WELCHE RUNDE DARF ES SEIN?
Haparanda ist im Kopf ein schönes Ziel, weil das Wort verheissungsvoll. Wenn man dort angekommen ist, wird´s erst erträglich, wenn die Sonne kooperiert. Wer den Weg als Ziel begreift, ist als Mensch schon mehr gereift. Wer dagegen Sonne und Wärme auf Garantieschein sucht, ist im Mare Nostrum besser aufgehoben, weil der Stern dort bessere Arbeitszeiten hat, was den Wind zum Problemkind macht, weil er selten aatich ist – weil er als Flaute auf die Nerven geht und als Sturm unsere Wäsche durcheinander bringt. Haare in der Suppe sind des Menschen Lebensbegleiter – schaun´ wir also einfach weiter … im Kontext einer Überschrift … die neugierige Augen hier weiterlesen lässt.
Die Barfuss Route zur Karibik ist Kür und Pflicht, selbst wenn der Weg dorthin nicht immer ohne Steine ist. Wind von schräg achtern, Sonne von allen Seiten, das ist Segeln, wie es den Mythen am ehesten entspricht. Die Karibik bringt selbst heute, wo Segler sich dort bereits auf den Fendern liegen, unsere Träume immer noch zum Fliegen, auch wenn kaum ein Besserwisser es unterlässt, wieder Haare zu fischen und zu finden. Es gibt eben Menschen, die nie zufrieden, weil sie schon als Gen gnadderig gewesen sind. Nordeuropäische Miesepeter unterscheiden sich von Menschen, die mehr Sonne in ihrer Heimat – und im Herzen – haben, weil bei denen ein freundliches Gesicht zur Grundausstattung gehört. Wer´s nicht lernt, lebt verkehrt und wird vom Leben eines besseren belehrt.
In die Karibik kommt jeder hin, mit Ausnahme jener Unglücksraben, denen der Flaschenhals in Europa – ich meine die Nordsee als Mordsee und den Kanal als Fanal – jenseits ihrer physischen Belastbarkeit – oder der Schiffsmechanik – bereits ein Bein gestellt. Ansonsten kann die längste Strecke sogar ohne Wende abgesegelt werden, wenn der Fahrplan eingehalten, der Wind sich nicht blamiert, die Beifahrer den Schock der Tiefe unterm Schiff mental verdaut – und die Kotzerei endlich nicht mehr das Cockpit versaut.
Drüben angekommen, flitzt die Zeit im Sauseschritt, weil sie rastlos tickt, weil es dort so viele Inseln gibt. Die Optionen sind so mannigfaltig, dass man sich verlieren könnte, falls man an Orientierungslosigkeit leiden sollte.
Ein paar Varianten ohne Gewähr für die Vollständigkeit der Eventualitäten:
– Eine weitere Saison vor Ort, samt Versteckspiel vor den Naturgewalten in Absprache mit der Versicherung, falls das Wetter unplanmässig Schluckauf kriegt.
– Ein Trip die US Ostküste rauf und runter als reizvolle Erfahrung mit Chance auf Regenwetter, ersatzweise steter Nähe zu den Airports der neuen Welt, um jederzeit eine Heim-Flug-Pause einzulegen, falls die Sehnsucht zwickt, oder beim Enkel der erste Zahn das Licht der Welt erblickt.
– Der Törn zurück nach Old Europa, was die Zeit im „Paradies“ brutal verkürzt, weil man sich gerade angekommen fühlt und noch nicht mal eingewöhnt. Für Segler auf Atlantik Runde wird die Zeit zur Mausefalle, was besonders ärgerlich, weil die Sanduhr immer dazwischen tickt und die Zeit zwischen den Inseln schneller flitzt, bevor man am Strand richtig in der Sonne sitzt.
– Ein Trip durch den Panama Kanal in eine Entscheidungs Dimension, weil es keine Rückfahrkarte gibt. Polynesien ist immer noch das Ziel der Ziele, weil der Mythos der Hula Mädchen juckt – der jedem Segler im Kopf rum spukt – den man als Zenit der Reise endlich einmal real betrachten will – auch wenn die Mädels ihre verstörend schwingenden Hüftbewegungen heute nur noch gegen Vorkasse zeigen mögen.
