ELTERN, SCHLAUER ALS GEWOLLT
Oberflächlich betrachtet ist hier ein junger Mann seinem Elternhaus entflogen, um sich auf eigene Beine zu stellen. Passiert in jeder Familie jeden Tag, allerdings nicht gleich auf Seebeine, wie in diesem Fall!
Diskussionen über das Für und Wider, also über Sicherheitsbedenken und Elternsorgen, enden dabei häufig gegen eine Wand unüberbrückbarer Gegensätze, die ein jeder für sich selber zu definieren hat, die für Konfliktstoff oder sogar am Ende für Stille zwischen den Parteien sorgen.
Das Stichwort heisst NEIN. Der Generalkurs: WECH
Eltern geraten dann in einen Prozess mit sich selbst, weil sie zu erkennen haben, dass es nur mit Rücksicht vorwärts gehen kann. Denn, nicht wahr, an dieser Nahtstelle zwischen behütetem Leben und der Realität auf See, erweist sich die Qualität vieler Jahre der Erziehung zu einem Menschen, der in der Lage ist, seine eigenen Pläne mit Leben und Freude dran zu füllen. Für alle daran beteiligten Personen ein Prozess der besonderen Art, weil die Konsequenzen hier wie dort so gewaltig sind: zeigt sich hier erstmals, ob das Band zwischen Eltern und Kindern haltbar oder aber zerbrechlich ist. Vertrauen gerät zum Schlüsselwort.
Die unspektakuläre, gleichwohl sture Vorgehensweise von Christoph, einen Plan auch gegen Widerstände durchzusetzen und dabei nicht zu scheitern, erkennbar mit Spass und Freude jeden neuen Tag fröhlich zu begrüssen, hat meinen tiefen Respekt. Hier können auch Erwachsene eine Menge lernen.
Mein besonderen Respekt gilt allerdings auch den Eltern Anke und Thomas, die ich vor kurzem kennen lernen durfte. Der Grund, der mich diese Zeilen schreiben lässt, jedoch ist ein besonderer:
Vater Thomas hat als IT Nerd einen virtuellen Schutzengel erfunden, um den Sohn unbemerkt zu begleiten und zu bewachen. Er hat seinem Sohn ein IRIDIUM Mobile Phone an Bord mitgegeben, das mit DELORME Technik und SMS ausgerüstet ist, eine Technik, die bei Outdoor Freaks populär und mit elektronischem Kompass sowie Barometer ausgerüstet ist. Bei eingehender Beschäftigung mit möglichen Optionen wird deutlich, was dies Gerät als Schutzengel für einen vom Segelvirus befallenem jungen Mann zu leisten im Stande ist.
Thomas kann eine durch Wetter- Wind – Seegangsdaten errechnete Route als Skript eingeben, bei der jede Abweichung zu Hause für Meldungen sorgt. So kann z.B. Christoph als begnadeter Langschläfer, durch Alarm geweckt werden, wenn das Schiff durch Winddrehungen vom idealen Kurs abgebogen ist. Jede Veränderung möglicher Parametern für Kurs, Geschwindigkeit oder Wetter kann zu einer Meldung führen.
Vater Thomas als Georg Orwell der freundlichen Art? Jedenfalls ein Ruhekissen für besorgte Eltern, weil sie nun ständig updates über den Reiseverlauf erhalten und nicht im Ungewissen gelassen werden, oder auf Lebenszeichen warten müssen, die stets zu wenig und zu selten kommen.
Vielleicht ein Geschäftsidee für einen Spezialisten, die sich ausbauen lassen könnte? Interessanter Weise wurde DELORME vor kurzem von GARMIN übernommen, was erkennen lässt, dass hier bald neue Dienste möglich werden.
Immerhin jedenfalls denkbar, dass Thomas hier eine Geschäfstidee geboren hat, die man ausbauen könnte.
Mal drüber nachdenken….
Peter Foerthmann