HORTA – RETTUNG FÜR SCHIFFE UND SEELEN
Wenn ich seit Jahrzehnten die Kanaren als den europäischen Flaschenhals bezeichnet habe, muss ich dies weiter nicht erklären.
Weil nämlich gemeinhin jeder Segler, der Europa gen Westen zu verlassen plant, auf den sonnigen Inseln einige Tage oder Wochen weilt, um Tanks und Pantry zu füllen, Schäden und must haves zu ergänzen und reparieren – und seinen Mut zusammen zu reissen, sich nicht selbst in die Hose zu schei…n, seine Nerven zu stählen für den grossen Sprung, der für so viele Segler immer noch ein Nachtgespenst ist, weil der Kampf gegen den inneren Schweinehund ein Ende hat.
Immerhin trennt sich dort die Spreu vom Weizen, weil die finale Nerven Probe für Skipper und seine Frau gekommen ist und der Count Down zu Ende ist. Die Barfuss Route beginnt in den Kanaren und es hilft wenig, seinem Schweinehund zu versichern, dass diese Reise nicht unbedingt die härteste Herausforderung für die Nerven werden wird. Wie Klein Erna zu sagen pflegte: Muscha einfach losbinden.
Ganz anders dagegen die Atlantik Reise in die Gegenrichtung. Die Route nach Osten verläuft weiter im Norden, liegt also näher am Wettergeschehen, das sich ungern an geschriebene Fahrpläne zu halten pflegt, weil der ständige Kampf zwischen Azoren Hoch und den ostwärts sausenden Tiefdruckgebieten selten eine scharfe Linie ist. Der Sieger wird hier täglich neu entschieden, Meeno Schrader und Kollegen verdienen hier eine Teil der Miete.
Horta liegt für Segler auf Ostkurs mitten im Weg bzw. quer vor dem Bug, fast wie ein Magnet, der die cruising community aus aller Welt bündelt, sie anzieht und in sicheren Hafenmauern behegt und beschützt. Im Gegensatz zu den Sonnen verbrannten kahlen Kanaren Inseln gehört Grün auf den Azoren zum Grundanstrich, was seine natürliche Erklärung mit Wasser findet, das von oben aus den Wolken fällt – immer und immer wieder.
Nun sollen diese Zeilen nicht zur Touristen Promo geraten, aber ist ist unzweifelhaft, dass immer mehr Menschen aus meinem Umfeld, sich von den Azoren angezogen fühlen, meist Segler, die schon viel von der Welt gesehen haben und die Besonderheiten dieser Inseln, so abseits der frequentierten – oder überfüllten? – Hotspots von Europa, erkannt und sich entschlossen haben, sich auf den Inseln niederzulassen, um dort ein wenig – oder für immer? – Ruhe zu finden.
Denn es ist klar, dass die Lage, so mitten im Atlantik selten eine wirtschaftliche Existenz ermöglicht. Wer sich dort settled, verfügt meist über genügend Ressourcen, sein Leben dort ruhiger zu gestalten, was in Folge niedriger Lebenshaltungskosten dort wunderbar möglich ist.
Landwirtschaft, Wein, Fischfang und insbesondere Fisch Watching der kapitalen Brocken mit den markanten Rückenflossen, sowie der kleineren FlitzeFische, die als Sushi in Japan so sehr heissbegehrt sind und hoch gehandelt werden. Damit ist die Wirtschaft schon fast beschrieben, mit der die spärliche Insel Bewohner ihr Leben verdienen müssen.
Ach ja, und CAFE SPORT, jene legendäre Kneipe, die gleich nach dem Festbinden von allen Segler angelaufen wird, wofür sie nicht einmal mehr ihr TomTom befragen müssen.
HARRY SCHANK – GOOD AT WOOD
Womit wir in elegantem Schlenker zu Harry kommen, einem der wenigen Männer, die auf den Azoren eine Existenz auf die Beine gestellt haben. Harry´s Geschichte habe ich vor zwei Jahren erzählt:
Fast wie von Geisterhand hat der Wind mir eine tolle Freundschaft mit Harry ins Haus geweht. Auf Harrys Reisen sass ich stets am Heck, habe den Skipper in den Schlaf gewiegt, habe ihn stets zu seinen Traumzielen hingesteuert, war eisern dabei, ihm steuerfreie Zeiten zu verschaffen. Okay klar, nicht ich selbst, aber mein eiserner Stellvertreter, allerdings aus Aluminium, ein windiger Pilot hat den Job gemacht … und damit manches Herz erobert. Wie das von Harry!
Es ergab sich ganz von alleine, dass Harry mir angeboten hatte, als mein Aussenposten in den Azoren einen Job zu machen. Was sollte daran falsch sein – Vereinbarungen zwischen Menschen sind am besten, wenn sie nicht umständlich von Rechtsanwälten zu Papier gebracht werden müssen. Genau mein Ding!
Seit jenem Jahr wurden hunderte Yachten, kurz nach dem Einlaufen, von Harry zwangsbesucht: „everything fine with your Windpilot“, wurde zum Standard Satz in der Cruising Community, vielfach gefolgt von der Bemerkung, ob man vielleicht ein klein wenig “nachjustieren“ solle?
Tja, was soll ich sagen, ohne meine Begeisterung hier nun in GROSSBUCHSTABEN zu artikulieren: Harry hat seine Berufung wörtlich genommen, seine Berufsauffassung lässt sich in wunderbaren Holzarbeiten ablesen. Harry beschäftigt 4 Mitarbeiter, die GOOD AT WOOD wörtlich nehmen, wie die Bilder deutlich zeigen.
Aber auch GFK beherrschen die Jungs professionell, wie die Arbeiten an einer alten Dufour Arpege, die mit vom Sturm abgerissenen Hauptruder, voller Wasser, in den Hafen gehumpelt kam, beweist. Heute ist das Schiff wieder flott, dank Harry und seinen Jungs, die das Kunststück fertig gebracht haben, hier zu moderaten Azoren Preisen, einem Budget Sailor wieder auf die Beine zu helfen. Der Schlüssel: Harry lebt selbst on a budget, wohnt auf seiner SV Grisu, die ihm seit Jahren Heimat ist, abgesehen von seinem grünen Sprinter, der eine rollende Werkstatt ist.
Es ist schon praktisch, einen Freund auf den Azoren zu haben, der mit der Cruising Community auf Du-Und-Du, einen Service leistet, der jeden erfreut, der Freundschaften pflegt … und helfen kann, so ganz ohne Hintergedanken.
Danke Harry, schön, dass wir uns kennen gelernt haben. Marzena und ich haben Dich in unser RUDEL aufgenommen.
Herzlich
Peter am Samstag morgen
Bon Dia Peter,
habe just Deine netten Zeilen rund um Harry in der Marina Horta/Faial/Acores gelesen und möchte „nur“ bestätigen…“Wer Harry nicht kennt, hat die Welt verpennt!“…1A Mensch auf ganzer Linie…es ist immer ein Genuss, seinen Weg zu kreuzen…mit einem dicken Schmunzeln…versteht sich;-)!
Hallo Harry, wir kennen uns seit Urzeiten, als du geboren wurdest, kam dein Vater (auch Harry) und antwortete auf die Frage, wie der Junior heißt: wie denn, Harry natürlich!
Also klar, wir Dieter und Margrit kennen Harry „schon immer“, auch Vater Harry und Mutter Maria aus Herten!