ES WAR EINE SÜNDE WERT
Ich gestehe, ich habe gesündigt, denn ich habe gegen meine eigenen Spielregeln verstossen. Ich habe gesponsert, habe mich auf ein Terrain begeben, bei dem Ursache und Wirkung allzu leicht – oder gar leichtfertig ? – unter die Räder persönlicher Interessen geraten, wobei Fairness kollateral schnell verloren gehen kann, insbesondere, wenn fortan eine mediale Bugwelle – oder ist es nur ein Plätschern? – den Abstand zur Realität vergrössern hilft. Ich hätte es besser wissen müssen, denn die Realität hat mich bereits wenige Tage nach dem Start in LSO eingeholt:
Windsteuersysteme eignen sich, wie kaum ein zweites Ausrüstungsteil als Sündenbock, wenn es darum geht, Gründe jeder Konvenienz – inklusive eigener Zweifel – oder Heimweh – am Sinn der Reise, mangelnder Vorbereitung oder gar Planungsfehler – zu verstecken und stellvertretend den Steuersklaven am Heck als schuldig im Sinne der Anklage zu befinden, warum eine Reise nicht fortzuführen sei. Hier wachsen Andeutungen Flügel, es genügt, Probleme irgendeiner Art zu adressieren, ohne dies weiter auszuführen, weshalb ich darüber berichtet habe, um Dinge zuzuordnen, die der Richtigstellung bedürfen.
Über die Verquickung von Windvane politics und Sponsoring des Veranstalters der GGR, hatte ich in 2017 meine Meinung öffentlich gemacht.
AUFRUHR IM HÜHNERSTALL
Mein Erstaunen ist seitdem nicht kleiner geworden, zumal mein besonderer Blickwinkel auf die GGR beim Veranstalter erstaunliche Reaktionen zu Folge haben sollte. Immerhin hatte ich gewagt, das besondere Marketing Konzept eines Wettbewerbers zu illuminieren, gar zu kritisieren, der einen Veranstalter durch Bezahlung einer unbekannten Summe zu erhofftem Wettbewerbs Vorteil bezahlt, wobei selbstverständlich keinerlei Zusammenhang besteht, dass der Veranstalter – welch Koinzidenz ! – ohnehin davon überzeugt scheint, dass jene Marke bis heute zu den besten der Welt gehört. Honi soit qui mal y pense.
Ich habe mich für das offene Visier entschieden und die sich hier bietende Gelegenheit ergriffen, in Sachen Windvane Politics die Gemengelage ein wenig zu verschieben. Mir schien die Sünde läßlich, meine bis dato gelebten Vorsätze zu überstimmen. Immerhin war ich Monate lang mit vielen GGR Seglern in Kontakt, hatte Optionen diskutiert und Fakten eruiert. Eine kleine Welt, in der ich als Fisch im Haifischbecken unterwegs. Denn, nicht wahr, wir reden hier über ein weltweites Nischenbusiness, ganz und gar nicht vergleichbar mit Sponsoren Etats von Versicherungs-, Bau-, Logistik Konzernen oder anderen, dem Segelsport ansonsten fernen Unternehmen, deren Marke mit Segeln sublimiert, lediglich medial verbreitet werden sollte. Oder wird ein Rigg Problem an Susie´s Schiff mit DHL verquickt? Wie gesagt: ein Gemüsebeet!
DER DEAL – THEORIE UND PRAXIS
Bei der anfangs erhofften Anzahl von 30 Seglern war das mögliche Umsatzvolumen auch ohne Taschenrechner zu ermitteln. Rabatte an die Segler zzgl. Abstandszahlung für den Veranstalter, zwecks Präferenz in einer Freihandels Zone sowie Backstags Brise angelegentlicher Promotion durch den Veranstalter, hätte zu einer Win-Win Situation für beide werden können, für die die GGR Segler die Rechnungen zu bezahlen gehabt hätten.
Meine Bedenken an dieser sensiblen Liaison sind nachzulesen, insbesondere weil sie für die Segler, für den Fall des Nichtbefolgens, eine unbequeme Hürde bedeutet hätte: die verpflichtende Regel zum Vorhandensein eines Notruders, vielleicht als sanfte Peitsche zur gefälligen – erwünschten! – Kaufentscheidung? Oder sehe ich schon Gespenster?
Wenn der Veranstalter kürzlich bemerkte, dass die Hydrovane Segler sämtlich für ihre Anlage bezahlt hätten, wohingegen Windpilot Segler gesponsert worden sind, könnte man dies als Wertung empfinden, alternativ aber auch als Bestätigung meiner Vermutungen. Allerdings irrt der Veranstalter, weil die SOS Systeme – bis auf eine Ausnahme – gegen Berechnung geliefert worden sind.
