DIE FÜNF SÄULEN
Zweieinhalb Jahre sind verflitzt und es wird höchste Zeit, dass ich mich hier auf die Hose setze, um ein weiteres Kapitel meiner Bio auszuschwitzen, denn, nicht wahr, Bio ist Psychoanalyse at it´s best, für die man nix zu bezahlen hat, weil man auf offene Fragen die Antworten auf der Stelle selbst zu erfinden hat. Zwei Fliegen mit derselben Klappe – besser geht´s nicht – oder habe ich was übersehen, stehe ich hier bereits mit einem Bein in einer veritablen Mausefalle? Oder werde ich hier gejagt von der einzigen Beute, die ihrem Jäger aufzulauern pflegt, um ihn zu erlegen, zu verspeisen und unter den Teppich zu verschieben – der Frau an jeder männlichen Seite?
Wir erinnern uns, im Mai 2012 beschrieb ich meinen Lebensinhalt als ein harmonisches Zusammenwirken folgender Komponenten:
– Windpilot – um das Leben finanziell zu wuppen
– Segeln, als Spass und Abenteuer und Beihilfe zum Broterwerb
– Bauen, weil man ja ein schickes Dach über dem Kopf haben möchte
– Beziehungsleben, weil Herz und Hose ja auch ein Zuhause haben wollen
– Autos, als die alles verbindende Maßnahme zwischen den Interessen Lagen
Ein wenig zu Atem gekommen – und mit der schwindelnden Erfahrungshöhe meines heutigen Alters – stelle ich fest, dass ein jeder dieser Lebens Bereiche alleine, schon ausreichend gewesen wäre, ein ganzes Leben zu füllen, oder zu verspielen. Wenn man allerdings multi-interessiert, sind offene Türen – getarnt als Fallen – überall im Leben aufgestellt – manche mit entzückenden langen Beinen dran. Für einen generalneugierigen Fritzen, Ablenkungen in Hülle und Fülle – und die Fallen wollen wir hier nicht vergessen, zu benennen, weil rückwärts betrachtet, Fallen zu Lebenserfahrungen verdaut, fürderhin als Gefahr erkannt und fortan mit einer roten Ampel ausgestattet, Wiederholungsschäden in Zukunft zu verhindern helfen könnten – wenn man nur die Fäden schlau und schnell verknüpfen könnte! Hätte, hätte Fahrradkette… alles Papperlapapp, solange man dies impulsiv von sich schiebt. Bekanntlich laufen Menschen mit Begeisterung und Wonne, stets und immer wieder gegen die gleiche dicke Wand, bis das Loch endlich gross genug, um hindurch zu steigen – und den geraden Weg dahinter weiter fort zu setzen. Die gerade Furche ist selbst für Bauern so sehr bequem, weil sie immer nur nach vorne seh´n. Geht´s schief, fragt man seinen Rechts- oder Steuerberater, den PüschoFritzen oder gleich den Gott in weiss auf Krankenschein. Ansonsten bestünde noch die Alternative, die eigenen Fehler den Vorfahren als vorwurfsvollen Stein in die Schuhe hinein zu schieben, weil man ja gen-technisch aus gleichem Material geschnitzt, damit also Verfolger gleicher Maschen, als Replika in gleichen Mission im Leben unterwegs. Ich bin wie ich bin und kann nicht anders – aber ich kann gaaaanix dafür. Ein Volkssport, der die Welt nicht weiter bringt.
Wäre man damals nur ein wenig schlauer gewesen! Ein Seufzer, der so wenig bringt, wie der Ring am Finger, den man dereinst so wichtig erachtet und darum geflissentlich übersehen konnte, dass er bereits in der Nase befestigt gewesen ist, an dem man fortan vorgeführt, zur Schau gestellt, sich zum Deppen gemacht und dabei grinsend das Lied von ewiger Treue laut dröhnend mit eingestimmt – bis man wieder – Pardautz – eine weitere Lebenserfahrung hat machen müssen. So gesehen, hatte das Jahr 1984 eine gewisse Bedeutungsschwere, weil ich eine Doppel Fehler Kapriole unelegant vollbrachte und dabei bös´ gestürzt – geschäftlich und herztechnisch – weil alles mehr als dumm gelaufen ist! Während der private Fehler vergleichsweise einfach auszumerzen gewesen ist, dauerte die menschliche Erfahrung mit einem vormaligen Wettbewerber, dem Hersteller der „Schwedomat“ Systeme – der richtiger Namen kommt mir selbst unter Androhung von Schlägen, nicht mehr über die Lippen – ein wenig länger. Die Schwedomat Geschichte ist hier nachzulesen.
Diese Erfahrung hat mich ein wenig reifen lassen – wie ich dumm dachte. Wie hätte ich damals ahnen können, dass es nur der Anfang einer lebenslangen Enttäuschungs Kette gewesen ist. Das Loch in der Wand war einfach noch nicht gross genug.
