INSTALLATION, KOMMENTARE, SPITZFINDIGKEITEN
Schiffe sind Ansichtssache, eine Binse. Meine Berufs bedingte Aufmerksamkeit gilt verschärft den Hinterteilen, weil ich seitlich oder vorne mein Metall Gedöns nicht verbolzen kann. So bin ich zum Don Quichotte geworden, weil ich die Spiegelmitte seit Jahrzehnten immer wieder frech für mich reklamiere, wobei ich mit List und Tücke, teils mit trockener Zunge, ehrenwerte, lebensschlaue Menschen, darunter auch Besserwisser, mit meinem Wissensstand konfrontiere, was nicht immer ohne Schmerzen endet – beim Gegenüber! Ich habe mir angewöhnt, meine Meinung unverblümt zu formulieren, weil Höflichkeit immer mal wieder Mist verstanden wird und / oder mir als veritabler Vorwurf auf die Füsse fällt. Eine Meinung macht nur Sinn, wenn man sie untermauert und ein Gegenüber sie dann zu verdauen willig und in der Lage ist – unter Besserwissern ein schwieriges Geschäft.
Geräteträger, Antennen, Wind-, Wasser- oder Solar Generatoren, Dingi, Davids, AB Motor, Badeplattform, Radarmasten und Bimini – ach ja: Windsteueranlage – so heissen des Seglers Wünsche, die an Bord wichtig werden, zumindest wenn´s in Richtung fremder Horizonte, also der Sonne und den seichten Ankerplätzen geht.
Die Balance eigener Wünsche nach kaltem Bier und Food, Schatten für die schon lichte Fontanelle passgenau mit notwendigen Sicherheit Aspekten an Bord zu koordinieren, zudem der Dame an Bord Bequemlichkeiten zu garantieren, ohne zeitgleich die Optik des schmucken Schwans zu sehr zu ruinieren … so heisst der Balance Akt, den vielfach nicht einmal die Spezial Werften im Blauwasserbetrieb umfassend anzubieten willig, in der Lage oder im Stande sind.
Die Entscheidungslast liegt dann beim Skipper, oder dessen Befugnis Zentrale, weil ja die kassentechnischen Entscheidungen, wenngleich unkonventionell, oder zumindest indirekt, auch von den Damen getroffen werden, jedenfalls, wenn man sie an Bord zu locken plant.
Er – oder Sie – hat die unterschiedlichsten Vorgaben, Wünsche und Interessen unter einen gewaltigen Sombrero zu versammeln, zu stopfen bzw. irgendwie zu sortieren, um an Ende ein gebrauchsfähiges Schiff für weltweite Fahrt, nach eigenem Gusto zu generieren, das auf See dann tadellos funktioniert. Wenn zu alledem der Anblick des eigenen Schwans dann auch ohne rosarote Brille zu ertragen ist, zeigt sich der Meister mit Visionen. Eine Herausforderung, die durch Denkfehler jeder Art, oder Mangels besseren Wissens, sogar bei Neubauten, immer wieder in die Hose geht – Entschuldigung: nicht immer elegant gelingt.
Kompromisse, wohin das Auge sieht, auch wenn man angesichts aufgerufener Preise für Customs One Off Schiffe, denken sollte, dass hier über Detaillösungen besser hätte nachgedacht werden können.
Hätte hätte Fahrrad Kette…. Ich verbringe einen guten Teil meiner Lebens- und Beratungszeit damit, Sinnvolles von Nutzlosem zu unterscheiden, die Wichtigkeiten zu sortieren bzw. miteinander zu verbinden, vor allem, immer wieder dafür Sorge zu tragen, dass das Schiff – zumindest von achtern – nicht zu sehr als Körperverletzung empfunden wird, wenn der wohlwollende, gleichwohl kritische Blick den Achtersteven streift, wo die Zusatzkomponenten, wie die Spatzen auf der Stange, nebeneinander aufgereiht, angeschraubt und sodann in toto das ganze Heck verhunzt, nicht zu reden von Hosen und Hinterteilen argloser Beifahrer, wenn es kneift oder Hosenböden beim Hinsetzen von Beschlägen auf der Reling abgeschürft und angeritzt oder – Hoppala – eine fragiles Antennilein breit gesessen wird, ohne dass der Hintern dies bemerkt.
