PETER´S MEINUNG – EIN FORENBEITRAG
Der Diskussion Pro und Contra WSA würde ich gern ein paar sachdienliche Hinweise hinzufügen, ohne hier in den Verdacht von Promotion zu geraten. Logisch, eine Diskussion, bei der Standpunkte, einmal eingenommen, gern vehement vertreten werden, weil man am Stil der Argumente schnell erkennt, wo die Hose des Verfassers brennt, oder er sich verrennt, wenn er einige Fakten ggf. verkennt.
Ich bekenne, ich habe vor 30 Jahren des Nachts meine Kissen durch geheult, weil ich die Hose voll hatte, angesichts der Versprechungen der Produzenten elektrischer Zauberkästen, den Seglern dicker Schiffe unbegrenzte Steuerfreiheit auf See zu gewähren … zu Stromverbräuchen mit einer Null vor dem Ampère Komma. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen habe ich auf den finalen Tag meiner Existenz als Hersteller stiller Steuer Fritzen gelauert … und nicht gewagt, das Undenkbare auch nur ansatzweise zu erwägen.
Die Praxis however hat sich enorm rosig und entspannt entwickelt: der erregte Fight der beiden Fraktionen ist friedlicher Koexistenz gewichen, weil der Mensch – zumal der segelnde – von Natur aus faul veranlagt, jedenfalls, wenn er sich an Bord seiner Yacht befindet. Steuerfreiheit ist schon an Land ein geflügelter Begriff … auf See hingegen trägt die Faulheit jeden Segler fort, solange die Steuerfreiheit garantiert.
Nach 40 Jahre Bohren dicker Bretter habe ich dazu beigetragen, dass der Thematik der stillen Steuerfritzen zumindest das Mystische genommen wurde, denn Physik folgt klaren Regeln, die man sehr leicht versteht, zumindest wenn sie mal schlüssig erklärt – der Grund, warum meine Fachbücher SELFSTEERING UNDER SAIL heute in 6 Sprachen weltweit verbreitet sind … und verdeutlichen, dass HEXEN UND BLAUFÄRBEN heute nicht mehr gilt.
Ich informiere gern, auch ohne am Ende der Holzhammer eigener Promotion aus der Kiste zu holen, weil Segler als Schlauköpfe ihre Entscheidungen selber fällen können.
Aber ich möchte hier ein paar Dinge beitragen, die zu bedenken sind – ganz ohne hier zu polarisieren:
100% der Segler, die sich mit mir über mein Leib und Magenthema unterhalten, besitzen an Bord bereits einen AP.
Eine WSA steuert permanent – wohingegen ein AP nur im Bereich von ca 40% der Steuerzeiten aktiv agiert, weil ihm der Zwang zum Stromverbrauch auf den Hacken sitzt. Auch wenn´s weh´tut: beim AP verbleibt das Schiff in langen Zeiten ungesteuert, selbst wenn es von einer listigen Software clever dirigiert, am Ende die Batterie sich eben gnadenlos entleert.
KISS liegt uns allen als Grundregel schwer im Magen. Die Regel kann nirgend besser angewendet werden, als beim Steuern einer Yacht, man muss nur die AP Alternativen bedenken: Strombedarf an Bord muss dort auch erzeugt werden, ein anspruchsvoller Kreislauf, der keinen Fehler duldet – vor allem angesichts der vielen Stromverbraucherlein, die das Leben so angenehm machen, wenn man sich an Land an sie gewöhnt.
Alltagstauglichkeit einer WSA ist gegeben, wenn die Heckverzierung nicht das ganze Heck dominiert, wenn Pendelruder schnell in Lift Up Position verbracht … Hafenmanöver erlauben, ganz ohne dass es kracht. Hilfsrudersysteme sind hier klar im Nachteil, weil sie raumgreifend und mit zusätzlicher Lateralfläche, dem Skipper bei Manöver schnell den Schweiss auf die Stirn zu treiben in der Lage sind.
Tja und die Badeleiter Frage: Pendelrudersysteme sollten mittig montiiert, was sogar innerhalb der Badeleiter machbar ist, weil kein verantwortungsbewusster Segler einen Mann über Bord, über die Leiter achtern wieder an Bord zu holen versuchte, weil er dort vom Heck und Propeller schwerst lädiert, nur in Stücken wieder an Bord zu holen wäre.
