Marketing von WSA

AUFRUHR IM GEMÜSEBEET – EINE BREITSEITE

Wie bringe ich meine Marke in einer Wassernische nach vorn, die abseits jeder Norm, in der die Zielgruppe nonkonform, zudem auch noch schillernd in Bezug auf das Sozialgefüge ist? Wie errege ich Interesse für ein Produkt, das still und leise seinen Job verrichtet, derweil der Skipper lesen, lachen oder andere Sachen machen kann, weil er nicht am Ruder festgenagelt ist? Ein Cartoon schafft das wortlos, kann Grinsen auf Gesichter zaubern und Türen in Köpfen öffnen, die ansonsten verschlossen und verriegelt bleiben. Dieser Trick ist mir Vergnügen, Pflicht und Kür, mit Inga´s Hilfe habe ich diesen Spaß seit Jahren im Visier.

Sachlich faktisch bewege ich mich auf sicherem Boden, vertraue auf die Physik und den Segler Segen, der die Botschaft meiner Marke weiter trägt … ohne dass ich mich vom Stuhl bewege. Word of Mouth arbeitet zuverlässig – seit Jahrzehnten. Ein schönes Tool, das mich leben und arbeiten lässt. Keine Beschwerden whatsoever von meiner Seite! Abgesehen von den sozialen Kollisionen!

Es rückt also, ebenso unweigerlich wie stringent, ein Thema voller Petitesse ins Visier, das mir in Bezug auf mein Marktverhalten im nassen Element, hier und dort Kopfschmerzen verursacht. Wie schleiche ich mich – ausser mit Cartoon´s – am besten in Segler Köpfe rein? Oder besser: was macht mein Wettbewerb, um sich an den Hecks von Schiffen Vorteile zu verschaffen? Klar ist er versucht, Besonderheiten auch besonders zu beleuchten, was widerum zu Klarstellungen Anlass gibt:

Hydrovane

Messen, Inserate, Magazin Diktate bringen uns zum Gähnen, das haben wir alle schlau erraten, geschluckt verdaut, kennen die Tricks, Eintrittspreise und Monetarisierungsfallen, wissen, dass ohne Knete gar nix geht. Denn das sind die Kraken und Fallen der Marktwirtschaft, bei der ohne Dollares nix funktioniert. Nach 220 Aufenthalten in internationalen Messe Gefängnissen … und nun seit 17 Jahren von deren Kostenlast befreit, kann ich die Kosten-Nutzen-Analyse ohne Taschenrechner repetieren. Meine Meinung ist in Granit gemeisselt: Messen als Vertriebs Bühnen und Ego Spiegel haben ausgedient, das Netz ist schneller, die Informationen dichter, effizienter und persönlicher, zumal Werbungskosten ohne Messen, Schwindel verursachen können, weil sie den Verkaufspreisen nicht mehr zuzuschlagen sind. Eine Kostendiät der Extraklasse, was meine Preisliste von Januar 2016 spiegelt, die auch für 2020 noch Gültigkeit besitzt. Ein schneller Blick in gegnerische Messekalender offenbart, dass Kosten des Vertriebs vermutlich überproportional in Preislisten eingearbeitet sind.

Der Vergleich eines Bürokratiemonsters BOOT, mit der US Sailboat Show in Annapolis kann Schluckauf erzeugen, weil Aufwand und Ertrag diametral einander entgegen stehen, vom Charme einer Messe nicht zu reden. Eine Zeltstadt, deren Wände an Parkuhren festgebunden sind, eine Application form, auf dem ein Kreuz genügt, bringen dem Veranstalter bis heute volle Kassen, derweil der Aufwand bei maximalem Spass, dennoch niedlich bleibt, zudem Facillities für Parking, Food und Overnight fuss- oder dinghy-läufig zu erreichen sind. Eine Show for Sailors only, einem Publikum, das vor Fachkenntnis strotzt, deren Schiffe draussen in der Bucht am Anker drehen, von wo sie mit dem Watertaxi zur Messe schaukeln können. Das ist der ideale Platz zur Ausstellung von Heckverzierungen. Für Powerboater, eine Woche zeitversetzt, gilt das Gleiche: Qualität vor Quantität. Für europäische Veranstalter insgesamt ein Schreckgespenst, weil man hier einem anderen Ansatz folgt, da bei uns einzig Interesse am Wasser wichtig, das man besegeln, betauchen, bepaddeln oder auf Bühnen besabbeln kann, solange nur das Medium Wasser als Publikums Magnet wichtig, zumal der Rhein ja auch noch neben den Hallen fließt. Sarkasmus? Realität!