Wenn in den Fachbüchern dieser Welt ganz Kapitel vollgeschrieben werden, die die Wichtigkeiten bestimmter Ausrüstung, chronologisch oder nicht, benennen, beschreiben und unterstreichen, so mag dies vielleicht einer Kaufempfehlung dienen, ich vermisse hingegen stets und immer wieder weiter führende praktische Hinweise und Vorschläge, wie die Summe des benannten Zubehörs sinnvoll an Schiffen zu montieren und zu verknüpfen ist.
Nicht wahr, wenn die Hecks werftneuer Schiffe der Montage beliebiger Ausrüstung den Installateuren überlassen werden, die sodann unkoordiniert irgendwo Platz zu finden haben, wundert es wenig, wenn das Schiff verunstaltet erscheint, weil hier nicht genügend nachgedacht worden ist. ACHTUNG: PETER´S MEINUNG. Nicht wahr: jeder trägt eben seine besonders gefärbte Brille und Lernprozesse sind nicht in jedem Kopf zuhause.
Auf ein Auto übertragen, wäre das Armaturenbrett übersät mit Zusatz Instrumenten, die allesamt mit Spax Schrauben, Tape oder Klemmschellen irgendwo angeschraubt würden. Wer würde das wohl akzeptieren? Bei Schiffen hingegen wird vielfach als normal hingenommen, dass das optische Erscheinungsbild zur Nebensache wird, oder als Statussymbol einer mit allen bells and whistles ausstaffierten Yacht, Mist verstanden wird.
Wenn vor 40 Jahren ein Windpilot und Tausendfüssler in den Wanten als untrügliche Erkennungsmerkmale weitgereister Schiffen galten, so ist die Liste der Selbstdarstellungs Möglichkeiten heute eher unübersichtlich geraten, schlicht, weil die Träume vieler Segler, von den Lebens Imponderabilien des eigenen Daseins, eingeholt. Was bleibt, ist dann der Schein von Weltläufigkeit, wobei der Tag der Abreise stetig und immer weiter verschoben wird. Man könnte, wenn man wollte, aber man erfindet tausend Gründe, es beim Plan zu belassen. Was bleibt, ist das Imago eines für die grausame See hochgerüsteten Schiffes, das auf seinen Besitzer reflektiert, der sich dann rückwärts erleuchtet fühlt. Vorsicht: MOKANT BEMERKT !
Existiert hier zu wenig Druck am Markt? Sind die Segler zu wenig sensibilisiert? Oder fehlen die Visionen? Ich empfinde als erstaunlich, dass angehende Blauwassersegler hier erkennbar immer wieder sich selbst überlassen werden. Es ist der Sinn dieser Zeilen, meinen Vorschlägen und Gedanken in Bezug auf eine sinnvolle Koordination notwendiger Ausrüstung einen breiteren Raum zu geben, um mir – am Ende – die Beratung auch ein wenig zu vereinfachen. Das jedenfalls ist meine Hoffnung, die bekanntlich ja niemals stirbt!
STERNSTUNDEN
mich freut besonders, wenn ich bei Herstellern und Werften auf offene Ohren treffe und meine Verbesserungsvorschläge und Impulse aufgegriffen, verstanden und umgesetzt werden. Um keine Irrtümer entstehen zu lassen: Mir geht es nicht darum, wirtschaftlich von meinen Ideen zu profitieren, ich leiste mir den Luxus, meine Vorschläge idealistisch zu unterbreiten. So hat die Zusammenarbeit mit ARMIN HORNzu einem schönen Ergebnis geführt.
Auch französische Werften sind stets aufgeschlossen, wenn es um bessere Detail Lösungen für die Hinterteile ihrer Schiffe geht, wobei erkennbar die französischen Aluminium Werften in Bezug auf schlaue Detaillösungen ohnehin besonders innovativ und aufgeschlossen sind, was sicherlich ihrem Markterfolg Rückenwind verschafft.
Verglichen mit der Entwicklungshöhe französischer Aluyachten für den Blauwasserbetrieb befinden sich viele internationale Grosswerften im Winterschlaf, wobei hier natürlich eingeworfen werden muss, dass deren Schiffe zumeist an ein anderen Publikum gerichtet sind. So ist es kein Zufall, dass auf vielen GFK Schiffen teils abenteuerliche Konstruktionen verbaut werden, die wenig schmeichelhaft für das Auge des Betrachtern sind.
