiter Destinationen nicht mehr auf der Liste.

ACH JA – TÜRKEI
Bootszubehör sollte tunlichst nur als begleitetes Reisegepäck persönlich mit auf die Reise genommen werden, andernfalls könnte es sein, dass der Zoll „die Ware“ nicht mehr hergeben möchte, bzw. daraus ein aufwändiger Verwaltungsakt werden könnte, über den der Segler schon hätte auf See sein wollen oder sollen – ohne hier von Kosten und Gebühren zu reden.

KANARISCHE IMPRESSIONEN
Zwar Spanien assoziiert, haben diese Inseln einen steuerlichen Sonderstatus ex EU. Bis vor kurzem konnten Segler in Transit Luftfracht steuerfrei beziehen, wenn sie denn die Nerven hatten, die Mühen einer Selbstabholung am Airport ohne Kreislauf Kollaps zu überstehen, was ohne Spanisch Kenntnisse zur Hürde werden konnte. Weshalb ich immer davon abgeraten habe. Darüber hinaus haben viele Segler die praktischen Folgen dieses Sonder Status am eigenen Leibe erfahren müssen, weil Logistiker immer mal wieder in Madrid und Barcelona die Gewalt über das Forwarding auf die Inseln verloren haben. Gilt heute noch!

Klar musste es den örtlichen Behörden auf die Nerven gehen, wieviel Umsatz, also Steuern für Warenlieferungen an die mäandernden Segelkarawanen, den Inseln verloren gegangen ist. Seit einiger Zeit wird darum nun die Kanarische Mehrwertsteuer auch von durchfahrenden Yachten erhoben. Dies Regel gerecht zu organisieren, bedarf einiger Planung, damit die Haare nicht Büschel weise verlorengehen. Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, den Service von ACCIONAS FORWARDING SA zu beanspruchen, auch wenn dies natürlich nicht umsonst zu haben ist. Jede Lieferung zu den Kanaren erfolgt samt PDF von
– Rechnung,
– Ausfuhrnachweis,
– Eigner Passport,
– Ships docs,
– signierter customs authorization sowie
– dem Vermerk über den nächsten Hafen
Alles als consignee über den Forwarder mit notify für den Schiffseigner unter Angabe von
– Kontakt Adressen,
– Liegeplatz samt
– Cellphone Nummer.
Stets im Austausch mit dem Eigner, der natürlich vor Ort zu sein hat. Hierüber vergehen bisweilen 10 Mail Wechsel, bis alles vorhanden, verstanden und vereinbart wurde.

Nach einem eingespielten Prozedere wird sodann die Ware mit lokalem Kurier zum Segler ausgeliefert. Es ist kein Geheimnis, dass ein grosser Schluck der ersparten EU Mwst auf dem Weg bis zum Segler auf seinem Schiff verloren geht, zumal aircargo hier nicht nach IATA Tarifen abgerechnet wird, und der Kunde am Ende die lokalen Steuern an den Kurierfahrer in bar zu entrichten hat. Aber immerhin: es klappt wie eine Schweizer Uhr. Wir liefern regelmässig auf alle sonnigen Inseln aus, was stets innerhalb von 48 Stunden erledigt ist, zwischenzeitlich ohne jeglichen Nervenkitzel oder Magen grimmen.

In Bezug auf meine Heckverzierungen habe ich mir folgenden Spruch zurecht gelegt: wer nicht hören will, der muss fühlen. Wer erst auf den Kanaren seine Sehnsucht nach einem mechanischen Steuersklaven stillen möchte, wird in den sauren Apfel beissen müssen, dass er am Ende nahezu den gleichen Preis wie in der Heimat zu zahlen hat … mit dem Unterschied, dass an Stelle der EU Steuern, nun Luftfracht sowie Handlings Gebühren zu bezahlen sind – und der stets übermüdete Skipper Mann erstmal 1.400 sm von Hand hat steuern müssen.


MINDELO – CABO VERDE
Wenn vor einigen Monaten Luftfracht nach Mindelo noch anstandslos an die Segler ausgeliefert wurde, hat das französische Seglerpaar Sophie und Eric Delande kürzlich mit ihrer SV ZEPHYR einen Alptraum durchleben müssen, weil der Zoll neuerdings ( oder als Laune? ) darauf bestanden hat, dass die Segler unter Polizeischutz mit einer Taxe, dessen Fahrer für die Fahrt vom Airport zur Marina der Pass abgenommen wurde, um sicher zu stellen, dass die Windpilot Anlage eben nicht heimlich auf dem örtlichen Flohmarkt hätte verkauft werden können.

DAKAR – SENEGAL
Nicht viel besser erging es kürzlich der Familie Tischhauser SV September in Dakar /Senegal Die Segler wollten am Airport ein Ersatzruder am Airport in Empfang nehmen, das man nur gegen Pfand ausgehändigt hat, was einige dumme wie unnötige Taxifahrten zur Folge hatte.

JAMAICA LIEBER NICHT
Derzeit führe ich ausgiebigen Mailwechsel mit Schweizer Seglern, deren Amel Sharki in Kingston parkt. Die Frage steht im Raume, wie wir eine Lieferung nach Jamaica organisieren können, einer Destination, bei der selbst Ortskundigen sich die Rastalocken von alleine in Grau verfärben. Wir werden vermutlich also nach Cayman Island verladen, weil die Destination Jamaica Zoll technisch nicht zu garantieren ist.