Kurioser Weise hat der Segler, der seine finanziellen Nöte stets aufs Lauteste betonte, mich weich werden lassen, ihm die Zahlung der Rechnung für das SOS Ruder am Ende zu erlassen. Seine Dankbarkeit hat exakt 4 Tage angehalten, bis er sich im Podcast über Probleme mit seinem Steuersklaven beschwerte, die er querab Lanzarote zu unschönen und geschäftsschädigenden Bemerkungen verstärkte, die in Medien ihren Widerhall gefunden haben. Als in Mindelo sogar Lügen verbreitet wurden, habe ich die Hintergründe öffentlich gemacht.
KONZERTIERTER FISCHZUG
Sollte ich mich an dieser Stelle entschuldigen, wenn ich einen geplanten konzertierten Fischzug von Wettbewerber und Veranstalter zu Lasten von Seglern ein wenig gestört, indem ich ihnen meine Systeme ohne Berechnung zur Verfügung gestellt habe? Eine Frage, der die Antwort innewohnt. Kein Geheimnis, dass ich bestehende Aufträge nachträglich umgewandelt habe, um Präferenzen zu vermeiden.
Nach meinem Verständnis habe ich den Seglern einen Dienst erwiesen, indem ich ihnen einen Steuersklaven zur Verfügung gestellt und vor Ort tatkräftig unterstützt habe, um zum Gelingen ihres Abenteuers beizutragen. Wenn ich darüber hinaus jedem Segler leihweise ein Ersatz System, sowie Ersatzteile mitgegeben habe, so ist dies meine Reverenz an den Mut und die Unerschrockenheit der Abenteurer, einer unerhörten Herausforderung die Stirn zu bieten.
Eine Geste der Wertschätzung schien mir – eigentlich! – selbstverständliche Gegenleistung. Ich könnte das dynamischer formulieren, denn ein Deal, der keine Balance hat, wird zur Einbahnstrasse, auf der man als Geisterfahrer einsam ist.
Die Verhaltensweisen zweier Abenteurer haben mich krachend auf den Boden der Tatsachen zurückkehren lassen:
Denn, nicht wahr, nach Lage der Dinge, hätte ich wohl besser einen Hochsee tauglichen Langstrecken Helikopter chartern sollen, um als Kindermädchen verkleidet, dicht über den Wellen fliegend, den korrekten Segel Trimm, sowie das Festziehen lockerer Schrauben zu überwachen. Sarkasmus Modus aus.
LES SABLES – IN DER HÖHLE DES LÖWEN
Meine Erfahrungen mit dem Veranstalter sind anderen Kalibers. Ich war gewappnet für eine Begegnung in der Nahkampf Zone, von denen es in meinem Leben eine Unzahl gegeben hat. Und ich war überrascht, was ich dort erleben sollte, zumal die zeitliche Distanz der dann folgenden Wochen, stetig weiter Wucht entfalten sollte. Man hätte sich darüber auch in die Hosen machen können. Ich habe mich für eine Medizin entschieden, die bessere Wirkung garantiert.
Zugestanden: Ich bin unartig gewesen, denn ich habe die ruhigen Pläne von Marktbegleiter und Veranstalter durchkreuzt, habe gewagt, eine Sachlage zu beleuchten und meine Gründe dafür aufgeführt. Mir war klar, dass dies Folgen haben würde. Aber hätte ich den roten Teppich dieser Steilvorlage denn lieber nicht betreten sollen? Eine Frage, die durch die Faktenlage der Heckverzierungen ( Stand 20.08.2018 ) Beantwortung erfährt:
2 Aries, 2 Beaufort, 4 Hydrovane, 3 Monitor, 5 Windpilot, wobei sich bei Uku Hydrovane und Monitor friedlich den Spiegel teilen.
Warum also hätte ich in LSO meine Wettbewerber Sarah und Will Curry ( Hydrovane ) und Don McIntyre nicht freundlich begrüssen sollen? Meine Lebenserfahrung hat mich Professionalität gelehrt, auch wenn ich Copy cat und Intrigen nicht habe verhindern können. Denn, nicht wahr, hinter jeder freundlich jovialen Stirn können unergründliche Gedanken lauern, die nahezu regelmässig erst zeitversetzt aus der Flasche gelassen werden, vermutlich weil der Mut zum offenen Dialog vielleicht nicht vorhanden ist?
Ich habe mir meinen Spass und Lebensfreude erhalten, allerdings meinen Blick für menschliche Verhaltensweisen geschärft, indem ich meine Erlebnisse aufgeschrieben habe.