BAUMATERIAL EINES SCHIFFES
Für die Installation von Zubehör jeder Art ist zu allererst die örtliche Festigkeit des Materials zu bedenken. Logisch, dass ein Metallschiff gegenüber GFK Schiffen hier enorme Vorteile für eine solide Verankerung von Geräteträger, Davids und Seereling aufweist. Mir wird immer wieder mulmig, wenn ich sehe, wie wenig stabil Zusatzausrüstung an Deck oder im Heckkorb befestigt wird.
Die Grundregel: wenn Radar- oder Wind Generator Masten im GFK Deck verschraubt, sich manuell in Schwingungen versetzen lassen, besteht die Gefahr, dass sie sich auf See losarbeiten, lösen oder gar brechen können. Ein Radar Dom in 3 Meter Höhe über Deck entwickelt eine beachtliche Masse Trägheit, wenn das Schiff im Seegang bockt und es ist leicht nachzuvollziehen, was dies für die Befestigung des Mastes bedeuten kann, wenn nicht solide dimensioniert oder ausreichend die Lasten verteilt werden. Wenn der Mast durch Drähte oder Rohre nur zweidimensional fixiert wird, entstehen dynamische Kräfte, die die Befestigung auf die Probe stellen.
Bei zu vielen Schiffen wird der Heckkorb nur mit dünnen Schrauben im Deck verschraubt, teilweise sogar ohne Durchgangs Bolzen oder solide Konterung unter Deck. Hier dann schwere Ausrüstung zu befestigen wie z.B. eine Rettungsinsel, birgt Gefahren, die erst in schwerem Wetter offenkundig werden. Noch fragwürdiger ist die Befestigung von Davids auf einer zu kleinen Grundfläche, insbesondere wenn dann nicht genügend unterfangen wird.
Für mich ist wichtig, dass belastete Bauteile wie Davids, Geräteträger und Rettungsinsel auf GFK Schiffen als Zusatzausrüstung besonders solide befestigt werden müssen. Ich sehe immer wieder mangelhafte Bauausführungen, weil die möglichen auftretenden Kräfte unterschätzt – oder nicht bedacht – werden.
BADELEITER
Der erste Kopfschmerz ereilt den Segler, wenn er zu entdecken hat, dass eine mittige Badeleiter der Montage einer Windpilot Anlage zu weichen hat, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Hat der Segler diese Hürde – oder Schreck? – verwunden, wobei ich gerne helfe, wird ihm sogleich der zweite Zahn gezogen: eine Leiter wird niemals auf hoher See verwendet, insbesondere nicht bei MOB, weil ein Schwimmer unterm Heck im Seegang gefährlich lebt und dort der Propeller sowieso ungesund für Beine und Füsse ist. Bei MOB sollte stets und immer über die Seite wieder eingestiegen werden. Der Markt bietet eine Fülle von Detaillösungen = Lotsenleitern, die z.B. bei unseren französischen Nachbarn seit Jahrzehnten zur Pflichtausstattung für Category C gehören. In Deutschland treffe ich mit entsprechenden Bemerkungen immer wieder auf fragende Gesichter. Derartige Leiter Lösungen werden offenbar erst jetzt in unserem Land in der Presse thematisiert.
Damit ist für viele Segler die ERSTE Frage – wie verträgt sich die Leiter mit einer Windsteueranlage – bereits elegant gelöst! Nahezu jede vorhandene Leiter kann durch Lösen von zwei Bolzen ein- und ausgebaut werden und im Wechsel mit der auf See so wichtigen Windsteueranlage vertauscht werden. Problem gelöst – ruhig durchatmen! Über seitliche Montage von Windsteueranlagen sollte man mich gern separat befragen, das Thema ist ein zu alter Schuh, den ich aber gern – bei Bedarf – nochmal im Dialog aufpoliere, email genügt.
GANGWAY
Im Mare Nostrum unerlässlich, weil rückwärts Einparken dort Stand der Technik ist, wird die Gangway – oder Planke – ab Gibraltar obsolet – Ohpps: sorry, ich habe das rückwärts Parken an den Pontons von Las Palmas vergessen!
