Ein Bericht von Detlev Schmandt
Meteorologie und Klimaforschung sind nach eigenem Bekunden keine exakten Wissenschaften. Die Ergebnisse, die sie liefern, dementsprechend auch nicht. Dies gilt für die Beurteilung klimatischer Veränderungen, mit ihren undurchschaubaren Rückkopplungs Schleifen, bis hin zur täglichen Wettervorhersage.
Die Ereignisse von Bundaberg können sich jederzeit wiederholen, waren letztendlich bereits eine Wiederholung, und das gilt für Teile von Französisch Polynesien ebenso, wie für Tonga, Fiji und Neucaledonien. Alles liegt im Cyclon-Belt.
Das Ausmaß der Schäden an Yachten richtet sich nicht nur nach der Schwere des (Un) Wetters, sondern vor allem nach der Anzahl der in den betroffenen Gebieten „geparkten“ Schiffe. Diese Zahl hat sich in den letzten 20 Jahren und weiter zunehmend in der jüngsten Zeit erheblich gesteigert.
Inge und Ernst von der SV Atlantis haben durch beste Seemannnschaft eine persönliche Katastrophe vermeiden können. Bundaberg liegt im Cyclon Belt und sie haben das auch gewusst.
Die Tendenz, die Tropen im Südpacific während der Cyclon Saison nicht zu verlassen, gilt für alle bereits genannten Gebiete. Überall dort gibt es vermehrt Marinas, Landstellplätze und Mooringfelder, die in der Regel auch sämtlich ausgebucht sind.
Die „neuen Gefahren“ gehen also nicht nur vom angenommenen Klimawandel aus, sondern sind in erster Linie hausgemacht. Wo eine Marina angeboten wird, entsteht leicht der Eindruck, dass diese auch sicher sei! Das allerdings trifft nicht immer zu!
Es geschieht allerdings immer wieder, dass nach jedem größeren Schadensereigniss schnell die Frage nach den Risiken des Segelns als Generalfrage gestellt und hernach überbewertet wird.
Wer sich in Cyclon Gebieten aufhält, hat auch mit diesen zu rechnen!
Speziell Australien gilt als ein Gebiet, in dem sich der Klimawandel besonders auswirkt. Tim Flannery schreibt in seinem Buch „Wir Wettermacher„:
„In einigen Gegenden, beispielsweise um Alice Springs in Zentralaustralien, sind die Temperaturen im Verlauf des 20.Jahrhunderts um über 3° angestiegen. Zudem hat die Zahl starker Cyclone zugenommen, genau wie die ausgeprägten Tiefdrucksysteme in Südostaustralien. Auch die Hochwasserhäufigkeit ist gestiegen, besonders seit den sechziger Jahren.“
Also eigentlich alles nichts Neues!
Auch die Erkenntnis, dass selbst Neuseeland nicht wirklich vor Cyclonen bzw. Tropical Storms geschützt ist, bleibt unverändert erhalten. Oft hat man nur mit den „Überresten“ eines Cyclon zu tun, aber das reicht auch. In den Wettervorhersagen für den Hauraki Golf bei Auckland verursachte Cyclon EVAN Anfang des Jahres tagelang eine Prognose von bis zu 65 Knoten durchschnittliche Windgeschwindigkeit. Es kam dann mal wieder ganz anders! Aber wenn EVAN gekommen wäre, hätten mit uns über 300 Schiffe in Great Barrier ein Problem bekommen. Unser Marinaplatz in Auckland war bereits reserviert.
AUSLAUFDATUM
Wer über ein Auslaufdatum oder einen längeren Aufenthalt entscheidet, sollte sich in erster Linie vom Wetter leiten lassen! Wir können nicht alles vermeiden was da kommt, aber es gibt recht wirksame Strategien, die der Sicherheit dienen:
– Tägliches Studium der Wetterkarten und ein Einlesen in das im Seegebiet vorherrschende Wetterpattern. – Grib files reichen nicht, aber das ist ein anderes ( späteres )Thema.
– Kein Aufenthalt in Cyclon gefährdeten Gebieten während der Saison.
– Ruhiges Abwarten auf ein geeignetes Wetterfenster für die Überfahrten.
– Niemals unter Zeitdruck stehen, keine Termine, keine zeitgebundenen Besucher,
– immer gut gebunkert.
– Kein Hinterherfahren, nur weil die Nachbarn auslaufen.
– Entscheidungen mit anderen Yachten diskutieren.
Beate und Detlev Schmandt
SY Kira von Celle
Nachsatz zu der Temperaturerhöhung in Alice Springs:
– Der klimatische Temperaturunterschied zwischen Skandinavien und Norditalien ist ebenfalls 3°.
– Ein großer Holländischer Versicherer hat sämtliche Versicherungen für weltweite Fahrt gekündigt.