ZWEIHUNDERT MAILS IN ACHT JAHREN!
Wir haben uns also was zu sagen! Und dabei ging es nie um das Thema Heckverzierung! Dies als Randbemerkung, nur um einmal zu beweisen, dass mir keineswegs immer nur das Dollarzeichen quer vor den Augen hängt und mein Blickfeld eingeschränkt!
Für Nichteingeweihte: die ATLANTIS könnte jeden Hersteller von Klima schonenden Steuersklaven zur Verzweiflung bringen, weil ihr Achtersteven bis zu den Wolken reicht und zudem durch vier Fenster unterbrochen ist, damit der Eigner und seine Frau aus der Koje etwaige Verfolger, Aufkommer oder Kaperer von achtern beizeiten zu erkennen in der Lage sind, um sodann Gegenmassnahmen zu ergreifen! Schlau gemacht, zumal der Blick auf´s rauschende Kielwasser besser als Valium auf Augendeckel wirkt.
Zudem ist das Schiff als Schoner getakelt, für Laien: der vordere Mast wurde kürzer abgesägt als der achtere, was in toto auf Fotos eine markantere Silhouette bringt, und als Wiedererkennungsmerkmal im täglichen Umgang auf Ankerplätzen anderen Seglern schon mal Informationen avisiert: Freund oder Feind – man kann seinen Anker entsprechend schmeissen – oder besser: zur Kollisionsverhinderung lieber in die Mangroven abbiegen, weil 30 Tonnen stolzer deutscher Stahl, solide und elegant vom Skipper zusammengeschweisst, samt dem unter Deck nicht einzeln abgewogenem gesammeltem Hausstand Jahrzehnte langer Reisen, ein Argument darstellen, über das man nicht all zu lange Nachdenken sollte, bevor man quer vom Havariespargel – Neudeutsch Klüverbaum – aufgespiesst, oder durch´s Wasserstag durchgesägt würde. Beides blöd!
Kurz: ein Schiff als Argument, dem man sich nicht entgegensetzen möchte, zudem ein Statement des Erbauers, der mit diesem Argument still und stolz durch die Gegend pflügt, zumal er als Steuermann ohnehin über vielen anderen Schiffen trohnt … auf die er herab sehen könnte – was er hingegen nicht praktiziert, was viele Segler bestätigen können, die ihn kennen lernen durften.
Es fing im Jahre 2010 so ganz harmlos und unverfänglich an, wir hatten Gemeinsamkeiten entdeckt und festgestellt, dass wir qua Mitgliedsbeitrag dem gleichen „Verein“ in Cuxhaven verbunden, der die Seelen vieler Segler enorm juckte. Leider ist mir der Name entfallen, hatte was mit Transit und Ozeanen zu tun, jedenfalls hatte dessen Oberen vermutlich gern schneidige Zweireiher mit doppelten Messingknöpfen zur Uniform, da sie allesamt wohl keine Segler gewesen sind. Sie hatten statt dessen offenbar ein besonderes Verhältnis zur Vereinskasse, die ihnen allerdings – eigentlich! – gar nicht gehörte! Alles recht ähnlich wie bei unzähligen Kleingarten- oder Dackelzüchter Vereinen. Die Knete juckt – in die Hände gespuckt – nicht hingeguckt – weg damit.
Was ich allerdings nicht vergessen habe: jener Juckreiz hat mir zum Bloggen verholfen, besser: er hat mich getreten, denn ich wollte nicht nur meiner eigenen Meinung Flügel anmontieren, ich wollte den Verlautbarungen jenes „Vereinsgebildes“ sowie einer in dieser Causa merkwürdig weltfremd agierenden Wasser Presse etwas entgegensetzen. Und das hat wunderbar geklappt! In der Folge haben wir gemeinsam mit einer grossen Zahl Unterstützer, Spendengelder für Coby + Arnold Lelyfeld gesammelt, gerichtliche Scharmützel ausgefochten, der Mitgliedergemeinschaft erstaunliche Details über „ihren“ Verein unterbreitet, merkwürdige „Usancen“ in Bezug auf eine ganz besondere Krankenversicherung aufgedeckt … und vermutlich unseren Anteil daran, dass ein kompletter Vorstand „ausgewechselt“ werden musste. Ob es danach besser geworden ist? Das wäre eine Geschichte, die ich nicht repetieren möchte, weil sie bereits aufgeschrieben worden ist.
