Tapio – Ham Radio

HAM RADIO – ODER DAS NADELÖHR IN FINLAND

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Die Kommunikation mit Tapio hat sich eingespielt. Wann immer Tapio Fragen hat, werden diese über Jari Jussila , den Ham Radio Operator in Finland übermittelt, alle Antworten sodann an Tapio vorgelesen, der jedes Gespräch mit seinem Kassettenrekorder speichert, um es anschliessend niederzuschreiben. Jari Jussila´s idyllischer Arbeitsplatz ist hier zu sehen:

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BARNACLES UPDATE 800 nm WEST OF CAPE HOORN

Mein Kontakt zu Tapio war von Anfang an entspannt und freundlich, wenn man davon absieht, dass manche Mails beim Dinner geschrieben wurden und ihm böse Blicke von der Tochter eingebracht haben, die sich vermutlich ein wenig vernachlässigt gefühlt – oder gar neidisch gewesen ist, weil sie eben nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit des Vaters hatte haben können.  Das hörte sich dann so an:

Hi Peter, I am getting angry looks reading your mail at the dinner table at my daughters home…

Die K0mplexität der Herausforderungen, innerhalb von insgesamt nur ca 7 Monaten quasi einen Neubau bis zum GGR Start auf die Beine zu stellen, liess Zeit und Raum im Zeitraffer fliegen. Wir haben ca 120 Mails gewechselt. Als wir uns dann im Juni 2018 in LSO zum ersten Mal in persona einander gegenüberstanden, waren wir schon fast alte Bekannte. So hatten wir an Bord eigentlich nur noch kleine Details abzuklären … vor den Augen einer um Aufmerksamkeit heischenden Familie allerdings, geriet selbst das manchmal zu einem kleiner Spiessrutenlauf. Die Hektik der Tage vor dem Start war überall zu spüren – nur bei Tapio nicht. Die diesem Mann erkennbar inneruhende stoische Gelassenheit hat uns tief beeindruckt, weil er sich durch nichts und niemanden aus derselben hat vertreiben lassen. Ein Finne eben!

Als wir ihm am Tag vor der Abreise einen zweiten Windpiloten sowie Ersatzteile an Bord übergeben wollten, zuckte er nur kurz … bat uns, darüber nachdenken zu dürfen, weil sein Schiff bereits ohnehin jenseits jeglicher Vernunft abgeladen sei … ob er weitere 20 kg noch zu verstauen in der Lage sei. Nun ja, er hat auch dafür noch Platz gefunden. Bei Anrufen von Tapio meldete er sich stets als „the skipper of the half sunken ship“.

Tapio hatte bis dato keinerlei Erfahrungen mit einer Windsteueranlage. Seine Lernkurve hätte steiler kaum sein können, wobei ich immer an meinen alten Spruch denke, dass ein mechanischer Steuermann seinem Chef schon das Segeln beizubringen in der Lager ist, wenn er denn weiss, wie Schiffs Trimm funktioniert. Bei Tapio hat’s schnell geklappt, auch wenn wir auf dem ersten Teil der Reise bis Cape Town hier und da Informationen über seinen Ham Radio Operator in Finland ausgetauscht haben, was vollkommen unproblematisch gewesen ist.

Wie Tapio im Podcast immer wieder betonte, hat der Praxistest seines Schiffes im Verlauf der ersten 8.000 nm stattgefunden, inklusive etlicher Reparaturen, weil seine Stromversorgung immer wieder einen Haken geschlagen, und die Batteriespannung teils bis unter 8 Volt gesunken ist, er sogar in Erwägung gezogen hatte, als „dunkles“ Schiff komplett ohne Strom weiter zu segeln. Zum Glück hat Tapio nach intensiver Suche am Ende dann ein erforderliches Ersatzteil zur Verschraubung für den SailingGen aufgefunden, es hatte sich im Reserve Propeller des Generators versteckt. Damit war für den weiteren Verlauf der Reise die Stromversorgung sichergestellt, nachdem die Solarzellen ihren Dienst eingestellt hatten.

BARNACLES ÜBERALL

Abgesehen von Jean-Luc´s Matmut haben offenbar sämtliche Schiffe unter starkem Bewuchs gelitten, weshalb der Stopover in Hobart sehnsuchtsvoll erwartet wurde, um sich dort der bremsenden Unterwasserlast zu entledigen. Aus Gründe, die im vorigen Blog beschrieben wurden, wurde Tapio als Letzter Segler “ von den Hunden gebissen“, er wurde aufgefordert, seine Reise ohne Säuberung des Unterwasserschiffes fortzusetzen.

Von diesem Tag an konnte die Welt live auf dem Tracker verfolgen, wie der ganze Rest der Segler ihm davon gesegelt ist, wohingegen die Etmale der Asteria geradezu erschreckend geringe Ergebnisse verzeichneten. Wohlgemerkt für ein S&S 36 Schiff, das im Grunde vielen der Konkurrenten „eigentlich“ überlegen gewesen ist.

Ich denke ich bin nicht allein mit meiner Bewunderung gilt diesen Segler, der sich mit keinem Wort über seine missliche Lage beschwert, hingegen die Tage in der Abgeschiedenheit des Süd Pacific geniesst, was in den Podcasts Ausdruck findet.

BARNACLES GROSS WIE EIN MÄNNERKOPF

Diese Mitteilung vor 3 Tagen hat mein Blut gefrieren lassen, denn Tapio beschrieb lediglich die Situation am Ruderblatt seiner Windpilot Pacific Anlage. Das Ruder wurde am Ende abgerissen, weil es auf Dauer diesen zusätzlichen Belastungen nicht gewachsen war. Die besondere Enge am eleganten Heck der Asteria verhinderte das ansonsten einfache Lift-Up des Pendelruders, der Grund, warum Bewuchs vorher auch niemals hatte beseitigt werden können.

Mein Ratschlag über Ham Radio, die komplette Anlage samt Ruder an Deck zu nehmen bzw. gegen das Neusystem unter Deck auszutauschen, wurde von Tapio stoisch erwidert:

We read your message to him this morning. Tapio said that he would have taken him at least two hours to find the spare Windpilot, prepare it etc.

Tapio had used six hours to repair the Windpilot. He had to take the hydro away first etc. Eventually everything went OK and he didn’t drop a single bolt ..
He did all this yesterday, as soon as he could, to have everything fixed before the storm coming.

Tapio sent his best regards

Jari, OH2BU

Gottseidank hat Tapio insgesamt 2 Ersatzruder an Bord, sodass er ggf. für weitere glitschige Unterwasser Kameraden gewappnet ist. Die Asteria befindet sich noch ca 700 nm westlich den Cape Horn, und ist wieder im normalen Rhythmus unterwegs: Essen, Schlafen, Lesen, kurze Rundgänge ums Schiff, Segel trimmen, wechsel … und seine Gedankenreise fortzusetzen.

Wenn Tapio dereinst am Ziel eintreffen wird, bin ich mir sicher, dass diesem stillen Heroen ein ganz besonderer Empfang zuteil sein wird.

sinniert

Peter Foerthmann 01.02.2019

Faktor Mensch

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