1976 – The roots

WINDPILOT – DIE ENGLISCHEN WURZELN
Die Geschichte der Firma Windpilot seit dem Eigentümerwechsel im Jahre 1976 ist hinlänglich bekannt, auch weil die Umstände ungewöhnlich gewesen sind, denn der kurzentschlossene Tausch einer veritablen Segelyacht bei einem Segeltörn, gegen den Inhalt einer dunklen Werkstatt auf einem Reiterhof in der Waldstadt Mölln, hat erheblichen Unglauben hervorgerufen, vor allem an meinem Geisteszustand. Wenn eine ängstliche Ehefrau den Mut des Angetrauten in Zweifel zieht, weil ihr ein weniger aufregendes Leben mit mehr Sicherheiten wichtiger gewesen wäre, tun sich Gräben auf, die am Ende nicht mehr zuzuschütten sind. Die Dinge nahmen also ihren stringenten Lauf. Manchmal genügt im Leben eine Weichenstellung, um eine Entscheidung zu fällen, deren Eigendynamik sprachlos macht – weil es plötzlich nix mehr zu tun gibt, weil der Erdrutsch bereits im Gange ist.

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So gesehen ein Deal mit Kolateraleffekten, die ich auch 38 Jahre später niemals bereute, weil diese ONE OFF Firma für mich zum Schicksal und Lebensinhalt geworden ist. One Off für einen Nonkonformisten, der ich wohl bereits vorher gewesen und nun erst recht geworden bin.

JOHN ADAM hatte diese Firma im Jahre 1968 gegründet. Auch wenn der Name einen Ursprung in England vermuten lassen könnte, so handelte es sich um eine deutsche Familie, die u.a den legendären deutschen Rudertrainer KARL ADAM hervorgebracht, Mitbegründer des Ratzeburger Rudervereins, dessen ACHTER jahrelang die internationale Konkurrenz dominierte und der in Rom 1960 die olympische Goldmedaille erringen konnte. Karl Adam war der Onkel von John Adam.

Johns atemberaubende Geschichte einer Atlantik Überquerung mit einer LEISURE 17 im Jahre 1967 / 68 hat in Deutschland die Presse beschäftigt, da sie in einer Form spektakulär, zudem politisch brisant gewesen ist, dass der Mann einige Berühmheit erlangte.

Weniger bekannt ist der englische Part dieser Geschichte, die ich zwar in Bruchstücken kannte, deren zeitliche Reihenfolge – und Wucht – ich erst vor wenigen Tagen kennenlernen durfte. Am 27.März 2014 erhielt ich auf mein Blog zu meiner Biographie den folgenden Kommentar:

Hello Peter: So the tale about swapping your boat with John Adam is true!
John Adam crossed the Atlantic in a Leisure 17 and I have relayed the story on the Leisure Association website.

Hope both you and John are keeping well.
Best wishes
Kevin Gilroy

Klar kannte ich Kevin von der Leisureowner Association als Kunden / Käufer einer Pacific auf meinem Stand bei der London Boat Show, kannte auch BRIAN MEERLOO Gründer und Owner von COBRAMOLD Ltd. und LEISURE YACHTS, war in seinem Haus zu Gast, habe ihn verschiedentlich auf den Canaren getroffen. Die besonderen Zusammenhänge und Verknüpfungen der frühen Jahre von BRIAN MEERLOO und JOHN ADAM, waren mir bis vor wenigen Tagen vergleichsweise unbekannt, denn auch John hat mir diese Details niemals in Gänze offenbart, obwohl wir uns seit Jahrzehnten kennen. Ich kannte nur die Kurzgeschichte seiner Atlantik Überquerung in einer Leisure 17 Nussschale, die im Gefängnis in Cuba zu Ende ging, sowie die anschliessende Gründung der Firma Windpilot.

Darum sei hier der Bericht von BRIAN MEERLOO wiedergeben, den Kevin Gilroy anläßlich einer Reihe von Interviews, niedergeschrieben und in der Leisureowners website gepostet hat.

