November 2017

DER FRÜHE VOGEL UND DER WURM
Die Zeit saust vorbei – wer nicht aufpasst – ist nicht dabei – wird sozial ggf. schon mal isoliert – oder vom Zeit Mobil scharf rasiert, denn dabei sein ist Vielen heute alles, vermutlich, weil sie sich dann weniger einsam fühlen.

In Lee dieser Erkenntnis kann man Schwarmverhalten studieren, daran partizipieren oder sich distanzieren, Einkommen offen oder still in eigene Taschen dirigieren, oder für sich ganz allein schlaue Schlüsse extrahieren. Win Win Geschichten können nur dann entstehen, wenn alle Beteiligten etwas mit nach Hause nehmen.

SEGELN IN DER REINFORM
Die Idee vom Golden Globe Race 2018 hat mich vom Start weg fasziniert. Der Gedanke, abseits heute so vielfach repetierter – einander gleichwohl immer ähnlicher – Regatta Veranstaltungen, nun den Segler und ein ganz einfaches Schiff – in Reinform – in den Fokus einer Wettfahrt zu rücken, hielt ich anfangs für grandios. Noch besser, dadurch endlich mal wieder einen Grund zu haben, nach Falmouth zu fahren, wo mich so viel verbindet. Allerdings kam sofort die Erinnerung um die Ecke, dass sich nicht wiederholen sollte, was mir im Jahre 1989 in Les Sables zugestossen war: alle Hotels – trotz November – ausgebucht, sodass ich am Strand im Wagen zu schlafen hatte … umparkt von anderen Segler Enthusiasten, deren Motoren ebenfalls im Leerlauf für warme Füsse sorgten. Als Liebhaber französischer Karossen habe ich damals früh entdeckt, aus welchem Regal der Espace seinen Namen genommen hat.

Gesagt getan, Hotel gesucht, gefunden, The Royal Duchy at Falmouth Beaches, in walking distance zum Hafen – als früher Vogel schüttelte ich mein Gefieder, fühlte mich schlau und gedachte fortan – ohne Radau – und sodann mit Seeblick – das Ereignis in Ruhe zu erwarten. Ein Veranstaltungs Leckerbissen in grandioser Umgebung.

Nun, der Hauch der Geschichte war schon wieder weg, bevor er den Ort hatte streifen können. Don McIntyre, umtriebiger australische Initiator dieser Retro-Regatta-Idee, ex BOC Segel Hero und erfolgreicher Geschäftsmann mit feiner Nase für lukrative Geschäftsfelder, hat Falmouth wenig später den Rücken gekehrt, dem Ort, der wie kein zweiter mit dem GGR verwurzelt ist, weil er bereits 1968 als Start und Zielhafen Bedeutung erlangte.

Der historische Ort wurde kurzerhand durch Plymouth ersetzt, vermutlich, weil man dort in grösserem Rahmen die für die Veranstaltung als notwendig erachteten Sponsoren für das geplante Gross Event zu ködern hoffte? Hatte man ein Volksfest für Nichtsegler im Sinn? Als Reminiszenz zu Falmouth sollten beide Orte durch eine Geschwaderfahrt im Gefolge der SUAHELI verbunden werden. Denn, nicht wahr, in England waren verständlicherweise neben den Medien, alle Segler und Segelvereine voller Enthusiasmus von der Idee eines Revivals der GGR in 2018 im eigenen Land.

Don McIntyre 22.04.2017

Don McIntyre, the Golden Globe Race Chairman says: “Plymouth’s enthusiasm for the 2018 Golden Globe Race is fantastic. We are all excited to be partnering with this vibrant Ocean City and with so many new and exciting elements coming together for the Race Village and start day, we are looking forward to attracting spectators from across the UK, Europe and the world. June 30th will see 30 Heroes embark on a voyage the likes of which the world has never seen.”

Also Hotel Wechsel? Nein, ich habe gewartet und wurde recht bald belohnt. Denn auch die Halbwertzeit von Plymouth hat nur wenige Monate gedauert. Auch dieser Ort wurde verworfen, vermutlich, weil man ebenfalls die Erwartungen – oder Forderungen? – des Veranstalters nicht erfüllen konnte oder wollte. Pressetexte sind immer erfinderisch für Gründe, die nicht zwingend plausibel sein müssen. In diesem Fall wurde dem Brexit die Schuld achtern in die Schuhe geschoben – unsichere politische Lage, darob zögerliche Sponsoren – es ist immer einfach, Dinge beim Namen zu nennen, auf den noch keiner gekommen ist, und Presseleute nutzen jede Gunst der Stunde, wenn sich ein Grund so lecker auf offener Bühne präsentiert. Wir haben allerdings gelernt, dass Wahrheiten auch different sein können.

