Mit dem Finger sind wir schnell und ungeduldig, solange wir als Segler auf dem Trocknen sitzen und der Internet Zugang rasant und flitzig, jeder Maus Klick uns eine schnelle Antwort gibt.
Auf See hingegen ist uns gegenwärtig, wie sehr die Technik lahmt und hinkt und wir – obschon nur langsam segelnd – der Datenfluss noch schleichender vonstatten geht.
Das Angebot an Land ist riesig, der Wissenshunger groß – es stellt sich gleichwohl die Frage, welche Infos für Segler interessant und wichtig, welche hingegen nichtig – und welche am Ende unsere Köpfe, Filter und Kanäle nur verstopfen, weil sie – von uns unerwünscht – unseren seglerischen Mikrokosmos stören – die wir also weder hören – noch uns von ihnen bedrängen lassen wollen – so jedenfalls die Idee!
Ein Spagat, bei dem jeder Anbieter von Informationen seine Ware im Bei Pack bezahlter Werbung zu seiner Kundschaft transportieren will und muss, denn die Kundschaft ist Zahlmeister der informellen Nahrungskette – selten willig – hingegen meist störrisch und widerwillig.
Welche Informationen will der Segler wirklich haben, welche sucht er, welche wird ihm gratis nach Hause getragen – und was kann er überlesen, wegklicken, unterdrücken, oder dem Papierkorb anvertrauen, was er vorab als Müll enttarnt?
Genügt vielleicht sogar das gedruckte Wort, sind Zeitungen immer noch en vogue?
Klar ist, dass auch Segler ihre tägliche Droge brauchen, so wie Sportler oder Auto Enthusiasten steten Hunger haben, um sich abzulenken vom Alltag des Alltäglichen – sie in Gedanken spazieren gehen wollen, oder eben segeln – ein besonders ergiebiges Terrain zum Träumen. Immerhin eignet sich unser Sport besonders gut, Träume zu transportieren – die Zeitungs Branche hingegen lebt davon, in Lee gedruckter Blätter, Werbe Botschaften zu vermitteln und in unsere Birne zu implantieren.
Das Prekariats Fernsehen erfindet täglich Formate, Wünsche, Träume und Neidereien, um Zuschauer mit Plattitüden zu bedienen, in Werbung zu verpacken, um Schafe im Sekundentakt an die Ladenkassen zur Schur zu treiben. Der Erfolg ist durchschlagend – nicht nur Privat Fernsehen – eine Geldmaschine.
Segler sind vergleichbar eine Hardcore Zielgruppe, die zu erfassen und erreichen, schon schlauere Raffinessen erforderlich macht. Es ist hingegen kein Geheimnis, dass die maritimen Printmedien allesamt das Nacht Gespenst flüchtiger Leser zu fürchten scheinen, das sie mit List und Tücke zu bekämpfen streben.
Das Kochrezept,
Leserschaft gegen Entgelt zu binden, funktioniert scheinbar allseits bewährt im Kombi Pack von
– News vom Online Ticker
– redaktionellen Inhalten aus eigener oder fremder Feder
– Vergleichstests aus eigener oder fremder Recherche
– Schaufenster der Werbekundschaft, die Schiffe und Produkte verkaufen wollen
– advertorial writing – also redaktionellen Liebesdiensten für bezahlte Werbung der Inserenten
– einer Online Ausgabe mit Teaser Happen zum Print Konsum
– einem Forum als Honig Topf und Tummelplatz für hardcore Besserwisser
– einem Marktplatz als Spiegelbild des Marktgeschehens
– einem Anzeigen Friedhof für Marktteilnehmer, die gefunden werden wollen
– Werbe Präsenten als Lolli für die Abonnenten Werbung
Dieser Mix ist das Handwerkszeug der maritimen Verlegerschaft rund um den Globus, um die Schwindsucht der Abonnentenschaft zu bremsen. Richtig erfolgreich – sind sie alle nicht! Es ist augenfällig, dass kaum ein Verleger bislang ein Patentrezept hat finden können!
Augenfällig ist, dass die Qualität redaktioneller Berichte nachgelassen hat, sie teils fehlerhaft, manches Mal gar unredigiert, als Folge zunehmenden Kostendrucks von Freelancern zugekauft und in Druck gegeben werden. Einer anspruchsvoller Leserschaft bleiben derartige Tendenzen hingegen nicht verborgen, sie gehen als treue Leser am Ende irgendwann verloren.
Leser für den Konsum von Inhalten bezahlen zu lassen, ist zur Grundsatzfrage der Printmedien im Zeitalter des WWW geraten.
Wert, sich einmal mit uns – den Seglern – zu befassen!
Segler als Zielgruppe
Segeln, obwohl ein Breitensport, ist für die Medien ein schwieriges Terrain, schlicht, weil hier eine Zielgruppe unterwegs, die infolge ihrer Individualität nicht mit der Schrotflinte zu erfassen ist. Das Spektrum möglicher Betätigung, von prestigeträchtiger Formel 1 auf dem Wasser, bis zum Cruisen mit dem Wind von achtern, vom Selbstbau einer Yacht im Hintergarten bis zum Chartersegler, der im Wochentakt aufs Wasser strebt – vom Träumer, der seinen Sport zum Beruf zu machen strebt, bis zum Geniesser, der sein Schiff als Präziose pflegt.