An New Zealand und Aussie County kommt man nicht vorbei, selbst wenn man mit der Strassenkarte navigiert. Auf dem Weg dorthin wird selbst dem letzten Segler Demut beigebracht, weil es gilt, sich mit den Wetterbedingungen im Westpazifik zu befreunden, besser, sich ihnen zu unterwerfen, weil segeln gegen das Wetter keinen Sinn macht, weil das Mobiliar ansonsten durch die Gegend kracht.
Grossartige Länder, enorme Weiten, auch an Land kann das Leben unendlich geraten, wenn man den Träumen vom Landleben erst das Gatter öffnet. Dummerweise laufen Visum Fristen stets Links herum, die Einfuhrsteuer Keule macht für Schiffe gerne „happ“, sie grinst als Gespenst aus jedem Schapp, auch wenn es Lichtgestalten unter den uniformierten Göttern gibt, die die Friedensflagge hissen und sich nicht in die Hosen pi…en. Alles Gründe, die für Segler im Pazifik zum Spiessrutenlauf geraten, weshalb viele Schiffe endlos weitere Südsee Runden drehen, dass einigen Eignern davon bereits ganz schwindelig geworden ist. Die Jahre sausen, die gleichen Fragen werden lauter und wiederholen immer wieder die kardinale Frage, die als Plage bald zum Lebensmittelpunkt gerät: wie kommt man am Ende wieder sicher nach Hause?
So gerät die Welt da unten für die Segler der Nationen zum Wendepunkt in der Lebens- und Reiseplanung, zudem ausgedehnte Reisen an Land dem Segler Leben ganz andere Perspektive eröffnen und manche Segler – vor allem die femininen – dabei die Lust auf das Weitersegeln gründlich verlieren. Denn, nicht wahr, die Realitäten des Bord Lebens haben noch jeden Segler am Ende eingeholt – oder klein gekriegt? – und ihm den Fokus auf die Sicht der Dinge geschärft, die man auf See immer mehr vermisst. Allen voran der Wunsch, nicht stets die Sorge um das Schiff an erste Stelle setzen zu müssen, sondern an Land das Leben in Ruhe und ohne Sorge zu geniessen, was dort unten so besonders ist.
Das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist immer lecker – was besonders für Segler gilt, die auf dem Wasser leben, deren Nüstern sich nach Landluft sehnen. Sichtweisen verschieben sich so unmerklich wie vehement, auch wenn man sich gegen den Spalt in der Tür mit aller Kraft gestemmt. Sicher gibt es hier Chronisten, die ganz anderer Meinung sind, die vehement danach verlangen, mir durch dezente Verordnung kleiner Pillen, meine Sicht auf die Dinge zu „unterbinden“ – bzw. mit dem Hammer zu verschieben – weil es einen Mythos untergräbt, dem sie vielleicht selber nachgejagt, den sie mit erlahmenden Armen nach oben zu halten suchen, vielleicht sogar als Reminiszenz an eigene Taten, die zum Pyrrhussieg gerieten? Sei´s drum, die Geschichte geht heiter einfach immer weiter.
DENN WAS KOMMT DANN?
An dieser Stelle ist ein Ausflug in die reale Welt zwingend, denn wer wollte verneinen, dass die Welt für Weltumsegler heute nicht eine gänzlich andere geworden ist? Ein Blick auf die Faktenlage der gefährlichen Seepassagen genügt, zu erklären, warum der Fahrplan der sorglosen Weltumsegelei ins Stocken geraten ist. Segler, die, in welcher Form auch immer, hier eigene Erfahrungen haben machen müssen, werden dies bis zu ihrem Lebensende nicht vergessen. Eva Hauer und Rüdiger Tamm, SV Sola Gracia haben ihre bedrückenden Erfahrungen niedergeschrieben, denen nichts mehr hinzuzufügen ist. Wer neugierig auf Tragödien ist, findet die Geschichten einer Unzahl unglücklicher Vorfälle, die für Segler – und Seeleute – nicht glimpflich ausgegangen sind. siehe WORLD OCEAN REVIEW
PIRATERIE ALS MENETEKEL
Die Gefahren durch Piraterie sind das Menetekel für heutige Weltumsegler und verantwortlich dafür, dass für eine grosse Zahl von Seglern in Fernost, Australien, New Zealand, Philippinen, Malaysia und Thailand, die Reise scheinbar in eine Sackgasse geführt. Seit Jahren steigt die Zahl der Segler, die unfreiwillig oder nicht, ihre Liegeplätze an den fernen Sammelplätzen der Segler nicht verlassen haben und auf eine Lösung dieses Knotens warten, obwohl sie ahnen, dass es einen sicheren Weg ohne weitere Strapazen kaum geben wird.