Es gilt die Regel: je rustikaler der Laufsteg, desto universeller kann er weltweit verwendet werden. Eine schnöde Planke von 3 m Länge tut es am besten, weil sie auch hochkant als Fender Brett zu verwenden ist, wenn der Schwan an Beton oder Spundwand längsseits zu gehen hat. Monsieur HENRI AMEL hat seinen Anhängern, ich meine seinen Kunden – und sich selbst, denn er war blind ! – ein besonderes Geschenk erbracht: Eine in der Seereling integrierte Leiter / Gangway, die universell einzusetzen ist. Mit ein wenig Investitions Bereitschaft ist diese Lösung auch für andere Schiffe herzustellen, wie es z.B. Sybille und Christian Uehr auf der SV SUBEKI in die Realität umgesetzt haben. LINK
BADEPLATTFORM
Das besondere Merkmal moderner Schiffe ist das Vorhandensein einer offenen oder zu öffnenden Badeplattform, weil dies einer vielseitigen Nutzung entgegen kommt. An traditionellen Schiffen wird es sinnvoll, eine Plattform ( fest oder klappbar ) nachzurüsten, die dann 40 – 50 cm über WL montiert sein sollte und lediglich ca 25 cm bis an die Spiegelseiten reichen sollte, damit bei voller Fahrt und Schräglage dies Bauteil nicht als Wasserbremse ärgert.
Sehr praktisch ist es, eine Plattform „von oben“ abzuhängen, anstatt sie von unten durch Streben zu unterstützen, weil die stets im Nassbereich liegen und somit Leckagen an den Verschraubungen auftreten könnten. Zweiter Vorteil: Kanister und Einkäufe können an den seitlichen Streben oben bequem angelehnt werden = nicht mehr ins Wasser fallen.
Plattformen sollten „kleinteilig“ angefertigt – gebaut werden, damit Ersatz / Reparatur / Demontage einfach und auch unterwegs erledigt werden kann. Eine One Off Plattform auf Mass gebaut und angeschraubt, mag optisch besser gefallen, frisst aber ein Loch in den Kassen Schrank und ist wenig praktisch zu reparieren. Das extra – unnötige! – Gewicht nicht zu vergessen.
Windsteuersysteme und Badeplattformen jeder Konvenienz leben in bester Koexistenz, hier sind Kopfschmerz Tabletten obsolet. Schlaue Windsteueranlagen Hersteller haben für alle Heck Konfigurationen eine Lösung im Regal, oder in der Hinterhand = sind ergo nicht in Verlegenheit zu bringen, was auch im Reparatur Fall seine Sonnen Seiten hat. Auch hier ist eine Runde um den Kirchturm wohl nicht nötig!? Ansonsten again: mail an peter@windpilot.com
DAVIDS
Ab einer Schiffsgröße von ca 36 Fuss geraten Davids in den glühenden „Must have“ Fokus jeden Seglers.
Zunächst dies: ein Dingi hat auf See nix in Davids verloren, zumindest auf moderat grossen Schiffen. Ein unverhoffter Hoppala durch eine unaufmerksame oder unvorschriftsmässige Welle … und das Achterdeck samt Davids wird nass freigespült für neue Installationen.
Ein Dingi bietet enormen Wasserwiderstand, der über die Davids ins Deck geleitet wird, wobei der Ernstfall dann erbarmungslos die schwächste Stelle offen legt: Dingi, Davids oder deren Verankerung im Schiff. Auch die Masse Trägheit eines Dingi´s ist nicht zu verachten, ein wenig (Ehr ) Furcht ist durchaus angebracht. Davids sind der ideale Parkplatz für Annexe über Nacht, oder zum trockenen Transport zum nächsten Ankerplatz. Auf See dienen sie der optischen „Zier“, allenfalls als Support für Solarpaneele, Windgeneratoren oder Antennen Ständer.
DINGI
Bei der Gratwanderung der Wahl des richtigen Beiboots ist einiges zu bedenken:
Kompakte Falt- oder Schlauchboote mit Roll- / oder aufblasbarem Boden und geringen Packmassen sind nur für kleine AB Motoren, oder zum Rudern, einzusetzen. Was in europäischen Marinas ein nettes Spielzeug sein mag, eignet sich wenig für das Ankern an fremden / offenen Küsten.
Wer einmal seinen Landausflug wegen plötzlichen Wetterumschwungs beenden musste und mühsam gegen auflandige Welle und Wind Motoren, oder Rudern musste, wobei das Boot dann wie ein Gummiball jeder Welle folgt, lernt die Lektion über Nacht, z.B. dass ein RIB durch seine feste Bauart schon mit geringen PS Stärken selbst in Rauwasser ins Gleiten zu bringen ist und man vergleichsweise schnell wieder an Bord des sicheren Schiffes gelangen kann.
Auf den weltweiten Ankerplätzen sind RIBs das Mass der Dinge, zudem Sicherheitsfaktor, Schleppen möglich, jedenfalls, wenn man nicht als Nikki Lauda unterwegs… oder die Peitsche vom Hochgeschwindigkeit Ehrgeiz Besessener knallt.
