Es ist ein wenig Ruhe eingekehrt nach der hektischen Betriebsamkeit, die 1200 Mannschaften im Hafen verursacht, weil sie sämtlich zeitgleich am Sonntag den 20.11.2011 den Hafen zu verlassen hatten.
Es ist die Ruhe, die der Gewissheit entspringt, dass der Termin zum Aufbruch nach Westen eigentlich zu früh gewählt, um einen sicheren Rückenwind zu erwischen, der der Barfußroute ihren Namen gegeben hat: Passat heißt die alte Dame, die von schräg achtern schiebt, wenn man nicht zu früh losgefahren ist, denn es gilt die alte Regel, dass die Segel sich besser füllen, wenn man ein wenig später fährt.
Unter Seglern ist es Stand der Technik, dass zu frühes Losfahren schon mal bestraft wird, durch Flaute, Gegenwind oder gar die runden Hurrikane, die sich im Zielgebiet noch nicht zuverlässig ausgepustet haben.
Hingegen sind es andere Zwänge, die der ARC einen Zeitstempel aufgedrückt: Im Zielgebiet beginnt zu Christmas die Peakseason in Sachen Charter Business. Wer seine Flotte zu diesem Termin nicht vor Ort sauber geputzt in Stellung gebracht, der wird von den Marktbegleitern ausgelacht. Immerhin werden im Weihnachtsgeschäft die höchsten Preise per Koje erzielt.
So ist es kein Geheimnis, dass ein französischer Charter Skipper dieses Jahr bereits sein fünftes Schiff mit Chartergästen, Richtung Westen brachte, die im Rahmen der ARC für dies Ereignis gerne extra bezahlten.
Zudem ist es natürlich auch für Eigner und mitfahrende Crews äusserst attraktiv, Weihnachtsurlaub im Warmwasser zu verbringen, anstatt in einem an Häfen kargen kanarischen Insel Revier weiterhin in den Startlöchern zu kratzen. Für Menschen mit begrenztem Zeitbudget folgt das Leben eben anderen Regeln.
Das nennt man einen klassischen Konflikt!
So ist es kein Wunder, dass ein Grossteil des ARC Flottengeschwaders einem strengen Zeitdiktat zu folgen scheint, denn, wer jetzt noch in den Häfen liegt, verfügt recht offenbar über ein anderes Zeitpolster als Termine im Wochentakt. Das ist Fakt!
Hafen und Ankerreede von Las Palmas sind wieder wohlgefüllt, als hätte es keine ARC gegeben, weil die Yachten, die durch das Grossereignis wochenlang rigide aus dem Hafen verscheucht, nun wieder zurückgekehrt sind, an die Moorings und Ponton Stegplätze.
Deutlich, dass die Flotte sich verändert hat, Neubauten sind wenig zu sehen und auch in Bezug auf die Schiffsgröße ist wieder Normalität eingekehrt, denn es sind die Schiffe im Bereich von 30 – 40 Fuss, die uns normal umgeben, anstatt, wie bei der ARC, mit 49 Fuss als Durchschnittsgröße, ein Schiff von 32 Fuss als kleinste Yacht bereits mit einem Preis bedacht wird, nur auf Grund der geringen Größe.
Auf Reede und im Hafen herrscht beständiges Treiben, gegenseitige Besuche erkennt man an Pulks von Dinghies, die achtern in Bündeln bandeln und im Hafen sind Parkplätze plötzlich keine Mangelware mehr.
Obwohl zu bemerken ist, dass dieses Jahr erstmals die Marina durch Schranken und Kassenhäuschen vom öffentlichen Zugang abgetrennt und für die Parkminute EUR 0,02 5 zu leisten gewesen ist. Da haben die Spananier wirklich einen Vogel abgeschossen, denn heute wird in nahezu sämtlichen Marinas das Parken im Minutentakt abgerechnet.
Die Banner der Sponsoren oder Supporter sind eingerollt, die ARC Container mit Kran entsorgt, der Hafen ist auch optisch normal geworden.
Apropos Optik! Man kann´s kaum glauben, aber es gibt eine neue Hafendirektive: Wäschewaschen ist für Yachtie´s zwar erlaubt, aber Trocknen an Bord an Deck nun ein Vergehen! Wer dagegen verstößt, wird abgemahnt oder gar des Hafens verwiesen. Zu sehr scheint man besorgt, dass sich das Hafenbild veränderte in Richtung Zigeunerleben, angesichts einer von Spaniern ansonsten ausgeübten Wohn- und Landschaftspflege, schon fast eine Ungeheuerlichkeit.
Insgesamt hat sich für Segler auf den Kanaren die Situation ein wenig verlagert, Lanzarote mit den beiden Marinas in Puerto Calero und Rubicon besitzen enorme Attraktivität unter Seglern, dagegen ist Las Palmas ein wenig zurückgefallen, zumal im Club Varadero nun auch der Travellift demontiert, weil man dort offenbar das Club Gelaende erweitern will.
Pasito Blanco bleibt ein Wüsteneiland im Niemandsland, Puerto Rico steht offenbar kurz vor einem Besitzerwechsel, ein Werftbetrieb findet nicht mehr statt, weil Hotel und Appartment Anlagen dort nun andere Prioritäten setzen.
Puerto Mogan bleibt immer noch der schönste Inselhafen, dessen entfernte Lage wohl im kommenden Jahr durch einen Autobahnanschluss verbessert wird. Zudem ist hier immer noch der Fischereihafen mit Werftbetrieb und Travellift aktiv, heute der wohl einzig verfügbare Platz für Yachties, an ihren Schiffen noch selbst zu arbeiten. Unorthodox allerdings werden dort die Schiffe an Land abgepallt, für nervöse Mägen nicht unbedingt zu empfehlen. Ein Bock hier, eine Bau Steife dort, fällt das Schiff um, kucken alle dumm. Immerhin ist hier Travellift und Standzeiten an Land ausgesprochen günstig, weshalb der Hafen insbesondere für Segler mit geringem Budget interessant ist.
Aber Ängstlichkeit kann einen Tag auch unnötig versauern, meint
Peter Foerthmann