Fiji 2017 – paradise

NEUES AUS DEM ZIELGEBIET ALLER SEENOMADEN
Wir lieben Fiji und ganz speziell Savusavu. Seit fast 10 Jahren sind wir jeden Winter Dauergast in diesem kleinen Ort. Die Locals nennen es „The hidden Paradise“. Wenn man ein wenig schielt und das darf man Anbetracht dieser zauberhaften Natur und Menschen, kann man das so durchgehen lassen.

Savusavu liegt seit dem Beginn der Fahrtensegelei fest im Zielgebiet der Segelnomaden. Wie schon die ersten Entdecker und Handelsreisende, versuchen sie aus nichts Vorteile zu ziehen. Es werden zwar keine Sklaven, bzw. Beute und Inseln für Glasperlen und Tand eingetauscht, aber dafür werden die ältesten Klamotten aus dem Putzlappensack geholt und gegen Bananen- Stauden, Fisch, und Gemüse eingetauscht.

Das hat viele Jahre gut funktioniert doch mittlerweile ist das „Neuland“ (wie Madame Merkel sagte) entdeckt worden und es gibt das Internet.

Vodafone ist allgegenwärtig und selbst der ärmste Zuckerbauer hat ein Handy und einen hervorragenden Internetzugang. Das ist gut so, denn nun drehen sie den Spieß um und verkaufen billigste Pressperlen zu teuersten Preisen. Die Rache der Verarschten. Gut so und weitermachen! Der Palangi hat sich dies redlich verdient!

Fiji ist in vielen Dingen hochmodern. Jede Marktfrau oder jeder Geschäftsmann hat mittlerweile eine automatische Gesichtserkennung in der Kasse. Sie erkennt sofort ob es ein Fijianer oder Tourist ist, der zu zahlen hat und die Kasse erhöht, zum Schutz der Währung, sofort den Preis um 50-100%. Davon können wir Europäer noch lernen. Die Geldautomaten werden noch häufiger genutzt und die Banken sind auch glücklich. Wir Langfahrtsegler haben ohnehin zu viel Geld, da muss doch geholfen werden.

Auch im Gesundheitswesen tut sich vieles. Jedes Schiff aus z.B. Tonga kommt in den Genuss der Fliegenspray-Dose und wird für lächerliche FJ$ 60 mit einem Triple – hochwirksam behandelt. Versuchen sie dafür mal einen deutschen Arzttermin zu bekommen. Das Einklarieren außerhalb der Dienstzeit kostet mittlerweile fast F$ 500, also am besten in der Woche ankommen.

Mosquitos & Co: Hier wird der Synergieeffekt auf die Spitze getrieben und wahre Wunder erreicht. Früher kippte man den Müll einfach in die Landschaft oder ins Wasser doch heute wird er effektiv verbrannt. Mit höchster Präzision wird so gezündelt das alle Yachten im Operationsgebiet effizient mit einem stetigen Qualm und Aschestrom überzogen werden. Das vertreibt die Mosquitos und treibt das faule Seglervolk an, mal wieder Deckwasch zu machen. Also Sport an Deck vom Feinsten. Am wirkungsvollsten sind Warm-Abbrüche und Zuckerrohrfelder aber auch die Verpackungshalden der lokalen Supermärkte geben gute „Schutz“-Wolken ab.

Die Versorgung ist in den letzten beiden Jahren bemerkenswert simplifiziert worden. Als vor drei Jahren New-World aufmachte gab es entsetzliche Irritationen wegen der unangenehm großen Auswahlmöglichkeiten.

Sich zwischen mehreren Sorten Käse entscheiden zu müssen löste Gewissenqualen aus. Heute ist es wieder besser. Eintopf, Zweitopf oder Keintopf und damit basta. Weg mit dem fürchterlichen Durcheinander im Angebot. Wer Einkaufs-Masochismus braucht geht ins Feinkostgeschäft und kauft sich den Camembert für 12-14 Dollar oder die Flasche Wein für FJ$ 60.

Wer isst schon Camembert wenn Reis und Öl subventioniert ist? Segel-Orthoptera sind ohnehin knapp bei Kasse.

Knapp bei Kasse wird hinterher auch der sein, der sich mal einen Sundowner leisten will. Zum Schutz der Nation ist die Steuer auf alkoholische Getränke glücklicherweise stark erhöht worden. Das hält die Locals nüchtern und die Segler fit. Die Flasche Fiji-Rum kostete vor einigen Jahren so um die FJ$ 35 jetzt aber endlich FJ$ 108. Das ist doch was. Das Töpfchen Margarine FJ$ 10 und das Bier an der Club Bar FJ$ 7. Der Karton 0,33 Dosenbier so um die F$ 80. Die „Finanzprohibition“ zeigt Erfolge, kein nächtliches Gegröle mehr am Strand, keine lauten Partys auf den Yachten. Dafür gehört der Strand jetzt den herrenlosen Hunden. Sie musizieren jede Nacht, vor allem in den Vollmondnächten. Zauberhaft!

Einen besonders wirkungsvollen Schutz vor Einbruch wird in bei Supermärkten betrieben. Man häuft einfach allen Müll vor die Hintertür und schon ekelt sich der eventuelle Einbrecher und zieht von dannen. Praktisch gelle? Die Kakerlaken lieben es und werden riesig.

