Um die Welt – Teil II

DER ANDERE BLICK – KLEINES DEUTSCHLAND – GROSSE WELT
Die Deutschen neigen eher kaum an Selbstunterschätzung. Der Terminus einer Weltumsegelung bringt Träume schneller zum Fliegen als ein Schiff segeln kann. Mit zunehmendem Meilenkonto allerdings rücken manche Träume dann wieder dichter an die Realität heran, oder legen in sanfter Kurve eine Bauchlandung auf einer Sommerwiese hin. Manch verhinderter Hero versucht hernach – als wäre nix gewesen – das alte Leben weiter zu leben, um schnell zu entdecken, dass das Erfahrene, Erlebte fortan ein Eigenleben startet, was einen Zwiespalt zur Folge hat. Ich denke gerade an einen Einhandsegler, der sein Blechschiff im Harburger Hafen mit viel Aufwand zur kolossalen Reise ausgerüstet … und ausgelaufen ist. Ein abgebrochener Zahn in der Nordsee später, ist er wieder nach Harburg retourniert, ein Hochglanzmagazin hatte da bereits seine Pläne lanciert. Dumm gelaufen, für beide Seiten!
Nordwestpassage rückwärts, das hat es noch nicht gegeben, aber vorwärts, egal in welche Richtung, wurde viel häufiger angekündigt, als hernach realisiert. Schlagzeilen sind das halbe Leben, manchmal genügt schon der Hinweis, dass man sein Schiff explizit dafür eisverstärkt habe und schon werden neue Headlines kredenzt, egal ob mit oder mit ohne Hemd. Hauptsache, die Zeile lebt und fliegt … und hat das Ego dabei im Schlepp.
Und dann? Bereits eine simple Frage innerhalb des Sozialgetümmels kann ausreichen, den Konflikt zu offenbaren: „Erzähl´ mal, warum hast du abgebrochen, deine Pläne nicht realisiert“? Ein Konflikt, der seinen Anfang in der eigenen Posaune hat, weil man die eigenen Träume und Pläne, vielleicht ein wenig zu gedankenlos, oder eben doch mit dem Hintergedanken der Verbesserung, Verschärfung des eigenen Profils, betrieben hat. Bereits der Plan einer WU ( Weltumsegelung ) verschafft Alleinstellung und Bugwelle, abgesehen von Neidgedanken, die nahezu zeitgleich um die Ecke biegen. Ohne an dieser Stelle nun in die Tiefe zu schürfen, rate ich Seglern gern, einfach nur still zur Reise aufzubrechen, ganz ohne wohin, wie lange, oder gar – Kardinalfehler!!! – Treffen mit Besuchern oder Familie langfristig zu vereinbaren, um deren Urlaubsplanungen – und natürlich Kosten für preiswerte Flugtickets! – zu reduzieren, derweil das segelnde Hotel sodann punktgenau zur Stelle sein sollte. Ein urlaubsgefühltötendes Schreckgespinst, das Mienen zum gefrieren bringt, falls Rasmus nicht kooperiert. Ein segelndes airbnb, der Traum schlechthin, samt Sozialanbindung und Grill an den schönsten Beaches, von denen Landlubber träumen mögen, allesamt erlebnishungrig, Instagram bewehrt. Trauma allerdings für manchen Skipper, der die Konsequenzen einer vielleicht vorschnellen Einladung nicht bedacht und am Ende die Flurschäden an Bord oder Toilette zu beheben hat, weil zumindest ein Klo ja sensibel bedient sein will, denn, nicht wahr, am besten geht immer noch Dünnschiss durchs Ventil.
Apropos, da fällt mir die Geschichte von Wolfgang und Marianne ein und ihrem französischen Freund Patrice, der vor Jahrzehnten bei Windpilot mit seiner Hände Arbeit eine alte Pacific verdienen wollte. Lässig, die Gauloises im Mundwinkel, Aschenbecher cool auf der Bohrmaschine, dann und wann ein Loch gebohrt, wurde ich bereits am ersten Tag meiner Schranken als Ausbeuter verwiesen, wobei er hernach mit seiner Angebeteten, einer angehender Staatsanwältin auf einem ungewöhnlich modifizierten, d.h. aufgeplanktem Drachen, der später gegen ein rustikales Stahlschiff mit Telegrafenmast als Palme eingetauscht, samt seiner ausladenden Heckverzierung als Handgepäck von Hamburg nach Paris verflog, um sodann mit dem TGV an die Wasserkante zum Schiff zu reisen. Die beiden, nein da waren sie schon zu dritt, haben den Atlantik irgendwie geschafft, trotz nach unten zur Bilge offenem Kockpit und darin baumelnden Beinen, sowie einer einsam im Rumpf stehenden Campingliege samt Klappstühlen und Campinggazflaschenkocher. Sie sind immerhin heil in Martinique angekommen.