DIE COMPANY
Das Company life mit Windpilot befand sich noch in der Zeit vor dem Ausbruch der industriellen Revolution, denn hier wurden traditionell Rohre abgeschnitten, gebogen und gefräst, gelenkig verschweisst und hernach mit blutigen Fingern solange fleissig aufpoliert, bis Segler Augen mit dem Ergebnis um die Wette glänzten und sie dann willig ihren Obulus an der Kasse zahlten. Die Arbeit mit GFK war mir dagegen stets ein Graus, weil die Dünste für einen Athmatiker und Allergiker – der ich, vermutlich auf Grund püscho somatischer Ursachen damals gewesen bin – eine schwere Last, weil ich nach dem Genuss von Styrol in der Luft, stets um die selbe habe ringen müssen. Absolut kein Spass – musste aber sein – weil ein Windpilot ohne Ruder noch hätte erfunden werden müssen. Zudem wurde die Arbeit bei Windpilot vornehmlich und höchstselbst vom Cheffe selbst erledigt, weil wir im Jahr allenfalls sieben Monate beschäftigt und für Personal der Futtertopf ergo zu klein gewesen ist. Wenn ich hier den Plural verwende, so geschieht das immer dann, wenn ich ausdrücken möchte, dass meine Firma und ich nur im Doppelpack funktionierten, weil mir damals solide feminine Lebensunterstützung immer fehlte.
Ich habe damals den Rest der Jahre – beneidenswerte fünf Monate – für ausgiebige Reisen in den Revieren dieser Welt ausgekostet und dabei den stillen Plan gefasst, der mich fortan immer grinsen liess: dass ich nämlich im späteren Leben sicher mehr Zeit zur Verfügung haben würde, um diese Freiheiten noch exzessiver zu geniessen, vorzugsweise dann mit einer bezaubernden femininen Ergänzung an meiner Seite, weil vier Augen in zwei Köpfen doppelt geniessen können, zumal ein wenig weiter unten, Ruhe herrschte. Welch fataler Irrtum, dem ich zu lange hinterher gerannt – allerdings mit erheblich positiven Nebeneffekten, was meine Laune stets hochgehalten hat. Man muss sich die Dinge im Leben eben solange zurecht relativieren und resilieren, bis man selbst wieder lachen kann, weil man ansonsten an der Püsche krank und am Körper an Krücken geht, was man ja nicht will, zumindest, solange es noch Notausgänge gibt.
REISEN UND LEBEN
Ich erinnere mich gern an ausgedehnte Zeiten in Thailand, Malaysia, New Zealand, Australien, USA und Canada, wo ich viele Wochen in Jahr verbrachte, zu einer Zeit, als Touristen und Segler dort noch nicht so häufig anzutreffen gewesen sind.
Es war die Zeit, in der Hippies das spartanische Leben in wunderschöner Umgebung in Thailand lieben lernten. Mancher hat sich damals dort niedergelassen oder an mandeläugigen Schönheiten sein Herz verloren. Mein deutscher Zeitmesser der Pflichterfüllung hingegen tickte unerbittlich und ich kam immer wieder heim, ohne Magenschmerzen, es sei denn, die Ruhr hatte mal wieder zugeschlagen und mich vom aktiven Leben flüssig abgeschnitten, weil damals Wifi und MAC auf Toiletten noch nicht funktionierten, ich dort also nur ausgiebig Zeitung lesen konnte.
In New Zealand war ich viel auf dem Wasser unterwegs, habe Peter Kammler auf seiner Farm besucht, die Süd Insel bis in die tiefe Einsamkeit erforscht, bis mir mein Singlehander Leben den Hals verstopft und meine Sehnsucht nach der Heimat – und einer verheissungsvollen neuen Falle in Form einer Dame – mich zum Airport scheuchte. Es wurde wieder Zeit, Europa erwachte aus dem Winterschlaf, männliche Hormone waren mit Wegerecht unterwegs, weshalb ich dann meinen Anrufbeantworter vom Job erlöste und die Anrufe wieder persönlich entgegen genommen, zumal auch anderweitig meine Pflichten erledigen musste.
Nebeneffekt vieler Reisen: es war eine Zeit des Umbruchs im persönlichen Lebensbereich, wobei Alleinsein bekanntlich enorm hilfreich ist, den eigenen Lebenskompass für die Zukunft ein wenig besser zu justieren. Learning by doing, gilt auch im Beziehungs Betrieb, weil man erst im Alltagsgemetzel erkennen kann, wo die Schlaglöcher zu finden sind, damit man ihnen zukünftig eleganter ausweichen kann. Dumm dabei: die Theorie wird von der Praxis stets rechts überholt. Wenn verbale Artikulation nicht mehr helfen kann, hilft nur räumliche Trennung der Kontrahenten, wenn man final erkannt, dass man sich nix mehr zu sagen hat.
Lebenszeit ist zu kostbar, um sie dauerhaft mit falschen Partnern zu verdaddeln, auch wenn es im Zeitgeist zu liegen scheint, sich lieber weiter zu quälen, anstatt einen Umbruch zu wagen, der neue Chancen bringt – ganz genau mein Ding. Ist eine Sache im Kopf entschieden, erledigen die Synapsen den Rest still und eigenständig. Funktioniert keineswegs bei allen Menschen, bei mir hingegen zuverlässig und stringent, notfalls bis zum letzten Hemd, das mir ausgezogen wurde, um mein Verbleiben zu erzwingen, wobei erstaunliche Mittel zur Anwendung gekommen sind. Reisende aufzuhalten wird dann unmöglich, weil die Synapsen die Birne bereits zuverlässig verriegelt haben – wenn da nicht die fatalen sexuellen Waffen wären, die ganze Männer sedieren und zu Marionetten degradieren, denen man sich nur unter Aufbietung von List und Tücke widersetzen kann, will man nicht weitere Lebenszeit opfern bzw. unnütz verplempern. Schrecken ohne Ende kennen wir alle und wissen, dass es kürzere Wege gibt.
