VASSILINGALOU – LEBENS – KÜNSTLER – UNTERWEGS
Eine geheimnisvolle Geschichte, die ich hier bruchstückhaft erzählen möchte, die sich mir, fast wie ein Lebenspuzzle im Verlauf von fast 4 Jahren selbst nur langsam erschlossen hat, denn sie kam langsam und zaghaft, Stück für Stück ganz vorsichtig um die Ecke: Sie begann im Jahre 2011 und handelt von SV Olgalou – Inga Beitz–Svechtarov GER und Vassil Svechtarov BG, wobei BG für Bulgarien stellvertretend steht, was ich hier nur der Vollständigkeit halbe nenne, weil ich das Kürzel selbst erst auffinden musste.
Sehr geehrter Herr Förthmann,
Ihre Hilfsbereitschaft und Kompetenz entnehmen wir diversen Foren, den hervorragenden Ruf Ihrer Windfahnensteuerung aus den begeisterten Mündern unzähliger Seglerkollegen und erlauben uns deshalb um Hilfe und Rat zu bitten:
Wir leben an Bord unserer NIC31 und sind damit seit zwei Jahren unterwegs im Mittelmeer in Vorbereitung auf eine erträumte Weltumseglung. Das Leben besteht aus Basteln, Sparen, Basteln und ab und zu natürlich auch Segeln. Eine Selbststeuerung haben wir noch nicht, denn das Budget erlaubt es nicht, oder wir hatten halt bis jetzt nicht so viel Glück, eine bezahlbare zu finden. Auch wenn nur eine sehr begrenzte Zahl Werkzeug zur Verfügung steht, haben wir mit Erfahrung, Kreativität und Durchhaltevermögen bislang unzählige und knifflige Aufgaben gelöst.
Wir sind Ihnen für jeden Rat und Idee – auch zum Selbstbau einer Windsteuerung – im Voraus dankbar, wünschen allzeit eine Handbreit und verbleiben mit freundlichem Gruß,
Inga und Vassil, S/Y OLGALOU
28.04.11, Poros/Gr, Werft
Eine Schleimer Mail mit dem Nah-Ziel, preiswert an eine Heckverzierung zu geraten? Nein – hier entwickelten sich die Dinge erfreulich anders, ungewöhnlich anders und wert, sie hier einmal zu erzählen.
Es ist der menschliche Umgang, der mir seit Jahrzehnten den Spass und Freude an meiner Arbeit immer wieder aufs Neue garantiert. In der Folge ergab sich stringent und logisch, dass Inga und Vassil schon bald mit einem windigen Piloten als Steuerknecht am Heck, beim Segeln fortan Steuerfreiheit geniessen konnten und recht flott dem Ausgang des Mittelmeeres Richtung der grausamen offenen See zustreben konnten.
Einige Mail Verkehre später, meine direkten Fragen nach dem woher, wohin, wieso, warum oder warum eben nicht – es formte sich bald ein Bild von zwei Menschen, das mir enorm gefiel. Wobei, halt Stopp: es war das Bild einer freundlichen jungen Dame mit einem Schattenmann, der zwar namentlich benannt, ansonsten aber nicht weiter aufgefallen ist. Es wurde mir allerdings angelegentlich versichert, dass Vassil sich stets an Bord befunden hat. In meinem Kopf entstanden eine Menge Fragezeichen ….
Jedenfalls war es bald nur noch ein kleiner Schritt, zu fragen, ob wir nicht gegenseitig Sinnvolles und Nützliches mit dem Spass verbinden könnten? Die Antwort kam zeichnerisch: das Geschäftsmodell als Flaschengeist war schnell in der Luft.
Das Windpilot Suchbild war Inga´s erster Streich, es ziert meinen Desktop, ist auf allen MacBook Air zuhause … und inspiriert zu ständig neuen Gedankenspielen, Frechheiten und Provokationen. Kurz, hier ergab sich eine famose Gelegenheit, beiden am Start-Up beteiligten Geschäfts Parteien, spielerisch und mit Lust, ein wenig im Leben weiter zu helfen – und kollateral bei Blog Lesern ein Grinsen auf die Gesichter zu zaubern, um trockene Sprache witzig zu unterfüttern.