Brian Meerloo, Cobramold und Leisure Yachts – in den frühen Jahre von 1960 – 1967

Im Frühling 2012 hat Brian Meerloo, Gründer von COBRAMOLD und Produzent von LEISURE YACHTS in verschiedenen Interviews die Geschichte seiner beiden Firmen erzählt.

Debut der LEISURE 17 als erstes GFK Serienschiff der Firma COBRAMOLD auf der Messe in EARL COURT / London 1967

Auf dem Nachbarstand PETER LEWIN vom YACHTS and YACHTING Magazin, der höchst interessiert an dem neuen Pocketcruiser gewesen, der für einen Einführungspreis von Pound Sterling 495,– angeboten worden ist, übrigens dem gleichen Preis eines legendären BMC Mini. Peter war der Verfasser eines vorteilhaften Pressebericht, der in YACHTS and YACHTING im Anschluss an die London Boat Show zu lesen gewesen ist.

B. 6 John Adam 1968 Kopie

„Kann ich mit einer LEISURE 17 über den Atlantik segeln?“
Diesen Anruf und Frage erhielt Brian im Anschluss an eine höchst erfolgreiche Boat Show Premiere aus Deutschland. Der Anrufer: JOHN ADAM, der den Vorschlag machte, eine Leisure 17 single hand über den Atlantik zu segeln und rechtzeitig zur Eröffnung der NEW YORK BOAT SHOW im Januar 1968 dort abzuliefern. Für Brian ein höchst verlockender Vorschlag – eine tolle Publicity für die neue Firma und für ein so kleines Boot.

John Adam, 28 Jahre alt, war kein Spinner oder Neuling, sondern ein erfahrener Seemann, der als Navigations Offizier bei der Reederei Hapag-Lloyd unter Vertrag, über viel praktische Segelerfahrungen verfügte und in Mölln bei Hamburg lebte.

John hatte drei Änderungswünsche:
– Die Leisure 17 sollte verstärkte Fensterrahmen erhalten
– der Ankerkasten sollte geschlossen und mit Schaum verfüllt zu einem wasserfesten Compartment mit Auftriebsreserve werden
– zudem wurde eine Windsteueranlage als Bedingung formuliert.
Ansonsten sollte das Boot serienmäßig ausgeführt sein.

Die 60ger Jahre in England strahlen als die legendäre Ära der single hand Segler bis in unsere heutige Zeit. Das OSTAR ( Observer Single Hand Atlantic Race ) wurde durch die Zeitung The Observer ausgerufen und der Atlantik wurde zum Tummelplatz vieler Pocketcruiser, nahezu sämtlich Engländer. Es war die Zeit zu der Blondie Hasler, Francis Chichester und andere legendären Namen bekannt geworden sind, allesamt Segler mit kleinen Schiffen, alle mit selbstgebauten Windsteueranlagen, denn elektrische Autopiloten waren damals noch unbekannt und somit regelrecht verboten. 1965 hatte Robert Manry den Atlantik von West nach Ost mit einer 14 ft Tinkerbelle überquert. So schien Johns Vorschlag jedenfalls also garnicht weit hergeholt.

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John verbrachte den Sommer 1967 in England, wohnte bei Carole und Brian zu Hause und half bei der Fertigstellung der SY EVE bei Cobramold, ein Name als Wortspiel zu Johns Familiennamen. Brian und John haben gemeinsam ein Windsteuersystem entworfen und gebaut, das bei der EVE am Heck montiert. Es handelte sich um eine NUR-WIND-FAHNE, die über Leinen direkt mit der Pinne verbunden gewesen ist, eine Systemart, die noch heute bei Modellsegelbooten Verwendung findet.

Im September 1967 setzte John in Weymouth die Segel zur grossen Reise. Die nationalen Zeitungen berichteten von einem 28-jährigen Deutschen Marine Offizier, der am 13.September den Atlantik bezwingen und dessen Ziel New York sein sollte, Für die 5.000 sm Reise waren 5 Monate eingeplant.

