Pilz Familie

011.04.2017
MAX PILZ, 8 MONATE – SEGELN AUS MEINER SICHT
Als Baby ist alles einfach hier an Bord. Ich segle, solange ich denken kann, habe kürzlich sogar im Schlaf den Atlantik überquert, hat gaaanich weh getan! Bin hier nun seit ungefähr 7 Monaten als Crew Member im Gange, von den Details habe ich allerdings schon viel vergessen, hab´den Kopf so voll, von den vielen Eindrücken. Macht aber wohl nix, es scheint sich im Leben ja sowieso alles zu wiederholen!

Jedenfalls hab ich meine Familie immer am Band, brauch´ bloss gequält oder grimmig zu kucken, schon wenden sich die Köpfe und es gibt was zu Lachen. Das Bordpersonal bemüht sich redlich, mir meine Laune nicht zu verhageln, weil ich nämlich die Stimmungs-Kanone und der Bord Kasper Mittelpunkt bin. Bin ich doof drauf, gibt es Terz – und wie man die Regierung triezt, habe ich schon voll begriffen, ich hab´s einfach im Urin, wie die Leute auf mich reagieren, und spätestens, wenn meine Windel k(n)ackevoll voll, fängt es auch den Leuten an Bord an, zu stinken. Der wahre Chef an Bord bin also ich! Mal sehen, was ich mit dieser Erkenntnis noch alles machen kann … mal nachdenken! Ich werde die Chose schon schaukeln – versprochen!

Aber ehrlich? Solange die Ver- und Entsorgung so nahtlos klappt, warum sollte ich denn grummeln? Immerhin werden andere Baby Kollegen tagsüber in der Kinderranch abgegeben, dagegen bin ich doch privilegiert, weil sich 4 Leute hier nonstop um mich kümmern.

Und das Wetter ist fabelhaft, das Bord Programm und Landschafts Panoramen sind allerbest, viele Leute in noch mehr Sprachen, keine Ahnung, warum meine Chefin nun auch noch Englisch mit mir quatscht, will sie vielleicht meinen IQ testen? Man sollte ihr mal sagen: Ich mache ihr doch sowieso alles nach! Oder haben Sie schon mal ein Baby gesehen, dass das Prinzip einer Lewmar Winsch begriffen hat? Segeln ist doch eigentlich wirklich ein Kinderspiel.

Und überhaupt, auf See sitzen oder liegen die Leute doch sowieso nur alle rum, jedenfalls solange das rote Blasensegel vorn nicht aus dem Schädel – oder den Lieken? – fliegt, dann allerdings sind sie plötzlich alle am Flitzen – derweil ich auf meinem Thron festgebunden sitze, um mir in Ruhe das Bordkino zu betrachten. Eine Banane vielleicht, oder einen Gesundheits Keks, notfalls den Gummistöpsel, warum bloss schiebt man mir immer dies Dummi Dings in meine Sprech- und Fress Luke? Ach so: ist wohl ein Stillhalte Abkommen, oder sind die Leute mit den Nerven am Ende?

Falls alle Tricks nicht mehr funzen, mein Geheim Tipp: Schnuller verlieren, damit kann man das Personal – wenn auch verhalten genervt! – auf Trab halten, funzt besonders gut bei Interviews, weil ich schon begriffen habe, wie man Damen ablenken kann, weil sie mit einem Baby Face so viel sublimieren. Eine ganze Welt voller Aktion und Reaktion – ich mache da was draus, versprochen!

Und derweil ich hier nun mein Lebens Lern Pensum – wie meine Milch! – in mich hineinsauge, vertreibt sich meine Pätchwerkfamily ihr Leben mit Segeln, Wandern, Drohenfliegenlassen, Filmedrehen, Grillen, und regelmässigen Video Konferenzen, Gruppendynamischen Erkenntnis Konsequenzen, Plänen, um sie wieder über den Haufen zu werfen, wie sie ihre Atlantik Runde, mit mir im Schlepp – oder vorne weg! – Richtung Heimat Hafen Lubmin erfolgreich – und mit Püscho Sozialen Folgen, zu Ende bringen werden.