Auch ohne zu suchen, sind die Brennpunkte gefährlicher Passagen überall aufzufinden und es gliche einem russischen Roulette für Unerschrockene, zu denken, dass man mit den so typischen Charakteristika von Segelyachten – als besegelte Schnecken – in feindlichen Gewässern unentdeckt bleiben könnte. Im Zeitalter modernster Kommunikationsmittel, die selbst auf schnellen Ribs und Fischerbooten vorhanden, werden Segler zur leichten Beute, weil eine Flucht sinnlos, wenn es gilt, Einkommen mit Gewalt zu erzielen. Die Entführung von Stefan O. und seiner Lebensgefährtin Henrike D. aus Eltville im April 2014, ist auch heute noch nicht gelöst und man kann nur auf einen guten Ausgang hoffen, der hoffentlich durch Diplomatie eine Lösung findet.
Die politische Entwicklung im Nahost Pulverfass macht eine Törnplanung durch das Rote Meer und den Suez Kanal nichtig, aber auch in Malaysia ist Piraterie ein Main Issue und das Beobachten schneller kleiner Boote wichtig, weil jeder Verhaltens- oder Planungsfehler abenteuerlich unverantwortlich und gefährliche Konsequenzen haben kann. Beate und Detlev Schmandt von der SV Kira von Celle, haben die gefährliche Passage auf dem Weg nach Langkawi kürzlich real erlebt und erholen sich z.Zt. von den Strapazen dieser Reise, von der sie bis heute nicht wissen, ob und wie sie weitergeht.
Ich erinnere mich mit Schauern an einen Segler, der mit einem 36 Fuss GFK Grossserienschiff auf Weltreise unterwegs, der sich unverwundbar wähnte – weil er Lukendeckel aus Panzerglas montiert…
Die Anzahl wartender Schiffe am anderen Ende der Welt, ist ein untrügliches Indiz, dass die harten Fakten im Bewusstseins der weltweiten Seglerschaft heute angekommen sind.
LÖSUNGEN UND OPTIONEN
DIE KURSE
Der Weg für Segler, denen auch ein langer, harter Törn nicht den Mut verdirbt, führt fernab von Land über Südafrika / Brasilien / Karibik zurück in heimische Gewässer. Der noch härtere – gleichwohl kürzere Weg – führt über Kap Hoorn, der nahezu ausschließlich von Racern unter Sponsors Peitsche als Option gewählt, zudem die südliche Tour durchs Eis nix für weiche Gemüter ist. Beide Optionen bergen für den normalen Weltumsegler, der seine Reise nicht in erster Linie als sportliches Ereignis begreift, Sorgen und Ängste, stellen zudem harte Anforderungen an Schiffe, die für derartige Herausforderungen nicht immer prädestiniert, geschweige denn gebaut. Ohne jegliche Wertung oder Häme: hier teilt sich die Spreu vom Weizen, was gleichermassen für Schiff und Skipper gilt, denn jeder Skipper ist Herr der eigenen Entscheidung und kann tun und lassen, wozu ihm der Mut steht. Die Zeiten vergleichsweise sorgloser Rückkehr ins Mittelmeer durch die Suez Abkürzung jedenfalls, scheinen unwiderruflich gone with the wind.
RALLY- RITIS
Jimmy Cornell hat im Jahre 1986 den richtigen Riecher gehabt, als er die ARC aus der Taufe hob. Aus einer anfänglich familiären Veranstaltung, die mit Improvisations Geschick und Begeisterung unter aktiver Hilfe ehrenamtlicher Helfer in Gange gekommen, ist heute eine weltweit operierende RALLY INDUSTRIE einer grossen Anzahl unterschiedlichster Veranstalter erwachsen, bei der nur noch Segel Rundreisen auf örtlichen Badeteichen sowie Kaufberatung für angehende Opti Segler fehlen. Im Beipack der Angebote für das „betreute Segeln“ haben sich die BLAUWASSERSEMINARE institutionalisiert.
Eine Liste weltweiter Rallies ist HIER zu finden.