John hatte diese Reise 3 Jahre lang geplant. Die Reise sollte über Spanien und die Canarischen Inseln führen und nach den 2.700 sm trip nach Florida, sollte die Reise anschliessend an der US Küste entlang nach Norfolk Virginia führen.

ich habe diese Reise sorgfältig geplant, allerdings lange Zeit kein geeignetes Boot gefunden. Als ich den Testreport der LEISURE 17 gelesen und eigene Segeltests durchgeführt hatte, fiel meine Entscheidung: dieses Schiff sollte es sein. Zusatzausrüstung für die Navigation, Echolot und Schlepplog sowie andere Ausrüstungsgegenstände, zudem Lebensmittel, 10 Pfund Macaroni, die ich zu selbstgefangenen Makrelen essen wollte, 20 Gallonen Wasser und 30 pins haltbarer Milch! Es sollte keine Schlemmerpartie werden.

Allen Bedenken zum Trotz, segelte John dann los und es gab für eine Weile keine Neuigkeiten zu berichten. Bis zu jenem Tage, an dem Brian einen Anruf aus La Rochelle erhielt und John von seinen Bedenken berichtete, dass einer der Twin Kiele sich durch harten Seegang offenbar gelöst haben könnte. Jedenfalls flog Brian sofort nach La Rochelle und inspizierte mit John gemeinsam das Unterwasserschiff. Es war jedoch nichts zu entdecken, Kiele und Ruder sassen bombenfest, offenbar waren bei hartem Seegang Luftblasen zwischen den Kielen ursächlich für die beuruhigenden Geräusche.

Die Reise ging also weiter über Vigo nach Las Palmas, während John sich an den Kurzzeit Schlaf Rythmus zu gewöhnen begann.

Die Atlantik Überquerung nach Antigua gelang in nur 32 Tagen, der Landfall erfolgte im Dezember 1967.

In Antigua traf John einen amerikanischen Segler, der ihm einen Spinnaker überliess. Vermutlich war der kleine Spi auf der Atlantik Überquerung aus den Lieken geflogen. Jedenfalls bekam John Ratschläge für den weiteren Törn nach Miami. Denn die Zeit wurde langsam knapp, die Eröffnung der NEW YORK BOAT SHOW war nur noch 25 Tage entfernt. Nach Tagen der Sorge ohne Informationen über Johns Standort, fasste Brian den Entschluss, nach Miami zu fliegen, um notfalls das Boot mit dem Trailer auf dem Landweg nach NY zu bringen. Aber es gab keinerlei Zeichen von John, nichts seit seiner Abreise von Antigua. Zudem waren die Wetterberichte furchterregend, die US Coast Guard hielt es damals für ausgeschlossen, dass ein so kleines Boot die derzeitigen Stürme in der Karibik würde überstehen können.

JOHN BLIEB VERSCHWUNDEN
Nach einer enttäuschenden NY Boat Show kehrte Brian nach London zurück, wo er den Kontakt zur Admirality der Royal Navy aufnahm, die einen Flugzeugträger im Seegebiet vor Cuba stationiert, in dem John vermutlich unterwegs gewesen ist. Widerum schlechte Nachricht: Vorhersage weiterer schwerer Stürme, das Überleben eines kleinen Schiffes galt den Fachleuten als unwahrscheinlich.

Es folgt eine tragische Verkettung ungünstiger Umstände, als Brian das Deutsche Konsulat anschließend um Unterstützung bat. Das Botschaftspersonal forderte nämlich schriftliche Beweise für Brians schier unglaubliche Geschichte, Beweise, die es nicht geben konnte, weil Brian und John alle Vereinbarungen nur mündlich und mit Handschlag geschlossen hatten. Brian war damals sprachlos und wütend angesichts der sturen Ignoranz und Untätigkeit der deutschen Bürokraten.

Brian flog anschließend nach Hamburg, wo die damalige Hamburger Bootsausstellung noch im Frühjahr stattgefunden hat. Und er besuchte Johns Mutter in Mölln, ein sehr bewegendes Treffen, weil von John nunmehr seit einigen Monaten immer noch kein Lebenszeichen existierte.