Seit Anfang Oktober ist also die Katze – schon etwas müder! – erneut aus dem Sack gekrochen.

Der Start des GGR 2018 wird nun in Les Sables d´Olonne ausgerichtet, einer Stadt, zu der man anfangs in Falmouth dezidiert einen englischen Kontra Punkt zu schaffen plante, was in der Sache logisch und von jedermann als sinnvoll verstanden wurde.

HIGH-TECH KONTRA NO-TECH
Hier die VENDÉE als High-Tech Veranstaltung für Professionals mit Multi Millionen Etats kapitalkräftiger Sponsoren. Dort die GGR 2018, als No-Tech Veranstaltung für Amateure mit kleinem Budget. Spannung pur also für jedermann, auch den kleinen Segelmann, dessen Heroen hier zum Anfassen, eigene Träume stellvertretend leben, an deren Reise man fortan, ohne den Hafen – oder das Sofa! – zu verlassen – in Geiste oder virtuell – teilnehmen kann. Immerhin fesseln die Abenteuer von Einhandseglern das interessierte Publikum mehr als jede andere Sportart, weil komplexe Herausforderungen zu bestehen sind, die durch die Gefahren der wasserhaltigen Umgebung ihre Würze bekommen.

Zwei grundverschiedene Veranstaltungen agieren nun also unter dem gleichen Hut. Interessant zuallererst, dass nun Informationen nach aussen getragen werden, die vorher nicht verfügbar waren: Der Wert der Unterstützung für das GGR 2018 in Frankreich wird mit 1 mio € beziffert. Als Gesamtbudget für das Ereignis wird erstmals die Zahl von 4 Mio € in den Raum gestellt.

Die Katze hat also nun ein Gesicht, das sich sogleich nachdenklich verzieht, denn nun liegen ein paar Karten lose auf dem Tisch und es sollte erlaubt sein, Vermutungen darüber anzustellen, wie die Karten verteilt werden werden, d.h. wer die finanziellen Lasten zu tragen haben wird. Denn im Gegensatz zur Vendée, deren Pulsschlag im Takt der Etats grosser Sponsoren schlägt, gelten für das GGR 2018 erkennbar differente Regeln. Es darf vermutet werden, dass genau hier der Grund zu suchen ist, warum der Start bislang ein wenig holperig verlaufen ist und bis dato kein Sponsor in der Website vermerkt ist.

DIE SINNFRAGE ZUERST
Ist ein da capo nach einem halben Jahrhundert machbar? Unbedingt, es ist sogar verwunderlich, dass diese Idee erst heute aufgegriffen worden ist.

Die Namen Robin Knox-Johnston und Bernard Moitessier sind immerhin als Legende in jedem Segler Kopf zuhause. Eine Reise Nonstop um die Welt, haben bis dato nicht allzu viele Menschen bewältigt, die weitaus meisten waren Franzosen, die in der privilegierten Lage sind, dass Segeln bei ihnen Volkssport, Massen zu hypnotisieren in der Lage ist. Dies ist der Kernbrennstoff für Sponsoren, um breite Konsumenten Kreise zu erreichen und somit Sponsoring – also kleinzellige Umverteilung von Kosten für Werbung – in der Reinform möglich zu machen. Ganz erkennbar sind Segelveranstaltungen in Frankreich für alle beteiligten Parteien ein Win Win Olymp, wie sie in Ländern ohne vergleichbare Peripherie – Begeisterung im Volk – niemals zustande kommen können. Man muss erst an KIWI Land denken, um eine ähnliche Hype aufzufinden.

So ist es nicht verwunderlich, dass diese fruchtbare Marktsituation Entwicklungen und Impulse hervorgebracht hat, bei der für Deutschland seit Jahrzehnten nur die Rolle als Zaungast-Spatz geblieben ist, vermutlich vor allem, weil Fussball – im Gegensatz zum Segeln – ganzjährig vor der Glotze zu spielen ist und ein Ball – im Gegensatz zu einer Yacht – klein genug ist, um keinen Neid zu erregen. Sarkasmus Modus aus.