Jedenfalls sind Wolfgang und sien Fru, die im täglichen Praxishandgemenge auf die Anrede Frau Doktor eisern bestand … à la Minute in Martinique eingeflogen, sodann spätnachmittags, leicht verschwitzt, mit zwei veritablen Rollkoffern in der Marina angelangt, wo sie von Patrice auf´s herzlichste umarmt wurden, wie unter Franzosen üblich. Das Schiff allerdings lag aus Kostengründen im Schwell dümpelnd weiter draussen vor Anker, sogar ausserhalb der Mooringtonnen, die ja auch nicht umsonst zu haben waren. Der genaue Wortlaut bei finaler Ankunft auf der Jacht ist mir nur ansatzweise beim Doppelkopf überliefert worden. Die Nacht wurde irgendwie überstanden, aber als Patrice am darauffolgendem Morgen während des petit déjeunez sich sodann angelegentlich auf einen verbeulten Klo-Eimer am Campingtisch setzte … haben die Damen und Herren Doktoren fluchtartig das französische Eiland am Anker verlassen.
Der Ehestreit dauerte bis Hamburg. Patrice immerhin ist dann bis Tahiti versegelt, wo er jahrelang als Holzwurm arbeitete, derweil seine Frau als Lehrerin ihr Geld verdient und der Nachwuchs vermutlich Inselleben samt Ukulele lernte. Die Geschichte wurde Jahrzehnte nicht upgedated, hat in meiner Birne gleichwohl einen Logenplatz.
In Frankreich geht Segeln einfach anders, für einen Deutschen ein offenes Geheimnis, das man lernen muss, zumindest, wenn sozialer Umgang unausweichlich, oder gar explizit gewünscht, womit sich kollateral der segelnde Horizont erweitert, was ja nie schaden kann.
Im internationalen Vergleich sind deutsche Segler mit Blauen Träumen eine eher rührend kleine Menschenansammlung, wenn man Größe und Gewicht unserer Wirtschaftsmacht zum Vergleich bemüht. Vielleicht haben die Deutschen einfach zu wenig Zeit? Oder ist die Küste zu kurz? Oder die Literatur zu arm, zu sonnig lektoriert, oder haben die Leute zu viel Schiss? Oder ist einfach das Leben bei uns zu hart, um einen Zwischenraum zu finden und zu leben, bevor es dann stressig und mühsam wird, oder gar zu Ende ist? Irgend einen Grund findet man immer, wenn man die Hosen voll, oder der Partner Würfelhusten bekommt.
Nein Nein, keine Bange, es ist vermutlich schlicht das kleine runde Lederdings, das bei uns, gleich hinter Urlaub und Sonnenschein, die wichtigste Rolle im Lande spielt, was wenig kostet und Millionen den Sinn verdreht, mit dem man in Krisenzeiten sogar ein ganzes Volk sedieren kann. Glotze an, Chips aus der Tüte, Ruhe im Salon, so geht Sport, wer wagte zu widersprechen? Selbst seriöse Medien haben sich der Sponsorenpeitsche gefügt. Schneller Wimpernschlag: Fussball gegen Segeln, denn das ist Frankreich, wie es leibt und lebt, womit hier eine Linie gezogen wird, die alles erklärt, wenn man sich denn fragen sollte, warum in Frankreich die Uhren anders gehen, ganz anders? Diese Linie wird im weiteren Verlauf meines Aufsatzes immer wieder kreuz-und-quer überschritten werden, weil damit so wunderbar deutlich wird, wie Völker sich unterscheiden können. Zwar habe ich mannigfaltige eigene Erfahrungen mit dem savoir vivre im Westen, habe aber eine wertvolle Ergänzung, dessen Erfahrungen von der Quelle kommen, zielgenau, unerbittlich und voller Humor, wie ich es schätze.
Ich stehe seit Jahren mit Wilfried Krusekopf / Bretagne in engem Kontakt, ehemals Kunde in Sachen Heckverzierung, ist er über die Jahre stetig tiefer in mein Herz hineingeschlüpft. Brisant und zugleich enorm elegant, dass Wilfried seit Jahrzehnten mit Thérèse Collet liiert, einer waschechten Bretonin, aus prominenter Seglerfamilie, verknotet ist, derweil Wilfried mit seiner HR 39 ein Langfahrtsegler reinster Kultur, der sein Hausrevier am Golf du Morbihan rund um die gefährlichsten Steine in rauschenden Tidenströmen wie die Westentasche kennt und unzähligen Seglern die Nerven runter kühlt, derweil er sie mit Rat und Tat belehrt und navigiert. Thérèse hat meine Autobiographie übersetzt, damit auch in ihrem Heimatland vom Leben und Abenteuer rund um Heckverzierungen zu lesen ist. Eine deutsch-französische Symbiose von Menschen, bei der manch ein Segler-Träumer Gänsehaut bekommt.