Ein Eiertanz für Verlage, die hier Leser generieren wollen, die uns an die Hand zu nehmen versprechen, die uns zeigen wollen, was wir schon wissen – kurz, deren Unternehmensziel darin besteht, sich unentbehrlich zu machen – solange es nur ums Segeln geht – und sich zum Mittelpunkt des Interesses selbst zu machen.
Interessant, dass in unserem Sprachraum hunderttausende Menschen – oder gar Millionen? – dem Segeln gegenüber aufgeschlossen sind, dieser Sport längst zum Breitensport avanciert ist, gleichwohl die hier verfügbaren Zeitschriften dies allesamt nicht spiegeln, denn sie dümpeln sämtlich im Bereich 20 – 50 tausend Exemplaren / Ausgabe, vor sich dahin. Noch aufschlussreicher, dass z.B. die YACHT im Verlauf der Jahrzehnte von ehemals 100.000 Exemplaren auf offenbar weniger als die Hälfte der ehemals stolzen Auflage geschrumpft, gleichwohl sich selbst dennoch als Europas größten Magazin bezeichnet!
Eine Binse, das wir die Ursachen in der leichten Verfügbarkeit von Informationen im Internet zu suchen haben, weil uns der kostenlose Zugriff zur weiten Welt per Mausklick zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
Keine Binse, dass die Inhalte und Angebote sich über die Jahrzehnte verändert haben, denn, was früher als Leserservice von rührend besorgten redaktionellen Mitarbeiterinnen kostenlos erledigt wurde, dort finden sich Leser allerorten heute vor einer Registrierkasse, bei der pro PDF zu bezahlen ist.
Oberstes Ziel dabei stets, Leser zum Konsum von Print Magazin oder/und Buch zu gewinnen, denn nur dort kann wirklich Geld verdient werden, um den Apparat am Ende dann zu bezahlen.
So geraten Online Plattformen der Marine Magazine nahezu sämtlich zu einem Teaser, sie werden herabgewürdigt, um den Besucher auf bezahlte Dienste zu verweisen. Das dies den Möglichkeiten des Internets nicht entspricht – ist eine Binse, die im letzten Eck von Segler Köpfen allseits angekommen ist.
Ein Patentrezept zum Generieren einer willig zahlenden Kundschaft im Wassersportbereich hat bislang nur das US Magazin PRACTICAL SAILOR gefunden. International respektiert und geachtet, werden dort Tests und Inhalte durchgeführt und veröffentlicht, die von den Seglern direkt bezahlt werden in Form von Abonnements, denn Anzeigenwerbung GIBT ES NICHT! Kein Wunder, dass in dieser Zeitschrift Testergebnisse zu finden sind, die sich in ihren Inhalten von Tests anderer Magazine erheblich unterscheiden, weil dort eben nicht auf eine fordernde Werbekundschaft Rücksicht zu nehmen ist.
Wenn Wassersport Magazine stets ein definiertes Verhältnis von redaktionellen Inhalten und Werbung aufweisen ( dürfen! ), ist die Vermutung stringent, dass redaktionelle Inhalte auch „advertorial writing“ beinhalten und Unabhängigkeit per se damit verloren geht.
Einer schlauen Zielgruppe wie den Seglern kann dies auf Dauer nicht verborgen bleiben. Vielleicht liegt hier einer der Gründe für die Verflüchtigung ganzer Leserscharen.
Am deutlichsten wird dies, wenn Magazine unermüdlich für neueste Schiffe trommeln, obwohl der Markt bereits lange am Boden liegt, Insolvenzen, Übernahmen allerorten verkündet werden, und das Bauchgefühl der Seglerschaft andere Botschaften im Kopfe hat.
Die Scheinwelt einiger Segelmagazine driftet in die Kalmen, derweil das reale Marktgeschehen bereits auf Legerwall zu liegen scheint.
Die Diskrepanz kann nicht verborgen bleiben, auch wenn das dauerhafte Trommeln der Auflagen Kapitäne, ganz andere Botschaften zu versprechen sucht.
Liegt es vielleicht an einem Missverständnis zwischen Verleger und seinen geschätzten Lesern, oder gar an mangelndem Respekt?
Oder ist es Unwilligkeit, sich einen neuen Kurs auszudenken, mit dem man die Leserschaft vielleicht besser erreichen kann? Never change a running system – aber wenn´s nicht mehr rennt – was macht man dann?
Vielleicht hilft eine Gegenüberstellung der Systeme PRINT und INTERNET, um die QUALTITÄTEN , Vor und Nachteile abzuwägen und am Ende zu erfahren, warum gedruckte Blätter dem Internet zunehmend zu unterliegen scheinen.
Der Blumenstrauss von Inhalten – einzeln betrachtet
Fortsetzung folgt