Nach jahrelanger Pause ist Jimmy Cornell seit kurzem erneut als Veranstalter weltumspannender Rallies unterwegs.
Die Veränderungen der geopolitischen Lage hat ganze Seglerscharen ihre einstigen Pläne begraben lassen. Im Gleichschritt mit dieser Entwicklung haben Segel Rallies den Markt erobert, die das Segeln im Schwarm als Alternative bieten und zudem soziales Miteinander versprechen, das die Segler Community gelegentlich so sehr verbindet. Wer die praktischen Konsequenzen derartiger Veranstaltungen einmal real erlebt, vermag sich selbst ein Urteil zu bilden, ob er daran Gefallen findet oder nicht. Licht- und Schatten gibt es überall im Leben, immerhin ist deutlich zu beobachten, dass die Bereitschaft vieler Blauwassersegler, an derartigen Rallies teilzunehmen, weltweit im Anstieg begriffen ist, denn die „list of entries“ ist häufig limitiert und wird mit den Hafenkapazitäten der Destinationen nahtlos assimiliert.
Im November jeden Jahres können Interessierte sich in Las Palmas selbst ein Bild von der Praxis verschaffen, dann erfahren sie, was es bedeutet, wenn 250 Schiffe und mehr als 1200 Menschen den Hafen, die Clubs und Parties bevölkern. Dies gefällt nicht jedem Segler. Es ist eine Welt, an die man sich erst gewöhnen müsste, wenn man das denn selbst erleben möchte. Immerhin kehrt nach einigen Tagen „Ballermann“ Atmosphäre im Hafen, auf See dann die rauschende Ruhe ein.
Ein Blick auf die langen Listen der Sponsoren lässt erkennen, welche Industrie hier bereits entstanden ist, denn Partner und Supporter arbeiten nicht aus Nächstenliebe, hingegen weil Umsatz und Gewinnerwartung hier Appetit gemacht. Die Kollateral Umsätze derartiger Veranstaltungen durch Flugreisen und Hotelunterkünfte der Beteiligten, Freunde und Familien, hat selbst Hotels und Airlines zu Sponsoren mutieren lassen. Die Mischkalkulation der Veranstalter, denen Touristen Verbände, Hafen und Marina Verwalter, örtliche Dienstleister sowie technische Supporter für die Teilnehmer, die Kassen füllen, lassen einen Millionen Markt vermuten, der nicht zuletzt von den teilnehmenden Seglern zu bezahlen ist. SIEHE HIER oder SIEHE DA oder SIEHE DORT
Die Vermarktung wird von der Marine Presse als Service Maßnahme garantiert, die dann diese Geschichte ihrer Leserschaft präsentiert, zudem Veranstalter zunehmend die Reisekosten für Journalisten zahlen, vielleicht um ihre Feder weich zu spülen? Die schlaue Verzahnung gegenseitiger Interessen kann – wer will – als Win-Win Situation bezeichnen, was in Toto weitere Segler aus dem Sofa hebelt, die sich der Rally-Ritis-Bewegung am Ende selbst anschliessen, was den finalen Zweck erfüllte. Es ist allerdings auch eine Polarisierung unter Seglern zu erkennen, was zur Vergrößerung einer sog. Schatten Flotte geführt – es handelt sich um Segler, die unter dem virtuellen Funkschirm – oder Schutzschirm – einer Gross Veranstaltung schlüpfen, gleichwohl nicht als Teilnehmer registriert.
World Cruising bietet ab 2015 eine Rally um die Welt im Jahres Rythmus an, um Seglern, die eine Pause wünschen, die Gelegenheit zu bieten, den „nächsten Zug“ für ihre Weiterfahrt im Folge Jahr zu nützen. Für einen Betrag, der durch seine Höhe, Prominenz bedingt, wird einer elitären kleine Gruppe, meist grösserer Schiffe, an Traum Destinationen ein Rahmenprogramm samt Presse und Parties serviert, das in gedrängtem Zeitrahmen bis zum Start der jeweils nächsten Etappe, im Galopp vollzogen wird. Die Begleiterscheinungen derartiger Veranstaltungen sind in der internationalen Segler Community nicht überall willkommen, da sie für die Dauer der Aufenthalte der elitären Flotte, schon mal stigmatisiert oder gar aus dem Hafen flankiert. Das sind die Zeiten voller Ankerreeden vor Las Palmas, weil die Hafen Capitainerie die gemeinen Segler von den Pontons aus dem Hafen scheucht, bis der Schwarm dort entfleucht, weil der Startschuss sie dort erlöst.