Ölzeug oder Badehose?

Die Achse Deutschland – Frankreich scheint mir wunderbar geeignet, den Titel dieser kleinen Geschichte zu illuminieren, denn in unserem Mutterland liegen die Dinge so grundsätzlich anders als bei den Nachbarn im Westen. Nicht, dass ich hier Komplexe kultivieren würde. Sei´s drum!
Die wichtigste Frage überhaupt, besonders für Segler: hat man das Glück auf und an seiner Seite, bzw. kann man Hand in Hand gemeinsam leben und erleben, sogar segeln gehen, ohne die Nerven des geliebten Menschen übermässig zu strapazieren? Ein Glückspilz, der hier mit dem Kopfe nickt, der versteht, um was es beim Segeln wirklich geht: im Paarbetrieb gemeinsam in die weite Welt hinaus zu segeln und Hand in Hand unweigerlich noch viel näher zusammenzurücken, zum beiderseitigen Entzücken! Im harmonischen Paarbetrieb wird jede Reise zum Erlebnis … und das Lebensglück am Ende unausweichlich. Sodann ergibt sich schnell die Frage nach einem passende Zeitrahmen, um eine grosse Reise in Angriff zu nehmen, einer Thematik, deren schwere Bücher solide Regale verbiegen. Schlaumeier überall, ein weites Spektrum für Autoren und Verlage, die aus derartig substanziellen Lebensfragen vorzugsweise monetäre Vorteile ziehen mögen, zumindest, wenn, sie entsprechend beworben, final in Träumerköpfen Eingang finden. Hier entstehen dann Idole und Päpste, deren Botschaften schon mal unkritisch aufgesogen werden, weil Nachfragen schnell als Übergriff verstanden werden könnten, zumindest von einigen der Heroen, jedenfalls in Deutschland, wohingegen in Franzosenland eine andere Gemengelage überwiegt.
Wer den symbiotischen Paarbetrieb nicht erreicht, für den bleibt manchmal nur das Singlehander Leben, keineswegs ein idealer Lebenszustand, aber das ist meine ganz private Meinung:

Einhandsegeln


Natürlich gibt es viele Ausnahmen, wie in allen anderen Lebensbereichen und ich verbeuge mich in Hochachtung vor den Menschen, die alleine mit ihrem Schiff … und sich … den Hafen verlassen … und dabei erkennbar glücklich und zufrieden werden.
Meine Gedanken sausen unweigerlich sofort zu Kjell Litwin, der mit seiner SV Selene, einer Vagabond 31, einsam und stürmisch seinen Solo Kurs bis in die Schären von Stockholm ins Kielwasser eingravierte.

Die Liste der „namenlosen“ Segler ist endlos lang, es ist mir stets ein Vergnügen, diesen Menschen meine Ehre zu erweisen, eine der Triebfedern für diesen Blog.

Ja, und so kommen wir rasend schnell zur Schlüsselfrage nach dem richtigen fahrbaren Untersatz, noch mehr Bücher, noch mehr Fachleute, die ihre Erfahrungen – oder ihren Senf? – zum besten geben. Es wird langsam unübersichtlich!

Pfützensegler

Eine einfache Gegenüberstellung meiner Aufsätze zu den Schiffen der Nationen legt gnadenlos offen, welchen Bereich die Deutschen in Bezug auf „gebräuchliche und sogar auch populäre Schiffe“ hier präferenzieren. Die Lektüre macht ggf. atemlos.

Was nur noch fehlt, ist die Frage nach den Ressourcen, um final den Start ins Auge zu fassen, obgleich ja eigentlich kaum wichtig, wie klein die Schale ist, der man sich anvertraut, um die Leinen los zu werfen, um die Welt zu lernen. Die Sache hat zu viele Nuancen, die eine Unzahl von Definitionen denkbar machen und die Sinne beflügeln.

Bobby Schenk hat es immerhin geschafft, ca 110 Heroen aus einer Historie von einigen Jahrzehnten und unter Hinzuziehen der Alpenländer heraus zu filtern, denen er seinen immer gleichen Fragenkatalog der besseren Vergleichbarkeit wegen gestellt, um zumindest potentiellen Aspiranten mit tiefen Träumen ein wenig den Kompass zu richten, bzw. an den Köpfen zu schütteln. Lesenswert sicherlich, allerdings zeitgleich ernüchternd, weil es verdeutlicht, wie unbedeutend die deutsche Szenerie im internationalen Vergleich eben doch ist, denn 110 Heroen im Verlauf von Jahrzehnten lassen ohne Taschenrechner erkennen, wie klein die Szene in Deutschland wirklich ist.
Meine Datenbank listet in nunmehr 25 Jahren 689 WU auf, die mit meinen Systemen die grosse Runde erledigt haben, was ja schnell erkennen läßt, das hier ein großer Schatz zu heben ist, weil die wahre Zahl der Umsegler mit anderen Heckverzierungen, oder sogar ohne mechanische Automaten, ja gewaltig ist. Ein Eisberg dessen Unterwasserschiff ungeahnt unendlich ist.

Reference links

Ungekrönter Tausendsassa für mich ist der Belgische Arzt Jean Lumaye, der auf seiner Hans Christian 43 insgesamt drei Mal um den Spielball gesegelt ist, seine letzte Runde während Coronazeiten: Non Stop von Auckland bis ins heimatliche Edelschokoladenland.

Nicht zu vergessen die Heroen in zwei Golden Globe Races, deren in toto 7 Segler mit meinen Heckverzierungen bis zum jeweiligen Ende der Reise durchgehalten haben, wobei nicht verschwiegen werden sollte, dass dies für die SV Thuriya von Abhilash Tomy in den Tiefen des Southern Ocean gewesen ist.