Mal schaun´, wenn ich gut drauf bin, verlasse ich das Schiff dann auf eigenem Kiel bzw. Beinen, ansonsten lasse ich mich bequem tragen, oder dann schleppen, wobei mich dann ja ohnehin viele neue Gesichter zum Knuddeln hochheben werden, weil sie prüfen wollen, ob meine zarte Babyseele von der Atlantik Segel Runde nicht schwindelig – durch innere oder äussere Hämatome demoliert – geworden ist. Sorry, meine Sprache ist noch holperich.

Ach ja, mein Bruder Dominik hat Hollywood im Visier: er führt Kamera und Regie auf unseren Reise Video Blogs – neudeutsch Vlogs ! – … auf denen ich immer wieder dazwischen flitze, egal, ob im Rucksack hinten oder vornedran, weil mir die Leute immer irgendwelche Inseln, Bäume, Kokosnüsse oder Krabbeltiere zeigen wollen, mich dabei mit einem Banana Boot Dings unter Motörchen zu den Bananen tuckern lassen … Kurzum – ach ja, bevor ich einschlafe oder dies vergesse, hier die Auflösung eines der grossen Lebens Rätsel: Der Schiffsname 7Seas spiegelt innenfamiliäre Legenden Geschichte: alle 7 Jahre wurde nämlich sorgfältig und ohne Eile, ein Pilz Erbe reproduziert – mal sehen, ob das nun noch so weitergeht, ansonsten bin ich bis dato der Jüngste … und werde das für mich nutzen, solange mir keiner dazwischenfunkt, denn, nicht wahr, mein Skipper, Chef und Erzeuger ist ein weiser Mann, der bei WILHELM BUSCH nachgelesen hat, der da sagt:

Eins, zwei, drei, im Sauseschritt
läuft die Zeit, wir laufen mit.
Schaffen, schuften, werden älter,
träger, müder und auch kälter.
Bis auf einmal man erkennt,
dass das Leben geht zu End´.

Viel zu spät begreifen viele,
die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s Reise, reise!

Max – alias Peter Foerthmann WEITERLESEN

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FORTSETZUNG 20.05.2017

MAX PILZ, CRUISING LIFE IS EASY
Moin zusammen, wird wohl Zeit, dass ich mal wieder von mir hören lasse, damit keiner auf die Idee kommt, dass man mich hier an Bord quält, von wegen nicht Art gerechter Baby Haltung. Ich habe mir sagen lassen, dass es Kampfmütter geben soll, die ihre Erben nur in der Wattekiste durch die Gegend tragen. Neee, das tut meine Regierung nicht! Im Gegenteil, die schleppen mich sogar auf Berge rauf, vermutlich, um zu testen, ob ich höhentauglich bin.

Macht mir gaaanix, die Aussicht ist immer fabelhaft, allerdings sehe ich beim jeweiligen Lasten Kuli immer Schweiss auf der Stirn … und ich frag mich ernsthaft, bin ich vielleicht zu schwer, brauch ich ´ne Diät? Haben die Leute Schiss? Ist irgendwas gefährlich? Mir egal, ich find es lustig und wenn´s mir zu doof wird, stelle ich mich schlafend, dann habe ich meine Ruh´ … jedenfalls bis ich Essen rieche, es dann endlich mal wieder was zu Futtern gibt … da bin ich dann – Schwups – vorneweg, hab´ gehört, dass ich kräftig wachse, man will die Leute ja auch nicht enttäuschen. Man tut eben, was man kann.

Hab´ mir schon überlegt, ob ich mal aufstehen soll, aber ehrlich, nee, ich habe keinen Bock, weil ich den Verdacht habe, dass ich dann fortan immer selber laufen muss. Ausserdem bekomme ich dann krumme Beine, wenn man mich zu früh auf die Beine stellt, und das will ich nicht, weil ich dann später deswegen gemobbt werde, weil Jungs mit krummen Beine, als B-Ware, bei der Ehevermittlung Schwierigkeiten haben. Ausserdem bin Ich doch nicht blöd! Solange der Shuttle Service umsonst zu haben ist, muss man eben nix selber machen, kapiert doch jedes Baby.