GGR 2018 UND VENDÉE – WIE MOND UND ERDE?
Die Unterschiede könnten kaum grösser sein. Allerdings nur auf den ersten Blick!

Hier eine nationale Institution, die im Vierjahres Rhythmus technische Möglichkeiten und Sponsoren Budgets zu immer neuen Rekorden treibt, deren Folgen an stetig schnelleren Rundenzeiten abzulesen sind, von 109 Tagen im Jahre 1990 auf derzeit 74 Tage. Ein Quantensprung, erkauft mit Multi Millionen an Sponsoren Geldern für Investitionen in Material, neue Schiffe und toughe Skipper, die bereit und in der Lage sind, jenseits aller Grenzen Höchstleistungen zu bringen, um ihre Segelmaschinen zu reiten, besser, zu bändigen. In die Öffentlichkeit getragen durch footage von Schiffen, deren Sponsoren Logos qua Medien sich fortan besser verkaufen lassen, weil jede Marke, mit Segeln sublimiert, in den Köpfen zumindest französischer Betrachter einen Logenplatz belegt. Eine gut geschmierte, zuverlässige Dampf-Loko-Werbe-Motive bei der die grossen Marken um Eintritt rangeln, dank Etats, die in den Himmel wachsen. Dabei sein ist für interessierte Zuschauer alles und durch Onboard Kameras heute jederzeit garantiert – denn die virtuelle Präsenz wird zur Schlüsselfrage für Sponsoren, damit sie ihre Ernte – oder Beute? – die Sichtbarkeit eigener Logos – einzufahren in der Lage sind.

Dort die Reminiszenz des Sunday Times Golden Globe Race von 1968, zu einer Zeit, als eine Einhand Non Stop Weltumsegelung noch undenkbar schien und ergo seinerzeit eine Sensation gewesen ist, gesponsert von einer Zeitung, die kurz zuvor bereits Francis Chichester unterstützt und damit Auflage hatte machen können, nun auf Kurs zu einem weiteren Media Scoop, der sich in barer Münze – also Auflage – bezahlt machen sollte. Der Grund, weshalb man aktiv nach einem Erfolg versprechendem britischen Skipper suchte und sodann mit Robin Knox-Johnston ein Sponsoring – am Ende dann allerdings mit der SUNDAY MIRROR vereinbarte. Der Plan ging auf, er erreichte am 22. April 1969 als einziger von 9 Startern den Zielhafen Falmouth nach 312 Tagen.

Und diese Veranstaltung wird nun in die Neuzeit konvertiert, nicht als Ganzes, hingegen Stellen weise, wie wir sehen werden.

DIE KERNFRAGE
Das Rückgrad einer kommerziellen Veranstaltung ist deren Finanzierung. Die Regeln und Vorgehensweisen der Vendée sind kaum auf die GGR 2018 zu übertragen, weil sie dem Konzept der Macher entgegenstehen: das Nichtvorhandensein regelmässiger Onboard Berichterstattung mit Ton und Bild für die Dauer der Veranstaltung von ca 10 Monaten. Ein enormer Zeitraum, über den ein Spannungsbogen nur schwer zu erhalten wäre, Herausforderung für jeden Veranstalter, bzw. die Macher des Programms. Gleichwohl liegt hier vermutlich der Knochen begraben, der jedem Sponsor mit kapitalen Interessen wichtig ist: die Nonstop Verbreitung von Logos an das hier interessierte Publikum, das durch abenteuerliche footage verwöhnt, auf ständig neues Futter hofft. Dreissig einsame Solo Segler ohne direkten Aussenkontakt zum Publikum, sind für Sponsoren weniger interessant, weil das footage Futter – also schöne Onboard Bilder und Videos – nach dem Start jäh zu ende ist und eine gewünschte virtuelle Dauerpräsenz dadurch schwierig wird, vermutlich Gründe, warum für die GGR andere Wege gegangen werden, um Kostendeckung zu erlangen: Teilnahme Bedingungen, deren Compliance, Einnahmen sicherstellen, die anstatt vom Zuschauer, von den Teilnehmern zu generieren sind.