Im Unterschied zur ARC, deren Start mit dem weihnachtlichen Beginn der Chartersaison in der Karibik akkumuliert, die darum von einer Vielzahl von Charter Schiffen okkupiert, ist die BAJA-HAHA an der US West Coast eine Rally für Familien Crews geblieben, SIEHE
Wenn jahrzehntelang ein ausgewogener Umgang der Segler untereinander stattgefunden hat, auch wenn das optische Erscheinungsbild der Schiffe sowie der gewählte Liegeplatz, unterschiedliche Budgets hat erkennen lassen, so hat sich die Szene heute insgesamt verändert. In den Ballungszentren der CHARTER FLOTTEN und der Transit Strecken der RALLY SEGLER sind Veränderungen eingetreten, die durch ihre Routen und Verhaltensweisen, sowohl das Preisniveau an präferierten Plätzen, als auch das soziale Miteinander in der Seglerschaft durcheinander bringen, weil es immer wieder Vorfälle gibt, die zu Spannungen führen.
Charter Schiffe als fahrende Affenfelsen im Urlaubs Modus jagen eben andere Präferenzen, als Segler, die das Lokal Kolorit ein wenig länger geniessen können.
Im Ergebnis werden einige Destination von der breiten Seglerschaft zunehmend gemieden werden, da der Komfort vor Ort und die Preise angehoben worden sind, um den Wünschen von Veranstaltern zu genügen, weil diese ansonsten damit drohen, in einen anderen Hafen zu verholen. Die Marktmacht der Veranstaltunger ist am Beispiel LAS PALMAS MARINA im Verlauf von Jahrzehnten abzulesen, wo eine dereinst desolat verölte Marina todschick aufgerüstet, heute nur wenige Wochen im Jahr wirklich ausgelastet ist, derweil die gemeine Seglerschaft den Rest des Jahres davon profitiert, wenn sie bereit und in der Lage ist, den geforderten Obulus dafür auch zu bezahlen. Trostlose Never-Come-Back-Liner sind in Las Palmas heute zur Seltenheit geworden.
Im Kontext unserer Untersuchung stellt sich die Frage, ob Rally Veranstalter Schutz gewähren können in Bezug auf gefährliche Passagen. Angesichts der politischen Grosswetterlage in den Krisenregionen ist die Antwort jedem bereits bekannt. Ein hier ansonsten entstehendes Haftungsrisiko für einen Veranstalter wird kaum einer von ihnen ernsthaft übernehmen können. Jimmy Cornell hat sich dazu kürzlich auf meine dezidierte Anfrage, sehr zurückhaltend ausgedrückt, obwohl auf seiner Website für die BLUE PLANET ODYSSEY derzeit noch die Route durch das Rote Meer eingezeichnet ist. Vielleicht findet er ja tatsächlich einen Weg, die Schwerkräfte zu überwinden?
ÜBERFÜHRUNG
Eine Rücküberführung mit Delivery Skipper bedingt ungeheures Vertrauen und Menschenkenntnis, was heute überaus selten ist, denn man gibt sein Schiff für viele Monate aus der Hand und weiss nie, welche Überraschungen am Ende lauern, weil der Umgang mit Material von Mensch zu Mensch so unterschiedlich ist.
SCHIFFSVERKAUF
Auch wenn es schmerzt: der Weg über einen Verkauf des Schiffes vor Ort ist mit Dornen bewehrt, zumal örtliche Zollbehörden hier Schwierigkeiten machen können, wenn man denn überhaupt einen Interessenten dazu bekommt, unter freiwilliger Zuzahlung eines Flugtickets zur Besichtigung anzureisen. Auch der langjährige Verbleib von Schiffen in anderen Ländern gerät zum Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden, die allzu gerne damit Geld verdienen würden, weil Segelyachten überall auf der Welt im besonderen Fokus örtlicher Steuerbehörden stehen, denen man sich manchmal nur mit List und Tricks, Anwälten oder sachverständiger Expertise entziehen kann. Der erzielbare Verkaufspreis eines Schiffes mit Liegeplatz am anderen Ende der Welt, wird in jedem Fall gnadenlos sein. Ein Überblick von Reinke Schiffe, die weltweit zu kaufen sind ist hier zu finden.