Hydrauliksteuersysteme sind generell ein Problem, weil der meist vorhandene Ölschlupf jedes Steuersystem zur Verzweiflung bringt, weil eine Königsspeiche eben nicht vorhanden, somit ein Hauptruder nicht präzise festzusetzen ist. Auch AP, die ein hydraulisches Radsteuersystem zum Gegner haben, quittieren den Job mit enormen Stromverbräuchen, weil sie gegen Druckverlust im System gegenan zu kämpfen haben.
Investitionshöhe: ein WSA plus ein Schubstangen AP sind in toto stets preiswerter als ein Unterdeck AP, der im Netzverbund betrieben wird.
WERTVERLUST: eine WSA mit der richtigen Marke drauf, kann als Kapitalanlage betrachtet werden. Der durchschnittliche EBAY VK Preis einer 20 Jahre alten Anlage einer guten Marke… übertrifft nahezu regelmässig den damaligen Neupreis … auch wenn es mir meine Ohren manchmal zum Glühen bringt … die Nachfrage bildet den Preis … da muss auch ich manchmal tapfer sein.
LEBENSDAUER einer WSA: in der Regel hält sie bis zum ersten kernigen Ramming achteraus … was durchaus Jahrzehnte dauern kann. Siehe
Die SYNTHESE eines kleinen TP mit einer WSA ist ein Traumgespann, das schon viele Segler hat glücklich machen können, wobei der Unterdeck AP dann in den Tiefschlaf gehen kann.
Blauwasser contra Normalo Segler: die Lust zur Faulheit ist überall die selbe. Wer einmal ein Wochenende unter WSA erlebt hat, wird ggf. seine theoretische Meinung still und über Nacht revidieren. Wer beim BWS einen Fehler in der Planung macht …. beendet seinen Törn manchmal unverhofft schnell, rüstet sein Schiff auf … oder fährt nach Haus … aus die Maus.
Auf jedes Argument gibt es knallige Gegenargumente … das Leben ist eine nicht endende Abfolge von Kompromissen … und wer zwei Übertragungsleinen zu Rad oder Pinne als störend empfindet … für den ist vielleicht ein Motorboot die bessere Alternative … naja gut: ein wenig Spass muss sein…
meint
Peter Foerthmann
EPILOG: Hilfsrudersysteme, die lediglich von einer Windfahne ( ohne Kraftservo ) betrieben / angetrieben werden, besitzen ein Ruderprofil, das erheblich vorbalanciert ist. Dies gilt fuer Hydrovane und die alten Windpilot Atlantik Systeme.
Natuerlich koennte man das Hilfsruder zur Verbesserung der Manoevrierfaehigkeit auf engem Raum „frei“ drehen lassen …. allerdings nur solange, bis das Hilfsruder im Propellerstrom ggf. überkritisch Eigenbewegungen vollzieht… mit der Folge, dass dann das Manöver komplett in die Hose geht, weil sich das Hilfsruder quer gestellt. Dies ist der Grund, warum Hersteller von Hilfsrudersystemen meist die Empfehlung geben, das Hilfsruder unbedingt festzusetzen.
Aber das Thema hat bei Langkielern noch eine Zuckerseite: achteraus Fahren mit festgesetztem Hilfsruder wird plötzlich machbar, weil das Heck durch den Propellereffekt nicht mehr so schnell zur Seite verzogen wird.
Noch ein Gedicht: es gibt hunderte von VEGAS, deren Eigner graue Haare wachsen, weil das Hauptruder vom Propeller nicht angeströmt wird ( weil der Prop hinterm Ruder liegt ), mit der Folge, dass Hafenmanövern zum spektakulären Hafenkino geraten. Mit einer Hilfsruderanlage am Heck können Vega Eigner plötzlich souveräne Manöver fahren, weil der Prop dann auf das Hilfsruder trifft, das über die Pinne zum Steuern der Manöver verwendet wird.
Mein Rat also: voooorsicht, ansonsten verlaeuft das Manöver nach dem Motto: kernig gerammt ist besser als lahm angelegt… und gerät zum unterhaltsamen Hafenkino… ohne GEZ … besonders nett.