TACH´ ZUSAMMEN,
mein Name ist MORPHY BLITZ, ein Name, der an mir klebt – wie das Glück – der mir allerdings aus nackter Verzweiflung verliehen worden ist, quasi als letzte Drohung, um mir klar zu machen, dass ich lieber aaaartich zu sein habe – man mich ansonsten wegzugeben plane. Ich habe das meinem Muttertier allerdings nie geglaubt, weil ihre Augen und das Grinsen, bei ihr eher Stolz und Bewunderung vermuten liessen – weshalb ich munter immer weiter die Nervensäge gespielt und es damit zu bemerkenswerter Fertigkeit gebracht. Ausserdem: wo bitte schön, hätte man mich denn hingeben sollen? Nee, dass war nur ein Tríck, um mich zu bändigen, damit hat meine Mami ganz allein fertich werden müssen – hat sie fabelhaft hingekriegt – wie ich das heute sehe – ein Prachtkerl, wie ihn sich jede Mutter, Schwiegermutter und Fr … nee, das lass ich jetzt – ersehnt.
Geschichten erzählen, das habe ich bei meiner Mami abgekuckt – hat immerhin ihr ganzes Leben in vielen Leitz Ordner hinterlassen – zur gefälligen Belastung – ooopps: Beachtung! Heute würde man wohl von Genen reden – damals allerdings fand ich Märchen besser, von denen ich prächtige auf Lager hatte, zudem dauerhaft neue produzierte und damit kollossale Erfolge habe erzielen können. In der Schule, bei den Tanten, vor allem jenen, an denen meine Mami ihre Kunststücke versuchte: Hämopathi … nee Homöpattie … ach, egal, das Ding mit den MickeyMaus Wirkstoffen, wo Glaube die Chemie zu ersetzen hatte und mit Rauchen und anderen Lastern, sowieso nix geht.
Besonders fasziniert war ich von einer kollossale Dame mit enormer – bebender – Oberweite, die mich immer wieder freudig an dieselbe gepresst, was für mich irgendwie neu, aber garnicht unangenehm gewesen ist. Ich war früh interessiert – besonders allerdings, nachdem sie mich mit einem Bündel Frei Fahrscheine für die Fahrgeschäfte von Schippers von de Ville auf dem Hamburger Dom unterworfen, nee: korrumpiert hatte. Sie konnte offenbar Gedanken lesen. Ich war fortan ihr ständiger Schatten, habe bei meiner Mami die Behandlungs Termine koordiniert und darauf geachtet, das sie mit den Dom Zeiten harmonierten – wo ich dann, als Dreikäse Hoch von 6 Jahren wie Lord Kotz, endlose Runden in Walzerbahn, Achterbahn und Scooter drehen konnte, bis mir alles wieder hoch gekommen ist. Meine Mami hatte unsere Wohnung strategisch gut gewählt, wir wohnten in der Esplanade, also nur den Glockengiesser Wall mit dem Roller rauf – ein paar Gutscheine gegen Fahrvergnügen eingetauscht – und dann, leicht schwindelig, immerhin abschüssig, wieder in den heimischen Bau gerollert bin – zufrieden grinsend – um für ein paar Augen zu schlafen, denn der nächste Abenteuer Tag wartete schon, und Gutscheine hatte ich Bündelweise. Damit waren 4 Monate von 12 bereits bestens ausgefüllt.
Schule? Jaja, da war ich auch: mit dem Roller zum Dammtor – S-Bahn nach Klein Flottbeck – Rollern durch den Park – Schule an der Elbchaussee mit Blick aufs Wasser … irgendwas ist damals schief gelaufen … das Wasser hat mir den Kopf verdreht, obwohl ich mir habe sagen lassen, dass ich im bürgerlichen Leben ein Schmutzfink gewesen bin, der locker zwei Wochen ohne Badewanne ausgekommen ist. Waren die Leute dumm? Ich hatte zum Waschen einfach keine Zeit. Es gab regelmässig Theater, mit dem Ende, dass ich dann geschnappt worden bin, mich nach Kräften gewehrt, geschrien … aber natürlich gegen die blanke Gewalt meiner Erzeugerin .. nix habe ausrichten können. Unterordnung hat nur geklappt, weil ich physisch noch nicht entwickelt war … und weil man ja gegen eine Dame, auch wenn sie die Mami ist, niemals die Hand erhebt. Erziehung funzte.
Ich empfand mich als aufgewecktes Kerlchen. ich bin überall immer zu schnell gewesen: Zu schnell da – zu schnell wieder weg – hibbelig bis ungeduldig – vorlaut, frech, und besserwisserisch sowieso. Heute jedenfalls würde man derartige Satansbraten chemisch mit Psychopharmaka auf die Pelle rücken – zum Glück für mich, war meine Mami eine Abrakadabra Tante, d.h. wir mussten von Müssli, Brennesseln und Wurzeln satt werden, überall stand Demeter drauf, sah entsprechend welk und vergammelt aus, hat ein Heidengeld gekostet, aber das war sowieso nicht da, denn – wie ich erinnere – wurde unsere Miete immer erst gegen Monatsende bezahlt, ein Dauerzustand, der aber keinen Einfluß auf Essen und Blumen in der Wohnung hatte, die überall Bündel weise in den Vasen standen. Irgendwie hatte meine Mami eine gespaltene Persönlichkeit – die logische Erklärung für mein eigenes Verhalten, denn auch in meinem Leben konnte wirtschaftliche Not nie bis hinter meine Tür vordringen. Irgendwo muss einfach eine Grenze sein.
MORPHY BLITZ hat auch bei der Seefahrt seinem Namen mehr als Ehre gemacht, hat mir viel Ärger eingebrockt, erinnere mich ungerne. Klappe halten ist eben eine harte Disziplin, weshalb ich viel auf dieselbe bekommen habe und immer mal wieder auf die Brücke in Sicherheit geflohen bin.
Um die Geschichte hier abzukürzen: ich habe immer wieder festgestellt, dass ich mit Langsam Denkern nicht mithalten kann, mir darum in aller Ruhe einen Beruf ausgesucht, der mir genügend Freiraum verschafft, vor allem die Freiheit, mich auch auszudrücken, Dinge zu artikulieren … und keinesfalls stromlinienförmig zu mutieren. Ich bin also als Zwilling durch Zellteilung entstanden, wobei ich als MORPHY BLITZ wie ein Herdenhund, ab sofort überall rumflitze, hier und dort in die Hacken beisse, unter Zäunen hindurch krieche … oder drüber weg … was mein Alter Ego nicht so gelenkig kann, wie ich. Darum nehme ich ihm hier ein wenig die Arbeit ab, und versuche da einzuspringen, wo ihm die Sprache versagt, oder er sich nix zu sagen wagt … ob es das wohl gibt? Lassen wir uns überraschen!
Ihr Morphy Blitz