MÄNNER UNTER SICH
Als Morphy auf dem Bananen Dampfer war ich als Blitz verschrien, was mir keinesfalls ein Vorteil schien, obgleich ich mit blauen Augen jeder Volte immer nur das Positive abgewinnen wollte. Ich war der Blitz auf allen Deck´s, wenn´s Ärger gab, war ich am schnellsten weg. Unter Deck hingegen, auf engen Gängen lief ich dem Feind immer wieder in die Fänge, gleichwohl ich eigentlich bass erstaunt, weil ich ehrlich daran glaubte, dass man einen aufgeweckt fröhlichen Fritzen – mich – eigentlich doch gar nicht sein Herz hätte verweigern dürfen. Cognitive Dissonanz war schon damals für mich ein Tanz, den ich nicht gewinnen konnte, weil ich als Menschenzufriedensteller unter Wölfen noch heute eine Fehlbesetzung bin, wohingegen ist als Wortblitz glänzend konnte, was mir damals nur rückwärts half, da ich unverstanden am unteren Hierarchie Zipfel angesiedelt, ständig um mein Leben rannte.
Also Kapital Irrtum, wie ich heute weiss, weil jeder Scheiss mit meinem Schweiss … geschrubbt, gewienert, kurz: beseitigt werden musste … von unteren Rängen … von Morphy Blitz … der unausweichlich als Opfer dummer Machtsperenzchen den Scheiss Haus Ritzen Putzer geben musste – den Morphy eben. Das Siegergrinsen in den Augen der Herrschaften im Bord Revier hat Brandspuren – breit wie Scheisse – in meiner Püsche hinterlassen. Eigentlich ein Fall für Trauma Trüffelschweine.
Wir wissen: Machtspiele und Imponier Gehabe finden vorzugsweise auf der untersten Ebene statt – z.B. einer Toilette, die als Exerzierplatz so gern gewählt, weil man dort subalterne menschliche Leidensfähigkeiten am besten testen, und sie dort so grandios still quälen und erniedrigen kann. Wertschätzung der besonderen Art! Eine Lektion, die lebenslange Spuren hinterlassen kann – ohne Viren zu inhalieren oder Böses zu konterkarieren oder – zeitversetzt – in eigenen Verhaltensweisen zu reinkarnieren, wenn man endlich am dickeren Ende der Machtspirale sich angekommen fühlt. Gar nicht mein Ding. Machtspiele auf der Toilette begleiten uns wie der Wind, den wir dort vermissen, der dort eigentlich dauerhaft durchlüften sollte. Hinterlassenschaften als duftende Form von Geringschätzung – eine Formel, die man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte … naja … besser nicht!
Ich habe der Männergesellschaft auf See mit Begeisterung den blanken Arsch gezeigt, nicht nur deren Hinterlassenschaften wegen, sondern vor allem, weil ich den Macker Strukturen nicht dauerhaft und fürderhin weiter meine Aufwartung machten wollte, besser konnte. Ein Kotau an der richtigen Stelle ist schlau, auch wenn der Magen gerade mau, er war hingegen für mich gleichwohl niemals akzeptabel, weil mir der Respekt dafür so völlig fehlte. Haut ein Macker auf die Kacke, weil er dumm denkt, als Verhaltens Bademeister den Oberwasser Hammer in der Hand zu halten, dann helfen nur Fluchtinstinkte – oder schlaue Gegenaktionen – um dem Agitator die Harke zu zeigen, die ihn zu Boden zwingt – die ihn gründlich blamiert – z.B. indem der Morphy die Kloschüssel auf dem Dampfer rigoros vom Sockel demontierte, sodass sie kippte, samt dem Mannemann, der so stolz darauf trohnte, eine ferkelige Angelegenheit, zumindest, allerdings mit dummen Folgen, denn ich bin der vorletzte Lacher geblieben. Immerhin: Sarkasmus ist das Mittel von Siegertypen, denn, nicht wahr: irgendwann verliert jeder sein Gesicht. Ich war´s nicht!