Ein trauriger Unfall in 2018, der Abhilash´ folgenschwere Operationen mit Titan in der Wirbelsäule notwendig machte, wurde für mich zum willkommenen Anlass den WINDVANE REPORT zu verfassen, der das Märchen vom BAD WEATHER PROBLEM final als unschöne Volte eines Wettbewerbers im heissumkämpften Markt für Windsteuersysteme entlarvte. Übrigens sind die Produktionszahlen dieser Marke bekannt, man braucht sie hier nicht zu repetieren, weniger bekannt, dass ich jene Zahlen bereits vor Jahren hinter mir gelassen habe.

Wenn ich länger darüber nachdenke fallen mit etliche weitere Namen meist einsamer Nonstop Segler ein, die Ihre Träume final erlebt und fortan ohne viel Aufhebens in ihr bürgerliches Leben heimgekehrt, oder zurück im Schoss der Familie, vermutlich zufriedener, ihr Leben weitergelebt habe. Eine Lebenserfahrung, ohne dies zu vermarkten, eine für mich sinnhafte Verhaltensweise, was unverfälschte Authentizität sicherstellt. Symphatisch!

SV Sea Pearl – Luisa + Matthias Werb GER

Die Aufstellung wäre unvollständig, ohne auf einige Webseiten hinzuweisen, die seitenlange Listen weiterer Weltumsegler benennen:

OCC.

Latidude 38

ftlf

oceanseglingsklubben

havseilerklubben

noonsite.

STW

Oder gar den Soloseglern, die bei Robin Knox-Johnston gelistet werden:

Um hier nicht in den Ruf zu geraten, einen Verein nicht zu benennen, der sich all zu gern als Heimat deutscher Segler mit blauen Träumen selbst bezeichnet, sei erlaubt, auf einen Link zu verweisen, der das Treiben der Herrschaften, die die Vereinsgeschicke zu verantworten haben, illuminiert. Allerdings Vorsicht: ohne Sarkasmus geht das nicht!

Blauwasser Seminare

DIE LANDTEAMS
Am 07.08.2011 habe ich gewagt, in einem Blog zur Monetarisierung der BW Seminare, einen Stein zu werfen, indem ich auf die unermüdliche Arbeit vieler Landteams hingewiesen habe, die dafür sorgen, dass ausgedehnte Reisen eigentlich nur mit solider Unterstützung von Land erfolgreich beendet werden können. Habe ich dadurch am Lack der Heroen gekratzt? Nein, dies ist die Kehrseitengeschichte von Seglermenschen, die Unterstützung von Landmenschen brauchen, ohne die sie ihre Reise kaum zu ende brächten. Denn, nicht wahr, mit zunehmender Reiselänge und abnehmender Crewstärke bis zum Extremfall, wenn ein Einhandsegler Nonstop einsame Seemeilen sammelt und im Kielwasser versenkt, derweil er den Traum seiner Ankunft in Endlosschleife träumt, desto wichtiger werden die unermüdlichen Helferlein an Land, wenn dann auch noch Sponsoren Peitschen knallen, sind Landteams im Schichtbetrieb unterwegs, um die Pyros auf der Hafenmole zu zünden … damit die Marke strahlt.
Ich habe bis zum Jahre 2004 in toto 230 Bootsausstellungen mit meiner Teilnahme illustriert, habe 8 Mal / p.a. in US Messegefängnissen meine Hamsterrunden gedreht, auf unzähligen US Seminaren über mein Lebensthema referiert und dabei angelegentlich realisiert, wie sehr das US Seminarwesen sich von dem in Deutschland differenziert. Was drüben als kostenloser Messeservice der Veranstalter zur Fortbildung und als Appetithappen für breite Massen angeboten, wird im Mutterland der Besserwisser einer elitären Gruppe gegen veritables Eintrittsgeld vermittelt, dessen Löwenanteil vorzugsweise in der Hosentasche der Veranstalter seinen finalen Parkplatz findet, wobei der vertikale Abstand zwischen Referent und Zuhörer stets eingehalten und als Lufthoheit kultiviert wird, ein Webfehler im deutschen Verständnis für einen wunderschönen Sport, den man eigentlich breiteren Menschenkreisen eröffnen sollte. Money First! Interessant bei alledem, dass die Referenten beidseitig des Atlantik recht offenbar sehr erfahren im jeweiligen Fachgebiet, für ihre Wissensweitergabe unterschiedlich Entlohnung erfahren, weil an der Nahtstelle drüben eben kein Kassenschrank aufgebaut, weil der Obolus mit der Eintrittskarte zur Messe bereits beglichen ist, ergo Seminare enormen Zuspruch erfahren.