LEBEN IM WANDEL
Einige Jahre handwerklicher Aktivitäten formten Company und Obermacker – also mich – zu einer Institution, deren Konsistenz im Verlauf der Jahrzehnte immer handfester wurde und deren weltweite Bekanntheit bis heute in einer Form zugenommen hat, dass es seit Jahren kaum eine Chance gibt, sich hier elegant zu entziehen, denn: irgendwo auf dem Planeten ist immer Peak Season, selbst wenn Europa sich in Winterschlaf befindet. Auch die Weihnachtsmänner dieser Welt haben heute sperrige Pakete zu transportieren, weil Segler zunehmend fauler beim Steuern, vermehrtes Interesse an steuerfreien Zeiten auf See besitzen.
Und so ergab es sich Mitte der achtziger Jahre quasi von allein, dass in meiner Birne der Gedanke reifte, die handwerkliche Schiene zu verlassen und im Interesse einer verbesserten Produktivität – neudeutsch Wertschöpfung – mich dem Aluminium Sandgies Verfahren zuzuwenden. Neuland und Abenteuer. Das neue Produktions Verfahren wurde zur Herausforderung mit vielen Facetten, die mich faszinierten, mir schlaflose Nächte in Serie verschaffte, zudem finanziell ein Abenteuer, das auch nicht ohne Anlauf zu bestehen gewesen ist. Die Umsetzung der Ideen für die neuen Produkte glich einer Zeitreise, die im Gallopp erfolgte, weil Gedanken zu Papier und danach in Holzmodelle umzusetzen waren, ein Kunstwerk für geübte Modelltischler, die damals mit der Lupe gefunden werden wollten. Ein Investment in Holzkunst, mit der man auch Wohnzimmerwände hätte schmücken können.
DER GOLDENE WURF
Die Idee zur Konstruktion einer Systemfamilie von Zwillings Schwestern, PACIFIC und PACIFIC PLUS, erwies sich damals als goldener Wurf, als der richtige Gedanke zur richtigen Zeit. Das sage ich hier vergleichsweise ganz ohne Emphase, weil meine Füssen den Boden niemals komplett verlassen haben und ich zum Glück über genügend Selbstkritik verfüge, um nicht ins Schleudern oder Fliegen zu geraten. Aber ein wenig Stolz wird erlaubt sein, ohne hier gleich einen Shitstorm los zu treten, dessen kleine Zelle stets im Neid zu suchen ist.
Es waren zudem die goldenen Zeiten der BOOTSMESSEN, die als idealer Absatzplatz von allen Seglern frequentiert, die dort alles finden konnten, was ihr Herz und Schiff begehrte. Wir haben uns damals auf der BOOT die Finger beim Schreiben von Aufträgen wundgeschrieben und Lieferzeiten von sechs Monaten als Notbremse erfinden müssen, um der Nachfrage zu begegnen. Eine aufregende Zeit, man hätte 6 Hände und 48 Std Tage gebrauchen können, um alle Ideen und Projekte zeitgleich zu verwirklichen, zumal ständig Neues hinzukam, man sich stets zu entscheiden hatte, wo der richtige Weg war … und wo Sackgassen zu vermeiden gewesen sind.
Zum Glück für mich, gab es damals den Citroen 2CV, der mein bevorzugtes Vehikel zum Schrauben und Fahren war, er verfügte über enorme Federwege, mit denen man Schlaglöcher jeder Art auch im übertragenen Sinne, prima meistern – bequem durchfahren konnte, ohne den geraden Kurs des Lebensschiffes zu verlassen. Hoppala – war das eben ein Lebensloch? – nix gemerkt – hat gaaanich weh´getan – Klein Erna war schon damals meine freche Lebenshilfe, ihre Sprüche mit Hintersinn sind heute immer noch unvergessen.
Klein Erna ihre Lehrerin hat ins Verkehrsheft geschrieben:
Werte Frau Pumeier! Klein Erna riecht immer so strenge, und ich bitte Sie, Klein Erna regelmässig zu waschen!
Antwort:
Wertes Frollein! Klein Erna is keine Rose, Sie solln ihr nich riechen, Sie solln ihr lernen!
Dösbattel ist auch heute noch der elegantere Sprech, wenn man sonst Dummkopf zu sagen hätte.
MOTTENPLAGE und SACKGASSEN
Es begann die Zeit der menschlichen Mottenplage, jener Menschen, die mir beim Vermarkten meiner Produkte zu helfen versprachen, sich dabei allerdings vornehmlich selber helfen wollten. So gab es in Gran Canaria einen Mitarbeiter, der recht schnell entdeckte, dass vereinnahmte Umsätze am besten auf dem eigenen Konto aufgehoben sind, er mir ersatzweise grosszügig Kosten für ein Leben in der Sonne in Rechnung stellte, das viele Facetten hatte – aber nur wenig Windpilot Content. Nach einigen Monaten ungläubigen Duldens und Leidens, riss mir der Geduldsfaden mitten auf der Autobahn bei Arguinnegan: nach Vollbremsung bat ich den Mann, den Wagen zu verlassen … und verbannte die Erfahrung aus meiner Birne – bis eben.