Die Gesetze des Marktes sind unerbittlich und es gibt nur wenige Schiffe, die am anderen Ende der Welt zu den angefragten Preisen den Besitzer auch gewechselt haben.
Des Einen Not ist des Anderen Brot: in Frankreich gibt es Liveaboard Familien, die weltweit zigeunern und nach besonderen Schnäppchen suchen, um sie dann in die USA oder nach Europa zu versegeln, wo sie mit Profit – stets über Broker – wieder zum Verkauf angeboten werden. Eine Lebensphilosophie, die süchtig macht, wenn man die Nerven hat, ein wenig Kapital und im Geiste frei genug, diese Lebensform für sich sogar samt Familie zu realisieren. Schiffskenntnisse, willige Hände und nationale Präferenzen vorausgesetzt, ist dies eine reizvolle Alternative, einige Jahre unterwegs preiswert zu leben, ohne zu vegetieren oder den Spass beim segeln zu verlieren.
RÜCKTRANSPORT
Ein Rücktransport der Yacht in heimische Gewässer als Seefracht ist weniger abwegig, als zunächst gedacht, weil die Kosten Nutzen Rechnung – fair abgewogen – durchaus Reiz gewinnt, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich ist. Ein 40 ft Standart Container Transport von Japan nach Hamburg ist heute immer noch unter US $ 1.000.– zu haben, wobei dies für eine veritable Yacht natürlich nicht vergleichbar ist, zumal die beinharten Kontraktoren der kommerziellen Seeschiffahrt sofort erkennen, wenn sie einen Amateur als Gegenüber haben. Präsente des Himmels sehen ähnlich aus. Der Transport eines 28ft Powerboats auf einem Dockschiff von Ft. Lauderdale nach Mallorca hat mich vor einigen Jahren US $ 5.000 gekostet, was exakt $ 7.500 unterhalb der first offer gewesen ist, die ich 6 Tage zuvor schriftlich erhalten hatte. Merke: Wenn die Departure droht, geraten Preise in freien Fall, weil jeder zusätzliche Auftrag als Beifang gern mitgenommen wird. Wer keine Nerven hat, ist angeschmiert. Der Seetransport von Yachten ist heute gesellschaftsfähig und mir sind Heroen bekannt, die diesen Weg gewählt, obwohl es nicht in ihren Büchern steht.
Wer die Entscheidung einmal für sich getroffen hat, dass es nicht mehr weitergeht, für den ist der Rücktransport eine interessante Option, weil er sein Schiff umgehend wieder in heimischem Revier zur Verfügung hätte und beim Wiederkauf ggf. einen besseren Erlös für sein Schiff erzielen könnte.
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DIE SACKGASSE
Ist eine Weltumsegelung heute also nicht mehr sinnvoll oder möglich? Die Schlussfolgerung vermag ein jeder selbst zu ziehen, weil die Fakten eine eigene Sprache sprechen. Die Entscheidung, in Panama den Kanal zu passieren gerät zum One Way with no return, denn ab Panama wird es Ernst: Flüge in die Heimat werden unerschwinglich, Besucher leiden unter never ending Zeiten in silbernen Vögeln und Transit Lounges, das Paradies liegt zwar vor der Nase, aber das dicke Ende folgt am Schluss, weshalb man für die Lösung dieses Problems rechtzeitig einen Plan B. haben sollte, will man hier nicht in Verzweiflung geraten.
Aus vereinzelten Reisen früher Abenteurer ist heute ein Massentourismus geworden, selbst seriöse Autoren verbreiten, dass eine Weltumsegelung schon mit Groß Serien Schiffen zu machen sei.
