SV Olaf Trygvason – Hasko Scheidt GER
Die Entwicklung der Schwestersysteme PACIFIC und PACIFIC PLUS, war in den achtziger Jahren ein für mich logischer Weg, weil ich bis dato noch als Manufaktur Betrieb windige Piloten von Hand in Edelstahl zusammen zu schweissen hatte, ein Zeit aufwendiges Verfahren mit Kollateralfolgen für Muskeln, Nerven und Gesundheit. Für einen Allergiker, der viele Monate im Heuschnupf Modus sein Leben zu fristen hatte, waren GFK Arbeiten für die Ruderblätter auf Dauer unerträglich, was die Lebensfreude ungemein getrübt. Die Zeit drängte, wenn man brach und morsch in der Koje zu liegen hatte, bis der Landregen in der Stadt wieder für klare Augen sorgte … die Pollen weggespült … man endlich wieder frei atmen konnte.
Der zweite Grund: es zeigte sich, dass Traumschiffe einem geheimen Quellcode folgten … sie wurden stetig grösser. Meine Bianca 27 war 1972 eine veritables Yacht, mit der ich in Wedel schon Parade fahren konnte, jedenfalls habe ich damals die Neid erfüllten Augen offenbar ganz falsch gedeutet. Aber bei 10 m Schiffslänge wurden mir als Ausrüster mit einer Heckverzierung schon mal die Knie weich … ich habe folgenden Terminus erfunden: ein Atlantik Hilfsrudersystem wird so ein Schiff „überwiegend“ recht gut steuern können. Vorsicht zahlt sich immer aus.
Immerhin, der Tellerrand kam näher, es musste weitergehen, die Idee die Systemschwestern Pacific und Pacific Plus auf Kiel zu legen, füllte meine nächtlichen Träume. Es sollte zur Sache gehen. Ging es auch.
Der begnadete Modelltischler Herr Hoffman im Sachsenwald hat wunderbare Arbeit geleistet, jedes Modell wurde zum Kunstwerk, wie ich damals empfand. Hernach wurden dann die Aluminium Gussteile im Sandgussverfahren in Hamburg Wandsbek von Herrn Günther in Handarbeit hergestellt.
Die erste Serie habe ich auf dem Werkstattboden nebeneinander gestellt, und mit Stolz fotografiert, wollte damals eigentlich kein einziges verkaufen. Klar habe ich anschliessend die Schwester Systeme an meinem Hanseat 70 abwechselnd montiert, das Heck war mit 16 Löchern perforiert.
Aber es ergab sich alsbald eine wundervolle Gelegenheit für einen Härtetest der besonderen Art.
Hasko Scheidt hatte in 1984 – 1985 bei der Knierim Werft in Laboe den Bau der Olaf Trygvason in Auftrag gegeben, ein den Bristol Channel Cuttern nachempfundener Riss. Der noch leere Rumpf wurde sodann nach Arnis überführte, wo Hasko den Ausbau dann selbst vorgenommen hat. Irgendwann kam dann dieser Spruch: „Hey Alter, wenn deine neue Pacific in der Lage ist, dieses luvgierige Schiff zu steuern und auf Kurs zu halten … kannst du es am Markt verkaufen“.
Ich kürze die Geschichte an dieser Stelle ab: eine Pacific Werksanlage wurde zu Demozwecken montiert, und erst viele Jahre später, beim ersten Refit des Schiffes bei Janssen und Renkhoff in Kappeln wieder abgebaut, zu einem Zeitpunkt, als das Deck vornehm in weiss neu vergossen werden sollte, da war der rustikale Montage Beschlag der Pacific vermutlich störend, zumal für die kurzen Schläge vor der Tür fortan ein fetter Autopilot eingebaut worden ist. So kam jedenfalls die Pacific Jahre später wieder heim nach Hause.
Die Familie Scheidt hatte damals eine ausgedehnte mehrjährige Karibikreise mit der versammelten Erbengemeinschaft von 3 Jungs absolviert, wo man akribisch Unterwasserflora, Fauna und Steine vermessen hat, um die Ergebnisse hernach in Form von Seekarten zu verkaufen. Unser geflügelter Schnack damals: Hasko macht in Altpapier … und ich in Altmetall.
Jedenfalls hat die Windpilot Anlage famos funktioniert, allerdings erreichte mich viele Jahre später aus Horta der entsetzte Anruf von Hasko: „ Hey, Alter, die Steuerleinen sind durchgescheuert, was soll ich denn nun machen, hast du in Horta ein Ersatzteillager?“ MERKE: Vor Vorwürfen von beiderlei Geschlechtern … ist man niemals sicher.
Wenig später hat Harry Schank nach ausgedehnten Reisen mit der SV Grisu, sein Lebenslager in Horta aufgeschlagen, wo er bis heute lebt und die internationale Seglerschaft betreut, inkl. Service für windige Piloten.
08.03.2020
Peter Foerthmann