Wie ich hier so höre, sind wir in der Marikotz Bay, oder so ähnlich … und die Leute reden alle von Wetterfenster! Versteh ich nicht! Was soll der Scheiss, wir sind doch immer draussen an der frischen Luft, der Stern brennt, alle rennen rum im Hemd … und ein Fenster sehe ich nirgendwo, jedenfalls nicht, wenn ich draussen bin. Ist mir auch egal, lass die Leute quatschen, ich habe meine kleine Welt, bin bester Laune und beobachte das Bord Personal, das tagelang immer von einem Baum redet. Sind wir hier im Wald? Muss ich das verstehen?

Immerhin habe ich jetzt langsam den Durchblick, wie die Hierarchie an Bord so funzt: scheint eine Reihenfolge zu geben: von der Küche über Technik bis zur Koje, ich immer zwischendrin. Also ich seh´ das so: der Oberboss ist mein Erzeuger, der mit leicht angegrauten Haaren, der heute die Rolle spielt, auf die ich für später schiele, denn Chef wird mir liegen, weil ´ne Menge durch einfache Befehle funzt, die man bellt, notfalls diskutiert, Hauptsache, man bleibt eben der Chef von´s Janze. Das will ich auch!

Mein Daddy scheint ein Allround Natur Talent zu sein, der für alles und jedes eine Lösung findet, zumindest tut er so … ich kann das noch nicht unterscheiden. Ausser in der Päntri ( oder wie schreibt man das? ), jedenfalls würden wir allesamt verhungern, wenn der Mann in der Küche das Sagen hätte. Hat er zum Glück nicht, er kennt seine Grenzen und lässt lieber das erfahrene Personal an die Töpfe. Vermutlich muss man sich im Leben nur gut genug verkaufen! Solange man den Macker gibt, findet man auch nette Hasen, und ich finde meine beiden Oldies haben es gut miteinander … und mit mir getroffen. Hätte schlechter kommen können!

Meine Mutter Anett … ja, was soll ich hier sagen, ohne mir selbst zu schaden: die Deern ist fabelhaft, knorke, ein deutsch ausländisches Sprachgenie, immer freundlich, immer servil, gibt mir wirklich keinen Grund zum quaaaaken. Der Service funzt, das Futter schmeckt, Entsorgung klappt tadellos, das Bord Programm ist erste Sahne, ich kann garnicht verstehen, warum man auf anderen Schiffen immer soviel Gemecker hört. Bei uns ist die Stimmung allerbest, wie das Wetter … könnte ewig so weiter gehen. Allerdings gibt sie neuerdings die Steuerfrau bei Manövern, recht ungewöhnlich. Hat die Frau vielleicht zu wenig Stress? Haben wir ein Genderproblem an Bord? Muss sie sich vor ihrem Häuptling noch beweisen? Ich glaube, ich muss das noch ein bisschen weiter erforschen. Ich werde dann berichten – versprochen!

Tja, und dann die Marie, derzeit noch mein liebendes Schwesterlein, geduldig mit meinen Spielereien, fühlt sich mir vermutlich derzeit noch hier und dort überlegen, weil sie schon selber laufen kann und damit eine Eigenständigkeit besitzt, wie beim Führerschein, wenn man einfach flutsch um die Ecke verschwinden kann, derweil ich angebunden nur auf der Hose – bzw. Windel – zu sitzen habe. Dumm für mich, aber der Tag kommt, an dem ich mich erhebe … und dann sieht die Welt hier an Bord komplett anders aus – versprochen, denn dann werde ich sie alle in den Wahnsinn treiben. Derzeit muss Marie unter dem Muttertier leiden, die tagsüber die gestrenge Lehrerin gibt, und gegen die Lustlosigkeit der eigenen Leibesfrucht anzukämpfen hat. Ich frage mich ernsthaft: ob es nicht bessere Lernmodelle gibt? Zum Beispiel lernen per App, per Auto Update, oder vielleicht durch Spritze: ein Stich … und schon ist man schlau!