Ich hatte jedenfalls im Jahre 2011 „Post“ aus Whangarei bekommen, Ankerplatz für Schiff und zwei Seelen, die im Jahre 2002 die Heimat verlassen haben … und in Neuseeland einen neuen Liege- und Lebensplatz gefunden hatten. Meine Antwort will ich wiedergeben:
Moin Ihr Zwei in Whangarei;
lang lang ist´s her, dass ich eine Zeiten in und rund um Russell / Bay of Island , verbracht, wo ich meine Kreise geschlagen habe in einer Weise, dass ich lebenslang immer dachte: Hey – da muss Du nochmal wieder hin! Bin dann allerdings immer wieder nur bis Auckland gekommen … Meine Plaene haben sich seit der Geburt des Internet geaendert – nun habe ich naemlich ganzjaehrig keine Zeit mehr, meinen ganz eigenen Traeumen hinterher zu segeln oder zu fliegen.Sei´s drum, Arbeit ist ja auch keine Beleidigung – und Kredite wollen bezahlt werden. Warum also nicht das Beste draus machen – und mit einem Lachen – die Windpilot und Lebenskiste einfach weiter geradeaus zu fahren. Mit der richtigen Deern an der Seite macht das Leben Spass – alles andere kuemmert sowieso kein Aas.
So, und nun bin ich seit drei Monaten in Sachen TO engagiert – was draus wird?
Legen wir uns gemeinsam auf die Mauer auf die Lauer – und warten ab, was sich da tut!
GUTEN RUTSCH – ich geh wieder an die Arbeit – zu etwas anderem ist das Wetter ohnehin zu schade…
herzlich von Down Under
Peter
Es liegt in der Besonderheit meines beruflichen Umgangs, dass ich mit Menschen aller Nationen in Kontakt komme, die in ihrem Leben vielfach abseits normaler Lebensverläufe eben auch besondere Charakterzüge entwickelt haben. Dazu gehört eine besondere Offenheit in der Kommunikation, die mich immer wieder schnell vom Kernthema Heckverzierung … zu den Dingen und Interessenlagen von besonderen Menschen Zugang finden lässt. Gedankenaustausch jenseits schwimmender Immobilien, allerdings jederzeit auch gerne genau derselben. Nur durch Kommunikation lernt man eigene Standpunkte besser kennen, und wagt am Ende, auch vor sich selbst stramm zu stehen, erfährt, wie wichtig es ist, die eigene Meinung zu vertreten, nachdem man sie gründlich hat kennen lernen dürfen. Ich lerne mit Wonne, wage zu differenzieren und respektiere andere Meinungen in Ehrfurcht. Vermutlich liegt hier das Geheimnis begraben, dass ich zu unterschiedlichen Charakteren recht einfach Zugang finde, was Spass bereitet, denn „Seifenblasenmenschen“ sind nicht mein Ding.
Inge und Ernst betreiben eine umfangreiche Website, in der Reise Erfahrungen, technische Berichte und ganz persönliche Einschätzungen niedergeschrieben, Zeugnis darüber ablegen, was die Verfasser selbst erlebt, und wie sie politische Strömungen aus der Ferne erleben und kritisch hinterfragen. Eine geballte Lektüre, die schon mal Atemlosigkeit erzeugt.
Erst kürzlich wurde die Geschichte von DOCKLAND 5 in Whangarei gepostet, die Geschichte einer Werft am anderen Ende der Welt, die zur Heimat der ATLANTIS geworden ist. Sie ist hier nachzulesen.