Unter Lemmingen

AUS DEM MASCHINENRAUM REINER LEBENSFREUDE
Das sind meine Gefühle, wenn ich mit Seglern rund um den Spielball Ping-Pong spiele. Worum es geht? Das weiss jeder, der diesen Blog beklickt. Hier gibt es Klickzeug nach Lust und Laune, man kann sich informieren, inspirieren, oder man will weniger transpirieren, weil der Steuermann oder seine feminine Regierungszentrale am Ende ihrer Kräfte angekommen sind – sie sich vermutlich final nach Steuerfreiheit sehnen, oder weil der elektrische Zauberkasten seinen Dienst quittiert. Irgendwann fällt der Groschen – und das ist dann meine Stunde – ein schneller Blick in die Runde – dann schlage ich zu – im Stakkato, oder im Dreiviertel Takt, mal ausführlich oder aber abgehackt – jeder nach seinem eigenen Takt.
Bis zu fünf Dialoge mit meinem jeweiligen Gegenüber empfinde ich als ganz normal – bei 10 Mailwechseln ziehe ich schon mal die Augenbrauen hoch – ab 20 wird es dann interessant, weil ein Wettlauf angebrochen scheint, ob man Peter nicht doch einmal zum Schweigen bringen kann – kann man aber nicht, weil der Bursche schon mit 3 Jahren sein Muttertier durch Widerspruch ins Rasen brachte und wirklich nur final die Klappe hielt, wenn er müde oder es wirklich nix mehr zu erwidern gab. Einsamer Spitzenreiter im Strapazieren meiner Nerven: ein Schlaukopf aus Canada, der mit mir den gesamten Markt durch deklinierte, danach von der Länge seines Kielwassers Zeugnis ablegte, mir sodann die Familien Saga vor die Füsse legte … um mich dann final zu befragen ob ich seine kommende Reise wohl würde sponsern wollen – würde oder wollte ich aber nicht! Mir wurde sodann der volle Respekt gezollt … und ohne weiteres Zögern oder Zaudern ein windiger Pilot gekauft. Eine Geschichte, mit der man ein Buch hätte füllen können.
Der langen Geschichte vergleichsweise kurzer Sinn: es gibt auch Gegenbeispiele, vorzugsweise aus den USA, die sich darauf beschränken, zu hinterfragen wie lang meine Lieferzeit denn wohl wäre – mein Allgemeinplatz stets: USA Order, die über das Wochenende in meiner Inbox landen … werden innerhalb 48 Std zum Schnee von gestern, fast normal, dass der UPS boy in den USA innerhalb von 4 Tagen an der Haustür klingelt, nachdem die Order bei uns eingegangen ist. Damit kann man einen Amerikaner schon mal beeindrucken, der kaum glauben kann, wie solche Zauberei wohl funktioniert, zumal doch immerhin ein Ozean zwischen uns liegt.
Schweizer Bundesbürger und Segler dagegen sind in meinem Kopf in einem so ganz anderen Bereich verankert, wenn ich beim Blick auf das Telefondisplay manchmal versucht bin, schnell eine Valium einzuwerfen – weil Kommunikation schon mal retardiert erfolgt, d.h. eine ruhige Hand und Langmut in der Sprache erforderlich ist, um ein Gespräch ohne Nervenzusammenbruch oder Einschlafen bis zum glücklichen Ende durchzuhalten. Klar weiss ich, dass Eidgenossen aus dem Berner Oberland den Ruf der ganzen Nation in toto ruinieren, weil der Schwyzer in anderen Kantonen auch schneller sprechen kann. Im Oberland wohnen wirklich reizend liebenswerte Menschen, bei denen nur die Uhren einem anderen Rhythmus zu folgen scheinen. Da heisst es tapfer sein und Ruhe zu bewahren, damit kein Mistverständnis entstehen kann. Oder Valium eben!
Neulich das exakte Gegenteil – und damit komme ich zum Kern dieser kleinen Geschichte. Peter Dittus aus Lausanne hat für sein Heimatland einen Rekord – und eine Bresche! – geschlagen: Zwischen Anfrage und Auftrag lagen lediglich 24 Stunden – Details waren in Windeseile geklärt – schon wurde das System an UPS verschoben – und 2 Tage später in den Bergen von Lausanne an der Haustür abgeliefert. Der dann folgende Dialog darf hier wiederholt werden:

Lieber Herr Foerthmann, Anlage in Rekordzeit angekommen. Wow! Wenn die Fahne nur halb so gut steuert, wie sie gebaut ist, dann ist’s ein voller Erfolg. Diese Qualität ist eigentlich heute kaum noch zu finden. Alle Achtung. Und auch noch alle Kleinteile dabei. Ich freu mich schon aufs Montieren…
Besten Gruss vom See
Peter Dittus