Ein anderer deutschen Segler, der seinen Wohnort samt HR und Windpilot – segelnder Weise nach La Rochelle verlegte, versuchte mir seine Funktion als französischer Windpilot Statthalter per Dekret zu diktieren. Hat allerdings nicht geklappt, weil die Chemie wenig stimmig und wenig Gutes versprach. Rainer Michelly baut seither WSA Systeme unter einer eigenen Marke, die etlichen weltweit gebauten WSA Systemen erstaunlich nachempfunden sind, mein Design eingeschlossen. Zudem gab es einige juristische Geplänkel, deren Inhalte ich hingegen resilient verbannt, weil ich mich dann nur erneut zu ärgern hätte und das will ich nicht.
Tja, und in 1985 kam ein Anruf aus Canada. PETER TIETZ / Cambridge Ontario, emigrierter Bärliner und seit Jahrzehnten in Canada festgewachsen, wollte mich überzeugen, dass es sich lohnen würde, den USA Markt von CANADA aus zu explorieren. Wir besuchten uns gegenseitig, lernten hier und dort Frauen und Erbengemeinschaft kennen. Das Bauchgefühl war fabelhaft, die Umsatzerwartungen dicht unter den Wolken. Ein Segeltörn auf den Grossen Seen / Ontario besiegelte einen Deal, der so viel versprach. Windpilot fand fortan also auch in Canada statt, ein erhabenes Gefühl.
Merkwürdigerweise blieb es bei wenigen spärlichen Anfangsaufträgen, bis ich zufällig auf der London Boat Show von einem Canadier Besuch erhielt und erfahren musste, dass er mit „meiner ATLANTIK Anlage“ erheblich unzufrieden war. Oooohpps, welche Anlage bitte? Ein paar Fragen später wurde mir dann verklart, dass mein neuer Repräsentant meine System vor Ort nachgebaut und frech unter meiner Trademark vermarktet und verkauft. Ein schnelles Ende eines grossen Plans. Auch Haifische zeigen ein lächelndes Gesicht, wenn man die Zähne falsch versteht.
Auch wenn es zeitlich hier nicht passt: zeitlich versetzt um 15 Jahre, erhielt ich eine erneute – servile – Anfrage von dem gleichem Mann. Peter Tietz gab sich geläutert, entschuldigte sich förmlichst und versprach Besserung und meinte, das „Gewesene sei down the hill“, eine Lebenserfahrung, die er bereute. Er bat um erneute Zusammenarbeit, nun als Repräsentant meiner neuen PACIFIC Systeme im Kokillengies Verfahren. Ich war dumm genug, an das Gute in diesem Mann erneut zu glauben, aber seine Frau Susan verklärte die dumme Verhaltensweise ihres Mannes mit authentische Bemerkungen, und ich zerfloss vor Rührung, empfand es als menschlich bemerkenswert, sich für eigenes Fehlverhalten so dezidiert zu entschuldigen. Ohne mich hier nun als kompletten Idioten selbst zu beschreiben: aber ein Jahr später hatte ich zu entdecken, dass Peter Tietz sich ein weiteres Mal als Wolf im Schafspelz verkleidet hatte. Mein neues Design wurde als Matrix für ein eigenes copy cat Design verwendet. Unter der Marke VOYAGER wird dies System seither gebaut. Mein lautstarker Überraschungsbesuch in seinem Haus im Herbst 1999 – sowie einige hochrote Köpfe – sind mir bis heute gut im Kopf. Es sind diese Erfahrungen, die im Leben helfen, sich zu stählen, die aber auch erkennen lassen, dass man vor dem Neid und der Missgunst der Menschen nirgendwo sicher ist. Die Firma VOYAGER wurde später verkauft, was Rückschlüsse ermöglicht.
Es sei hier kurz vermerkt, dass ich weltweit bislang ungefähr sieben Nachbauten meiner Formensprache habe zählen können. Ganz falsch kann also mein Beitrag zum Thema state of the art von Windsteuersystemen nicht gewesen sein, denn ein besseres Kompliment als Nachbauten – gibt es nicht. Auch wenn man aus den einzelnen Geschichte glatt einen Roman niederschreiben könnte, siehe auch hier
INTERNATIONALE MESSEN
Es ergab sich fast von selbst, dass ich 1984 mein internationales Marketing begann. London, Southampton, Paris, La Rochelle, Amsterdam, Oslo, Göteborg und Stockholm wurden feste Termine im Jahresfahrplan und ich bemerkte früh meine Aversion gegen Veranstaltungen dieser Art, weil sie allesamt Zeit gefressen und vergleichsweise überteuert gewesen sind. Starre Bürokratie in UK und FRA erwies sich als besonderes Ärgernis, wenn man am EARLS COURT in London zunächst auf einem abseits gelegenen Parkplatz, der nirgends verzeichnet war, sich im Regen vor einem Wohnwagen auf einer ENTRY LIST einzutragen hatte, bevor man das Messe Gelände nach stundenlangem Warten endlich befahren durfte. Stets und überall waren Hürden aufgebaut, für verzweifelte foreign exibitors meist unverständlich, zudem unergründlich. Hier konnte man nur mit unkonventionellen Gegenmassnahmen überleben. Ich war erfinderisch, habe meinen Wagen während der Messedauer von 12 Tagen „heimlich“ des Nachts auf dem Exibitors Parkplatz abgestellt, um einer Charge von 400 Pound Sterling zu entgehen, oder meinen gesamten Messestand auf einem Handwagen mit 700 kg Gewicht ins Gelände hinein und wieder heraus transportiert, ihn am Strassenrand einem freundlichen Bobby eiskalt zur Aufsicht hinterlassen, um meinen Wagen vom Parkplatz zu holen, zu verladen und London schweissnass zu verlassen.
