USA

SCHIFFE DER NATIONEN – USA
Vor acht Jahren habe ich einen Aufsatz geschrieben, der sich mit den Einflüssen auf die Entscheidungslagen von Seglern in Bezug auf die Wahl von für das Blauwassersegeln geeigneten Schiffen in der EU und den USA beschäftigt.

Trends EU – US


Der besondere Fokus dieses Aufsatzes richtet sich auf die Einflussnahme zur Verfügung stehender Informationsangebote für Segler, die teils über lange Zeiträume Vorlieben und Zielvorgaben entwickeln, die am Ende für oder gegen die Wahl eines Schiffes führen. Auswahlkriterien geraten in der Mittelpunkt aller Überlegungen und es soll hier der Versuch unternommen werden, einmal darzustellen, welchen Einflüssen die Segler, Entscheider zum Kauf einer Yacht, hier ausgesetzt sind, bzw. welche Schlüssel zum Kopf potentieller Käufer im Markt Verwendung finden. Die Unterschiede sind eklatant, insbesondere, in Bezug auf die Folgen für die Sicherheitslage von seegehende Schiffen. Dies am Beispiel der Unterschiede in EU und USA darzustellen, ist verlockend, weil die Vorlieben der Cruising Community bei der Wahl der Schiffe sich bei Seglern in der EU von denen der Segler in den USA eklatant unterscheiden.

Meine Verwunderung über die augenfälligen Unterschiede ist im Verlauf einiger Jahrzehnte aktiver Teilnahme am Marktgeschehen manches Mal blankem Entsetzen gewachsen, weil die Anforderungen an konstruktive Notwendigkeiten im Grunde unverändert gültig sind, jedenfalls was die solide Bauweise – Materialdimensionierung! – notwendiger Aussteifung von Schiffsrümpfen, sinnvoller Schiffslinien, Kielformen und insbesondere der Wahl der Ruderkonstruktionen betrifft, die auch in gefährlichen Situationen den Kriterien gewünschter Sicherheit auf See genügend Sicherheitsreserven bieten sollten.

Baba 35


Bei allem Verständnis für die unterschiedlichen Anforderungsprofile von Käufergruppen bei der Entwicklung von Schiffen, sollte herausgestellt werden, dass die Erfordernisse von Seglern, die an Bord zu leben planen und lange Strecken möglichst sicher überwinden wollen, sich aussergewöhnlich unterscheiden von den Anforderungen an ein Eigner- oder Charterschiff. Dies gilt für Baumaterial, der Konfiguration des Unterwasserschiff, ebenso wie für den Komfort unter Deck, der ausgeruhte Reisen sowie ruhigen – vor allem leisen – Schlaf unter Deck ermöglichen sollte.

Bristol 38.8


Schiffe aus der EU mit einem fertilen Marktgeschehen, deren Vertrieb durch Presseverlautbarungen sowie sog. Tests – besser Fahrberichten! – unterstützt werden und sodann in Entscheidungen der Segler ihren Niederschlag finden, beinhalten Interessenlagen mannigfaltiger Art, bei denen allerdings sicherheitsrelevante Merkmale von blauwassertauglichen Schiffen nicht zwangsläufig im Vordergrund stehen müssen. Es werden Schiffe entwickelt, produziert, im Markt promoted und am Ende verkauft, die ein möglichst breites Spektrum in Bezug auf ein im Lastenheft niedergelegtes Anforderungsprofil abzudecken in der Lage sind.

In meinen Aufsätzen zu den Schiffen der Nationen habe ich die Lage in Deutschland, den Niederlanden sowie Frankreich näher untersucht und nationale Besonderheiten apostrophiert.

Deutschland

Niederlande

Frankreich

Bristol Channel Cutter

Die für mich elementaren Konstruktionsmerkmale sind schnell umrissen
Kiel: lang oder kurz, Integralschwert mit oder ohne Innenballast
Kielbefestigung: Auflagefläche zum Rumpf, Anzahl der Bolzen x Fläche
Ruder: am Kiel befestigt, mit oder ohne Skeg, Anzahl und Abstand der Lagerung,
Maschine mit fester Welle oder Saildrive

Ruder als Herz

Hans Cristian 43

Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte hat Tendenzen aufgezeigt, die auf jeder Messe zu betrachten sind. Ohne mich hier in einem Labyrinth unterschiedlicher Decks und Interieur Linien zu verlieren, sei hier lediglich darauf verwiesen, dass das Wertschöpfungspotential bei Grossserien Produktionslinien am besten auszuschöpfen gewesen ist, indem man Annexe wie Kiel, Ruder sowie Motorinstallation zu Gunsten industrialisierter Montageabläufe – von Zulieferern beigestellter Baugruppen – in den Werftbetrieben radikal vereinfacht – beschleunigt! – hat.