Die Erfindungen moderner Navigations- und Kommunikationsmittel haben die Hemmschwelle – und Ehrfurcht – vor dem Start zum vermeintlich grossen Abenteuer sinken lassen. War früher jeder Segler sein eigener Mechaniker, werden heute per Sailmail ganze Hotline Dekaden zur Lösung der Bordprobleme virtuell konsultiert und Service Techniker in aller Welt an Bord mandatiert. Ohne als Hund nun den Mond anzujaulen, aber die Segler Welt hat auch den Typus Mensch auf See verändert, weil die Frage der verfügbaren Resourcen heute eine so grosse Rolle spielt. Geld kann auf See Wissen und Erfahrung nicht kompensieren, aber es führt gelegentlich einige Zeitgenossen an ihre Grenzen, weil sie erfahren, dass sie auf See eben doch nur ein Sandkorn sind. Der einfache Vergleich von Schiffen und Ausrüstungen im Verlauf der Dekaden offenbart, dass Abenteuer heute so viel anders begriffen wird, wo dann der Ausfall des Autopiloten, GPS oder AIS bereits zur Katastrophe führt.
Die Service Gesellschaft hat sich auf See begeben und zelebriert dort, für alle sichtbar, was man heute alles machen kann, ganz ohne selbst Hand anzulegen.
Exakt an dieser Stelle verläuft der Graben, der viele Segler – vornehmlich die erfahrenen – heute zögerlich werden lässt, ihren Mut, ihre Fähigkeiten und vor allem die Solidität ihrer Schiffe nicht zu überschätzen, weil sie die Grenzen klar vor Augen haben. Ich halte dies für ein natürliches Auswahlverfahren und gutes Zeichen, weil erkennbar wird, dass die Lebenserfahrungen somit die Entscheidungen am Zügel haben. Es zeugt von Unerfahrenheit oder gar Übermut, wer diese Grenzen für sich bewusst negiert, oder gar in der Hoffnung auf finanzielle Belohnung – wie die Wurst vor der feuchten Hunde Schnauze – bewusst über den Haufen fährt.
Weltumsegelung ist heute nicht mehr opportun, auch wenn dies einige Gemüter zum Widerspruch reizen mag. Die Lebenserfahrung lehrt uns, die Dinge sorgfältig abzuwägen und es ist das Privileg Vernunft geprägter Menschen, bei der Güterabwägung der Gefahren, selbst lebenslange Träume zu verwerfen, oder durch andere zu ersetzen. Wer seinen Plan dennoch unverrückbar zu Ende bringt, weil ihn sein Nachbar dazu scheinbar zwingt, weil man jahrelang einen Flaschengeist in sozialer Nachbarschaft ins Freie liess, der hat nach der Lektüre dieser Zeilen zumindest ein aller letztes wichtiges Argument zu bedenken: dass er nämlich auf See am Ende ganz alleine unterwegs, und ihm beim Auslöffeln seiner Suppe niemand helfen wird.
Die stete Sorge um das zierliche Anker Eisen und das daran hängende dicke Schiff – die sanften Piraten örtlicher Hafenverwaltungen – der Dauerzirkus mit Visa Bestimmungen – Wetterzyklen als Ungeheuer – Beschaffung Versorgung ohne tierische Krabbel Gäste – unsoziale Sozialkontakte – das Schiff als Dauerpatient – die Sonne die immer brennt – eine Weltreise kann wunderbar sein – wenn man die Realitäten noch nicht kennt.
Nicht umsonst verzeichnet das Charter Business weltweit so enorme Zuwächse, weil Segler ihre Träume scheibchenweise realisieren und kaufen können, frei von den Zwängen, die als Ballast an den Nerven hängen.
Im übrigen zeigt auch die enorme Zahl an Seglern, die sich in südeuropäischen Revieren jahrelang bewegen, dass hierzulande die Vernunft in vielen Köpfen von alleine eingekehrt. Wobei es eine Unzahl Segler gibt, die der südlichen Sonne entfliehen und ihre Zeit in heimischen Gewässern und nördlichen Breiten wieder lieb gewinnen.
Wen es dennoch in die Ferne zieht, der findet genügend Ziele an den sicheren Plätzen dieser Welt – es hiesse allerdings Abschied zu nehmen vom Mythos, der uns scheinbar so sehr bewegt: der Mythos einer sorglosen Weltumsegelung mit Buchten die uns allein gehören und „Eingeborenen“, die Kokosnüsse gegen Glasperlen tauschen.
Für Segler mit Interesse an einer sorgenfreien Barfuss Reise, ist eine Weltumsegelung nicht mehr der beste Tipp, weil aus purem Spass in vielen Gegenden der Welt, heute der Ernst aus dem Bett gestiegen ist.
meint … mit einer Prise Ironie aber ganz ohne Besserwisserei …
Peter Foerthmann