GGR 2018 – COMPLIANCE
Entgegen den durch Sponsoren befeuerten Quantensprüngen in der Vendée, werden im GGR 2018 enge Grenzen gesetzt, erstaunlicherweise so gänzlich anders, als die Regeln vor 50 Jahren, die kurz und knapp gewesen sind und sogar Starttermin, Schiffswahl und Ausrüstung dem Skipper überlassen hatten. Losfahren – die wichtigen Kaps runden und heil ankommen, was eben allen anderen neben Robin Knox-Johnston nicht gelungen und für manche Legende der Stoff gewesen ist.

Die Trennlinie zwischen Vendèe und GGR 2018 verdeutlicht Don McIntyre mit eigenen Worten:

„Vendée“ super high tech and commercial while the other is all about human endeavour and Corinthian spirit

Es sei erlaubt, hier Zweifel anzubringen, denn bei genauerem Hinsehen wird erkennbar, dass der Veranstalter der GGR 2018 einen Spagat versucht, indem er den Teilnehmern – unnötig? – strenge Regeln auferlegt, vielleicht um den rigiden Charakter der Veranstaltung nach aussen zu rechtfertigen, oder um sich von „Super Hi Tech“ abzugrenzen?

Die finanzielle Folgen für Amateure jedenfalls erscheinen mir dramatisch, die dem selbst formulierten Anspruch zuwider stehen, weil sie ohne finanzielle Unterstützung kaum zu erfüllen sind.

Ein Blick in die Teilnahme Bedingungen ergibt Aufschluss.

Es sind nur Serienboote mit ähnlichen Abmessungen wie der 32 Fuß langen “Suhaili” von Knox Johnson, zugelassen. Langkiel mit angehängtem Ruder, maximale 36 Fuß, Mindestgewicht 6,5 Tonnen. Elektrische Autopiloten, jegliche Elektronik oder Folien-Segel sind verboten.

Colin Speedie, erfahrener Weltumsegler, Journalist und Autor u.a. für Attainable Cruising, beschreibt im Detail, warum er das GGR 2018 als überaus regulierte Veranstaltung empfindet. Sicher liegt hier einer der Gründe, warum das Feld weltweit interessierter Segler innerhalb weniger Monate von ursprünglich 30 plus einer stattlichen Warteliste auf heute 26 Teilnehmer geschrumpft ist, die die Startgebühr entrichtet haben. Der Veranstalter wirbt heute offen damit, dass noch Teilnehmer willkommen sind.

ITS ALL FUN – WIRKLICH?
Diesen geflügelten Spruch hat zwischenzeitlich wohl jeder am GGR 2018 Interessierte gelesen oder vernommen. Don McIntyre´s Worte haben mich im vergangenen Jahr veranlasst, einen Brief an ihn zu schreiben, ihn zu befragen, ob und wie ich dazu beizutragen könne, dass den Seglern Unterstützung in Sachen Heckverzierung gegeben werden könne, um „den Spass“ zu vergrössern. Ich dachte an Hilfestellungen, wie ich sie Jahrzehnte an den Flaschenhälsen der Segelwelt erbracht hatte: mit Idealismus und hands-on-service für die Segler an Bord ihrer Schiffe. Angesichts etlicher Anfragen von Teilnehmerseite, schien mir meine Geste als logisch und vor allem: eine Referenz an den Veranstalter.

Don´s Antwort:

Certainly, I appreciate your offer of partnering up with the Golden Globe race which is going to be quite an event that is for sure. The situation is that we very early on established a joint relationship with Hydrovane which is obviously exclusive and we are quite happy about that so unfortunately, we are unable to have another self-steering system on board.

Als Vogel bin ich da also gegen eine Panzerglasscheibe geflogen, denn man wollte erkennbar gar nicht mit mir spielen. Ich gestehe, Ich hatte mit dieser Antwort nicht gerechnet, insbesondere weil ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass hier vom Veranstalter eine Präferenz in Bezug auf das für eine derartige Reise wohl wichtigste und sensibelste Ausrüstungsteil getroffen wurde: die Windsteueranlage.

DÉJA VU
Vorauswahl und exklusiver Marktzugang gegen Bezahlung an den Veranstalter? Für mich ein déja vu, eine Wiederholung der Vorgehensweisen, die mich bereits beim Veranstalter World Cruising verwundert hatten. Was dort allerdings noch läßlich erschien, erfährt bei der GGR nun Schwergewicht, weil Windsteuer Systeme dort zu 100% an Bord der Schiffe vorhanden sein werden. Für mich sieht so ein Purzelbaum aus, dessen Gründe sowie finanzielle Folgen leicht zu durchschauen sind.