Immerhin: freundliche englische Segler haben mir die Zeitschleifen angenehm gemacht, meine Freundschaft zu NOEL DILLY, Professor der Pathologie und TOM CUNLIFFE und vielen anderen hält bis heute – aber die Umstände als Exibitor waren … fürchterlich, auch wenn das Guinness Bier am Messe Pool zum Tagesende immer wieder labend gewesen ist. Für Ausländer war das Ausfüllen einer BOAT SHOW APPLICATION ein Hindernis Parcour mit Fussfallen englischer Gewerkschaften. Ich habe schnell erkannt, dass ich mit dem Vermerk „same as the year before“ am besten weiterkomme, und mich einfach nicht weiter ärgern wollte.
Ich habe die Overnight Facillities der winterfeuchten Metropole mit Grauen in Erinnerung, egal in welcher preislichen Konvenienz. Selbst die Bereitschaft 300 Pound Sterling / overnight zu leisten, war keine Garantie für ein sauberes Zimmer mit funktionierender Dusche. Am Ende habe ich meist private Appartments geleast, wo die Bewohner für die Dauer meines Aufenthalts zu Freunden / Bekannten / Familie umgezogen sind und durch meine Kurzzeit Lease einige Monate for free haben wohnen können. Hygienisch war England für mich ein Abenteuer, zumal am Gebäude aussen angebrachte Gülle Fall Rohre im Winter gefrieren können, was kein Spass ist, wenn der Winter unplanmässig zugeschlagen hat. Aber, wer abends tot nach Hause kommt, fällt ohnehin nur noch in die Koje, bis der Wecker klingelt, zur nächsten Tages Runde. Nachtleben, Tourist attraction – Fehlanzeige! Wer einen zwölfstündigen Boat Show Day bestanden, hat nicht einmal mehr Lust auf erotische Abenteuer, selbst wenn er eine Dame des Herzens im Gepäck selbst mitgebracht.
Fast noch härter: PARIS SALON NAUTIQUE am PORT DE VERSAILLE, auf einem Monstergelände direkt unterhalb der Peripherique gelegen, deren Abgase – oh wie praktisch – in den Hallen subito eingeatmet werden konnten. Praktischer Weise fanden zeitgleich weitere Messen statt: SALON DE CHEVAUX und SALON DE PISQUINE. Pferdekötel und Chlorgestank waren selbst in den Toiletten oder der Creperie zu riechen – Menschenmassen von früh bis spät – ein Parkhaus, für das man astronomisch per Vorkasse zu bezahlen hatte, gleichwohl ohne Stellplatz Garantie. Zudem zwei NOCTURNES, d.h. Öffnungszeiten bis 22:00 H, sowie der schriftlichen Verpflichtung, den Stand, auch für Toiletten / Lunch Gänge durchgängig zu bemannen. Nach zwölf Tagen Messedauer war das Gelände manchmal nur auf allen Vieren zu verlassen. Zumal Franzosen ein selbstbewusstes Volk, ihre Zigaretten Asche samt Kippen grundsätzlich auf dem Stand Teppich auszutreten pflegten, dabei Konversation svp naturellement en Francais geführt, ein Crash Kurs für einen Deutschen, der Französisch seit der Schulzeit nicht mehr im Portefeuille hatte. Apropos Crash: Zwei Wochen Fahrpraxis in Pariser Arrondissements pro Jahr, hinterlassen Blessuren in Lack, Blech und Fahrerseele in einem Wild West Revier, bei denen nach Rempeleien nicht einmal angehalten wird und eine rote Ampel allenfalls als Vorschlag zu verstehen ist. Parkplätze, die für den eigenen Wagen zu kurz, wurden schon damals durch beherztes Rempeln und Schieben passend konvertiert, ein Dummkopf, wer da die Handbremse zieht, weil der Wagen trotzdem verschoben wird. Savoir vivre ist ein klingender Spruch, der mit der harten Realität französischer Individualitäten, hingegen nur schwer zu vereinbaren ist.
Überspitzt gesagt: Mon Dieu Monsieur, je ne veux pas allez a Paris encore une fois! Never again, meine Erfahrungen mit Hotels samt Appartements will ich hier nicht wiedergeben, nur so viel: ich liebe mein eigenes Klo und Bad, die ich am liebsten immer in der Hosentasche bei mir hätte – ich mag weder Silberfische, Mäuse und Ratten, auch wenn sie – einzeln betrachtet – so possierlich wirken. Und ich mag mich gern selbst bewegen, anstatt von Massen auf Plätzen, im Lift oder der Metro … stetig warm vorwärts geschoben zu werden. Mir sind Menschenmassen nicht angenehm, obwohl man ja heute sogar fremde Menschen im Nahbereich – dank einer App – mit Vornamen ansprechen könnte, wenn man das denn wollte, oder die Suche – oder Neugierde – nach der nächsten menschlichen Nahkampf Erfahrung auf die Spitze treiben wollte. Will ich aber nicht, weil meine Neugierde auf immer gleiche menschliche Erfahrungen mit wechselnden Gesichts Masken, mit den Jahren stetig geringer geworden ist.