RANDBEMERKUNG: durchaus sinnvoll, sich ein derartiges Beiboot erst dort zu kaufen, wo man es tatsächlich benötigt. Es ist kein Geheimnis, dass CARIBE Ribs überaus robuste und preiswerte Boote sind, in Venezuela unter Verwendung von Hypalon gebaut, also besonders robust und in der Karibik überall preiswert zu erwerben sind.
Auch innerhalb der Segler Schaft findet reger Gebraucht Handel statt, was den Vorteil besitzt, dass ein gebrauchtes Dingi weniger schnell gestohlen wird.
Nicht zu vergessen: ein Dingi gehört über Nacht aus dem Wasser gezogen – egal ob in Davids oder Grossfall – wenn man es morgens zum Kaffee noch begrüssen will. MERKE: Was für den Segler nur ein Annex ist, bedeutet für locals durchaus bereits eine veritable Yacht. Der Trick, ein brandneues Beiboot und Motor durch eine alte Persenning über den Schläuchen zu tarnen oder den AB Motor zu bemalen … ist bekannt, auch bei der Gegenseite, den Jungs, die diese Beute – bei Tage ! – so gern artig bewachen, um sich des Nachts an die Beute dann ran zu machen.
AB MOTOR
Die ewige Frage, im Vorkapitel bereits adressiert: mehr PS ist besser als Küchenquirl, mit 8 PS bekommt man ein RIB bereits ins Gleiten. Parkplatz bei Nichtgebrauch: lieber unter Deck, als in der Seereling, weil die Motoren nur durch Lack vor Korrosion geschützt, weil die verwendete Aluminium Legierung nahezu regelmäßig „nicht Seewasser beständig“ ist. Und: ein Motor, der nicht zu sehen ist, verursacht weniger Kribbeln in langen Fingern.
Ach ja, manch einer mag sich an den „dicken“ Motoren stören, weil sie unruhiges Wasser und Lärm an Ankerplätzen hinterlassen. Die Kehrseite: die „Rennfahrer“ sind schneller wieder weg – und zudem der Motor ein erheblicher Sicherheitsfaktor ist, wenn man selber an der Pinne sitzt.
ANTENNEN JEDER ART
Antennensalat ist die Kehrseite unserer Zeit, der Faktor 10 heute durchaus realistisch, jedenfalls, wenn man heute modern ausgerüstet sein möchte. Bevorzugte Parkplätze sind
Masttop
Vorkante Mast
am Heck im Achterstag
am Heck an Deck
am Heck auf der Seereling
am Heck auf einem Geräteträger
Je nach gewünschter, notwendiger oder sinnvoller Reichweite ergeben sich Präferenzen, womit der Masttop schnell belegt ist für Windmeß und Richtung sowie Signale, die von unten kommen. Für das Radom des Radars gibt es bereits 4 Optionen ( Vorkante Mast, Mast im Heck, im Achterstag im Hahnepot aus Edelstahlrohren, sowie Geräteträger ), weil ein vernünftiges Echo nicht bis zum Horizont erwartet wird. Für Satelliten gestützte Antennen ist die Höhe über Wasser unerheblich, da das Signal sowieso von oben kommt.
WINDGENERATOR, SOLARPANEELE
Die richtige Platzierung ist elementar, insbesondere weil die rotierenden Blätter des Windgenerators eine Gefahrenquelle darstellen nicht nur für die Fontanelle. Solar Paneele sind variabel oder gar flexibel anzubringen und auszurichten, um bessere Wirkung zu erzielen.
Spätestens jetzt beginnt die Sehnsucht nach einem Geräteträger, der eine Fülle von Lösungen bereithält: Praktikabilität, Aussehen, Sicherheit und Multiverwendbarkeit. Ich halte Geräteträger für das Mass der Dinge, weshalb sie demnächst in einer Fortsetzung ausführlich beschrieben werden. Dann werden auch BIMINI, RETTUNGSINSEL, WASSERGENERATOR adressiert.
