MAX PILZ, 8 MONATE – SEGELN AUS MEINER SICHT
Als Baby ist alles einfach hier an Bord. Ich segle, solange ich denken kann, habe kürzlich sogar im Schlaf den Atlantik überquert, hat gaaanich weh getan! Bin hier nun seit ungefähr 7 Monaten als Crew Member im Gange, von den Details habe ich allerdings schon viel vergessen, hab´den Kopf so voll, von den vielen Eindrücken. Macht aber wohl nix, es scheint sich im Leben ja sowieso alles zu wiederholen!
Jedenfalls hab ich meine Familie immer am Band, brauch´ bloss gequält oder grimmig zu kucken, schon wenden sich die Köpfe und es gibt was zu Lachen. Das Bordpersonal bemüht sich redlich, mir meine Laune nicht zu verhageln, weil ich nämlich die Stimmungs-Kanone und der Bord Kasper Mittelpunkt bin. Bin ich doof drauf, gibt es Terz – und wie man die Regierung triezt, habe ich schon voll begriffen, ich hab´s einfach im Urin, wie die Leute auf mich reagieren, und spätestens, wenn meine Windel k(n)ackevoll voll, fängt es auch den Leuten an Bord an, zu stinken. Der wahre Chef an Bord bin also ich! Mal sehen, was ich mit dieser Erkenntnis noch alles machen kann … mal nachdenken! Ich werde die Chose schon schaukeln – versprochen!
Aber ehrlich? Solange die Ver- und Entsorgung so nahtlos klappt, warum sollte ich denn grummeln? Immerhin werden andere Baby Kollegen tagsüber in der Kinderranch abgegeben, dagegen bin ich doch privilegiert, weil sich 4 Leute hier nonstop um mich kümmern.
Und das Wetter ist fabelhaft, das Bord Programm und Landschafts Panoramen sind allerbest, viele Leute in noch mehr Sprachen, keine Ahnung, warum meine Chefin nun auch noch Englisch mit mir quatscht, will sie vielleicht meinen IQ testen? Man sollte ihr mal sagen: Ich mache ihr doch sowieso alles nach! Oder haben Sie schon mal ein Baby gesehen, dass das Prinzip einer Lewmar Winsch begriffen hat? Segeln ist doch eigentlich wirklich ein Kinderspiel.
Und überhaupt, auf See sitzen oder liegen die Leute doch sowieso nur alle rum, jedenfalls solange das rote Blasensegel vorn nicht aus dem Schädel – oder den Lieken? – fliegt, dann allerdings sind sie plötzlich alle am Flitzen – derweil ich auf meinem Thron festgebunden sitze, um mir in Ruhe das Bordkino zu betrachten. Eine Banane vielleicht, oder einen Gesundheits Keks, notfalls den Gummistöpsel, warum bloss schiebt man mir immer dies Dummi Dings in meine Sprech- und Fress Luke? Ach so: ist wohl ein Stillhalte Abkommen, oder sind die Leute mit den Nerven am Ende?
Falls alle Tricks nicht mehr funzen, mein Geheim Tipp: Schnuller verlieren, damit kann man das Personal – wenn auch verhalten genervt! – auf Trab halten, funzt besonders gut bei Interviews, weil ich schon begriffen habe, wie man Damen ablenken kann, weil sie mit einem Baby Face so viel sublimieren. Eine ganze Welt voller Aktion und Reaktion – ich mache da was draus, versprochen!
Und derweil ich hier nun mein Lebens Lern Pensum – wie meine Milch! – in mich hineinsauge, vertreibt sich meine Pätchwerkfamily ihr Leben mit Segeln, Wandern, Drohenfliegenlassen, Filmedrehen, Grillen, und regelmässigen Video Konferenzen, Gruppendynamischen Erkenntnis Konsequenzen, Plänen, um sie wieder über den Haufen zu werfen, wie sie ihre Atlantik Runde, mit mir im Schlepp – oder vorne weg! – Richtung Heimat Hafen Lubmin erfolgreich – und mit Püscho Sozialen Folgen, zu Ende bringen werden.
Mal schaun´, wenn ich gut drauf bin, verlasse ich das Schiff dann auf eigenem Kiel bzw. Beinen, ansonsten lasse ich mich bequem tragen, oder dann schleppen, wobei mich dann ja ohnehin viele neue Gesichter zum Knuddeln hochheben werden, weil sie prüfen wollen, ob meine zarte Babyseele von der Atlantik Segel Runde nicht schwindelig – durch innere oder äussere Hämatome demoliert – geworden ist. Sorry, meine Sprache ist noch holperich.
Ach ja, mein Bruder Dominik hat Hollywood im Visier: er führt Kamera und Regie auf unseren Reise Video Blogs – neudeutsch Vlogs ! – … auf denen ich immer wieder dazwischen flitze, egal, ob im Rucksack hinten oder vornedran, weil mir die Leute immer irgendwelche Inseln, Bäume, Kokosnüsse oder Krabbeltiere zeigen wollen, mich dabei mit einem Banana Boot Dings unter Motörchen zu den Bananen tuckern lassen … Kurzum – ach ja, bevor ich einschlafe oder dies vergesse, hier die Auflösung eines der grossen Lebens Rätsel: Der Schiffsname 7Seas spiegelt innenfamiliäre Legenden Geschichte: alle 7 Jahre wurde nämlich sorgfältig und ohne Eile, ein Pilz Erbe reproduziert – mal sehen, ob das nun noch so weitergeht, ansonsten bin ich bis dato der Jüngste … und werde das für mich nutzen, solange mir keiner dazwischenfunkt, denn, nicht wahr, mein Skipper, Chef und Erzeuger ist ein weiser Mann, der bei WILHELM BUSCH nachgelesen hat, der da sagt:
Eins, zwei, drei, im Sauseschritt
läuft die Zeit, wir laufen mit.
Schaffen, schuften, werden älter,
träger, müder und auch kälter.
Bis auf einmal man erkennt,
dass das Leben geht zu End´.Viel zu spät begreifen viele,
die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s Reise, reise!
011.04.2017
Max – alias Peter Foerthmann WEITERLESEN