Meine Replik wenige Minuten später:

Sie wird doppelt so gut steuern … denn, nicht wahr: gutes Design ist unsichtbar … meine Systeme verkaufen sich durch Word Of Mouth … brauche ich garnix weiter zu tun … als aus der Inbox die Mails zu fischen … sie mehr oder weniger witzig zu beantworten … und schon habe ich mein Gegenüber „am Haken“ … habe sie gefangen, kann sodann – meist ohne Gegenwehr! – eine Heckverzierung empfehlen, ohne mein Gegenueber all zu sehr zu quaelen, kann ihm „Döntjes“ erzaehlen, ihn ganz zappelig machen … sodass er am Ende, fast wie im Trance, nur noch artig ist und subito online ueberweist … um wenig später seinen windigen Piloten vor der Haustuer zu empfangen … später ein paar Valium einzuwerfen, bevor er 4 Loecher ins Heck seiner schwimmenden Geliebten bohrt, ganz ohne sich dabei in die Hose zu machen … dann geht´s aus dem Hafen geschwinde, die Segel flattern im Winde … die Heckverzierung wird eingestellt … und der Skipper stellt verwundert fest … dass er fortan beim Segeln ueberfluessig ist, nur noch Langeweile beim Segeln hat …weil er ploetzlich beide Haende frei … und nicht mehr weiss, was er auf See mit ihnen anzufangen hat …
Kurz: es wird ein Schockerlebnis werden … sich an Bord selbst ueberfluessig zu wissen … derweil die Heckverzierung den sturen Job erledigt, wofuer sie angeschafft worden ist … STEUERFREIE ZEITEN auf See … fuer einen Schweizer besonders angenehm … weil man in Uri Gellers Land gemeinhin in Sachen Steuern … so ganz besondere Tricks drauf hat … zumindest ist das die Volksmeinung jenseits der Schweizer Berge … ein Vorurteil wie ein Stigma … dem man einfach nur davon zu segeln hat …
Einen schicken Abend wuenscht
Peter Foerthmann

Die Antwort kam auf dem Fusse:

Das (vorläufig) letzte Wort gehört Ihnen, wie könnte es anders sein! Hab vermutlich 10 Jahre zu lange gezappelt, statt gleich steuerfrei mit meiner Gitarre die Leinen öfter mal los zu werfen. Die braucht immer zwei Hände, so dass fürs Schiff nicht viel übrig bleiben kann…
Steuerfrei ist Villa-Lobos in meinen Ohren, in diesem Sinne
Ihr Peter Dittus

Und wenig später zurück aus Korsika:

Hallo Herr Förthmann, hier ist ein kleines Filmchen wie „Sie“ auf unserer Granada 35 arbeiten. Die Pacific ist wohl der beste Kauf, den ich für unser Boot gemacht habe! Zwischen 5 und 35 Knoten perfekte Steuerung, auch hinterm Wind – die Pacific bleibt aufmerksam, wo ich langsam zu dösen beginne. Lässt sich auch gut zum „semi-beidrehen“ einstellen, so dass man mal ausruhen kann, wenn gewünscht. Herzlichen Dank und weiter so! Ich kann jedenfalls die Fahne und Ihren Service nur wärmstens empfehlen.

Derartige Dialoge sind Honig für meine alte Seele … wobei ich noch nicht ganz verstanden habe, wie Peter Dittus „hinterm Wind“ segeln kann, weil der ihn doch eigentlich von achtern schiebt … derweil er vorne aufzupassen hat … dass die Brise ihn nicht auf den Strand raufschiebt.

Aber vermutlich ist das nur Schwyzerdütsch das ein norddeutschen Küstenindianer einfach nur mal erguugeln muss …

Es war mir eine Ehre – und reine Lebensfreude
versichert
Peter Foerthmann
02.07.2020

Eine Antwort zu Unter Lemmingen

  1. Thomas SV Rødspætten sagt:

    Moin Peter, Du hast ja mit meinen Landsmännern einen guten Draht, obwohl die „Hamburger Schnauze“ sich im Dialog mit uns halt mal etwas gedulden muss. Machst es aber insgesamt sehr gut.

    Aber ein kleiner Hinweis sei erlaubt:
    „weil man in Uri Gellers Land gemeinhin in Sachen Steuern … so ganz besondere Tricks drauf hat“ …
    mit dieser Aussage vermischst Du vermutlich unseren „Nationalhelden“ Willhelm Tell (Produkt des deutschen Literaten Friedrich Schillers, den wir Euch den Helden weggeschnappt haben) mit einem Israelischen Löffelkrümmer-Schurken. Aber mit „Steuern optimieren“, im breitestens Sinn, hat die Schweiz schon was am Hut, stimmt!

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