BIMINI – SELBSTSCHUTZ AN BORD
Der Traum vom Blauwassersegeln ist der Traum von Sonne und Wärme, je kleiner die Ration im Lebens Alltag, desto größer wird die Sehnsucht. Ist es nicht eigenartig, wie viele Segler mit Wonne unterschätzen, wie schnell der Traum zum Albtraum werden kann, wenn die Sonne uns nämlich real gegenübersteht, bzw. uns ungehemmt auf die Platte brennt? Ein Blick in die Runde, auf die am Markt angebotenen Sonnenschutz Lösungen, zeigt allzu schnell, dass den Seglern hier regelmäßig Kompromisse abgefordert werden, selbst wenn sie in Neubauten investieren, es also an Investitionsbereitschaft eigentlich nicht fehlt. Es fehlt ganz offenbar an Beratung, der Grund für diese Schnellfahrt der besonderen Art.
Fast alle als Zubehör angeboten Bimini, sind als Bausatz in unterschiedlichen Längen oder Breiten am Markt verfügbar, sie müssen hingegen individuell den Gegebenheiten an Bord angepasst werden. Einmal abgesehen vom optisch gewöhnungsbedürftigen Endergebnis, sind die meisten Lösungen mit Nachteilen behaftet:
– Instabilität im geöffneten Zustand
– Windempfindlichkeit der Konstruktion aus (zu dünnen) Rohren
– erschwerter Zugang zum Cockpit, weil die Montagestreben auf Reling oder Cockpit Süll den Zugang zum Cockpit stets komplizieren.
– Unter Segeln selten sinnvoll verwendbar, wenn Grossschot, Baum oder Segel stets im Wege stehen
– Design selten dem optischen Erscheinungsbild eines Schiffes angemessen ist.
Infolge der Fülle der Kompromisse, werden Bimini auf vielen Schiffen nur vor Anker liegend eingesetzt. Immer wieder erscheinen ansonsten bildhübsche Schiffe durch die Montage von Sonnenschutz verschandelt.
Es ist der Sinn dieser Zeilen, hier durch eine geänderte Perspektive und Schilderung aller Möglichkeiten ordnend Abhilfe zu schaffen, wobei die Lösungen sich von selber zeigen, weil sie manchmal, wie ein Brett quer vor dem Kopf zu liegen scheinen, weil die hier innewohnende Logik schon ohne Worte funktioniert. Der Schlüssel zum Erfolg einer harmonischen Heckgestaltung, die Seglers Wünsche allesamt unter einem schicken Hut vereinen können, wurde in Frankeich erfunden und hört auf einen schicken Namen:
PORTIQUE, neudeutsch GERÄTETRÄGER
Bereits vor 20 Jahren ist das Portique zum Erkennungsmerkmal der OVNI Yachten avanciert, von etlichen Laien absichtlich als Spoiler Mist verstanden. Ungeachtet traditionellem Geschmacks Empfinden haben sie sich schnell bei den französischen Blauwasserachten durchgesetzt. ALLURES, BOREAL, GARCIA und OVNI sind sämtlich mit einem Portique ab Werft ausgestattet. Für mich eine segensreiche Erfindung, weil sie die Ausrüstung mit wichtigem Equipment enorm erleichtert, wichtige Sicherheitsaspekte erfüllt und im Deckslayout französischer Yachten heute durchgängig harmonisch integriert.
VORTEILE
– Zuleitungen zwischen Geräten in der Befehlszentrale und den Antennen werden kürzer,
– bei Mastbruch bleibt deren Nutzwert erhalten, jedenfalls solange die Palme nicht direkt nach achtern kracht, wobei dann zumindest die Crew im Cockpit nicht erschlagen werden kann.
– Radom des Radars befindet sich in ausreichender Höhe, genügend hoch über den Köpfen der Besatzung, die man vor Strahlen zu schützen hat
– Multiverwendbarkeit für weiteres Zubehör
Einen Wimpernschlag weiter nachgedacht, war es logisch, dass das Portique um weiteres Zubehör aufgerüstet und ergänzt werden konnte. GARCIA hat bereits vor Jahrzehnten den integrierten David Bügel als Standard auf ihren Schiffen eingeführt und ich predige seit Jahren das Lied vom BIMINI, das man in gleicher Form, an der Vorkante des Trägers anbringen kann, wo es bei Nichtgebrauch zusammengefaltet, wie ein Kinderwagen Verdeck, einen idealen Platz finden kann. Einmal aufgespannt wie ein Regenschirm, hält es sogar kräftigen Winden stand, kann also auch unter Segeln gefahren werden, wobei zeitgleich das Cockpit Süll und Seitendeck frei von Streben jeder Art verbleiben kann.