ZUFALLSTREFFEN BRINGT HOFFNUNG
Nächste Messe GENUA. Auf dem Flug nach Genua war Brian gerade dabei, sich handschriftliche Notizen und Kaufpreise auf dem Verkaufsprospekt für die LEISURE 17 zu verzeichnen, als er von seiner Sitzplatz Nachbarin interessiert nach dem Prospekt gefragt wurde. Brian stellte sich als der Hersteller der LEISURE 17 vor, worauf die Dame sich als Mrs. Giethere, Journalistin von REUTERS vorstellte, die sich auf ihrem Rückweg vom Europa Urlaub nach Amerika befand. Kurz vor dem Verlassen der Maschine erwähnte Mrs. Giethere, dass sie in den USA einen Bericht gelesen habe, der von einem Schiffbruch eines Single Hand Sailors an der Küste von Cuba berichtete. Der Mann sei mit einem ähnlich aussehenden kleinen Boot unterwegs gewesen und unter Spionageverdacht in Cuba ins Gefängnis gekommen. Mrs. Giethere´s Erinnerungen waren unvollständig, aber sie liess sich von Brian einen Prospekt der Leisure 17 geben und versprach, sich nach ihrer Rückkehr in die USA zu melden.

Der Anruf von REUTERS erfolgte innerhalb von 24 Std und die Geschichte wurde bestätigt. Die Cubaner waren offensichtlich besonders misstrauisch, weil der in Arrest genommene Segler zwar einen deutschen Pass besass aber perfekt englisch sprach, weshalb man einen CIA Spion vermutete. Dies Detail von einem Deutschen, der die englische Sprache perfekt beherrschte, räumte bei Brian jeden Zweifel zur Seite: es musste John Adam sein.

Bei einem erneuten Kontakt des deutschen Konsulats, wurde die Sache nun ernster genommen und ein direkter Kontakt zu den cubanischen Behördern hergestellt.

Der Bootsausstellungs Wanderzirkus war zwischenzeitlich in Düsseldorf angekommen. Brian erhielt am LEISURE Stand Besuch von der internationalen Polizei, die Johns Unversehrtheit und Gefangennahme in einem Gefängnis in Cuba bestätigte. Man zeigte sich zuversichtlich, dass John alsbald freigelassen werden sollte. Die Cubaner erbaten allerdings um Kostenerstattung für den Gefängnisaufenthalt und Rückflugticket in einer Höhe, die nach heutiger Rechnung Pound Sterling 20.000 – ausmachte – und Brian wartete weiter auf den Gang der Dinge.

John Adam Die ZeitJOHNS FREILASSUNG UND HEIMKEHR
Wenige Tage später, Brian war immer noch in Düsseldorf auf der Messe, erhielt er von seinem Bruder Peter telefonisch die Nachricht von Johns Freilassung und Heimkehr nach Hause. Brian flog nach Hamburg und man feierte Johns glückliche Rückkehr im Familienkreis unter breiter Aufmerksamkeit der deutschen Presse und TV.

Nach den Ursachen für den erlittenen Schiffbruch befragt, berichtete John von aussergewöhnlichem Seegang, der ihn veranlasst hatte, unter Deck auf Wetterbesserung zu warten. Als eine gewaltige Welle das Schiff mehrfach durchkentern liess und der Mast verloren ging, war das Ende der Reise besiegelt. Der Seegang trieb das Wrack über ein cubanisches Riff in eine ruhigere Lagune, wo John anschliessend an Land waten konnte und direkt von der cubanischen Polizei in Empfang genommen wurde, die den Segler in Gefangenschaft nahm.