Meine Pariser Abenteuer haben mich vierzehn Jahre und viele graue Haare gekostet, meinen Geschäften mit Franzosen hat´s keineswegs geschadet, eher im Gegenteil, denn unter den Ovnis, Allures und Boreals gehört ein Windpilot fast zum Standart Equipment. Die Franzosen versuchen sich heute sogar in Englisch – sieh´ste wohl, das konnten sie doch damals schon, waren aber so frech, es nicht zu zeigen, weil man entre nous, sich eben im eigenen Sprachraum überlegen fühlte. Der Franzose kommt mit nur einer Sprache prima um die Welt, solange er sich vorzugsweise auf französischen Territorien bewegt, die praktischer Weise überall vorhanden sind – schlau geplant und politisch arrangiert – da haben die Deutschen nichts Vergleichbares zu bieten.
Wie ungleich lieblicher dagegen LE GRAND PAVOIS de LA ROCHELLE auf dem Parkplatz der Grossmarina PORT DE MINIMES. Alljährlich im September Hafenkino der besten Art, jedenfalls solange der Wettergott nicht dazwischen bläst. Zudem dauert diese Messe nur wenige Tage, unweit einer malerischen Hafenstadt, in der Schnecken, Austern und anderes Glibbergetier als Hauptspeise jede Speisekarte zieren, und Gaumen erfreuen – allerdings meinen nicht. Unter allen Messe Plätzen in Europa hat mir der Aufenthalt in La Rochelle immer am besten gefallen. Was mir allerdings zeitgleich einfällt: in La Rochelle habe ich die Verträge für mein Französischen Buch TOUTES SAVOIR SUR LE PILOTAGE AUTOMATIQUE unterschrieben – ein schickes Gefühl, als deutscher Autor unter Franzosen. Damals kannte ich die Kehrseite noch nicht und war allerbester Hoffnung auf erquickliches Miteinander. Mein Verlag hat mir seit nunmehr Jahrzehnten und vielfachen Aufforderungen niemals ein Equivalent zukommen lassen, z.B. „en liquide“ ( als Bares ) oder in gedruckter Form – neudeutsch: Honorar und Belegexemplare. Das Buch wurde ein Renner, es wurde wieder und wieder neu aufgelegt. Heute weiss ich, dass es offenbar in Frankreich nicht ungewöhnlich ist, Autoren nach der Drucklegung „zu vergessen“. Ich habe mir jedenfalls mein eigenes Buch Exemplar in Frankreich konventionell im Laden erworben.
Die HISWA in Amsterdam hat mich wenig fasziniert, zumal ich dort Holländer getroffen habe, die in DÜSSELDORF an meinem Stand ein Abonnement zu haben schienen. OSLO, GÖTEBORG, STOCKHOLM … ohlala, allesamt stille Messen mit gewaltigem Parkplatz Reservoir auf dem man – besoffen oder nicht – sogar stets quer parken konnte. Auch Skandinavier folgen dem Ruf der grossen Messen, sie waren damals vornehmlich in London anzutreffen.
In den USA / CANADA habe ich die Messen in ANNAPOLIS, ATLANTIC CITY, MIAMI, FT LAUDERDALE, NEWPORT, CHIKAGO, TORONTO und OAKLAND besucht, ein Horror Programm, das mich viele Jahre in Atem gehalten hat, bis zum 9 11, dem Tag, der NEW YORK und die USA veränderte, der mich mein USA frequent traveller Programm abrupt beenden liess. Ich könnte hier endlos Geschichten niederschreiben von skurrilen Erlebnissen auf Messen in der NEUEN WELT, die in vielerlei Hinsicht in der Steinzeit stattzufinden schienen. Besonders fasziniert hat mich der unkonventionelle Umgang seitens der Veranstalter, was allerdings durch zirkusreife Vorstellungen und Verhaltensweisen der US Customs Soldaten mehr als wett gemacht wurde. Diese Bürgerwehr hat mich manches Mal der Ohnmacht nahegebracht, wenn es darum ging, den Sinn meines Besuches – sowie die Konsistenz einer harmlosen Windsteueranlage zu erklären – die man regelmässig als Gefahr verstand für das ganze Land – und mich endlose Warteschleifen drehen liess. Dies alles stoisch zu ertragen, dazu bedarf es ganzer Kerle – aber das war keine Rolle, die mir gefiel.
Das Leben tobt heute im Internet, was den enormen Vorteil hat, dass ich den Messegefängnissen dieser Welt – und den damit verbundenen ungeheuren Kosten – entrinnen konnte und mein Leben samt Zeitplan wieder in Eigenregie führen konnte. Boat Shows sind gone with the wind, bereits seit vielen Jahren. 220 davon auf dem Tacho, habe ich fertig mit diesen Veranstaltungen. Ein simpler Vergleich: die Anzahl sämtlicher individuellen Besucher an meinem Stand auf allen Messen der Welt / pro Jahr, ist geringer als die Zahl der Besucher auf meinem Online Auftritt – an einem Tag.
ABER HALLO
Halt Stop, wir befinden uns hier in der Schleife der achtziger Jahre. Entschuldigung, aber es ist eben manchmal schwierig, den zeitlichen Rahmen nicht zu verlassen oder zu verlieren. Denn immerhin ist es bekanntlich besonders reizvoll, aus der Retrospektive Dinge zu benennen, die man damals nicht hat sehen können oder wollen. So gesehen, wieder ein Fall für die „Ego Analüse“, einfach um den Anschein zu erwecken, dass man ja heute enorm schlau geworden ist. Ein Widerspruch in sich.