Print führt gegen Online den letzten Kampf, weil Papier das Rennen um Aktualität bereits verloren hat, bevor es Rücken an Rücken dem Staub in den Regalen überlassen wird … oder gibt es einen neuen Trick, Bücher qua Download zu entstauben oder upzudaten? Verlage wissen und resignieren: der Kampf ist verloren, was lieblose Cover schon mal spiegeln. Der Wettlauf Kosten intensiver Redaktionen, die zur Erstellung von Content Ressourcen, egal aus welcher Nische, zu verdienen haben, ist kaum noch zu gewinnen, weil Blogs jeden Genres, mit Emphase betrieben, Content jederzeit kostenlos und aktuell bedienen, zudem laufende Bilder die Nächte verkürzen. Das alles bei weit geöffneter Kostenschere, weil Redakteure um ihr Leben zu schreiben haben, gleichwohl im Unterhemd an ihren Tastaturen schwitzend, Qualitäts Content zu liefern haben, bei dem jede Zeile zu sitzen hat … weil ansonsten keine Knete fließt, falls sie als Freelancer unterwegs. Ein Teufelskreis, bei dem schon mal Messer und Zähne blitzen.

Print versus Internet

Also Sponsoring? Ein Wort, das uns allerorts umschwirrt, das vom Prekariat mit Geld, das vom Himmel fällt, sublimiert. Schlauköpfe kennen die raffinierte Umverteilungsmethodik, um eine Marke im Unterbewußtsein von Konsumenten zu verwurzeln oder zu implantieren, um die Entscheidungszentrale zu narkotisieren, alternativ zu beflügeln, kleine Schwester von Influencern, ohne lange Beine dran – wohingegen bezahlte Werbung, als grosser Bruder, den gleichen Job mit der Holzlatte erledigt.

Sponsoring

Das Dogma hat einen Namen: Der Dumme bezahlt! So ist das jedenfalls gedacht. Klappt latent, weil die Umverteilungsmaschine Teil unseres Leben und unserer Wahrnehmung geworden ist, Cookies und App´s sei Dank. Der Einsatz steigt proportional zur Anzahl von erreichbaren Augenpaaren, was an den Hits einfach abzulesen ist. Google hat´s vorgemacht! Entscheiden wir noch selber, oder sind wir bereits narkotisiert? Zielgruppe heisst das Zauberwort und es wird schnell klar, warum Sponsoring zu einer Wissenschaft geworden ist, bei der Informationen über Kopfinhalte zu den Big Data gehören. Nicht wahr: Socken braucht jeder, einen Bentley allenfalls stundenweise, um sich vor dem Blech selbst abzulichten und aufzuwerten. Besser schon die Gleichung Ratz Bull und Ballspiel, wo es viele trockene Kehlen gibt und Klickraten kleinzellig in Dosen den Cash Flow für die ganze Massnahme beschaffen kann. Ein geöltes Perpetuum Mobile mit Einzugsermächtigung zu Köpfen, Smartphones und Konten … zum Glück fehlt vielfach die Zeit – zum Denken!

