HIMALAYA – EL CAPITAN – 4 x ATLANTIK UND UM DIE GANZE WELT
Wie das Ganze zusammenhängt? Hier eine interessante Geschichte aus dem wahren Leben: Wenn ein eingefleischter Bergsteiger aus der Slowakei fast alle Herausforderungen, die man weltweit im Hochgebirge bezwingen kann, bereits hinter sich gelassen hat, und dann das Segeln für sich entdeckt, kann man sicher sein, dass der Mann auch in diesem neuen Medium etwas Besonderes auf die Beine stellt.
In der slowakischen Diaspora von Bergsteigern ist Vlado Porvaznik seit Jahrzehnten ein bekannter Name. Bereits in jungen Jahren hat er steilste Berge bezwungen und ist immer wieder heil unten angekommen.
Vlado schrieb mir in 2011 folgende Zeilen:
Immer war ich ein Bergsteiger. Ich startete damit, wenn ich 14. Jahre alt war. Ich habe ein paar wirklich gute Sachen geklettert (3 mal Mont Blanc durch verschiedene Wände, Norwegian Trollygen, Dolomiti in Winter, 7 Tage in NW Wand von CIVETTA, Pamir / Himalaya. Im Jahre 2009 El. Capitan, Yosemite. Es war wunderschoen und voll Adrenalin. Aber eine Sache war es immer das Wichtigste: Sicherheit. Ich habe grosse Dummheiten gemacht, zum Beispiel eine Lawine in die Hohe Tatra in Januar 1985, wo ich fast gestorben bin.
Ich nenne es „NO RETURN PROCESS“. In eine Sekunde kann alles kaputt sein und du würdest gern alles zurück geben, aber das geht nicht. Ich habe ein paar Tote gesehen und einige davon waren meine Freunde.
Und immer spielten das Spiel Die drei Faktoren: Das Wetter, physischer und psychischer Zustand, und Ausrüstung. Ich kann noch den Zufall nennen. Dass du für Unternehmen dieser Art Erfahrung brauchst, das ist Dir bekannt und Du weisst, was Du von den Tieren ein wenig Instinkt erlernen kannst, es ist keine Selbsverständlichkeit.
Beruflich in einem grossen Baukonsortium erfolgreich, verheiratet mit Viola seit 32 Jahren, Vater, Grossvater, verfügt Vlado seit etlichen Jahren über ein grösseres Mass an Freiheit, die er seither energisch und ausgiebig genutzt. Mit heute 55 Jahren, ist der Mann erst vor 10 Jahren zum Segeln gekommen. Gemeinsam mit seiner eingeschworenen Bergsteiger Truppe von 3 Freunden, hat er in Kroatien irgendwann später das Segeln entdeckt und hat fortan mit einem 23 Fuss Schiffchen zunächst das Mittelmeer intensiv befahren.
Der Virus grassierte und – explodierte. Die Schiffe wurden schnell grösser, nach 2 Atlantik Querungen mit der SV CIVETTA I ( eine Reja 35 ) im Jahre 2008, wurde in Slowenien die SV CIVETTA II – eine JANMOR 45 als Semi Customs Neubau auf Kiel gelegt und zügig in 2011 fertiggestellt. Vlado, der deutschen Sprache prächtig mächtig, hat in diesen Jahren die Fachbücher von Bobby Schenk bis Jimmy Cornell verschlungen und sich Fachwissen angelesen. Es konnte nicht ausbleiben, dass wir uns damals recht schnell kennen lernten, wenngleich stets nur schriftlich elektronisch. Und so konnte ich miterleben, in welch atemberaubendem Tempo hier ein Horizont verschoben wurde, wofür andere Menschen lebenslange Planungen benötigen – und am Ende dennoch – oder trotzdem? – allzu häufig scheitern. Vlado hat einen gänzlich anderen Weg eingeschlagen und dabei viele Abkürzungen genommen.
Unter hunderten von Mailwechseln findet sich folgender Bericht, der die Art und Vorgehensweise von Vlado unvergleichlich deutlich schildert:
Du kannst nicht das Moeglichkeit, das etwas schief gehen wird, ganz eliminieren, aber ein Minimum kannst du das sicher absehen.