Was sonst noch in die Zeit gepresst, ein paar Stichworte zur Erinnerung:
– In 1987 habe ich NANDOR FA in Budapest kennengelernt und Zutritt zur VENDÉE GLOBE erhalten, die in Les Sables d´Olonne Start und Ende hatten. Ich habe Nandors, Patrice Carpentier´ und Jose Ugartes Schiffe ausgerüstet, viele Nächte im Winter in den Dünen im Auto übernachtet und war am Ende froh, dass durch meine Systeme keine Palme umgefallen ist, wenn die verrückten ULDB Yachten abrupt den Speed gewechselt haben und der scheinbare Wind gewechselt hat. Meine Finger habe ich mir zum Glück nicht dabei verbrannt, aber einige Freunde gewonnen.
– ich habe meinen PACIFIC Prototypen an der SV OLAF TRYGVASON von HASKO SCHEIDT angeschraubt, um meinen Teil einer Wette einzuhalten, die da hiess: wenn das System diesen luvgierigen Kahn zu steuern in der Lage sei, könne ich mit dem Marketing beginnen.
– ich habe die erste Serienanlage der PACIFIC an der SV SASHA von Ali Peters angeschraubt, der sie bis zum veritablen Crash im Jahr 2014 verwendet, mit nahezu 30 Dienstjahren als Methusalem verstorben ist.
– ich habe die erste PACIFIC PLUS an der SV JOSI von Ingrid und Jürgen Mohns GER montiert, die seit Jahrzehnten damit um den Spielball vagabundiert.
– ach ja, und JIMMY CORNELL hat in Las Palmas im Jahre 1986 seine Zelte im Sandboden festgezurrt. Es konnte nicht ausbleiben, dass wir dort zusammen trafen, weil ich die Kanarischen Häfen schon seit Jahren als meinen ganz persönlichen Claim betrachtet und für Steuerfreiheit geschundener Crew gesorgt, indem ich an die Hecks ihrer Yachten meine Heck Ornamentik angeschraubt. Die Geschichte der ARC ist hier nachzulesen
Nach vielen Abenteuern mit Schiffen, die wiederbelebt, konvertiert, neugebaut oder restauriert werden wollten, schien es mir an der Zeit, mich meiner zweiten Leidenschaft zuzuwenden. Denn nach Jahren unter immer wieder wechselnden Dächern, wollte ich mir mein ganz persönliches Dach zusammen zimmern. Meine stille Leidenschaft zum Bauen und Gestalten ist in den späten 80 Jahren erstmals als schwere Krankheit ausgebrochen. Hatte ich bis dato stets nur kleinere Baustellen in meine Jahresfahrpläne hineingezwängt – hier eine Garage oder einen Anbau – da ein paar Umbauten in Schlafgemächern – dort ein Ladengeschäft, das nach Modernisierung rief – oder auch mal eine weibliche Eroberung, der man zeigen wollte, welche Beton Kunststücke man zu bieten hatte. Was tun Männer nicht alles, um sich einzuschleimen – oder Damen zu bezwingen zu versuchen.
Es begann also eine Zeit, in der mein Betonmischer zu meinem zweit wichtigsten Freund mutieren sollte. Der Mischer aus dem Jahre 1984 hat mich 30 Jahre treu begleitet, er hat viele hundert Tonnen Sand mit Zement verdreht, sollte für ganze Geschossdecken verantwortlich zeichnen, hat Treppen schütten helfen, endlos stille Runden georgelt und widerspruchslos Sand und Zement mit Wasser vermischt, in Beton verwandelt, den er dann kotzend ausgespuckt.
DIE LEIDENSCHAFT
Betonmischer´s erster Grosseinsatz wurde im Jahr 1988 in Angriff genommen, ein Loft für seinen Cheffe, der endlich seinen eigenen Ideen ein Denkmal setzen wollte – und mit Bankers Hilfe konnte. Meine Bauwut wurde von Ärzten als schweres Krankheitsbild diagnostiziert, welches mich Jahrzehnte verfolgen sollte, niemals vollständig ausgeheilt wurde, weil oben im Kopf immer wieder neue Krankheitsnester neue Brände haben ausbrechen lassen. Ein Zwang zur Selbstverwirklichung in Beton, Steine und Erden, ohne die Chance, diese Krankheits Exzeme jemals zu heilen bzw, zu beenden. Bauen und Gestalten kann Eigendynamik entwickeln, bei dem gestandene Männer zu Marionetten mutieren. Ich gestehe offen, dass ich wehrlos bin gegen diesen Zwang, weiss allerdings zuverlässig, dass dies nur bei eigenen Ideen funktioniert, denn als Architekt für Fremde wäre ich ungeeignet, weil ich dann in Handschellen und Fussketten anderen Menschen servile Dienste zu leisten hätte. Schliesslich gilt stets der Grundsatz: wer zahlt, ist auch der Herr im Hause. Kreatives Denken funzt nur solange, wie man – frei von Gewichten jeder Art – den eigenen Ideen und Vorstellungen zu folgen hat. Ein Leben auf der Wolke der Glückseligkeit, fast vergleichbar mit Konzeption und Bau einer Windsteueranlage, oder einer veritablen Yacht. Alles die gleiche Ebene, der man wohlig schauernd zu folgen hat.