Auf den Segelsport in Deutschland übertragen, stockt der Atem, denn hier wird die Sache übersichtlich, um das Wort traurig nicht zu strapazieren. Weshalb auf offener Bühne das Trauerspiel zu sehen ist, dass mit Sponsoring bei uns, im Gegensatz zu Frankreich, nur schwer ein Blumentopf zu gewinnen ist. Ob Boris Herrmann mit Greta und Monaco im Gepäck, die Verhältnisse wird drehen können? Wir werden es erleben, die Zeituhr tickt, schon ein Satz neuer Unterwasserflügel soll TEU 600 kosten. Die Wasser Schlachten werden durch gigantische Budgets entschieden, bei denen ein Schiff von heute einen Tag später zum alten Eisen gehören kann, derweil die Budgets um die Ecke verschwunden … weil kaum noch umzuverteilen sind. Kann, will oder muss eine Nation auf diesem Spielfeld Sponsorengeld investieren und ggf. verlieren, wissend, dass die Zielgruppe einer Mickey Maus nicht unähnlich ist? In Bezug auf Old Germany eine Automatikfrage, weil die Antwort jeder kennt: der Sponsor steht stets im Unterhemd, das Geld ist weg, Erklärungen werden stoisch von Pressesprechern vorgelesen. Wolfgang Quix ( 82 ) hat in dieser Sparte lebenslang Erfahrungen vorzuweisen, seinen Lebensunterhalt dagegen, hat er mit Assekuranz verdient.

Ohne die Sache zu verkomplizieren, hilft der klare Blick auf Zielgruppen, um Zusammenhänge über den Wert der Mittel zu knüpfen, die hier investiert werden – sollen! Hunger und Durst, Klamotten, Schuhe, Schönheit, Autos und Versicherungen benötigt jeder, weshalb Werbung und Sponsoring massentauglich ist, weil sie überall und immer trifft, die Etats kleinzellig verteilt, zu zahlen sind – mit einem Burger am Drive Thru ist man schon dabei.

In Bezug auf Segelsponsoring ist die Zielgruppe schlicht zu niedlich, weder durch FB und Co, noch Media Partner, die sich als Multiplikator gern vor aller Füsse legen, um, vermeintlich listig und unbemerkt, in Lee eine Optimierung eigener Klickraten zu erstreben, können dies nachhaltig verändern. Selten sind genügend Hits zu generieren, um grosse Sponsoren samt Marketing- und Rechtsabteilungen auf´s Glatteis zu verführen. „Dat ward nix“, würde Klein Erna sagen, meine lebenslange Lieblingsfreundin.

Ist es nicht eigenartig, dass im Marktbereich von Windsteuersystemen einige Menschen – oder Marktteilnehmer? – glauben, die Zusammenhänge von Sponsoring und Werbung auf den Kopf stellen zu können? Ich habe mich – vermutlich unbemerkt? – nun ans Thema herangeschlichen!

Meine Erfahrungen mit Sponsoring sind deutlich negativ und nachlesbar ( s.o.). Ich habe in 2018 dennoch gegen meine Prinzipien verstossen. Es ist der Politik eines Wettbewerbers geschuldet, dessen Marketing ungewöhnliche Kapriolen geschlagen hat, weil er mit Mitteln, die nicht die meinen sind, versuchte, eine Alleinstellung im Markt zu erreichen, oder sollte ich sagen: einen Elektrozaun vor dem bösen Wolf zu errichten? Die Geschichte geht so:

Wenn man, anstelle mit grosser Gieskanne, an Veranstalter von Flottillen Fahrten kleinzellig Sponsorengeld zusteckt, und sodann für moderate Beträge, vermutlich im Bereich von € 5.000, im Gegenzug exklusiven Zugang zu Veranstaltungen und Seminaren erhält, diese Massnahme sodann mit Verkaufsrabatten anhübscht, um am Ende dann – wie bei einer Butterfahrt – seinen Bauchladen zu präsentieren, fehlt nur noch das Tüpfelchen auf dem I … dass z.B. der Veranstalter genau jenes Produkt durch besondere Regelunterstützung favorisiert … indem er das Vorhandensein eines Notruders in Teilnahmebedingungen implantiert. Eine Monetarisierungs Massnahme Erster Klasse, der ich hier mein Kompliment ausspreche. Zumal es ja hier insbesondere um die Sicherheit der Segler geht! Wer würde da zu widersprechen wagen – honi soit qui mal y pense? Alles eine Frage der Verkaufsargumente, die ja jeder Anbieter selbst gestalten kann.

