Apropos Home Office

MEIN ALLTAG SEIT 45 JAHREN
Alle Welt redet von Home Office, kritisiert oder begrüsst ein Leben jenseits jahrzehntelanger Alltäglichkeiten, versucht Vor- gegen die Nachteile zu sortieren, oder findet sich gar am Ende auf allen Vieren, weil er oder sie – wieder mal? – nur die Schattenseiten zu sehen imstande ist? Das sind gängige Verhaltensweisen in einer Welt, die geprägt ist von Vorwürfen gegen Alles, was sich bewegt und Jeden, der eine anderslautende Meinung zu äussern wagt. Mit Stromlinienförmigkeit kommt man vielleicht glatt durch´s Leben, allerdings hätte man dann stets seinen Senf für sich zu behalten, woran man am Ende dann ggf. erstickt, weil man mit dem Kopf nur ständig nickt … und Kopfschmerzen als finale Folge akzeptiert. Opportunität scheint heute ein gängiges Prozedere, was gleichbedeutend ist, Vorzüge für sich zu behalten, darüber die Klappe zu halten, um bloss der Pflanze Neid kein Wasser zu geben, die ganze Sozialgemeinschaften am Leben hält. Zu weit her geholt? Ein Lächeln huscht über mein Gesicht – haben Sie es gesehen?
20 Stufen zum Schafott, eine jede genau 20 cm hoch, macht einen Höhenunterschied von exakt 4 Metern zwischen Himmel und der Windpilot Hölle, der mich im 47ten Jahr rotieren lässt, bzw. zur Sportroutine geworden ist. Ich habe mich 1978 schlafwandlerisch dazu entschieden, meine Arbeits- mit meiner Schlafstätte zu verbinden, was auch im partnerschaftlichen Betrieb Vorteile haben kann, manchmal allerdings auch das Gegenteil. Mit Fug und Recht kann ich heute sagen: ich habe alle Nahkampfvarianten ausprobiert … und heute ein breites Grinsen im Gesicht.
Zudem, gab´ es damals noch richtige Winter, was die Fahrtzeiten schon verlängert hat, ich habe gut und gerne 1 – 2 Stunden per day, in klapprigem und windigem Blech – ich denke gerade an Enten! – verbracht, bei Vergesslichkeit dann eben das Doppelte. Mein Kopf verweigert eine exakte Bezifferung der Zeitersparnis, die mir lebenslang zugewachsen ist, mein Gefühl allerdings schätzt den Zeitvorteil über die vielen Jahrzehnte als im Bereich etlicher Jahre, oder anders ausgedrückt, und diese Sichtweise gefällt mir besser: ich habe meine Lebenszeit einfach besser ausgenutzt, weil Fahrzeiten unisono weggefallen sind. Ich bin gerade eben atemlos geworden, denn diese Erkenntnis ist mir erst am 3.Advent 2021 gekommen!
Ich wurde damals in meinem Bekanntenkreis ringsum für verrückt erklärt: „wie kann man nur so dumm sein, Wohn- und Arbeitsleben so eng zu verknüpfen?“ Es waren allerdings die gleichen Freunde, die fortan allzu gerne zu mir in die Werkstatt gekommen sind, um die Dinge der täglichen notwendigen Wichtigkeiten in einem Seglerleben … bei mir zu realisieren … weil ich doch – oh wie praktisch! – sowieso zu Hause sei.
Ein Bugkorb hier „25 ger Rohre hast du doch sicher im Regal?“, ein Beschlag dort, ein Helicoil Gewinde für den Zylinderkopf der Schiffsmaschine vielleicht? – „Du hast doch sicherlich diese Werkzeuge im Schrank!?“ – Ob dadurch Freundschaften verwurzelt, gewachsen oder vertieft worden sind? Meine Antworten sind heute so klar, wie der Wasserfall, der die Berge runterspringt. Der Dreck am Ende allerdings blieb stets meine Sache, Altöl von Autos sowieso, gebrauchte Stossstangen oder anderer Schrott wurde mir mit dem Unterton überlassen: „das kannst Du doch sicher noch verkaufen oder?“. Peanuts, dass die Toilette von vielen Männern klebrig mistbraucht, ohne sich dort hin zu setzen „Stell´dich einfach nicht so an!“. Ach ja: „und wenn du mal ´ne Hand brauchst … sag´ einfach Bescheid und ruf´mich an!“
Nun, in den Zeiten der Baumassnahmen in den 80ger und 90ger Jahren bin ich, wenig überraschend, überwiegend Singlehander gewesen, abgesehen von meinem Gabelstapler und natürlich den Bauhandwerkern für die Rohbauten. Alles akzeptiert, aber man lernt Menschen und ihre Ellenbogen kennen … im Quadrat. Eine Lebensendlosschleife über die man graue Haare bekommt.