Hinckley Southwester 52

In Bezug auf die hier beschworene Eignung für den harten Seealltag einer Hochseeyacht ist es meine dezidierte Auffassung, dass in Bezug auf die oben benannten Kriterien in der Praxis als Schwachstellen zu Problemen führen können. Denn, nicht wahr, Ruderbruch und oder Verlust führt nahezu regelmässig zur Aufgabe von Schiffen, was vermehrt in den Medien vermerkt wird. Auch Kielverluste sind zu beklagen, die immer wieder auch den Verlust von Menschenleben zur Folge hatten. Versicherungen haben die Kontrolle von Kielverschraubungen in ihre Anforderungskataloge offenbar bereits mit einbezogen.

Hood 50

Im Kontext zu dieser meiner Untersuchung ist die Frage interessant, wie Meinungsbildung in einer Cruising Community zustande kommt? Wer beeinflusst das Kaufverhalten, an welcher Stelle werden Überlegungen angestellt, in den Meinungsbildungsprozess einzugreifen?

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass eine anspruchsvolle Seglerschaft in aller Regel ausserordentlich sensibel auf Einflussnahme reagiert. Hier einzugreifen gerät zur Petitesse, weil man leicht auf dünnes Eis geraten kann, wenn ein Rat missverstanden werden kann.

Mason 50

DIE MARKETING SÄULEN

CT 35

SEGELMAGAZINE – PROMOTION – BOATSHOWS
Allgemein bewährt ist der Schulterschluss zwischen Bauwerften und Segelmagazinen, deren Schmierstoff Inserate und Fahrberichte heissen, gleichbedeutend mit erheblicher Verantwortung den Lesern und Konsumenten gegenüber, die sich allzu gern auf nachlesbare Empfehlungen berufen und in der Folge entsprechend beeinflussbar sein können. Eine Empfehlung als für Blauwasserreisen geeignet, kann sodann zu einem besonderen Qualitätsmerkmal, bzw. Alleinstellungsmerkmal in der Aussendarstellung verwendet werden. Es hat sich allerdings unter Seglern herumgesprochen, dass Fahrberichte nicht unbedingt mit einem Test gleichzusetzen sind, was infolge enger gegenseitiger Verflechtungen zwischen Bauwerften, Werftvertretern und den medialen Verteilern recht einfach nachzuvollziehen ist. Insgesamt ein sensibles Unterfangen.

Cheoy Lee Offshore 34

SEGLER EMPFEHLUNGEN – BUCHAUTOREN – BLOGGER
Es erscheint logisch, dass ein weites Spektrum an zur Verfügung stehenden Informationsangeboten z.B. seitens weitgereister erfahrener Segler, erheblichen Einfluss auf die Kaufentscheidung eines Schiffes für eine grosse Reise besitzt. Wenn eine derartige Meinungsvielfalt nicht vorhanden ist, wird vermutlich der Einfluss durch Werbung, Inserate und einschlägige Seminare vermehrt in Kaufentscheidungen einfliessen. Für fast sämtliche am Markt etablierten Markenschiffe sind im Netz OWNERS ASSOCIATIONS vorhanden, denen vielfach ein Forum angegliedert ist. Sie vermitteln Erfahrungen aus erster Hand, im Entscheidungsbildungsprozess eine wundervolle Quelle.

Columbia 55

Beim Vergleich der Marktplätze in den EU sowie den USA wird auffallend deutlich, dass in den EU den etablierten Segeljournalen eine offenbar gewichtigere Rolle in der Vermarktungskette von Yachten zuzufallen scheint. Hier werden Trends kreiert, Yachten des Jahres selektiert, Schiffe von gestern als Modern Classics bewertet und Schiffe als für den Blauwasserbetrieb besonders geeignet akzentuiert, wobei kaum merklich die Wichtigkeiten und Anforderungsprofile verschoben werden, weil die Schwergewichte von Seiten der Berichterstatter im Verlauf der Zeit unmerklich anders bewertet werden. Als Beispiel sei nur das heutige Geschwindigkeitspotential benannt, das infolge optimierter Unterwasserformen sowie Performance Riggs mit „modernen“ Schiffen erreichbar ist. Als ein pikantes Beispiel über die Konsequenzen im Blauwasserbetrieb sei die Geschichte eines deutschen Weltumsegler Ehepaares benannt, das mit unterschiedlichen Schiffen dezidierte Erfahrungen gesammelt hat:

Ideal Schiff


A&R42 – SV Thule


Für mich ist immer wieder interessant, dass in den USA der Anteil von Blauwasserseglern mit traditionellen Schiffen eklatant grösser ist als in den EU. Ich bin mir nahezu sicher, dass dies der Einflussnahme einer Unzahl erfahrener Segler geschuldet ist, die ihre Erfahrungen niedergeschrieben und in Buchform im Eigenverlag herausgegeben haben. Ein Erfahrungsschatz, der seinen Niederschlag in der Auswahl von Schiffen in der grossen bluewater cruising community in den USA gefunden hat. Fast alle dieser Segler sind in der SSCA als Mitglieder aktiv, einer fertilen Vereinsgemeinschaft, die es verstanden hat, Erfahrungen der Segler einer grossen community zugänglich zu machen.

Formosa 42

Auch die Aktivitäten von Phyllis Nickel und John Harries, die seit vielen Jahren die Website Attainable Adventure Cruising Ltd mit umfangreicher Themenvielfalt sowie unzähligen Büchern betreiben, hat sich zu einem Beratungsmagnet für die internationale Cruising Community entwickelt. Ein vergleichbares Angebot ist im Netz weltweit kaum zu finden und Grund für eine fertile Diskussion mit teils hunderten Kommentare zu nahezu jedem Themenbereich. Hier beteiligt sich die Creme erfahrener Segler und die Schwergewichte in allen Fachbereichen. John Harries moderiert sachverständig, im Ton stets entspannt. Ein Beratungsmeilenstein der seinesgleichen sucht, dem man für moderaten Beitrag beitreten kann.

Frances 26


Meine über Jahrzehnte aufgebaute Datenbank aller weltweit in Serie gebauter Schiffstypen umfasst heute einen Datenschatz von fast 4.000 Schiffen. Im Abgleich von prominenten Schiffen, die dezidiert in den USA heute teils legendären Status geniessen, befinden sich viele Yachten, die bei uns vollkommen unbekannt sind. Interessanterweise sind darunter viele Yachten, mit denen Blauwasserreisen seit Jahrzehnten erfolgreich durchgeführt werden, die immer noch nicht am Ende ihres Lebenszyklus sind, obgleich die Produktion bereits vor Jahren eingestellt worden ist. Viele dieser Schiffe scheinen für die Ewigkeit gebaut, viele haben ihren Ursprung auf den Werften in Taiwan, wo Schiffe des Herstellers HYLAS noch heute produziert werden.

Hinckley 40


Es ist vermutlich der klugen Wahl der Marken HANSE und BAVARIA geschuldet, dass hier zwei Begriffe gewählt worden sind, die in den USA im Wortsinne jeder Segler mit deutschen Tugenden verbindet. Die nach modernsten Fertigungsmethoden in den EU entwickelten und gebauten Schiffe haben manch einer US Werft die Luft zum Atmen entzogen, was u.a. auch an einem Werft Sterben in den 90ger Jahren abzulesen ist. Gleichwohl scheint der Bestand solider Schiffe aus der alten Generation kaum kleiner geworden zu sein. Zumindest ist dies mein Eindruck, weil ich für die Hecks dieser Yachten besonders häufig meine Heckverzierungen zu liefern habe.

Es sei erlaubt, an dieser Stelle eine Reihe von Schiffe vorzustellen, die seit Jahrzehnten zu den Dauerbrennern auf dem US Markt gehören,

Hamburg 21.06.2020
Peter Foerthmann

Petersen 44

Alberg 30

Aries 32

Island Packet 35

Morris 46

Passport 40

Pacific Seacraft 37

Taswell 43

Tayana 37

Alberg 35

Valiant 37

Valiant 42

Valiant 50

Cabo Rico 34

Cheoy Lee 42

Hans Christian 43

Hinckley 39

Pearson 32

Colin Archer 38

Apogee 50

Bristol 34

Cape Dory 36

Chris Craft 35

Corbin 39

CT 41

CT 49

Freedom 35

Gulf Star 41

Westsail 42

Westsail 32

Whitby 42

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