Bei ARC, Pacific Puddle Jump, Baja Ha-Ha und Salty Dawg hat´s offenbar geklappt … warum also hätte es im Golden Globe Race nicht ebenfalls funktionieren sollen? Die Gründe dafür sind, für den Veranstalter weniger schmeichelhaft, nachzulesen, weil Windsteuersystemen im GGR eine eminent wichtigere Bedeutung besitzen, als dass man hätte durchgehen lassen können, dass der Veranstalter hier nach eigenem Gutdünken den Wünschen seines persönlichen Sponsors gehorsam Folge leistet. Womit meine Entscheidung hinlänglich begründet sein mag. Ich habe gegen den massivem Widerstand des Veranstalters, fünf Segler direkt unterstützt, um auf einem Regatta Parcours der härtesten Art, auf offener Weltbühne, die wichtigsten Windsteuer Systeme einander in Vergleich zu stellen. Vermutlich hat es noch niemals eine vergleichbar paradoxe Situation gegeben, dass zwei Sponsoren Modelle derart direkt einander gegenüber gestanden haben: einem Sachsponsor für die Segelmatadore gegen den Sponsor eines Veranstalters, der die Regeln macht. Ein Konflikt, der die ganze Veranstaltung überstrahlt.

Die Ergebnisse sind im Windvane Report nachzulesen.

Windvane Report

Glückliche Fügung, dass kollateral die unschöne Marketing Massnahme eines anderen Wettbewerbers, im Gespann mit dessen US Zwilling, ebenfalls begraben werden konnte. Das vor 20 Jahren erfundene sogenannte BAD WEATHER PROBLEM hat sich von alleine konterkariert, eine Erfindung einzig und alleine erdacht, um den Ruf eines Wettbewerbers zu schädigen, um das eigene Produkt als in schwerem Wetter einzig sicheren, zu proklamieren. Nach 20 Jahren ein Befreiungsschlag.

Peter Matthiesen 2019

Der Aufruhr im Gemüsebeet wäre unvollständig, ohne auf die vielen Nachbauten meiner Systemsprache zu verweisen, deren Geschichte heiter klingen mag, deren harter Kern gleichwohl wenig erfreulich ist. Alles nur, weil einige Wettbewerber dachten, meine Marke wäre zu mächtig geworden? Hej … hier arbeitet nur ein Mann mit seiner Frau!

Intrigen und Copy Cat

Fast schon vergessen, dass ich in 1998 am High Court in London eine schicksalsschwere Schlacht – a singlehanders lonely fight to resolve a problem in marine business – zu bestehen hatte, deren Folgen mich mein Verhältnis zu den medialen Berichterstattern haben brutal überdenken lassen. Das System friedlicher Koexistenz zwischen Hersteller und Journalisten ist seither aus der Balance geraten und letzter Grund, einen Blog zum Thema Heckverzierung auf Kiel zu legen, der nun bereits 10 Jahre am Leben ist.

Mein Kampf

Wenige Stunden alt sind Berichte von BOOT Messebesuchern, die vom Flurfunk bei einem Wettbewerber berichten, der Gerüchte von Lieferschwierigkeiten bei Windpilot kolportiert bzw. lanciert. Einen Schritt weiter ist seit kurzem in einem US Forum thread zu lesen, dass Windpilot sich in „receivership“ ( unter Insolvenzverwaltung ) befinde …

Ich frage mich und Sie … soll ich dies als Verzweiflungstat bewerten, oder einfach nur ruhig weiter meine Bahnen ziehen … als wäre nix geschehen? Wie bei Findus im Gemüsebeet?

Hamburg 02.02.2020
Peter Foerthmann

2 Antworten zu Marketing von WSA

  1. Thomas SV Rødspætten sagt:

    So wie ich Dich kenne, steht die konkrete Antwort auf Deine Frage bereits im 2. letzten Satz oben. Hast Du eine andere Antwort überhaupt nötig? Sicher nicht. Lass Deine Produkte unbesehen von diesen Gerüchten einfach weiterhin erfolgreich ihre Spur durchs Wasser ziehen. Einfach so.

  2. Wolfgang wappl sagt:

    Da diese unfairen “Mitbewerber“ alle anglophon sind sollte eine einfache Geste, von denen “one-finger-salute“ genannt, ausreichen…

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