Um die Welt

WELTUMSEGELUNG – EIN WORT MIT DOPPELWUMMS
Nein, für eine WU ( Weltumsegelung ) fehlt mir schlicht die Zeit, obwohl obgleich ich als Zappelphilipp sowieso nicht lange auf der Stelle sitzen könnte oder wollte. Immer nur geradeaus, nix zu Kucken ausser Fische, hier und dort ein Vogel, der sich ermattet, ergo scheissend auf die Reling setzt, sodann ganz entsetzt entdeckt, dass sein Dreck, kaum ausgeschissen, schon wieder weg, weil das Bordpersonal chronisch Langeweile hat, ausser ihre flachen Devices zart zu streicheln oder mit Starlink zu surfen, was der Elon hergibt, jedenfalls, wenn die Rate beglichen und der Winkel stimmt. Alles gähnend für einen Piepmatz, weshalb er als Vogel sodann erschrocken kreischend wieder fliegen geht …. bis zum nächsten Scheissplatz, es findet sich ja immer was.
Oder reffen in der Nacht, was kann daran reizvoll sein, immer den nassen Tod vor Augen und die Fingernägel weg, weil das knatternd harte Segel ansonsten nur mit dem Beil zu bändigen ist. Derweil die Freiwache unter Deck in die Matratze horcht und dort einen modrig feuchtwarmen Abdruck hinterläßt, hoffentlich die Liegestelle nicht gar ganz durchnäßt, weil vielleicht die Schiss am Bein einen Rausweg sucht?
Auch Würfelhusten kann zur Plage werden, zumal an Deck, wo man die Essensreste schwer aus den Würfelgrätings wieder raus zu puhlen hat. Endlose Nächte, öde Wachen mit oder mit ohne Wasserlachen in Hemd oder Hosentaschen. Ob mit oder mit ohne Steuerfritzen, egal ob Brummpilot, Sklavenhand oder windige Heckverzierung, die Stunden und Meilen ziehen sich wie Kaugummi, kurz vorm runterschlucken. Wie schön wäre es denn wohl, schon schneller anzukommen, endlich duschen, anstatt wie eine WanderWeinBergSchnecke zähe Meilen über Kopfsteinplasterwasser abzuschleichen?
Aber wie sollte das denn funktionieren, so ganz ohne Gesichtsverlust, wenn man zu plötzlich arrivierte? Weshalb ist man denn schließlich losgefahren? Oder aber will man das denn überhaupt? Bloß nicht zu tief darüber nachdenken. Zumal es für die Aussendarstellung vorteilhafter ist, erst später anzukommen, sturmzerzaust und salzverkrustet derweil man sich dazu dann schicke Herogeschichten zusammenbasteln, die man ggf. später auswalzen, kolorieren oder den Enkeln erzählen kann? Mit KI ist sowas schnell gemacht, denn die wird von ihrem Cheffe nur einmal kurz angelernt!
Die Fotos kann man auf dem Sofa beschnipseln, bearbeiten und bekolorieren, wenn man dem Seeteufel auf der grausamen See final von der Schippe gesprungen ist. Immerhin träumt jeder Segler lange Nächte den Murmeltier Traum: Ankommen unter Jubel, egal von wem, muss ja nicht gleich Les Sables sein, wo die Pyros die Nacht zum Tage machen und die PresseFritzen mit den BlitzeKisten als Spalier auf den HafenSchlengel sitzen, derweil die Skipper auf allen Vieren nur noch müde zur Koje gieren.
Die Realität sieht anders aus, denn man ist ja nur gegen sich selbst der Sieger, baut die Geschichte und reicht sie rum, falls der Algorithmus mal nicht funktioniert und die Fabeltat als RundMail nicht auto-rundverteilt. Das ist bei Rennveranstaltungen nämlich schon im Startpreis inbegriffen und wird vom Organisator somnambul verbreitet, logisch auch zum Eigennutz. KI macht das im Automodus, nur die One Off Momente müssen akzentuiert und eingegeben werden, der Rest wird ausgespuckt, wie gedruckt, verlinkt, geliked, rundum geschluckt … bis der Sponsor nicht mehr muckst. Win-Win für alle, der Hero liegt bereits in der Koje.
Oder ist es die Erholung da draussen auf der grausamen See? Wie kann man sich denn als Skipper wohl entspannen, wo doch alles an einem klebt, abgesehen von den salznassen Klamotten? Ich denke da mehr an die Bürde von Verantwortung für alles und jedes, ob lebendig oder gerade schnarchend, die Maschine, die Husten hat, weil der Diesel gerade Teer zu schlucken hat, das Brot, das seine Maden rauswürgt, das Klo das unter Verstopfung leidet, den Sex, der auf See eingeschlafen ist, oder das Seegras, das sich um den Propeller schmiegt.
Die See ist gefährlich, über / im / und unter Wasser … und ich bin so klein, dass ich vielleicht doch lieber zuhause geblieben wäre? Dort könnte man so wundervoll sorglos dem Morgen entgegen schlafen, Geschichten fabulieren … nein, wir bleiben bei der Realität, die mit der Pietät nix am Hut hat, den man an Bord ja sowieso nicht trägt, weil man sich ja lächerlich machen würde … ausser mit der imposanten Kapiänsmütze … aber das ist bei der Seefahrt eine andere Abteilung, wo man den Cheffe schon an der Uniform erkennt.
22 Tage Atlantik, ein schneller Schlag zu den Panamesen, ein wenig rauf und runter, synchron mit der Lokomotive oben auf der BetonPierKante, sodann nach links an den Perleninseln vorbei, vielleicht Galapagos, wenn die Knete reicht, 40 Tage dösen zu den Marquesas, danach dann wach, voller Spannung zwischen engen InselkettenSpaliere durch, um hernach endlich bei den Hulamädchen den Haken zu schmeissen, die langersehnten Fotos zu machen, von denen man lebenslang geträumt. Französisch wird wichtig! Immerhin ist man ja deswegen überhaupt losgefahren, nachdem man lebenslang nur die Traum Palmen begossen hat. Lange Reise kurzer Sinn: hier wollte man schon immer hin! Dies ist das Lebensziel aller Segler sowie sozial ver- und angebundener. Mitgehangen, mit gefangen, da heißt es tapfer sein.
Aloa Ole, das hat schon Freddy vorgetragen, die Realität ist besser, allerdings auch voller, teurer, ermüdender und tragischer für das Plastikgeld, das schmerzlos durch Schlitze gezogen wird. Hat gar nicht wehgetan, die Abrechnung kommt später. Bora Bora rockt und lockt, die Kulisse ist jedes Foto wert. Man kann auch mit Aida hinfahren, wenn man 2 Wochen Zeit bezahlen will. Alleine ist man nie. Ausbooten, ausbeuten, einbooten, das klappt in Helgoland seit Jahrzehnten.
Also immer wieder Fische, kleine mit Flügeln dran, die können weiterfliegen, wenn sie nicht zu lange im Wassergraben schnappen, gefunden und wieder weiterflitzen dürfen.
Oder Grosse als Mittagessen für die halbe Woche, messerscharf filetiert, instamäßig angebübscht, gierig verschlungen, der Rest als ReserveKalorie tief gekühlt, wenn die Technik und Stromreserven das erlauben und nicht versagen, kalten Champus inklusive. Foto wichtig!