ACHTUNG: derartige Konstruktionen sind bei den französischen Alu Yachten stets solide verschweisst, keinesfalls sind sie ohne weiteres auf GFK Schiffen zu montieren, weil die örtliche Festigkeit des Laminats von Decks ( mit Sandwich ) oder Cockpit Süll für solide Befestigung weder vorgesehen, noch geeignet sind.
MERKE: Wenn ein Geräteträger von Hand in Schwingungen gebracht werden kann, ist Vorsicht angebracht, denn die hier wirkende Masse Trägheit aller Komponenten kann auf See gefährlich werden, mit verheerenden Folgen. Die französischen Konstrukteure und Werften haben hier Standards gesetzt, an denen wir uns orientieren können oder sollten, allerdings unter Beachtung einer notwendigen Festigkeit der Schiffs Konstruktion, denn was auf See zu schwingen oder zu vibrieren beginnt, wird am Ende brechen oder Folgeschäden verursachen.
Geräteträger auf GFK Schiffen erfordern solide Lastverteilung und zusätzliche Aussteifungen ( über die oberen Ecken ), damit die im Decks Bereich auftretenden Lasten zu keinen Schäden führen.
Bei überbreiten oder besonders grossen Schiffen, kann der Geräteträger von der Rumpfaussenseite 30 x 40 cm nach innen rücken, ggf. in Verlängerung mit dem Süll des Cockpits harmonieren und schafft dann Platz für bequemes Leinen Handling bei Manövern, alternativ einen schicken Sitzplatz in Luv mit bestem Überblick über das Seegeschehen.
RETTUNGSINSEL
Über den Sinn und Zweck einer guten Rettungsinsel will ich mich hier nicht verlieren. Was mir regelmässig fehlt, sind Bemerkungen und Hinweise über einen sinnvollen Lagerplatz an Deck. Mir fällt auf, dass beim Grossteil aller Installationen gravierende Fehler gemacht werden, allen voran der Denkfehler, dass die Insel im Seenotfall a priori leicht abgeworfen werden können sollte, ohne die Konsequenzen ausreichend zu bedenken.
Eine Rettungsinsel samt Halterung im Heckkorb befestigt, stellt dessen Verankerung im Deck auf eine harte Probe, was angesichts heute gängiger Befestigung von Heckkörben in Deck oder Schanz mit selbstschneidenden Schrauben oder dünnen 5 – 6 mm Schrauben keineswegs ausreicht, um im Ernstfall – bei Seeschlag – nicht die Reling samt Rettungsinsel über Bord zu verlieren. Wer einmal an einer Insel im Seezaun gerüttelt hat, kann sich den Ernstfall schnell selbst vor Augen führen. Der Grundgedanke, dass man eine Insel leicht abwerfen könne, ist in der Praxis wenig zielführend, weil eine Insel an Deck von jeder Stelle ihren Weg in die brodelnde See finden wird, wenn es denn wirklich notwendig werden sollte.
Wichtig zudem, dass ein hochkant gelagerter Container niemals wasserdicht sein wird, weshalb Hersteller Anweisungen darauf hinweisen, an der jeweiligen Unterseite die Entwässerungslöcher zu öffnen, oder frei zu halten. Für mich erscheint logisch, dass eine Insel in dauerhaft feuchtem Biotop weniger lange leben wird, als ein Pendant an einem gegen Feuchtigkeit geschütztem Ort. Ob hier der Wunsch nach neuen Umsätzen im Vordergrund steht, oder anderweitige Gründe vorhanden sind, vermag ein jeder Segler selbst zu entscheiden. Das letzte Wort, die Entscheidung zu notwendiger Erneuerung wird vom Inspektions Team anläßlich einer Wartung getroffen, der die Vorgaben einer Versicherung dicht auf den Fersen sitzen. Es liegt allerdings in unserem eigenen Interesse, den Ermessungsspielraum klein zu halten, indem wir unsere Birne einschalten und ggf. notwendige Verbesserungen arrangieren, die uns dann Geld zu sparen hilft.
Für mich gehört eine Rettungsinsel flach an Deck gelagert, vorzugsweise durch Persenning gegen Spritzwasser und UV Strahlen geschützt. Auf französischen Schiffen besitzen Rettungsinseln vielfach ein Privat Compartment, für sie ist serienmässig ein Stauraum in der Badeplattform vorgesehen.