Man ist auch ernsthaft bemüht die Segler in Fahrt und fit zu halten. Mal eben wochenlang faul an der Mooring zu liegen und Bewuchs anzusetzen ist nur noch etwas für Geldverschwender. Also 40% Mooring-Fees drauf und die Flotte sticht schneller wieder in See als sie gekommen ist. Das ist auch besser für das Gemüt der Einheimischen und sie schielen nicht mehr so viel auf diese „Reichen“ sondern gehen wieder brav in die Kirche.

Von Samstagmittag bis Montagmorgen liegt Fiji im Kirchenkoma. Wie sagt Radio-Chief Curly immer so schön: „Church, Church, Church and more Church“. Curly betreibt das nette lokale Segler Net und moderiert von Montag bis Samstag 08:00 auf VHF 68. Einfach hörenswert.

Die Kirche hat den Sonntag allokiert und zwar in voller Länge. Am Morgen geht man beschwingt und frohen Mutes Richtung Kirche und am Abend sieht man sie mit hängenden Köpfen wieder heimwärts gehen. Es scheint keine besonders erbauliche Angelegenheit zu sein. Irgendwie wie Wer’s mag. Ein jedem Tierchen sein Pläsierchen wie man so schön sagt oder wie der preußischen König Friedrich II sagte: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“.

Fiji ist multikulti
Ein wahres Paradies für Schwarz-Rot-Grüne Multikulti-Fans und Neu-Europäer. Das Warenangebot ist dementsprechend korrekt. Das inkorrekte Schweinefleisch findet man nur noch in Hinterhof-Fleischgeschäften und das allgemeine Angebot ist voll und ganz auf die Bart- und Schleier-tragenden Zukunftsträger ausgerichtet. Das zum Angebot stehende Fleisch wird den Regeln des Islams entsprechend „produziert“, mit Zertifikat.

Sicherheit
Wie in den meisten, stark religiös ausgerichteten, Ländern verhält sich die Kriminalität proportional zur Anzahl der Kirchen. Man braucht sich nur mal in Google-Street-View die Straßen nördlicher Länder oder die z.B. Latein-Amerikanischer Länder anschauen und am Zustand der jeweiligen Befestigung der Geschäfte seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Fiji‘s Geschäfte sind voll verriegelt und verrammelt sobald das Geschäftsleben Feierabend macht. Das schützt den Warenbestand und die Familien, der Männer, die vielleicht schwach werden könnten.

Langschwein
Das Langschwein wird schon lange nicht mehr mit der Keule geschlachtet das macht man heute mit der Visa-Karte. Wer ein bisschen clever ist benutzt die Master EC Card und hebt beim Automaten der BSP ab. Dort sind die Gebühren am niedrigsten. Wenn allerdings die Cruiser-Ships einfallen wird der Modus anscheinend etwas geändert und die Auszahlungsquoten gehen in den Keller. Aber dann geht alles in den Keller bzw. alle Preise steigen exorbitant. An diesen Tagen bleibt man am besten an Bord und genießt Fiji wie es von der Wasserseite aus zu sehen ist.

Termintreue
Ein wirklich witziges Wort, zum Totlachen, ungefähr so wie Abmachung, Absprache oder Verfallsdatum. Es funktioniert alles, irgendwann, irgendwo, irgendwie, nur nicht wann und wie man will. Wenn das dringend benötigte Ventil nicht am Montag kommt dann kommt es eben einen Monat später am Montag. Wenn der Tankwagen zu Hochwasser kommen soll, kommt er zu Niedrigwasser. Wenn der Bus um 08:00 fahren soll fährt er um 09:00. Wenn man eine Volvo Dichtung gebraucht bekommt man vielleicht eine von Ford. Wenn ein Impeller bei Ebay 5 Dollar kosten soll kostet er hier FJ$ 270. Nun seid doch nicht so kleinlich, passt doch, oder? Besser als gar nichts. Wenn das Teil nicht passt hat man halt die falsche Maschine, ist doch logisch.

Shipping
Man kann auch bei DHL oder UPS bestellen. Wenn die beiden sich nicht gerade, vor Ort, bekriegen, braucht ein Teil von Nadi bis Savusavu höchsten 7-8 Wochen (88,4 km). Vielleicht bekommt man ja auch einen Tipp und man findet die Sachen in einem alten Regal im Postamt.

Europa
Aber das kann ein deutscher Versandhandel aus Bremen noch besser. Er sendete Kartenchips mit einem Gewicht von geschätzten 1,2 Gramm für 87,00 € (in Worten siebenundachtzig) nach Savusavu, nur das die Chips leer waren und man sich die Karten für teures Geld downloaden muss. So wird richtig Geld gemacht. Hier kann sogar unser Fiji noch etwas lernen.

Interessant ist auch das Gehirntraining das dem Kunden jeden Tag auferlegt wird. Kostet heute die Butter FJ$ 10 ist es morgen die das Tütchen Minisahne. Hat der eine Laden etwas billig ist es im anderen teuer. Selbst bei Läden gleicher Kette steigt Preisdifferenz mit der Nähe zur Touristen- und Segler-Welt. Die Bewältigung dieses „wo kauf ich denn heute“-Parcours hält die Denkmurmel in Arbeit und den Körper fit.

Das Garn ließe sich noch endlos weiter spinnen, doch was solls!

Fiji, du bist ein Traum
Deine Schwächen zu eliminieren hieße deinen Charakter verändern. Das zu tun würde auch das unglaublich Nette und Liebenswerte in und an dir zerstören. Bleibe wie und was du bist. Wir kommen damit schon zurecht.

Ingrid + Ernst Barrels
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