Oder die schwarzweissen Superfische, die uns die Schiss in Hemd und Hose treiben, weil sie spielen oder als TÜV die Unterwassertechnik näher untersuchen wollen. Spätestens hier scheissen sie sich alle in die Hose, treideln ihre Schiffe dicht unter Land, derweil die Fische sich nur noch wundern. Was machen die denn da? Sind deren Schwäne zu fragil gebaut? Halten die Ruder nicht mal den Fischtest aus? MERKE:Auch als Fisch hat man was zu lernen, die Tage sind lang, hungrig ist man immer und Langeweile hält kein Fisch lange aus!
Das Segeln hält schon Überraschungseier parat, die man kennen sollte, am besten schon beim frühen Träumen, wenn der schwimmende Palast weder angeschafft, noch vollends bezahlt und Planungsfehler brutal rückwärts aufgedeckt, bevor später Werte vernichtet werden vor laufender Kamera, damit die spektakuläre Geschichte kurzzeitig des Skippers Ego hebt, bzw. illuminiert. Danach sucht man verschämt eine Werft, geht telefonieren zur Versicherung und leckt sich die Wunden. Zäsuren gibt es überall. Allerdings auch überall Busstationen, Landeplätze für Silbervögel, die Frau ist als Erstes weg, im Garten blühen gerade die Rosen, und die Freunde lauern auf schicke Geschichten, essen den Kühlschrank leer und befüllen die Kanalisation, bevor sie erleichtert ihre Karossen besteigen … auf bald … nicht immer hofft man auf schnelle Wiederholung, obgleich das Gesicht dabei meist freundlich bleibt.

Zuhause angekommen, wird das Erlebte auf eine andere Ebene sublimiert, wird auf wichtige Momente reduziert, die eigene Heldenpose dabei gerne akzentuiert, wobei die Ankunft natürlich besonders zählt, zumindest wenn sie vor Publikum stattgefunden hat. Danach beginnt die Aura einer Weltumsegelung den Höhenflug, weil sie dem Delinquenten per sofort eine Alleinstellung verschafft, die Abstand schafft zum gewöhnlichen Homunkulus, dem fortan, so die Hoffnung, die Ehrfurcht in die Knochen fährt.
Es bleibt noch viel zu sagen, aber für heute ist erstmal Schluss.

Dienstag 10.06.2025
Peter Foerthmann

weiterführende Aus- und Rausführungen:

Weltumsegelung

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