STEHPISSER, DER UNSICHTBARE FEIND
Die Kultur in Sachen Hinterlassenschaften zeigt in besonderem Masse soziale Umgangsweisen sowie fehlenden Respekt der menschlichen Rasse gegeneinander – nicht wahr, weil wir täglich auf´s Neue zu erfahren haben, welche Abgründe hinter verschlossenen Türen lauern. Tiere sind dagegen manchmal die besseren Menschen.
Meine Mami hat das elegant und rigoros gelöst, ihr Spruch klingt bis heute: Hinterlasse den stillen Ort, wie du ihn vorgefunden hast: unberührt. Die Konsequenzen waren damals gnadenlos: ich wurde an den Ohren zum Ort des Verbrechens gezogen, um nachzubessern, bis es blitzte. Eine Lektion, die sich final gelohnt, sie hat mich zeitlebens zum SitzPisser werden lassen, zumindest in geschlossenen Räumen.
Womit wir die Kurve zur Sonderlebenszone Segeln elegant genommen haben. Denn an Bord lauern ganz andere Konsequenzen und Gefahren auch im Freien … nicht nur beim Pinkeln. Der Hamburger Segler Martin S. hat dies vor Jahrzehnten zu seinem Nachteil erfahren müssen: seine LM 32 ist, stur vom Windpilot auf Kurs gehalten, in Dänemark am Strand „angekommen“, ohne Skipper. Durchaus denkbar, dass auch Eric Tabarly auf diese Weise sein Leben verloren haben könnte … zumal die SV PEN DUICK, wohl der besseren Linie wegen, ohne Seezaun unterwegs gewesen ist.
UND EWIG KÄMPFT DAS WEIB
Wer unter Deck seinem Zwang zum Stehen nicht widerstehen kann, der sammelt vermutlich stille Feinde, solange er die viele Tropfen, die den Stein – oder die Panele – höhlen, nicht wegzuwischen bereit oder sich in der Lage fühlt, weil dies unter der eigenen Würde ist? Hier wird ein Machtverständnis offenbar, vor dem man sich offen oder still abzuwenden hat … je nach gesellschaftlichem – oder familiärem Rang – wird dieser Zwang still begriffen, akzeptiert, oder hinterher auf´s Brot geschmiert, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet, also z.B., wenn der Haussegen ohnehin schief oder man in die Zielgerade zu gehen plant: die Scheidung mangels multipler Achtung – also Ächtung, wenn sowieso nix mehr zu retten ist. Beim interaktiven familiären Gross Reine Machen halten Steh Pisser einen veritablen Platz auf der Liste der angesammelten Fehlverhaltensweisen.
Mein Weib kämpft vehement im letzten Hemd an vorderster Front – wer unsere stillen Orte zu besuchen plant, bekommt unmissverständliche Hinweise, gemischt mit der Drohung, die Nutzung anschliessend zu kontrollieren. Normale Reaktion der meist verdutzten – scheinheiligen – Gegenüber: keine Sorge, wir sind zahm, wissen, wie man sich zu benehmen hat. Es muss also Trotz gewesen sein … wenn denn immer wieder die Versprechen gebrochen werden, frei nach dem Motto: und hier zeige ich Dir, wer der Chef auf Deinem Klo gewesen ist. Volkssport der besonderen Art, an jeder Autobahn, im Gästeklo oder Marina Toilette zu besichtigen. Ein Grabenkampf der besonderen Art, bei dem man engste Freunde als intime Feinde kennen lernen könnte, wenn man es wollte, weil Geringschätzung sogar wortlos lügt, und der Tatort Cleaner seine Abneigung stets auf Neue zu überwinden hat. Oder macht ein Verbot alles nur noch wertvoller? Ich bin vollends verwirrt. Anscheinend sind wir als Doppel Don Quichote unterwegs!
Der langen Eloge kurzer Sinn: Setzt Euch hin, es ist der geringste gemeinsame Nenner, der Respekt vor dem Gegenüber, was durchaus zum zarten Beginn einer Freundschaft werden könnte. Zumindest eine Einigung auf dem niedrigsten gemeinsamen Nenner …. über die Nutzung einer Toilette.
Das musste ich mal loswerden … obgleich ich doch eigentlich von Seglern eine so gute Meinung kultiviere …
Peter Foerthmann