Ich bin überzeugt, dass die Besonderheiten der Wissensweitergabe in unserem Land mitursächlich dafür sind, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ein Schattendasein führt, was unschwer auch an der Zahl erfolgter Weltumsegelungen abzulesen ist. Nicht zu vergessen, dass in den USA traditionell viele erfahrene Segler ihr Wissen in Büchern im Eigenverlag vermarkten, womit u.U. ein wenig mehr Authentizität möglich ist, als wenn geübte Lektoren professioneller Verlage, die Anzahl von Neuerscheinungen bewußt steuern, um den Abverkauf einer Auflage zu forcieren.

Interessant aus Frankreich zu erfahren wie im Mutterland der Schnellsegler die nautische Ausbildung funktioniert:

Stimmt schon, Peter,
aber die andere Seite der Medaille ist die Tatsache, dass allzu viele Franzosen meinen, sie seien – praktisch durch Geburt in Frankreich – auch ohne nautische Ausbildung und ohne Erfahrung gute Segler, nur weil Frankreich so viele Segelikonen im Regattabereich hervorgebracht hat. Da ist eine dicke Portion Selbstüberschätzung mit im Spiel. Und das gekoppelt an eine Gesetzgebung, die es erlaubt, eine beliebig große Charter-Segelyacht zu mieten und auf See im Küstenbereich zu benutzen ohne jeden Führerschein und ohne jeden Erfahrungsnachweis.
Paradoxerweise geht das so nicht bei Motor-Charteryachten. Dafür muss, im Gegensatz zum Chartern einer Segelyacht, ein Führerschein vorgelegt werden.  
 
Und so sind hier insbesondere im Juli-August tausende von „Parisern“ auf dem Wasser, die sich mangels Führerscheines eine Segelyacht und keine Motoryacht chartern, um dann ohne Kenntnis der Ausweichregeln, ohne Kenntnis der Gezeiten, ohne Manövriererfahrung insbesondere im Hafen… ihr „faire du bateau“ ausleben.
 
Als ich vor zwei Wochen nach entspanntem 5-wöchigen Scilly-Törn zurück in der Baie de Quiberon vor der Haustür ankam, hatte ich innerhalb nur einer Stunde drei Beinahe-Kollisionen mit diesen „Parisern“…
Bonne soirée
Wilfried Krusekopf

Leben im Kielwasser


Mythos Weltumsegelung
Lebensziel oder Sackgasse?

Myth Weltumsegelung

Ein Buch mit diesem Titel habe ich vor 5 Jahren geschrieben, ein schnelles Konvolut aus meiner Lebensdrohne, verfaßt, um ein wenig Struktur in eine Thematik zu bringen, die mythisch beladen ist wie kaum eine Zweite, kaum dass man sich getraut, hier Zusammenhänge aufzuzeigen, die ganz handfest in einem ansonsten rasanten Leben zu bedenken sind. Denn Enttäuschungen sind nicht zimperlich, sie lauern hinter jeder Ecke auf den richtigen / falschen Moment, Illusionen zu zerstören. Gnadenlos!

Weltumsegelung

Hamburg 9.9.2025

Peter Foerthmann

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