LOGBUCH STENO BESTÄRKT SPIONAGE VERDACHT
Den Cubanern war höchst verdächtig, dass ein Mann mit deutschem Pass derart perfekt Englisch sprechen konnte und zudem ein Logbuch vorzeigte, dass nur stenographische Kurzschrift vermerkte. Alle Versuche Johns, die Gegenseite davon zu überzeugen, dass PITMAN SHORTHAND Steno die wohl einzige Möglichkeit sei, auf einem kleinen Schiff überhaupt ordnungsgemäß Logbuch zu führen, erwiesen sich als hoffnungslos. Er hatte diese Schrift während seines Aufenthaltes bei der Meerloo Familie in England gelernt.

Die Story ist hier noch nicht ganz zuende: Einige Jahre später erhielt Cobramold eine Nachfrage zur Lieferung eines Skegs, eines Ruders und zweier Oberlichter für eine LEISURE 17. Offenbar sollte die SY EVE fortan als Trainings Boot für cubanische Marine Kadetten Verwendung finden. Eine Wiederauferstehung der besonderen Art, SY Eve lebt vielleicht heute noch.

JOHN ADAM 20 JAHRE SPÄTER
was es sonst noch zu berichten gibt: Im Jahre 1987 hat das YACHT MAGAZIN in Deutschland die Leserschaft nach dem idealen Einsteigerschiff befragt. Als erster Preis wurde eine LEISURE 17 ausgelobt, die von Inserenten der YACHT refitted worden war.

Brian und seine Frau Carole wurden gebeten, den Preis im Rahmen der Hamburger Bootsausstellung 1987 zu übergeben. Die YACHT fand heraus, dass John zu jener Zeit, Holzspielzeug produzierte. Er war im Rahmen seines Trainings zur EUROPEAN IRON MAN CHAMPIONSHIP in einen tragischen Unfall verwickelt worden: er wurde beim Radfahren auf einem Feldweg von einem QUAD erheblich verletzt, beide Arme und Beine wurden gebrochen. Gerade rechtzeitig zur Preisverleihung der YACHT, war John jedoch wieder genesen.

DER ERSTE WINDPILOT WURDE IN ENGLAND GEBAUT
Der erste Windpilot wurde von Brian und John gemeinsam in England fertig gestellt, beide Männer haben ganze Wochen mit Konstruktion und Bau verbracht. Das Ergebnis war die NUR-WIND-FAHNE, die später als NORTHSEA I, benannt, die die SY EVE erfolgreich über den Atlantik steuerte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat hat John dies System verfeinert und ergänzt, sodann die Serienproduktion aufgenommen und unter der Trademark WINDPILOT auf den Markt gebracht. John hat seinen Betrieb 8 Jahre später an Peter Foerthmann „verkauft“.

14 Jahre später habe ich für meine eigene LEISURE 27 einen Windpilot von Peter auf der LONDON BOAT SHOW gekauft. Bis heute hatte ich keine Idee über die Zusammenhänge zwischen WINDPILOT und LEISURE … aber jetzt kenne ich die Geschichte.

Footnote:
John Adam´s 5.190 sm Reise
1.600 Weymouth to Las Palmas
2.590 Las Palmas to Antigua
1.000 Antigua to Cuba

WO IST JOHN ADAM HEUTE?
John lebt in einer kleinen Stadt nordöstlich von Hamburg.

Kevin Gilroy, Leisure Association UK
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EPILOG von PETER FOERTHMANN
Und so zeigt sich, dass die Wurzeln der Firma WINDPILOT ihren Ursprung und Bezug in England haben. Die Besonderheit einer Trademark WINDPILOT kann als ein Glücksfall der Geschichte aufgefasst werden, denn diese TM hat beim Deutschen Patentamt wohl nur eingetragen werden können, weil ein dort beschäftigter Beamter der englischen Sprache nicht mächtig gewesen ist. Denn ansonsten hätte er erkennen müssen, dass eine „beschreibende“ Marke kaum zulässig gewesen wäre, ganz ähnlich wie Fahrrad oder Motorrad, beschreibt Windpilot lediglich, dass der Wind steuert.
Dumm – nein perfekt gelaufen – eine bessere TM für ein Windsteuersystem ist weltweit nicht denkbar, weil die Seglerwelt eine anglophile Welt ist, in der Deutschland nur eine Randerscheinung ist.

