Leben im Kielwasser

PETER FOERTHMANN – EINE SEGLER-AUTOBIOGRAFIE

Leben im Kielwasser ist ein Doppeltitel, der humorvoll und unterhaltsam beschreibt, wie der segelnde Autor sein Leben kurzweilig gestaltet, ihm einen Sinn gegeben, unzählige Kämpfe zu bestehen und gleichwohl nie seine gerade Lebensfurche verlassen hat. Eine Furche, die mit dem Horizont verschmilzt, hinter dem Segeln zum Träumen schön, zumindest wenn man eine Heckverzierung am Schiff montiert, die auch im Schlaf noch funktioniert. Dies ist die Retrospektive eines Autodidakten, der nonkonform, einem inneren Kompass folgend, sein ganz eigenes Verständnis von sozialem Umgang unter Seglern entwickelt hat, die ihn im Gegenzug über Word-of-Mouth zum Weltmarktführer im Bereich von Wind Steueranlagen haben werden lassen. Der Autor von Fachbüchern, die zum Standard avanciert, steht synonym als treibende Kraft für den Erfolg seiner Marke Windpilot, einem Lebenswerk, das kaum Parallelen hat, zumal seine Windsteuer Systeme den Seglern rund um den Globus weite Reisen möglich machen, weil sie als Steuersklaven nimmermüde ihre Schiffe steuern.

In diesem Buch resümiert der Autor als WordSmith in einer ihm ganz eigenen Sprache sein Leben, wie er dereinst ein Schiff gegen eine Idee getauscht und daraus seinen besonderen Lebensweg gestaltet hat. Wie er aus einer Manufaktur ein kleines Industrieunternehmen geformt, vermutlich einem der kleinsten weltweit. Wie er es geschafft hat, seine Unabhängigkeit zu erkämpfen und bewahren, dem Ziel der Ziele gewissermaßen, abseits von sozialen Abhängigkeiten. Dies Buch schildert facettenreich, was ein Mann aus seinem Leben gemacht, dabei scheinbar stoisch und unbeirrt, sein Ziel, Freiheit und Eigenständigkeit, nie aus den Augen verloren hat, dabei voller Emphase den Kontakt zu den Menschen nicht verloren hat. Ein Roter Faden von einem halben Jahrhundert Länge, der noch lange nicht zu Ende ist … na hoffentlich!
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3 Antworten zu Leben im Kielwasser

  1. Beat aus Luzern sagt:

    Mit grossem Vergnügen habe ich Peters „Leben im Kielwasser“ gelesen.

    Das Buch teilt die Geschichte eines in gut neu-Deutsch „self-made man who lives on his own terms“, der sich von einem aufgeweckten Knaben im Nachkriegs-Hamburg zu einem erfolgreichen Unternehmer entwickelt hat, der ein Produkt mit viel Geschick und Mühe zuerst zur Serienreife und dann zu nahezu-Perfektion gehegt und gepflegt hat, und der sich über die Jahrzehnte immer wieder neu erfunden hat. Den Mut und die Energie zu solch einem Leben haben nur wenige. Daher mag man Peters Perspektiven gelegentlich nicht teilen, aber man lernt immer etwas von ihnen.

    Das Buch beschreibt auch Facetten der Seglergeschichte der letzten 6 bis 7 Jahrzehnte, sowohl die nord-deutsche als auch die internationale. Die Sicht ist von jemanden, der eine Unzahl von Seglern und Organisationen in dick und dünn erlebt hat, mit ihren schönen und ihren hässlichen Seiten und der sich auch nicht scheut, niederzuschreiben, was er denkt. Auch dazu hat kaum jemand den Mut. Für (angehende) Segler, die viel Geld und Zeit in einen Lebenstraum investieren, ist es extrem wertvoll, das Umfeld mit seinen Fallstricken besser zu verstehen, aber auch demonstriert zu bekommen, dass Segeln nicht unverschämt teuer zu sein braucht.

  2. Leben im Kielwasser
    Nein, es sind nicht nur die Biographien von großen Künstlern, Politikern, Herrschern, Literaten…, die lesenswert sind. Wenn aus einem Bananenhändler im Stöpskealter in weniger als einem halben Jahrhundert ein rund um den Globus anerkannter Pilot-im-Wind wird, dann kann der was erzählen… etwas Lesenswertes schreiben.

    In unkonventionellem Stil, mit viel Wortwitz und Ironie, aber ebenso mit Hintergründigkeit eintauchend in die oft turbulenten Tidengewässer der „Menschlichkeit“ beschreibt Peter Foerthmann sein Leben, dass mit Windpilot zweifellos ehrenwert und zugleich doppeldeutig etikettiert werden kann.