GGR – OPERETTE – CONDUCTED BY DON MCINTYRE
Don McIntyre ist ein Mann mit bemerkenswerten Fähigkeiten, eisernem Willen, gepaart mit akribischem Arbeitseifer, geballtem Fachwissen und Erfahrungen im wasserhaltigen Metier, zudem grosser Genialität in Networking und Vermarktung, ein Mann, der sein Publikum – vom Sofa oder im Hafen stehend – begeistern und ihnen seine Sicht auf die Dinge vermitteln kann, wie wohl kaum ein Zweiter. Das GGR 2018 hat durch seine Anstrengungen das Licht der Welt erblickt und mein Respekt sei ihm versichert.
In Bezug auf die wind vane politics hätte ich mir ein wenig mehr Professionalität – oder sollte ich es Neutralität benennen? – gewünscht, die einem Veranstalter auch in der eigenen Aussendarstellung sicherlich besser zu Gesicht gestanden hätte, statt eines Verhaltensmusters, das der eigenen Seriosität entgegen steht. Gratwanderungen auf offener Bühne können zu einem interessanten Spektakel werden, zumindest für hier affines Publikum.
Oder fehlt es an menschlicher Größe, dass man Konflikte am liebsten vor Publikum im Hafen oder vor den Kameras austrägt bzw. verbreitet, statt sie face-to-face im Dialog zu klären? Die Aufforderung zur Entfernung des Windpilot Log´s von den Windfahnen mag belegen, dass man hier Wirkung erzielen wollte. Alles nur, weil ein Sponsor Schluckauf bekommen hatte?
Auch die Aufforderung, Videos zur Beweissicherung der Funktionaltität der SOS Ruder an den Veranstalter zu senden, um den Probanden zur Green Card zu verhelfen, machen rückwirkend gedacht, wenig Sinn, wenn zeitgleich anderen Seglern die Zulassung offensichtlich ohne jegliche Notruder Einrichtung erteilt wird. Dieser Eindruck entsteht zumindest, nachdem offenkundig wurde, dass Philippe Péché steuerlos im Süd Atlantik trieb, weil die Pinne abgebrochen ist.
Wenn dann „Probleme mit Windpilot Systemen“ medial ungezügelt verbreitet werden, obgleich man die Hintergründe vermeintlicher Probleme bereits erfahren hat, bleibt nur der Schluss, dass man sich der Wirkung geschäftsschädigender Bemerkungen bewusst, sich vermutlich unter Vorsatz dazu entschieden hat.
FLIP- FLOP – WINDFAHNEN ZU KURZ ERKLÄRT
Ein Highlight zum einfachen Verständnis einer komplizierten Materie. Beim Betrachten des Videos allerdings blitzt die Kompetenz des Veranstalters zur Thematik nur kurz ins Auge, weil sie ansonsten von Wissen Lücken überschattet worden ist. Die Zuschauer waren dennoch begeistert, womit Rückschlüsse auf die Klientel möglich werden, denn FB ist nicht immer für den Transport komplizierter Zusammenhänge als Medium geeignet, was an Art und Qualität der Kommentare abzulesen ist.
Mir scheint beim Betrachten des Videos die Welt stehen geblieben, zumindest, wenn man darüber hinweg zu sehen bereit ist, dass die Welt sich in den vergangenen 20 Jahren tatsächlich weiter gedreht und der Stand der Technik sich verändert hat, allen anderslautenden Beschwörungen zum Trotz, was sich visuell eindrucksvoll selbst erklärt.
Vor diesem Hintergrund wird vollends paradox, wenn ein Veranstalter auf offener Bühne – d.h. vom bequemen Sofa – darüber räsoniert, dass eine Beaufort Lynch ( Windpilot Klon) vermutlich für die GGR Schiffe zu schwach, man besser eine Orion ( Monitor Klon ) hätte verwenden sollen, persönliche Meinung, versteht sich! So sieht ein Ritterschlag von achtern aus! Verdrehte Welt, oder liegen hier die Nerven blank? Immerhin sind alle drei Beaufort Lynch innerhalb von wenigen tausend sm zerbrochen. Nabil Amra hat in Lanzarote, Philippe Péché in Kapstadt und Francesco Cappelletti in Brasilien ihre Reise abgebrochen.
Wenn im weiteren Verlauf des GGR, wie von Veranstalter somnambul prognostiziert, die Teilnehmer Flotte zunehmend dezimiert, am Ende erheblich minimiert, wahrscheinlich nur wenige Heroen den wilden Parcours bestehen, weil vermutlich Bruch und Aufgaben die Überschriften beherrschen werden, bleibt mir nur zu hoffen, dass die Athleten dabei unbeschadet bleiben. Die Veranstaltung allerdings als ultimativen Test für Material zu benennen, das hielte ich für überhöht, weil eher psychische, seglerische und handwerkliche Fähigkeiten den Ausschlag geben werden, ob ein Skipper sich selbst und sein Schiff einigermassen unbeschadet, das Ziel erreichen lässt, oder aber nicht.
Ach ja, und ein Container voller Glück!
Peter Foerthmann