Lieber Peter,
die Nachricht vom Tode unseres lieben Freundes Günter hat uns tief bestürzt.
Dein Nachruf zeichnet das liebevolles Spiegelbild eines Mannes, der uns Seglern hier draussen unendlich viel gegeben hat – denn Günter war einer von uns, obwohl segeln ihn nie interessiert.
Günter hat sich in einem Masse für die Segler eingesetzt, dass es schon schmerzte, weil sein Engagement selbstlos und idealistisch gewesen ist.
Beispiele dafür hat jeder Segler beizutragen, der im Verlauf von Wochen, Monaten, oder wie bei uns, Jahren, die wir hier im Pazifik leben, durch einen Mann an Land in einer Form miteinander verbunden, dass dies wie ein Familienleben gewesen ist – wenn Günter „zu Tisch“ gerufen hat.
PACIFIC ISLAND NET ( HP1XX ) ist unter den Funkstationen dieser Welt wohl einmalig gewesen, denn Günter hat uns alle „mit Herz“ betreut.
Unzählige Segler werden sich an die haarsträubenden Verhältnisse auf Galapagos erinnern, das Netz war voll von Klagen über Ungerechtigkeit und Abzocke in einem Revier, das wir alle sehen wollten und von dem so viele von uns enttäuscht.
Günter hat das TO Büro regelrecht torpediert und immer wieder um Mithilfe sowie Unterstützung gebeten. Er ist in Cuxhaven erfolglos bis zur Ignoranz gewesen, seine Berichten haben niemanden interessiert. Es war die Zeit, in der auch in unseren Köpfen eine Besinnung stattgefunden hat, denn wir waren mit Günter einer Meinung, dass wir glaubten, dass ein großer Verein, der sich seiner Internationalität stets rühmte, sich der Interessen seiner Mitglieder sicher annehmen würde. Günters Ernüchterung schwang durch den Äther, als er bemerkte, dass die Segler allesamt nur einem Kegelklub beigetreten sind.
Im Sommer 2012 hat es sogar offenen Schlagabtausch mit Martin Birkhoff gegeben, der immer noch einen Galapagos Bericht aus dem Jahre 2008 verbreitete, wonach Segler keine Nationalpark Gebühren zu bezahlen und einen Nothalt von 72 Stunden auf Galapagos würden machen dürfen.
Etliche Segler sind den TO Empfehlungen gefolgt, sie hatten allesamt bewaffnete Militärs an Bord. Auch eine Intervention der SY Pagena ist in Cuxhaven ohne Erfolg geblieben.
Dann wandte sich Günter immer und immer wieder an die Segler, die bei ihm gejammert hatten, doch bitte beim TO zu intervenieren und ihre Erfahrungen dort vorzutragen, um etwas zu bewegen. Aus den Augen aus dem Sinn – die Segler waren meist zu feige, um sich mit Cuxhaven anzulegen. Das Siegertreppchen am Ende der Reise ist ihnen wohl wichtiger gewesen. Medaillen am Hals machen eben brave Vereinsmitglieder.
Das ganze ging über viele Jahre. Wir konnten Günters Verbitterung über die Verhältnisse im TO nachvollziehen – war er doch selbst an vorderster Front für uns Segler aktiv und mußte bemerken, dass dies die Leute in Cuxhaven – überhaupt nicht interessierte.
Wenn Idealisten auf Bürokraten treffen, wird Verständigung schwierig bis unmöglich.
Wir haben den Eindruck, dass Günter am Ende resignierte, denn die Kräfte hatten ihn verlassen, als er nach seinem Unfall im Rollstuhl gesessen hat. Dann verschenkte er sein Funk Equipment an Costa Rica Günter, der ebenfalls ein Netz betreibt ( siehe Meridian Nautische Datenbank Funknetze ). Anschließend verließ er die Insel Contadora und ist ans Festland gezogen.
Günter hat mit seinem Pacific Island Net tausende von Seglern durch den Pazifik begleitet.
Er brachte die Schiffe zusammen, schuf Kontakte, gab Tipps, leitete sie weiter und erfreute uns alle mit seinem Witz und Charme. Er besass eine Engelsgeduld, um die Crews der Schiffe über richtiges Know How bezüglich ihrer Funkanlagen zu beraten und wurde niemals müde, ihnen zu helfen. Viele Segler besuchten ihn auch auf seiner Insel Contadora 008 37 66 N – 079 02 24 W. Sie wurden immer mit offenen Armen empfangen. Oft waren es auch die gleichen, die ihn später im Regen haben stehen lassen.
Günter war die abendliche Sonne im Funknetz für die einsamen Segler in den schier endlosen Weiten des Pazifiks.
In die Schuhe dieses selbstlosen und beliebten Moderators und Funkers wird so leicht kein Nachfolger passen.
Idealisten gibt es wenige auf dieser Welt.
In liebevollem Gedenken
Inge & Ernst-Friedrich Bartels
SV Atlantis, z.Zt. Noumea New Caledonia
Wir schliessen uns in vollem Umfang an, was die Crew der SV Atlantis beschreibt. Uebrigens müssten wir uns kennen – auch wir sind im 2001-2002 auf Contadora geankert und später westwärts gesegelt. Wir alle haben einen lieben Freund verloren!
Crew Yacht VITO (Switzerland)
Vreni Roth / Jean-Pierre Sauvain