Ach ja, und dann der Praktikant an Bord, genannt Dominik, gross wie der Chef, trägt sein Baseball Cap immer falsch herum, vermutlich, weil die Nackenhaare sensibel und keine Sonne vertragen können, macht auf Sabbel Jahr vom Inschenör Studium, vermutlich weil ihm dort die Chromosmen / Kosmopolonen, na jedenfalls die anderen Klugscheisser langweilen und er sich eine Alleinstellung für seine Frazzenbock Profilierung basteln will und darum lieber kongenial dem Papa auf die Nerven geht. Abgesehen, dass sich eine Karibik Runde bei den jungen Hasen auch gut verkaufen lässt, weil man schon so erfahren ist. Cosmopolit – besser als Polente.

Für mich ein Kontrastprogramm, denn er macht für mich den Ersatz Kasper, wenn die beiden Oldies mal die gemeinsame Koje intensiver untersuchen wollen. Keine Ahnung, was die dort treiben, aber ich glaube, das hat was mit meinem Ursprung – oder war das Eisprung? – zu tun. Ich bin ehrlich, ich bin jetzt durcheinander. Soll ich etwa noch Konkurrenz bekommen? Nee, das will ich nicht … dafür ist bei uns kein Platz, zumal ich ja dann meine Paraderolle verlieren – oder Zeit teilen – müsste. Und das wäre tragisch, darunter kann Babylein leiden! Immer schön der Reihe nach und immer schön ans Erbe denken, das die Oldies uns ja schenken wollen … bevor sie auf die Alters Ranch verschwinden, wo man sie Sonntag für ein paar Minuten besuchen kann … wenn´s denn passt und gerade nix besseres dazwischen kommt.

Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass Segeln so easy ist, ich habe eine fabelhafte Zeit, die Knete kommt aus dem Automaten, die Kokosnüsse von den Bäumen, die Bananen sind überall zu haben, und die Stimmung an Bord ist allerbest. Welch ein Fest! Habe neulich den Schnack aufgeschnappt: „Cruisinglife is a busy life“ Kann ich nicht verstehen! Find ich nämlich gaaanich: cruising life is wonderful, as far as the Pampers are not full, das Personal bei Fuss, der Kühlschrank voller Leckereien und nach dem Kotzen die Schweinerei sofort weggemacht wird …

Derzeit ist mein life ein easy life, aber wehe wenn ich hier aufstehe und auf eigenem Kiel das Leben inspiziere. Vermutlich werde ich dann Stress verbreiten, werde wie ein Wauwi angeleint. Ich sehe überall Kiddies angebunden, erinnert mich and die Hunde vorm Supermarkt. Mein Vorschlag: Wie wäre es denn mit Teletubbies, die man als App auf den Schompjuter verladen kann, hochkant hätte ich dann Kuckzeuch, vielleicht einen Langzeit Lolly in der einen, und eine Tageszeitung in der anderen Pfote, so könnte ich mir Dummes Zeug dann autodiebisch – oder tataktisch – selber beibringen. Oder Holzautos, auf denen man rum beissen kann. Ist mir alles egal, sollen die anderen doch mal drüber nachdenken, wie sie mich zu Schweigen bringen. Immerhin habe ich als Baby einen gesetzlichen Anspruch auf ausgewogene Baby konforme Erziehung, damit ich als Prachtkerl später glücklich werde, mich sauber entwickle und ohne Psychosen bleibe, für die ich ansonsten meine Eltern zu verklagen hätte …

Ich glaube, ich muss ma kurz unterbrechen, hier ist Unruhe an Bord, ich muss mich fertich machen, Hose an, Mütze auf, Daumen hoch … und losgestapft … ich hinten dran mit bunter Mütze drauf.

Das wäre es erstmal… Gruß – Pups – und wech!
Max – alias Peter Foerthmann WEITERLESEN
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Eine Antwort zu Pilz Familie

  1. Der Max ist clever, lässt schon als Büdelschieter andere für sich bloggen, braucht eigentlich bloß noch Kurs halten. Danke, Herr Förthmann, für die schöne Dichtung.

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