Cleaning bevel gears

Seit nunmehr 12 Jahren in Betrieb, ist Hans Geilinger mit seiner SV TUVALU, coronabedingt, in Langkawi hängengeblieben. Seine Dufour 40 wurde dort drei Jahre alleine gelassen und wird nun für den letzten Teil der Weltumsegelung vorbereitet.
Hier der aktuelle Stand der Wartungsarbeiten:

Lieber Peter, Nach 3 Jahren in Rebak Marina, Langkawi, Malaysia gehts nun endlich wieder weiter. Mein treuer Windpilot ist nach so langem Rumstehen etwas schwergängig, also habe ich versucht, gemäss Deinen Instruktionen das Kegelrad Klein Nr 305 zu demontieren (S.25) um die Lager zu reinigen. Im Wasser – in der Marina – bewegt sich das Steuerruder zwar noch etwas streng hin und her. Aber nach der Demontage nun im Cockpit konnte ich nach dem Lösen der Schraube 250 und der Schubstange die Achse nicht nach vorne Richtung 331/333 abziehen.

Da ich nicht rohe Gewalt anwenden will: Wie kriege ich das Ding ab, um an die Lager zu kommen?
Wäre sehr froh um Deine Tipps.
herzlichst
Hans
Ps. Im Januar gehts ab Richtung Rotes Meer zurück ins Mittelmeer…und Dein unglaublicher Windpilot hat alle langen Strecken gesteuert, so hoffentlich auch die letzten 4.500sm

Lieber Hans,
schön von Dir zu hören, gerade neulich habe ich von einer anderen Tuvalu gehört und sogleich an Dich gedacht!

Nun also wollen wir uns Deiner Faulheit zuwenden! Ich weiss natuerlich, dass Segler, einmal unterwegs, fast regelmässig ins Koma fallen, und sodann über lange Zeiträume vergessen, dass auch ihr Steuersklave schon mal Zuwendung braucht, damit der dann wieder das macht, was er soll und was in den Prospekten steht: STEUERFREIHEIT bis hinter den Horizont.

In Deinem Fall liegt die Lösung dicht vor Deiner Nase

zwischen den Gussteilen #800 und #330 beidseitig mit einem Brecheisen in den dort vorhandenen Spalt … die Teile auseinanderhebeln … Du kannst da nix kaputt machen, keine Angst! Falls sich schon zu viel Salz un Dreck angesammelt ist – weil Du zu lange faul gewesen bist! – spanne Bauteil #800 in einen Schraubstock … und mache weiter mit den beiden Brecheisen … und bewege zeitgleich den Arm #250.

Der Klügere gibt nach … Du wirst sehen, dass sich alle Teile Deiner Gewalt schnell beugen werden.

Sodann ist Saubermachen angesagt, auch die Pendelachse #340 muss raus, damit Du hernach an die KONTERMUTTER #331 der ACHSE #334 herankommen und sie lösen kannst. Die ist die Mutter, die Du niemals vergessen solltest bevor die Achse 334 herauszudrehen ist, weil ansonsten das Gewinde im Gussteil #330 zerstört und der Schaden kaum noch zu beheben sein wird.

Dann gehts weiter:
– alle Bauteile reinigen und von Salz befreien
– Grosses Kegelrad 325 an der unteren Fläche / Auflage zum Lager 328 POLIEREN
– Lager 328 reinigen von Salz befreien ….

Und am Ende alle Bauteile wieder zusammenbauen, wobei die Position der Kegelräder gemäss Handbuch zu beachten sind. AM BESTEN DU MARKIERST diese Position vor der Demontage mit einem MARKER.

Beim Zusammenbau alle Teil mit Silikon Spray versehen, damit die Leichtgängigkeit ihren Skipper ruhig schlafen lässt, weil der ganze schwimmende weisse Schwan temperamentvoll zur Sache geht, sein Steuersklave also sensibel steuern sollte …
So, wie Du das kennst und seit Jahren geniesst …
Habe die Ehre
Peter

Moin Peter
Wie gewohnt super schnell und weise!