Worueber ich eigentlich schreibe: Bootsbau.
Vor zehn jahren hatte ich keine Ahnung, was Yachting ist. Ich suchte einfach etwas, was mir Adrenalin geben kann, weil ich hatte das Gefuehl, das ich fuer das Klettern schon langsam zu Alt geworden bin. Da habe ich also ein Segelboot 3,6 m gekauft ohne das motor, nur mit Paddeln, Mast und ein Segel. Damit haben wir zu Zweit von Pula bis Dubrovnik gesegelt, oder gepaddelt. Es dauerte 12 Tage. Die Nächte haben wir in Strand geschlafen. Das hatte mich voellig geschnappt. Das ist doch etwas! Ich brauche nur eine Kabine und Motor. Also habe ich ein 23.Footer gekauft. Damit dann nach Malta, Athen und so weiter. Da hatte ich CIVETTA (Du hast von der Reja 35 meine DVD) und jetzt also werde ich CIVETTA II bauen.
Ich bin kein Expert. Ich Weiss fast gar nichts ueber Schiffe. Oder wusste ich gar nichts. Zum Gluck kann ich Deutsch und English lesen, also die Buecher. Ich habe jedes Buch die ich gekauft habe von vorne bis hinten gelesen, auch einen Toernfuehrer, auch das Buch uber Windpilot, als ich das gekauft habe und dazu auch das Buch, von Boby Schenk. Dank ihm kann ich mit Sextant meine Standort beurteilen, noch nicht die Sterne, aber Zwei Linien Sonne oder Mond beurteilen ( habe ich manchmall in Atlantic gemacht ).
Und natuerlich habe ich Blauwasser Segeln gelesen. Ich denke, was ich immer zum Thema sage, wird nur eine Interpretation von dieses Buch. Das war auch das Grund, warum ich nicht das neue Schiff am Messe Duesseldorf gekauft habe, sondern das Weg mit Factory in Brunn begonnen habe. Das heisst nicht, das auf der Messe nicht ein gutes Schiff zu kaufen ist. Aber es geht auch um servis moeglichkeiten, oder das ich immer dort telefonieren kann um etwas konsultieren. Das ist wirklich eine grosse Hilfe! Ich hatte mit CIVETTA sogar 1000 mal telefoniert. Ich weiss nicht, ob es solche moeglichkeit in Sun Odyssey, Bawaria HR usw gibt. Bei mir spielt noch eine Rolle die Sprache. Czechisch ist kein problem fuer mich und in Fachterminologie bin ich nicht so gut in Deutsch oder English. Vorlaeufig.
Wenn ich in jahre 1980 in Munchen Eine HIFI Turm gekauft habe, wollte ich 2 X 100 Watt, obwohl in meine Zimmer nur 2 X 5 Watt brauchte. Aber was, wenn ich einmal eine Diskothek aufmachen werde?
Ich glaube, dass ich gut gewählt habe, mit meine Entscheidung mit CIVETTA II. Ich bin sicher, das ich mit mehr Hilfe sicher auch eine bessere Moeglichkeit hätte auswählen konnte, aber nun es ist schon geschehen. Das heisst nun nicht, dass der Prozess beendet ist. In Boby Schenk habe ich gelesen „ in jedem schiff, das du besuchst, kannst du eine nuetzliche Idee fuer dein Schiff finden. In deinen Windpilot Blog habe ich gelesen, Qualiät ist teuer“. Ich bin ruhiger, wenn mein Schiff Dimensionen fuer „HURIKAN mit Don Jordan series drogue“ hat??????!!!!!!!, ( bin ich sicher?????????) auch wenn es vielleicht nie passieren wird. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ein starkes Schiff gebaut habe, und mein Gefühl ist wichtig.
Meine Gedanken findest du vielleicht ein wenig durcheinander, aber sicher hast du mich auch verstanden.
Vlado
Die Entscheidung, das Segeln als überwiegend männliche Veranstaltung zu praktizieren, bei der Ehefrau Viola nur sporadisch mit dem Flugzeug besuchsweise partizipiert, hat ihren Ursprung in einem unschönen Segeltörn vor der kroatischen Küste, bei der das Paar von einem schweren Sturm bös zerzaust, bei Viola den Entschluss hatte reifen lassen: nie wieder – jedenfalls nicht so! Viola hat in der Folge und bis heute ihren Mann stets an den schönsten Plätzen der Welt besucht und ist nur etappenweise an Bord geblieben.