In einem weltweiten Markt kann eine derartige Marke enorm vorteilhaft sein, weil sie im Kopf der Segler einen Sonderplatz innehält. So hat z.B. Taru Tuomi, die mit ihrem Partner Alex auf Blauwassertour unterwegs, ihre SAILOMAT Anlage lange Zeit als WINDPILOT tituliert, bis ich sie am Ende dezent darauf verwiesen habe, dass dies ihrem Sponsor – meinem Marktbegleiter – sicherlich nicht besonders gefallen werde, zumal ich zuvor ihr Sponsering Ersuchen abgelehnt hatte.

Und so schließt sich der Kreis für eine bescheidene Erfolgsgeschichte eines international agierendes Unternehmens, das ein Familienunternehmen geblieben ist. Dies ist einem besonderen Wirtschaftsgut geschuldet, das stets nur ein einziges Mal zu verkaufen ist, weil es danach durchaus lebenslang seinen Dienst verrichten kann – ausser, es wird bei einem kernigen Manöver rückwärts von einer Hafenmauer in Mitleidenschaft gezogen, oder von einem portugisischen Fischer frech gerammt. So sind die ATLANTIK Hilfsrudersysteme der siebziger Jahre fast ausnahmslos auch heute noch im Einsatz und werden zu Preisen am Gebrauchtmarkt gehandelt, die den damaligen Neupreis immer wieder übersteigen.

Bleibt am Schluss der Geschichte nur noch zu berichten, dass der Deal Schiff gegen Firma zwischen John und mir ebenfalls nur mündlich und mit Handschlag geschlossen wurde.

Peter Foerthmann

5 Antworten zu 1976 – The roots

  1. René Bornmann sagt:

    Hallo Peter,

    Astreiner Artikel! Wer wird denn irgendwann einmal deine Weltfirma uebernehmen um die tolle Geschichte fort zu setzen?

    Gruss aus Amsterdam,

    René

    PS: meine Boreal wird zum Sommer fertig werden, die Windpilot kommt auf die Heckklappe!

  2. Harald sagt:

    Ich habe immer von einer Windpilot geträumt, sie mir aber nie leisten können. Lieber Herr Förthmann, wenn Sie dereinst einmal ihre Firma verschenken gedenken, lassen Sie es mich wissen. Ich übernehme sofort.

  3. WALTER sagt:

    Ich habe noch eine Windmaster Anlage von meiner C&C 30 zu Hause
    wer möchte kann mir schreiben SPITFIRE@aon.at

  4. Ja, das sind Lebensgeschichten wie sie nun mal nur einzigartig sein können. Bürokratentiefschlaf schaffen eine weltweit einmalige Handelsmarke, ein Handschlag für einen Deal und den Mut dazu, dann die lange Entwicklung eines Systems das einen Perfektionisten am „Ruder“ erforderte runden diese Erfolgsstory ab.
    Und heute?
    Windpilot ist zweifelsohne der Rolls Royce unter den Windsteuer-Anlagen! Und was der Perfektionismus des Herstellers bedeutet spürt man, wenn man eben eine solche Anlage angebaut hat. Vom perfekt vollständigen Handbuch, über das komplette Teile-Set und dann noch alle Werkzeuge, in Profiqualität, machen diese Anlage einfach unschlagbar.

    Man staunt immer wieder was das Schicksal für Überraschungen in peto hält, aber man muss sich auch erkennen und zugreifen.
    Gut gemacht, Peter!

  5. Heidi Adam sagt:

    Hallo Peter!
    So lese ich Johns Story zum 1.x. Wir überleben immer noch in Gosdorf, sind nach etlichen Trennungen, 1 Scheidung, und vor 5Jahren doch wieder zusammengekommen.
    Haben nochmal geheiratet und endlich ist mein Abenteurer (bald 85J)auch ruhiger geworden.
    Nice to be together again! Ruf gern mal an. Viele Grüße Heidi

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