Tatsächlich war ich etwas faul mit dem Unterhalt war, da liegst Du ganz richtig – primär weil das Ding ja einfach endlos und unterhaltsfrei läuft (bin auf 45.000 Meilen ohne den Windpilot jemals auseinander genommen zu haben, bloss dann und wann etwas Süsswasser und Silikonspray – nie Fett oder ÖL), aber auch weil die letzten drei Jahre der TUVALU ohne mich stattgefunden haben – ich in Barcelona im Lockdown, sie hier. Aber nun sind wir zusammen und schauen uns gegenseitig!

Herzlichsten Dank fur Deine Instruktionen, nun kann ich mich mutig daran machen. Siehe unten, richtig so, nicht?
Liebe Grüsse
Hans SV Tuvalu

Moin Hans, und für den finalen Zusammenbau schau Dir das folgende Foto an … Du wirst erkennen, dass das kleine Kegelrad 305 auf der >Achse ca 5 mm axiales Spiel hat! Dies kannst Du einstellen, indem Du von achtern / innen die Kontermutter entsprechend fixierst.

Der Grund dieses Tricks ist einfach: damit kann Hein Segler in Zukunft einfach im Hafen – wenn er gerade Langeweile haben sollte? – das Salz HINTER dem Kegelrad mit einem Metallsägeblatt entfernen und dort Silikonspray einspritzen … damit sich Salzkristalle bereits im Frühstadium … verdünnisieren. Dann kannst Du auf See einfach weiterschlafen!

Ach ja:
– Bolzen / Achse #334 im Gewinde mit Lanolin einsetzen, dann kann auch dort nicht mehr passieren … zur Sicherheit wurde dort eine 1mm U-scheibe aus Teflon eingesetzt, damit das Lanolin nicht das Kegelrad „behindert“.

MERRY X-MAS
wünscht
Peter

Lieber Peter
Nun habe ich einen zweiten Morgen lang die Faulheit abgelegt.

Positiv:
Die Kegelräder sind gereinigt wie instruiert und gehen wieder super leicht, vom Ruderblatt bis hinauf zur Windfahne. 

Negativ:
Den #800 konnte ich trotz stundenlangem Hebeln nicht abziehen. Ich habe alles intensiv mit Süsswasser und manchmal mit Waschmittel gewässert, nie mit Kriechöl. Nichts bewegt sich. 

Anbei eine Schnittzeichnung, so ist es nicht? Will das ja richtig verstehen.

Ich kann die beiden Arme #250 zu #330 schon besser hin und her Hebeln, ist wohl in etwa wie vor der Pandemie als wir das letzte mal segelten.

Vielleicht kann der Mechaniker hier in der Marina am Montag den Flansch in seinen Schraubstock spannen. Aber so wie der festsitzt habe ich meine Zweifel.

Vermutlich könnte ich so wieder mit dem Windpilot wieder segeln, im Sinne von Never change a Running System… 
Lass hören
Hans

Schicke Zeichnung … hast Du fein gemacht und korrekt verstanden … okay, naja Zeichnungen sind ja immerhin DEIN Element, mit denen Du Auftraggeber, Bürgermeister und wichtige CEO´s allesamt mischugge zeichnen kannst ( okay joking! ) …

Klar kann man nun die faule Lösung wählen … einfach wieder zusammenbauen und weitersegeln hier und dort ein wenig Silikonspray draufgeben …

Aber besser wäre schon der Auseinanderbau, d.h Bauteil 800 über die volle Fläche in einen soliden Schraubstock und dann mit den beide Brechstangen HEBELN.

KEINESFALLS mit Hitze / Brenner / offener Flamme, weil dabei sämtliche PTFE Lager sich auflösen würden. ggf. das ganze Ensemble über Nacht in eine Wanne mit Petroleum legen … und waaaarten.