WELTWEIT – HIER PALAU
An dieser Stelle fällt mir sogleich die Geschichte einer Lofrans Ankerwinsch ein, die Detlev Schmandt von der SV KIRA VON CELLE, mich bat, vor einigen Jahren freundlicherweise bei SVB zu besorgen / zu kaufen / zu organisieren, die hernach – auf inständiges Anraten des Empfängers – mit DHL verladen, dann wenig später in New York verlorenging, derweil man sie in Palau Oceanien intensivst erwartete, weil ohne funktionierende Anker Winsch das Ende der Reise besiegelt gewesen wäre.

Erst die zweite Lieferung hat dann ihr Ziel tatsächlich erreicht – vom Ärger will ich hier nicht berichten, weil der bereits down the hill gegangen ist. Es sind diese Liebesdienste an Seglern, für die ein Dankeschön – im Nebensatz eingeflochten – eigentlich niemals genügt, bzw. gewürdigt werden. Zum Glück waren die Jungs bei SVB damals überaus verständnisvoll, haben umgehend eine 2. Lieferung ohne erneute Vorkasse arrangiert, darauf vertrauend, dass wir seriös und einander nicht enttäuschen würden.


ODER VANUATU
Bei Yves Sauzier in Vanuatu, der mit kleinem Sohn auf seinem Wharram Cat SV AORAI sehnsüchtig auf ein Ersatzteil wartete, ging der DHL Service zwei Mal gründlich in die Hose. Beide Lieferungen blieben Monate lang verschollen. Ich wurde nach 7 Monaten am Ende dann offiziell aufgefordert, für EINE Lieferung nun einen Antrag auch Schadensersatz zu stellen, weil man trotz Suchens nix mehr hatte finden können.

FRANZÖSISCHE KOLONIEN
Ein Franzose kann die Welt umsegeln, ohne fremde Erde zu betreten, jedenfalls solange er sich auf französischen Territorien bewegt, die ja überall auf der Welt – strategisch günstig verteilt – zu finden sind. Er braucht nicht einmal Fremdsprachen zu beherrschen, ein nahezu einzigartiges Alleinstellungsmerkmal, solange er elegant englischen Sprachraum umsegelt. AIR FRANCE allerdings zieht schamlos Nutzen aus dieser Situation, indem sie auf diesen Destinationen keine Silbervögel aus anderen Ställen dulden – um in aller Ruhe freche Monopol Preise verlangen zu können.


Inga und Vassil von der SV OLGALOU haben sich an die Inselpreise für Lebensmittel in Papeete mühsam gewöhnen müssen … bekommen allerdings Zahnschmerzen,zu sehen, wie sehr die Bordkasse schmilzt, wenn sogar Milch und Internet dort zu teurem Luxus geworden sind.

DER ZOLL WACHT ÜBERALL
Ohne hier die unzähligen Besonderheiten einzelner Destinationen aufzuzählen, juckt es mich, ein paar generelle Bemerkungen niederzuschreiben.

Lieferungen nahezu jeder Art bedürfen weltweit einer Zollabfertigung, bevor sie in die Hände des Empfängers geraten dürfen. Der oft gehörte Satz, dass ein Postpaket mit Vermerk „no commercial value“ oder „personal effects“ anstandslos beim Empfänger eingetroffen ist, stellt einen Glücksfall dar, der nicht zu verallgemeinern ist. Im Gegenzug zeugen endlose traurige Geschichten von einer Praxis innerhalb der Cruising Community, die immer wieder zu einem Feuertanz geraten sind.


BEGLEITETES REISEGEPÄCK
Es hat sich in der Cruising Community herumgesprochen, dass etwaige kleinere Lieferungen von Freunden, Verwandten oder Bordgästen als persönliches Reisegepäck in silbernen Vögeln am besten zu transportieren sind.


So erreichte mich vorgestern ein Hilferuf von Arnulf Dörner SV Ariel, dem mit seiner Bestevaer 53 auf der Passage von Mindelo in die Dominikanische Republik das Pendelruder seiner Pacific durch Kollision verloren gegangen ist und der die letzten 1000 sm mit einer auf Mass gesägten Ducht seines Ribs als Ruderersatz weiter gesegelt ist. Ich habe am gleichen Tage einem Freund von Arnulf hier in Hamburg ein Ersatzruder in die Hand gegeben.

BÄRENDIENSTE
Logistik für Segler kann zum Hürdenlauf werden, wobei ungemein hilfreich ist, wenn man Detailkenntnisse und Erfahrungen über weltweiter Destinationen besitzt. Denn, nicht wahr, die Wege sind stets verworren und es bedarf klarer Entscheidungen, sich für oder gegen Carrier oder Logistik Partner zu entscheiden, wenn man am Ende nicht auf Schaden und Ärger sitzen bleiben möchte.

PETER HAT IMMER SCHULD
Scheint mein lebenslanges Stigma zu sein, weil ich als jederzeit bereiter Menschen Zufriedensteller über Jahrzehnte auch im Privatenleben stets unter Dampf gestanden habe, wenn gegenseitiger Respekt nicht hat hergestellt werden können. Denn, nicht wahr, Vorwürfe sind scharfe Waffen, die latent viel Schaden anrichten können, wenn man sich hier nicht zu distanzieren in der Lage ist.

Der Spruch zieht im Geschäftsleben unvermindert: der Versender ist stets an allem Schuld, zumindest weil an seine Adresse jeder Vorwurf gerichtet wird, wenn mal etwas daneben gegangen ist.

HEXEN UND BLAUFÄRBEN KANN AUCH PETER NICHT
Weshalb ich mir zur Angewohnheit gemacht habe, dezidierte Vorschläge über Transportwege – vergleichsweise stur – zu unterbreiten, auch wenn sie manchmal nicht die billigsten sind, weil am Ende nur die Tatsache entscheidet, dass der Segler die gewünschte Ware zuverlässig in den Händen hält.

Habe die Ehre!
Peter Foerthmann

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