SV CIVETTA II hat im Jahre 2011 / 12 zweimal den Atlantik überquert und war im Herbst 2013 bereits zur dritten Überquerung in Las Palmas anzutreffen.
02.06.2012 von Horta:
Hallo Peter!
Noch einmal muss ich sagen, dass Windpilot eine hervoragende HELP ist. Ich schreibe aus Horta und wir sind die ganze Nacht mit 40 knoten gesegelt. Morgen war auch 50 Knoten. Das war vor 2 Tagen. Ich habe das gefilmt und auch fotos gemacht, aber noch muss ich alles in Ordnung bringen. Ich schicke dir paar fotos von Morgen 30.ten Mai.
Mit Hertz
Vlado
Wie Vlado und Viola mir vor wenigen Tagen hier in Hamburg versicherten: In der RODNEY BAY MARINA wehte im Hafen die Blaue Flagge zur WORLD ARC, einer Veranstaltung des World Cruising Club
Von der Idee elektrisiert, entschied Vlado sich spontan und auf der Stelle zur Teilnahme an der Tour um die ganze grosse Welt, die er im Frühjahr 2015 beendete. Seitdem zerrt die CIVETTA II schon wieder ungeduldig an ihren Leinen in der Marina La Linea / Gibraltar und wartet auf weitere aufregende Abenteuer.
Vlado´s Windpilot wurde vergangene Woche hier bei uns in der Werkstatt überholt, wobei mir aufgefallen ist, dass der Zeitraum von ca 10 Jahren ohne nennenswerten Service an einer Windpilot Anlage, fast ein wenig zu lang gewesen ist, denn wir haben das Salz aller Ozeane aus den Bauteilen der Anlage entfernen müssen, das sich dort über 4 Atlantik Überquerungen plus eine Weltumsegelung hat ansammeln können.
Auch wenn Vlado mir angelegentlich versichert hat, dass das System bis zuletzt perfekt gesteuert habe – so habe ich da meine kleinen Zweifel, weil man mit den vielen Salz eine Woche lang ganze Mahlzeiten hätte würzen können. Irgendwie hat mich dies an eine ähnliche Bergebenheit erinnert, als JIMMY CORNELL mir vor etlichen Jahren seine Windpilot Anlage „zwecks Service“ in die Werkstatt brachte, und ich ähnlich viel Salz habe entdecken und entfernen müssen. Seitdem reift in meinem Kopf die Erkenntnis, dass Segler, erst einmal auf See, scheinbar immer wieder an Bord in Lethargie verfallen, die einfachsten Service Verrichtungen nicht zu erbringen bereit und in der Lage sind … und es am Ende dann dem Hersteller überlassen, die eigene Faulheit zu honorieren, bzw. deren Folgen zu beheben. Okay … Schwamm drüber Boogie … das Leben geht weiter und es ist immerhin ja auch nett, Freunde zumindest anlässlich notwendiger Servicemassnahmen dann in Hamburg begrüssen zu können.
Vlado wird meiner Einschätzung nach in die Geschichtsbücher eingehen, weil er neben den höchsten Gipfeln dieser Welt auch eine Weltumsegelung erfolgreich beendet hat. In seiner Heimat geniesst er bereits heute einen Sonderstatus, weil Segeln dort nur handverlesen von wenigen Menschen betrieben wird, was angesichts fehlender Küsten und einer besonderen politischer Vergangenheit durchaus erklärlich wird.
Vlado arbeitet derzeit als Filmproduzent an der Fertigstellung einer Video Produktion, die in Kürze zweisprachig veröffentlicht werden wird: Zweimal HIMALAYA, einmal zu Lande und einmal zur See.
Darüberhinaus freuen wir uns stets und ständig an seinen besonderen Aufmerksamkeiten und Präsenten: exquisiten Pralinen aus der eigenen Schokoladen Fabrik in Bratislawa.
Von einem Freund für einen Freund geschrieben
Peter Foerthmann WEITERLESEN