    Die Beschreibung seiner Kinderjahre im Hamburger Hafen in der Sterbestunde der segelnden Handelschiffe – Pamir und Peking bleiben nicht unerwähnt – ist ebenso ein für Segler historischer Leckerbissen wie das lesende Miterleben der rastlosen Suche eines nach neuen Horizonten suchenden Jünglings an Deck eines Bananenfrachters.

    Wie aus dem Sohn einer vielseitig begabten Heilpraktikerin und eines für seinen kritischen Geist bekannten Professors der Hamburger Seefahrtsschule via Bananenverkauf, Pferdekutschenhandel und Wirtschaftsstudium schließlich ein weltweit erfolgreicher Entwickler, Hersteller und Vermarkter von metallenen Steuermännern wird, ist sicherlich nicht nur für Windpilot-Kunden, sondern auch und gerade für junge Leute interessant, die heutzutage – vielleicht mehr als früher – nach einem eigenen Lebensweg suchen.

    Dass Frauen in Peters Leben lange ein Wind-gegen-Strom-Phänomen waren, wird in mehreren Passagen des Buches deutlich. Doch beschreibt er auch mit verblüffender Offenheit wie er schließlich den richtigen Kurs gefunden hat.

    Wer Windpilot kennt, kennt auch Bernard Moitessier, sollte er jedenfalls…
    Peter Foerthmann weist darauf hin, dass Bernard als er im Golden Globe-Einhand-Weltumsegelungsrennen 1969, östlich Kap Hoorn in Führungsposition segelnd, das Rennen abbrach, um dann ganz befreit vom Rennzirkus weiter nach Polynesien zu segeln und Kartoffeln anzubauen, „mit einer unkonventionellen Entscheidung am Ende glücklich geworden ist“… Es ist ein Grundgedanke des Buches…

    Wer das Zusammenspiel zwischen dem Entdecken neuer Horizonte, kritischem Denken, Zielstrebigkeit, Humor, Aufrichtigkeit, Resilienz und wirtschaftlichem Erfolg als Self-Made-Man unter dem unheilbaren Einfluss des Segelvirus verstehen will, der muss dieses Buch lesen.
    Wilfried Krusekopf

  3. Peter Ebert sagt:

    Es ist nicht nur die Leidenschaft, die Leiden schafft, manchmal sind es auch die Differenzen, dem Klugen gelingt es diese zu schwänzen.

    Für das Leben im Kielwasser könnte es eigentlich auch eine THG-Prämie geben, vielleicht nicht unbedingt auf dem Meer, der Gedanke an den Rhein, wäre als Maultaschenwirkung nicht zu schwer. Die Mönche genossen den Inhalt der Maultaschen sehr!

    Ein Segelboot nutzt in der Regel regenerative Quellen für den Antrieb (den Wind) und könnte doch eigentlich auch zum Zertifikatshandel zuzulassen sein. Natürlich nur, wenn der Motor elektrisch betrieben wird.

    Das dies im Blauwasser (Meer) wohl keine Beachtung finden wird, kann ich noch verstehen. Aber auf dem Rhein-Arm ist doch das Fahren mit dem Segelboot eine ökologische Angelegenheit. (nicht nur für Arme)

    Mit Erstaunen musste ich gerade feststellen, dass die THG-Prämie (Umweltbonus) auch für Elektro-Zweiräder bezahlt wird, weil diese keinen Kraftstoff verbrennen. Das spart immerhin jedes Jahr CO2-Emissionen ein, auch wenn das Zweirad heute eher nicht mehr als reines Fortbewegungsmittel dient, so wie es etwa früher mal bei knapper Kasse war.

    Mit dem Zweirad geht der Fahrer auf die Reise, das Segelboot zieht auf dem Bodensee seine Kreise. Wo liegt da der Unterschied? Wohl bei dem, der nicht die eingesparten CO² Werte sieht.

    Solche CO²-Einsparungen könnten sich doch auch zertifizieren lassen und dann das Zertifikat an quotenverpflichtete Unternehmen verkaufen. So hat etwa Tesla jahrelang Milliarden mit dem Verkauf von Emissionsrechten verdient.

    Ich bekomme für meinen SUV von BMW zwar auch eine THG-Prämie und ärgere mich nicht, aber deswegen habe ich diesen nicht gekauft. Das versteht man aber nicht als Kleber, da geht man nur den Anderen auf die Leber.

    Peter Ebert

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