Vergleichbaren Spass habe ich zuletzt mit Karl Heinz Schoenfeld erlebt, einem begnadetem Karikaturisten, der im Kielwasser des Axel Springer Verlags zu Ehren gekommen und heute, d.h. geschätzte 40 Jahre später, als Ex-Berliner nun Wahl Potsdamer immer noch mit spitzer Feder Politik und Wirtschaft ärgert, wenn er prägnante Gesichter zu-erkennt, die den Portraitierten keineswegs immer gefallen müssen. Kurz: ich gestehe, ich war elektrisiert und besessen, mir fürderhin weitere Themen auszudenken, um Inga ans Zeichenbrett zu komplimentieren, was sie mit erkennbarer Lust, emsig und akribisch – immer frecher zu Papier gebracht. Die Geschichte entwickelte eine Eigendynamik, die uns beide – also nunmehr uns drei – beflügelt, und deren Originale – stark vergrössert – bei uns einige Wände zieren.
Aber: der Hintergrund der Verbindung zwischen Inga und Vassil – blieb weiter im Diffusen: Vassilingalou – ein Name, ein Wortspiel, was versteckte sich dahinter? Inga war im Web zu finden, ihr künstlerischer Background schnell nachzulesen. Aber von Vassil kannte ich nur den Namen und Heimatland: Bulgarien – und klar, die Fotos, auf denen ein prägnanter Mann zu sehen war, der recht offenbar stets Lust zu Unfug und Schelmereien, erkennbar die volle Lebenslust versprühte.
Aber, welche Sprache spricht ein Bulgare an und unter Deck mit einer holden deutschen Dame? Liebe ist bekanntlich grenzenlos – und wo Sprache versagt, helfen Gesten und Gefühle – schon klar! Es ergab sich jedenfalls ein vier-jähriger Dialog mit Inga, in dessen Verlauf ich ein ungewöhnliches Pärchen begleiten und peu à peu kennen lernen durfte. Unser Geschäftsmodell trug Früchte, Inga´s Cartoons haben seither diesen Blog – wie ich es empfinde – liebevoll aufgewertet und verziert.
Die Segeltour, sowie das Leben an sich, nahm ihren Lauf, die OLGALOU wurde in die Karibik versegelt, die wilde Ehe mit Stempel und Sekt besiegelt. Erst vor wenigen Tagen habe ich von Vassil erfahren, dass Inga nun mit einem Doppelnamen im Schlepp unterwegs. I live and learn, es gibt eben auch Menschen, deren Namen man erst spät erfährt, obgleich man das Bild im Kopf bereits fertig geformt. Aufregendes Leben, immer wieder neu und schick sowieso…Es sollte nicht die letzte Überraschung sein.
Donnerwetter, denn Vassil erschien nun erstmals elektronisch in voller Grösse und ich konnte erfahren, welch schillerndes Paar hier zusammen gefunden hatte. Es war der Tag, an dem ich die Beiden fragte, ob sie nicht Lust und Laune hätten, zum Blog ein wenig mehr beizutragen. Eine Mail von Vassil in fliessendem Deutsch, ich war mehr als nur erstaunt. Noch dazu ein Text, aus dessen Zeilen die ganze Lebenlust tropfte.
Hier das Stakkato zweier Lebensläufe:
Inga Beitz 34 Grafikdesignerin und freie Künstlerin mit abgeschlossenem Studium an der Akademie der Bildenden Künste Maastricht, und Vassil Svechtarov 50, beruflich multibegabt mit willigen Händen und abgeschlossenem Studium an der Akademie für darstellende Künste in Sofia, der mit seinem Theater 25 Jahre in aller Welt herum gekommen ist. Inga und Vassil sind vor 14 Jahren aufeinander geprallt, haben schnell herausgefunden, dass sie als Team für ein Leben in dieser Welt aller bestens prädestiniert. Beiden lag die Liebe zum Meer in den Genen. Der Plan zur gemeinsamen Weltumsegelung war bald geboren: Vassilingalou – aha, soso, endlich erfuhr ich ein wenig mehr … was meinen Hunger allerdings nicht kleiner… hingegen noch grösser werden liess.
Mein Mini Schritt, die Beiden zu befragen, ob Sie diesen Blog nicht mit eigenen Geschichten befruchten mögen, öffnete einen Spalt in der Tür weiter als erhofft! Vassil erwies sich der deutschen Sprache in einer Form mächtig ist, die mich verblüffte, weil ich so enorm auf dem Holzweg gewesen bin. Seine liebevollen Geschichten rund ums Segeln, werden diesen Blog fortan in Co-Produktion mit Ingas Zeichnungen, verzieren und verschönern.
Auf Los geht’s Los! Oder wie Vassil schnell zu seinem alten Ego beigefügt: „Erst auf Los, du Idiot!“
Vassilingalou zaubern mir ein breites Grinsen im Gesicht, weil ich mich schon jetzt darauf freue, welche Lebensgeschichten hier nun bald zu lesen sind.
„Erst auf Los, du Idiot!“
Peter Foerthmann