Hat sich das Wetter im Pazifik verändert?
Das Wetter ist gut zu Dir und zwar in genau dem Maß, wie Du es respektierst.
Ich will nur über den Zeitraum 2008 bis 2013 im Südpazifik reflektieren.
Verstärkt durch Erfahrungen auf dem Kira Wetternetz kann ich berichten, dass sich in dieser Zeit wenig verändert hat.
Jimmy Cornells und andere Windplots basieren auf langjährigen Erhebungen und stellen ein statistisches Mittel dar, das nichts über den tatsächlich möglichen Wetterverlauf innerhalb einer Saison aussagt, mit der Ausnahme, dass in bestimmten Monaten die Wahrscheinlichkeit eines Cyclons nahe Null liegt.
Die Darstellungen einzelner Törnverläufe haben keinerlei Aussagekraft zu der Frage klimatischer Veränderungen, das kann man gut daran erkennen, dass es regelmäßig Yachten gibt, die klassisches Passatsegeln erleben, auf Routen, die von anderen Yachten unter ganz anderen Bedingungen gefahren worden sind, wenige Wochen abweichend.
Ich kann nichts darüber sagen, ob es vor zehn oder zwanzig Jahren bessere Passatbedingungen im Südpazifik gegeben hat, ich kann aber sagen, dass es sie auch heute immer noch gibt.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Bereitschaft, Törn- und Zeitplan dem Wetter anzupassen, weil eine Anpassung in umgekehrter Richtung uns nicht gegeben ist. Geduld und Unabhängigkeit sind die besten Voraussetzungen, um ein brauchbares Wetterfenster zum Segeln zu nutzen.
Wenn die Prämisse ist, Menschen und Material schonend von A nach B zu bringen, ist eine tägliche Beobachtung des großräumigen Wettergeschehen erste Voraussetzung, die folgenden Regeln sollten als selbstverständlich gelten:
– die Wellenhöhe in Richtung und Frequenz,
– die Segeleigenschaften Deiner Yacht,
– Kein Termindruck,
– stets volle Dieseltanks und
– ausreichend Lebensmittel die weiteren.
Hast Du lange Strecken vor Dir und segelst unter guten Bedingungen, lass alles rechts oder links liegen, es ist überall schön, es ist aber nicht immer schön, überall hin zukommen. Mache Deine Meilen, wenn es unterwegs gut läuft, das kommt so schnell nicht wieder.
Wenn Du nur Gribs hast und kein Internet, berücksichtige, dass der Wind in Frontensystemen nicht vollständig dargestellt wird. In Atollen gerät man bei durchdrehendem Wind schnell auf Legerwall.
Anker auf Manöver bei 25 Knoten mit dem Anker Geschirr im Korallengarten, ist einfach nur übel.
Bei der Wahl Deines Ankerplatzes, solltest Du immer eine schnell erreichbare und sichere Alternative haben, wenn das ist nicht gegeben ist, steigt Dein Risiko.
Wenn Du mit der Pazifik Überquerung spät dran bist, überlege, ob Du nicht in Franz. Polynesien Schluss machst. Das kostet ein wunderschönes Jahr, wenn Du das nicht hast, solltest Du aber auch nicht spät dran sein, sonst ist etwas schief gelaufen mit Deiner Planung. Wenn es nicht geht, mach in Fiji Halt, aber melde Dich früh genug an, sonst bekommst Du keinen Platz. Für wen es nicht mehr bis Neuseeland oder Australien reicht, der kann auch in Neu Kaledonien bleiben.
Von Tonga oder Fiji nach Neuseeland zu segeln, sind die letzten 1000 von vielen bereits zurückgelegten Meilen. Es sind aber auch die Beachtenswertesten. Bei Südostwind geht es los. Ist das Hoch schwach, wirst Du den Motor nahe dem Kern dazu nehmen müssen. Ist es zu stark, kann das ein Grund sein, es nicht zu nehmen oder es wird ruppig und nass. Es gibt genügend Netze mit erfahrenen Skippern, an deren Entscheidungen Du Dich orientieren kannst. Nur ruhig bleiben, Neuseeland läuft nicht weg und mit dem ersten Cyclon ist vor Weihnachten nicht zu rechnen.
Dann solltest Du aber unten sein. Australien geht vom Winkel her leichter, willst Du aber aus dem Cyclon Belt raus nach Süden, kannst Du ab 30° Süd raue Bedingungen antreffen. Also erst nach Brisbane/Bundaberg und dann mit einem späteren Wetterfenster weiter.
Wetterfenster werden im Bereich der South Pacific Convergenze Zone auch für kürzer Strecken gebraucht. Die SPCZ verbindet sich immer wieder mit Fronten aus südlichen Tiefdruckgebieten. Das bringt erst nördliche dann westliche und südliche Winde. Zwar ist das regelmäßig auch eine Passatstörung und teilweise mit gestörten Winden, Squalls und Regen verbunden, aber nur durch diese Störungen ist es möglich im Bereich der Inseln zwischen Neukaledonien bis franz Polynesien auch nach Westen zu segeln, zumindest so um die 200 bis 400 sm. Selbst innerhalb von Inselstaaten wirst Du immer den Wind berücksichtigen, bevor Du los fährst, Segeln soll doch Spaß machen.
Solltest Du eine kräftige Yacht und erstklassiges Material im Überfluss haben und seid Ihr zusammen sechs harte Typen, die mal richtig intensiv boltzen möchten, dann habe ich Dir gerade die Zeit gestohlen.
Beate Schmandt, SV Kira von Celle z.Zt. Palau Micronesia