Monetarisierung

Man muss nicht besonders einfältig sein, um zu begreifen, warum harsche Teilnahme Bedingungen hier opportunistisch ausgelegt werden und sollte vermutlich froh sein, dass vergleichbare Restriktionen nicht auch für andere Ausrüstungsgegenstände geschaffen werden. Wobei ich nicht die Frage zu beantworten habe, welche Folgen dieser Deal für die Teilnehmer – und andere Segler – haben könnte. Denn, nicht wahr, Windsteuersystem Hersteller arbeiten allesamt in einer Marktnische, deren Volumen weltweit stets gering sein wird, gleichbedeutend, dass derartige Massnahmen einem Ritt auf der Rasierklinge gleichen, weil die Kosten von einer extrem kleinen Zielgruppe zu bezahlen sein werden. Die Generalfrage, ob sich derartiges Marketing am Ende auszahlt, mag ein jeder für sich selbst beantworten, denn hier treffen zwei Welten aufeinander, die sich auf eine einfache Frage reduzieren lassen: der Sinnhaftigkeit von Marketing Massnahmen kontra Word-of-Mouth – unter Einbeziehung von Kosten.

Randnotiz: Nach meinem Wissen waren im Sunday Times Golden Globe Race ausser der Hasler Vane nur One Off oder Trim Tab Systeme – vielfach als DIY Anlagen – am Start. Aries, Hydrovane und Windpilot waren nicht darunter, weil sie gerade in der Gründung waren. In den Teilnahme Bedingungen sind in Bezug auf den Einsatz von WSA allerdings keinerlei Einschränkungen verzeichnet, ganz im Gegensatz zu anderen Ausrüstungsgegenständen, für die es preiswerte Alternativen gibt, die dem Charakter der Veranstaltung eigentlich nicht widersprechen würden. Ob dieser sensible Bereich der ansonsten rigiden Teilnahme Bedingungen angesichts einer Vereinbarung mit einem Exklusiv Supporter absichtlich ausgenommen wurde, vermag ich nicht zu beurteilen.

Wie der Veranstalter vermerkt:

If it was not on “Suhaili” then you cannot use it. Some items are considered safety gear and are exempt. All equipment on board “Suhaili” is described in RKJ’s book “A world of my own”. The following are typical things NOT allowed. GPS, radar, chart plotters and electronic charts, electronic wind instruments, electronic log, mobile phone, iPhone, iPod, Kindle or any computer based device, CD players, electronic watches/clocks, video cameras and electronic cameras, electronics of any kind, satellite equipment of any kind, digital binoculars, pocket calculators, water-maker, freeze dried food, carbon bre, spectra, any high-tech materials etc.

Wenn also im Kontext von Teilnahmebedingungen die Grenzen zwischen Zulässigkeit und Verbot willkürlich gezogen werden, wenn Compliance zur Manövermasse wird, wäre es vermutlich Praxis gerechter gewesen, hier im Interesse der Bezahlbarkeit für die Amateursegler, die Grenzen weniger rigide zu ziehen, z.B. nicht auf die immensen Kosten eines neuen Dacron Segel Stells zu bestehen, von dem man bereits vorher weiss, dass es nach der Reise verschlissen ist. Auch die willkürliche Einschränkung zugelassener Verwendung von modernen navigatorischen Hilfsmitteln zu günstigen Preisen – für die Segler ein teure Erschwernis – könnte man z.B. als Massnahme verstehen, die getroffen worden ist, um die Daten- und Quellenhoheit des Veranstalters zu präferieren.

DAS NADELÖHR
Am deutlichsten wird der Spagat vermeintlicher Authentizität, wenn man die in Paris beschlossene Regel heranzieht, nach der den Seglern digitale Aufzeichnung ( Ton, Film, Foto ) verboten ist, sie auf Super 8 Video und Fotographie beschränkt, deren Rechte sie allerdings an den Veranstalter zu übertragen haben.