WASSERGENERATOR
Über Windgeneratoren wurden Aufsätze geschrieben, wohingegen Wassergeneratoren erst seit wenigen Jahren, vorzugsweise im Bereich schneller Regattaschiffe, die Szene erobert haben, weil der gewaltige Energiehunger hier einen neuen Markt hat entstehen lassen, von dem auch der langsame Blauwassersegler profitieren kann. Die enorme Leistungsausbeute, die zudem still und leise erfolgt, hat manches Windrad obsolet werden lassen, zumal deren Leistung lärmend erfolgt und auch gefährliche Nebenwirkungen zu bedenken sind, wenn z.B. im Sturm eine Abschaltung nicht erfolgt, damit die Flügel nicht davon fliegen können.
DAS OPTIMUM
Der ideale Geräteträger sieht wie folgt aus:
an der Achterkante wird ein beweglicher Rahmen als David vorgesehen, an der Vorderseite bekommt das Bimini seinen Platz
auf der Oberseite werden Antennen, Radar, Windgenerator wie die Spatzen auf der Stange installiert und zudem bewegliche Solarpaneele zur Sonne ausgerichtet angeschraubt.
Auf diese Weise wird der Mast von schweren Kabeln befreit, das Topp Gewicht des Schiffes wird wirksam reduziert, was ein besseres Segeltragevermögen verschafft. Sicherheitsaspekt siehe oben: bei Mastverlust sind Antennen noch vorhanden. Kabelstecker im Mastfuss werden unnötig, eine Fehlerquelle, die jeden Segler nerven kann, weil Stecker Verbindungen Seglers Sorgenkinder sind.
Ein Schiff mit Geräteträger und Badeplattform, die
– das Schlafgemach einer Rettungsinsel integriert,
– die einer Windsteueranlage die Spiegelmitte als idealen Arbeitsplatz verschafft,
– die daneben die Badeleiter vorsieht,
– die einen Wassergenerator möglich macht
wird zum Gesamtkunstwerk im Hafen oder am Ankerplatz Aufmerksamkeit bei anderen Seglern erzeugen, die durch blosses Hinsehen lernen können, welche Fehler sie selbst hätten vermeiden können – bzw. wie eine Blauwasseryacht von heute idealerweise auszusehen hat.
DETAIL Ergänzung von SYBILLE und CHRISTIAN UEHR SV SUBEKI
„Hi Peter, Dein Heckverzierungsartikel Artikel gefällt mir sehr. Anbei im Bild die SUBEKI Lösung, die sich ab Australien (2004) bis heute voll bewährt hat:
Neben unserem voll ausgerüstetem CARIBE C9 Dinghy (mit 15 PS YAMAHA, 23 ltr. Tank und Anker), das ich mittels Einleinentaljen über eine Winsch in zwei Minuten einhand abfiere und hoch nehme, trägt die Konstruktion: Radarantenne, Windgenerator, Kurzwellen Peitschen Antenne, Antennenkoppler, WLAN-Antenne sowie ein großes Solarpaneel. Und es sieht, wie wir finden, noch ganz passabel aus.
Im Übrigen fahren wir auf Hochseepassagen das abgerüstete Boot aus Sicherheitsgründen wie früher auf dem Vordeck. Damit ist eine Beeinträchtigung der Pazifik Windfahnensteuerung nicht gegeben.“
Mach weiter so.
Herzlich
Christian
SV SUBEKI WEITERLESEN
Wieso, weshalb warum, Sprache ist manchmal krumm, Fotos dagegen wie eine Autobahn, die auch ohne Worte funktionieren kann, weshalb ich Ihren Augen vor allem Bilder unterbreitet habe, die ohne Risiko und Nebenwirkungen Ihren Wünschen nach Heckverzierungen auch ohne Worte ein wenig auf die Sprünge helfen.
Was ich zumindest hoffe …
Peter Foerthmann
Erlaube mir den Hinweis, dass eine Insel durchaus auch in der Tasche mitgeführt werden kann. Sollte man sie wirklich brauchen ist sie, bei klaren Gedankenabläufen im Kopf, auch innert ein paar Minuten im Wasser. Soviel Zeit wird man immer haben. – Bei uns liegt sie unter der Niedergangstreppe vom Pilothouse runter in den „Salon“ festgezurrt. Immer trocken, kann nie verrutschen, genau im Mittelpunkt des Schiffes und unterhalb der WL, was letztlich ja auch noch ein paar Kilos „Balast“ mit sich bringt. Im Container, am Heck montiert, beim „einsteigen“ einer grossen Welle… mir graust der Gedanke schon jetzt!