Denn es wäre schon schick und wichtig den Achsbolzen 334 komplett rauszuzdrehen, das Gewinde mit Lanolin zu behandeln und sodann mit dem notwendigen Abstand wieder einzusetzen / ´von innen zu kontern …

Lass hören, ob Du Erfolg hast … und Fotos nicht vergessen, die dann die Hitze der Tage vermitteln, denn: hier herrscht tiefster Winter …. da machen warme Fotos schon mal Sinn.

allerbest
Peter

Lieber Peter, seit heute Morgen früh liegt das Teil zufrieden wie in Fisch im Süsswasser. Da lasse ich es mal so für 2 Tage, das tut ihm ja sicher gut, die Zeit wird’s richten wie Du sagst. Nach dem Weichspühlen sehen wir dann wieder weiter…  Soviel Kriechöl hatte ich nicht, also hab ich Wasser genommen. Ansonsten beneide ich euch um die Kühlschranktemparatur, hier haben wir 34 Grad im Schatten…
Herzlichst 
Hans

Prima, so gehts weiter, immer heiter, auch wenn die Hülle schwitzt, weil die Sonne blitzt …

Was mir noch so durch den Kopf geht: Vielleicht wäre der weitere Weg zurück nach Europa sinnvoller, wie es die beiden von der SY Gegenwind gewählt haben:

SV Gegenwind – Asha Reich – Helge Aßmann GER

Der Bahnhof für den Türkei Törn, liegt bei Euch um die Ecke, klappt regelmässig und enthebt ggf. einer Unmenge von unschönen Ereignissen, die unterwegs passieren können … i.e. der lange Schlauch durch ein dünnes Meer voller Feinde, die am Rande stehen und auch auf Segler warten … zumal der Wind samt Sand in die Nase weht.
Nur mal so dahin gedacht….
herzlich
Peter

ha ha ha, tolles bild!
aber diese Diskussion haben wir schon lange hinter uns. Somalia ist schon lange nicht mehr was es mal war.
zudem kostet der transport ins Mittelmeer in etwa 45.000UD – würdest Du das zahlen?
schliesslich habe ich ja einen windpilot!

hier gibst sicher ein gutes dutzend Yachten die sich im Januar auf den Weg machen. Transportieren ist was für Weicheier…
herzlichst
Hans

SCHWERGÄNGIGKEIT IM KEGELRADGETRIEBE
Hallo Peter, bis Französisch Polynesien hat uns die Pacific Klasse gesteuert. Nach langer Pandemie Pause wollen wir jetzt weiter gen Westen Kurs Australien segeln. Gern hätten wir deine Hilfe, um Schwergängigkeit ( durch Salz?) zu beheben. Gibt es einen Trick, um die Achse 334 / Schraube zu lösen?
Vielen Dank für deine Rückmeldung und viele Grüsse aus der Südsee
Marco
SY WOLO
Moin Ihr Zwei, Glueckwunsch zum Revierwechsel und vor allem, dass das Leben bei Euch ganz offensichtlich „klappt“, denn, nicht wahr im intensiven Paarbetrieb von Seglern zeigt sich ansonsten all zu schnell, wo die Schlagloecher sind im Leben … und es offenbart hier und dort, wo man Fehler gemacht … die nur schwer zu revidieren sind. Doppelglueckwunsch also an Euch Zwei.
ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG: schau dir die Zeichnung an: die Achse 334 ist an der Innenseite des Gussteils durch Kontermutter 331 in der Position GESICHERT. Hoffentlich hast Du das Gewinde im Gussteil 330 nicht bereits ruiniert!
DEMONTAGE:
Schubstange 151 demontieren,
rote Kappe demontieren,
Kegelrad 325 demontieren ( POSITION DER KEGELRÄDER ZUEINANDER MIT FILZSTIFT MARKIEREN !!!
251 Demontieren
340 nach hinten herausziehen
331 demontieren … fertig!
Beim Zusammenbau unbedingt darauf achten, dass am Ende das kleine Kegelrad 305 auf der Achse 334 horizontal ca 4 mm Spiel bekommt / hat … damit am Ende im Betrieb das Kegelrad ein wenig nach vorn geschoben werden kann, um dahinter das Salz zu entfernen, wenn sich dort etwas ablagert hat ( Euer heutiges Problem! ).
EINSETZEN von 334: ins Gewinde im Gussteil 330 Wollwachs eindrücken, um Elektrolyse zu verhindern.

Bei Fragen: bitte Fotos schicken … dann wird Hilfe einfach…

Und nun lauere ich auf ´sehnsuchtsvolle Südseefotos, damit meine neugierigen Augen Zucker kriegen.

Allerbest
Peter

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