Ergänzt um eine Vorgabe, dass für Sponsoring Vereinbarungen an den Veranstalter eine Extra Gebühr zu entrichten ist, mit Verdoppelung der Zahlung bei nicht befolgen. Kriterium: Unterstützung jeder Art ( Geld oder Sachleistungen ) darf vom Sponsor keinesfalls nach aussen kommuniziert werden. Die Verantwortung hierfür wird allerdings dem beschenkten Segler auferlegt, was man auch als eine Kosten Falle verstehen könnte. Auf ungläubige Nachfrage von Teilnehmer Seite, wurde vom Veranstalter diese Erläuterung nachgereicht:

Zitat Don:

Any of your friends or mates or even companies can give you money or equipment or even substantial discounts on equipment and that is NOT considered sponsorship….BUT if at any time thereafter any of those people or mates or friends or companies start to promote their support or involvement with your campaign or entry ..in any medium at all..Blogs, Advertising, Facebook etc, .then that is considered sponsorship and you would be asked to pay the supplement fee…so you can see it is the entrants responsibility to make this point very clear to anyone and everyone you are involved with…in anything to do with your campaign. Quite simple.

The practical aspect of this is that an innocent random mention will probably not be picked up by the race management. But anything beyond that probably would, as we have many alerts and automatic Google searches on all media and entrant names for GGR as part of out media monitoring for later market and media penetration analysis.

So I hope that is clear enough..but as I say..if you truly are going to be Corinthian, then you would not want anyone pushing your brand without your approval anyway. So tell them not to.
It comes down to a simple principle that you are either pregnant…or you are not…there is no grey area.

Then there will truly be sponsored or unsponsored entries and this rule done to protect the unsponsored entrants as well as the commercial nature of the GGR

Wenn also der Amateur in den Fokus von Überwachung gerückt wird, in deren Folge er ggf. eine finanzielle Bestrafung erfährt, wird nach m.E. eine Hürde errichtet, die es für den Segler unnötig erschwert, Unterstützung von potentiellen Sponsoren – oder Sachleistungen zur Ausrüstung – zu akquirieren, denen naturgemäss zuallererst daran liegt, dies auch nach aussen zu kommunizieren. Hier wird Amateurseglern ein Spagat auferlegt, weil sie zunächst darüber zu entscheiden hätten, ob der Wert der gewährten Unterstützung die Abgabe an den Veranstalter sinnvoll macht, oder ob man entsprechende Vereinbarungen- mehr oder weniger elegant – entsprechend umformuliert. Ein Schuss in den eigenen Schuh sieht dann ähnlich aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass Amateursegler mit geringem Budget, gleichwohl enormen persönlichen Einsatz, an dieser Klippe Zahnschmerzen erleiden, weil sie auf Unterstützung – selbst von geringem Wert – durchaus angewiesen sind.

Für den Segler kann Compliance somit teuer werden, was die Finanzierung aus privater Tasche unnötig schwieriger machte.

Tim Newson UK – ausgeschiedener GGR 2018 Teilnehmer – hat es auf den Punkt gebracht, als er feststellte, dass die vermutlich grösste Ausgabe in seinem Budget die Kosten für Teilnahme sowie Extrakosten für Sponsoren Unterstützung von zusammen Pound Sterling 14.000, sodann für Compliance mit den GGR Richtlinien, ihn am Ende im Bereich von ca Pound Sterling 30.000, kosten würde, einen Luxus, den er sich nicht erlauben könne – zumal er zur Teilnahme aus Kostengründen bereits seine Wohnung aufgegeben und in einem Werftcontainer umgezogen war.

I always thought that being part of the GGR would provide greater sponsorship opportunities than if I sailed independently. The restriction to sponsors logo size was a little frustrating but I also kinda liked it. I am happy that the boats aren’t going to be floating billboards like in the other ocean races. I still hope that a title sponsor will be part of my campaign. However, in the recent Paris meeting we were notified of a significant change in the rules. All the digital footage shot by the entrants while at sea is now going to be owned exclusively by the race organisers. Only the Super 8 footage (which will be very limited compared to the digital material) is to be shared. I have queried this with the organisers and they have told me they won’t review this position under any circumstances. This fundamental change in the filming rights now makes it foolhardy for a title sponsor to get involved with this event. This makes the GGR probably the most expensive and inaccessible yacht race there is. It is now effectively restricted to corinthian (privately funded) sailors, well beyond my means!