Es ergab sich damals wie von selbst, dass meine erste Grossbaustelle planerisch auf nur zwei DIN A2 Blättern handschriftlich verewigt worden ist. Der ganze reale Rest wurde auf der Baustelle um sechs Uhr früh mündlich und mit Kreide besprochen und vorgezeichnet. So ergab es sich elegant, dass im täglichen Prozedere, jeden Tag the News of the day, ihren praktischen Niederschlag gefunden haben. Straight forward, würde der Engländer dies Verfahren benennen, weil planerische Arbeit und Ideen nur in einem Kopf gespeichert und Bildermaler – also Architekten – nicht notwendig gewesen sind. Das Ergebnis hat die Damen und Herren von der Baubehörde später kollosal beeindruckt und arg verzaubert, zumal es so wenig Papier gegeben hat. Man hat den Bau bewundert, die Fakten mit hochgezogenen Brauen zur Kenntnis genommen – mir artig gratuliert, alles akzeptiert, und die Akten nachgetragen. Ein Tag, an dem mir die Schiss die Hosen runter riss, unnötig, wie ich heute weiss, weil auch Behörden Menschen eine Meinung und das Herz an der richtigen Stelle haben können.
Mit guten Handwerkern konnte ich aus dem Vollen schöpfen. Ein Hochgenuss, den ich mir Jahrzehnte mit den immer gleichen Menschen, deren ein jeder in seinem Gewerk meisterhafte Erfahrung hatte, erhalten und verpflichtet habe. Allen voran Vater und Sohn Ernst und Rüdiger Fröhling, begnadete Zimmermanns Meister, und alsbald Bestandteil unserer Bau und Lebens Planung. Ein stillschweigendes Miteinander, das enorme Freude bereitet hat, zudem jedem Mitarbeiter Wichtigkeit zuteil wurde, weil man ihn in notwendige Prozesse von Anfang an mit einbezogen hat. Wenn ich hier sage, dass wir jeden Bau Auftrag nur mit Handschlag besiegelt, mag deutlich werden, mit welchen Menschen die Zusammenarbeit hier möglich geworden ist.
Ein fruchtbares Zusammenwirken, das mich beflügelt, mir weitere Baustellen auszudenken. Leider ist Ernst kurze Zeit nach seiner Verrentung vor kurzem verstorben, die Erinnerung an ihn bleibt lebendig, man kann sie anfassen und bewundern. Es sind handwerkliche Denkmäler, die heute kaum noch zu finden sind, weil es immer weniger Menschen gibt, die bereit sind, für Qualität auch fair zu bezahlen.
Kurz gesagt: es wurde zu meinem Standart Prozedere, Rohbauten mit den bewährt vertrauten Fachleuten zu errichten, und den Endausbau hernach in Eigenarbeit zu organisieren und selbst durchzuführen. Ein effizientes Bauen, das den Bankern Tränen in die Augen trieb, weil sie ihr Bestes, die schnöde Knete, nicht genügend vermieten konnten. Dumm gelaufen – für die Banken.
Abgeschweift? Macht nix, das Thema ist zu wichtig, weil es zeigt, wie menschlicher Umgang im gegenseitigen Respekt in einer Form umzusetzen ist, dass das Ergebnis ein Fabelhaftes wird. Schöner Nebeneffekt: man bekommt auf Wohnformen und Gebäude einen veränderten Blick, weil man schnell merkt, dass der Mainstream architektonischer Tätigkeiten den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen zu wenig kreativ angepasst, ihnen zu wenig Entfaltung gewährt, weil man sie in zu kleine Räume einsperrt und ihnen ein Zusammenleben oktroyiert, das wenig Lebensqualität erlaubt.
Wir befinden uns nun in der 89.ten Lebens Etage, genauer: wir schreiben das Jahr 1989, und ich verspreche hiermit, dass ein weiterer Baustein meiner öffentlichen „Püscho Analüse“ nicht mehr lange auf sich warten lassen wird – zudem ich gerade schick in Fahrt gekommen – mir die Erinnerungen von alleine zugekullert sind – und ich eigentlich nur wenige Stunden aufgewendet habe, den Senf in die Tastatur zu schlagen, der einen Stock höher zusammen gedacht – in mehr oder weniger frecher Sprache – sogar meine eigene Stimmung gehoben hat. Kopfkino auf rotem Teppich, das sich tatsächlich fast ähnlich zugetragen hat – ehrlich!
Mit Schuss und Lebensfreude, hat mir der 30.ten Dezember jedenfalls heute eine Menge Spass beschert. Wenn Sie bis hier mitgelesen haben, dann es wird Ihnen gefallen haben – oder müssen. Denn ansonsten hätten Sie Pech gehabt und das täte mir dann ein wenig leid, weil Lesen ja eigentlich eine zutiefst freiwillige Beschäftigung ist.
Mein Glückwunsch also, dass Sie durchgehalten haben – Sie werden belohnt – wenn es bald weitergeht – freiwillig wie stets – es fehlen hier noch 25 Jahre der Berichterstattung – mal schaun´, ob ich den Spannungsbogen halten kann – und Sie mit hoffentlich fiebrigen Augen weiter folgen werden – fragt sich und Sie
Ihr
Peter Foerthmann