Männerspielzeug


Im übrigen ist natürlich schon praktisch, wenn man direkt auf der Baustelle wohnt: Materialanlieferung früh um 05:30, kein Problem, solange der Wecker seinen Job erledigt, man kann ja auch im Pyjama einen LKW abladen … übrigens einer der Gründe, warum ich seit Jahrzehnten derartige Faschings Verkleidungen gar nicht mag … weil sie so blamabel verraten, woher man gerade gekommen ist.
Abgesehen davon, dass Pyjamas im zwischenmenschlichen Verkehrsbetrieb kolossal abtörnend sind, und man sich ja nicht schämen möchte! Wieviel praktischer ist es dagegen, einfach in den Arbeitsklamotten zur Koje zu gehen, weil man dann jederzeit klar zum Gefecht für die Arbeit ist … und natürlich kollateral schon wieder ein paar Minuten Arbeitszeit gewonnen hat. Es war stets die Zeitpeitsche, die geknallt, übrigens gestern wie heute, wie ich gestehe … ganz ohne rot zu werden! Mein Spitz- und Beiname aus Seefahrtzeiten gilt heute noch:Morphy Blitz
Die Zeit in meinem Leben ist stets zu knapp gewesen, und der Grund, warum ich mich vor 19 Jahren von den Gefängnisaufenthalten auf internationalen Boots Shows ( 220 in toto! ) zurückgezogen habe.

Die Güterabwägung von Segleraquise, Verkäufen, Nutzen gegen Kosten für travel, hotel, car rental fiel regelmässig negativ aus, besser: es gab schon damals kaum einen besseren Weg, sein Geld unnütz aus dem Fenster zu werfen, weil eben nix über Word-Of-Mouth geht, wobei allerdings der Zeitfaktor eine Rolle spielt, weil man dies nicht über´s Knie zu brechen in der Lage ist.
Aber Teamviewer und Zoom waren damals noch nicht aus den Federn gekommen, das Internet hatte noch den Babyflaum im Gesicht, es herrschte Wild West auf der internationalen Marketingautobahn. Und Geschäftsreisen hatten für einen jungen Mann damals auch wundervolle exotische Reize und Düfte, die einen ins Flugzeug treiben konnten, zumal die Risiken und Nebenwirkungen eines international aktiven Geschäftsreisenden auch beim gegnerischen Geschlecht einschlägige Wirkungen erzielen konnte, meist die verkehrten.
Aber ich habe in meinem Home – Faktory – Office bereits damals solide Strukturen geschaffen, die mir zu einem schicken Platz auf der Überholspur internationalen Marketings verholfen haben, zumal HAM Airport dicht um die Ecke, der Bäcker desgleichen … und meine feminine Regierungszentrale stets in Rufweite, unsere Vodafone Rechnungen im Bereich weniger €uronen liegen, weil wir uns einfach rufen können, anstatt anzurufen, weil wir stets nur wenige Meter voneinander entfernt sind. Ein fliegender Teppich, wie wir es beide gleichermassen empfinden.

Hauptgewinn


Moderner geiht´dat nich´ … bei den windigen Piloten!
Am dritten Advent flott und ungeniert aufgeschrieben!

12.12.2021
Peter Foerthmann

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