LA LONGUE ROUTE
Ist es nicht eigenartig, dass die Entwicklungen der vergangenen Monate für viele Segler die Rückbesinnung auf die alten Werte und Worte von Bernard Moitessier hat wieder aufleben lassen? Der Logische Weg von einst, scheint hier ein weiteres Mal seine Spuren in der weltweiten Segler Schaft zu hinterlassen.

Moitessier´s Entscheidung vom 18.März 1969, der Welt mitgeteilt in einer Blechdose, die er mit der Gummi Zwille an Bord eines vorbei fahrenden Schiffes katapultierte, hatte weltweit Aufsehen erregt und einen Denkprozess angefeuert, der das Blauwasser Segeln verändern sollte. Wurden bis dato Blauwassersegeln und Racing weitgehend vermischt, so differenzierte sich danach die Gemeinde und es bildeten sich die heutigen Zielgruppen: Cruiser und Racer.

Es ist das Verdienst von Guy Bernardin, ex- BOC Racer wie Don McIntyre, der die Idee von einer LONGUE ROUTE 2018 ins Leben gerufen hat, sicherlich auch eine Reaktion, die durch das GGR 2018 befeuert worden ist. Jedenfalls das genaue Gegenteil einer strikt kommerziell ausgerichteten Veranstaltung, die ihren Teilnehmern Beschränkungen und teure Verpflichtungen abverlangt, deren Nichtbefolgen die Verweigerung der Zulassung zur Folge hat.

credit Guy Bernardin

Bernardin hatte nach seinem Rückzug von den Welt Regatten eine weitere Weltumsegelung mit seiner Familie auf einer Replica einer SPRAY von Joshua Slocum absolviert, dessen Vorname Namensgeber für Moitessiers JOSHUA gewesen ist. Guy hat erkennbar die Gedanken von Moitessier verinnerlicht, was seine neuerliche Entscheidung zur Gründung der longueroute2018.com belegen mag, mit damals wie heute einfachen Vorgaben: Segle mit deinem eigenen Boot, so wie du es für richtig hältst, ohne teure Veränderungen, mit der Ausrüstung, die du hast, oder die dir wichtig ist, zu einem Zeitpunkt und Ort, der dir gefällt, passiere die wichtigen Wegmarken und erreiche dein Ziel, wann du es willst.

Es ist ein Zeichen besonderer Tragik, dass Bernardin im Oktober 2017 auf der Überführung von USA nach Europa im Sturm sein Leben verlor. Die Longueroute wird in seinem Gedenken fortgeführt.

Die Teilnehmerliste der longueroute verzeichnet heute bereits 21 Teilnehmer und vermutlich werden sich am Ende noch weitere Segler dieser Wanderung unter Segeln anschliessen, deren Start ab dem 18.Juni 2018 vorgesehen ist.

RESUMEE
Einige Jahrzehnte der Arbeit – und Erfahrung – in meinem Marktsegment, die Teilnahme an ca 220 internationalen Boots Messen, haben bei mir die Erkenntnis reifen lassen, dass Marketing mit dem Holzhammer, nicht unbedingt den Erfolg zu bringen in der Lage sind, den man erhofft, weil die Grundbedingungen im sensiblen Markt von Windsteuersystemen ungewöhnlich sind:
– langlebige Produkte
– anspruchsvolle Kundschaft
– wichtige gute Beratung
– guter Service im Aftersales
– Preisgestaltung
– Wiederverkaufswert
Im direkten Kontakt mit den Seglern ist all dies recht einfach zu erreichen und wird durch wirkungsvolle Mund-zu-Mund-Reklame belohnt. Ein sicherlich langer und steiniger, aber am Ende erfolgreicher Weg, über den ich 70 Jahre alt geworden bin.

Sponsoring als ein Weg auf der Überholspur mag in vielen Marksegmenten unseres Lebens Vorteile erbringen, insbesondere wenn Zielgruppen enorme Grösse haben und Kosten kleinzellig umzurechnen – umzuschlagen sind. Ich halte diese Form von Marketing hingegen für weniger sinnvoll im überschaubaren Markt der internationalen Cruising Community, weil die Kosten unverhältnismässig den Produktpreise hinzuzurechnen sind.

Kein Wettlauf – hingegen gelebte Überzeugung von
Peter Foerthmann

Weiterführende Links

Colin Speedie / Wavetrain

Sailmagazin US

Sailmagazin US

Tim Newson

SAILfeed

Sailingscuttlebutt

Guy Bernardin

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